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die getroffenen..., 2.9k

scandal? what scandal?

im regen, 6.9k

Wer erinnere sich nicht mehr an den versocialbeateten Tag, damals im März, im Conne Island? Nein? Achso, Filmriß? Ja, verständlich, wenn ich mich recht entsinne. Okay. Einige aber mußten nüchtern bleiben, um den Saal nach mehreren Stunden oppositioneller Literaturaußen von „AnDie Z.“ bis „Wut Krach Lärm“ auszuräumen, während denen einige der angereisten Publikumsautoren zahlreiche Gelegenheit zu brabbelnd vorgebrachten Ausrufen wie „ich wünsch dir nochn schönen Orgasmus und ein paar auffe Fresse“(1) wahrnahmen, wenn sie mal für eine Handvoll Kupfermünzen kein Bier mehr bekommen hatten.
Schließlich hatten sie sich bereits über Stunden an den schönen, doch trügerischen Gedanken gewöhnen können, der Saal sei im Verlauf ihrer gestenreichen wie allgemein armen, Beschwörungsformeln gefährlich nahe kommenden Lesungen so nach und nach in ihren Besitz übergegangen und so recht eigentlich nicht mehr interessant, was die LadenbetreiberInnen ihnen noch so zu sagen hätten.

GIF-Bitmap, 20.7K flyer ausm vs-umfeld, 1.6k
Soviel nur zum außerordentlich unangenehmen Ablauf dieses Tages. Man könnte es einfach als Minusbrötchen abschmieren und mit dem tröstenden Wissen, daß man so etwas bestimmt nicht wieder tun wird, schlicht auf sich beruhen lassen, wäre es nicht zu dem schon außerliterarisch gewordenen Ausruf „Intolerante Elite hebt ab!!!“
(2) vom 20. März gekommen, in dem V. Tanner sich über den CI-Artikel „Schau auf den METAnabel oder der große Schrubb“ ausläßt. So geht's eben einfach nicht, und wieder bleibt mir nur die Möglichkeit, es in der heißen Luft zu zerreißen, aus der es hergeblasen kommt. Statt sich auf das im angesprochenen Artikel gemachte ausgesprochen faire Angebot einzulassen, einfach nur für etwas dümmer als andere gehalten zu werden und somit dann ziemlich alles tun und lassen zu dürfen, wozu die eigenen geistigen Fähigkeiten und Leberstärken eben noch ausreichen; stattdessen also wählte V. Tanner am 20. März den Weg des höheren Widerstandes und schlug Protest, 9 Thesen, an die Eingangstür des CI-Saales an. Das, und eine kleine Episode in der Fortsetzung der sbseits verantworteten Absonderlichkeiten - oder eher: -Normalitäten - am frühen Abend, machen einen zweiten Artikel zum Thema notwendig, der auch erst jetzt erscheinen kann, da die CI-Newsflyer-April-Deadline bereits vor der „BuchsaboTAGe“ lag. Ferner muß ich gestehen, daß ich der zufälligen Versuchung nicht widerstehen konnte, die V. Tanner mir antat, als er selbst, freiwillig, unaufgefordert und ohne alle Not in einem seiner Texte im tie-break ohne alle Scheu vor dem großen Wort einfach: „Sinnloses Hin und her Geschrubbe“(3) als solches gelassen aussprach. Was mich in größte Begeisterung versetzte. Das war echtes Entertainment. Wie in der BILD-Zeitung übrigens, die nie „Heraustrennen und Neuzusammensetzen von Satzteilen aus Literatur“(4) betreibt, sondern eben Entertainment und somit nur in anderen als den Euren Zusammenhängen erst eine „Niveau“frage(5) stellt.

fussnoten:

(1) Cafetheke, ca. 23.00 Uhr, seitens eines walkin’likeanegyptian durch die Türe hineinstolpernden insgesamt strähnigen gastes
(2) siehe Dokumentation vorstehend
(3) abgedruckt vermutlich in: „Vergammelte Schriften“ #5
(4) Siehe V. Tanner-These 5
(5) Vgl. Anm 4
(6) Goethe: Über den Dilettantismus. Goethe Werke Bd. 18, Weimar/Frankfurt ‘63, S. 476
(7) Eckhard Henscheid da und ort, jedenfalls nicht zu selten
(8) vgl. Entwicklung der Titanic 1989-1997
(9) Siehe V. Tanner-These 7
(10) Vgl. Anm. 9
(11) Vgl. Anm. 3
(12) Vgl. Anm. 9
(13) vgl. letzter, den Thesen nachgeschobenen Satz: „Ein kleiner Tip zum Abschluß, kommt doch mal von Eurer Wolke wieder ‘runter, es soll Leute geben die Euch nicht mehr ernst nehmen.“
(14) Siehe Nachsatz des V. Tanner-Papieres
(15) Siehe V. Tanner-These 8
(16) Wie gesagt, Ihr seid eine homogene Gruppe Austauschbarer, habt’s eindrucksvoll bewiesen.
(17) Aufruf der A.L.O. Leipzig zum ersten Mai mit den Forderungen: „Realitäten bekämpfen!!! Jetzt!!! Faschisten an den Nordpol!“
(18) Siehe V. Tanner-These 3.
(19) mir ist voll bewußt, daß ich mich mit der Mühe, die ich mir mit Euch mache, schon beinahe der Lächerlichkeit preisgebe. Sei’s drum.
(20) Vgl. Anm. 18
(21) Vgl. Anm. 4
(22) also ich bitte Euch: Tucholsky. Tucholsky. Tucholsky. Tucholsky.
(23) Sein Werk hat 10 Bände. Lies sie zu Ende!
(24) gucke: V. Tanner-These 1
Zitieren in freudiger Willkür, um zur Aufklärung der Bevölkerung resp. eigenen Zusammenhänge über aktuelle Tendenzen in „Literaturpolitik“(6) und „Schweinebetrieb“(7) beizutragen, gehört vielmehr zu den zeitgemäßen Polemikstandards und wird eigentlich von niemand, der's kann, geschmäht(8). Bleiben wir also dabei. Weiterhin mag der Beitrag im klarofix-tv vom April als Anlaß für diese letzte Auslassung zum Thema gesehen werden, zu der ich noch Kraft habe. Zwar haben mich Klarofix-Beurteilungen oder -Thesen noch nie über Gebühr (und Klarofix-Gebühren liegen dankenswert niedrig) beansprucht, aber es soll in der Reihe der Hinderlichkeiten, einfach den Mund über diesen ambitioniert kümmerlichen Mist zu halten, nicht fehlen.
Zur Sache.

Die Hunde

spielen eine große Rolle in den Texten der sb-SchreiberInnen. Poeten der Niedertracht, die sie sind, kann ihnen die einfache Motivreihe Altneubaublock - Girls - pissen gehen - drüber schreiben (Reihenfolge als Textkonstituenten übrigens austauschbar) - stofflich nicht ausreichen. Das ist gut so. Denn tatsächlich macht diese Motivvielfalt nicht nur die Texte, nein, auch die AutorInnen untereinander austauschbar. Köstlich, wirklich einfach nur noch köstlich ist, wie V. Tanner auf Originalität besteht, darauf also sitzenbleibt, wenn er den Vorwurf einer tatsächlichen kollektiven Unfähigkeit mit den Worten zurückweist: „Die Texte spiegeln immer die Meinung der jeweiligen Autoren wider und nicht des ganzen SOCIAL BEAT.“(9)
Dergeartet erwartungsfroh, und „immer für Kritik offen und“ bereit, mich „möglichst allen Dogmen zu entziehen“(10), mischte ich mich also unter das Publikum und gab mich als ehrlich bemüht darum aus, nicht arrogant auszusehen. Wozu ich mich, mit Bedacht, an eine dieser ungeschrubbten Säulen im hinteren Teil des Saales lehnte. Harrend. Das mußte im Verlauf mehrerer Stunden dann doch ungetrübt bleibender Vorurteile natürlich gründlich mißlingen. Alles Horchen auf vermeintlich leisere Töne zu den oben getreu wiedergegebenen Inhalten der sb-literatur blieb ergebnislos und die Suche nach Unterschieden zwischen Autoren ebenso. Dabei bewegte mich nicht die Frage was will uns der Autor damit sagen. Eher weniger. Genug, mit anderen Worten. Die wenigen Worte und damit deren AutorInnen, die aus dem Rahmen fielen, waren ebendie, die aus der Rolle fielen, die unter der Kategorie „schade drum“ bzw „was wolln die hier“ bzw „warum sagt denen keiner, wo die Stadtbibliothek ist“ sich eigentlich nur fürchterlich blamiert haben. Und die in ihren Texten erkennbaren Unterschiede zu denen anderer lesender AutorInnen echte Unterschiede zum Genre sb. Was blieb, war das „sinnlose hin und her Geschrubbe“(11) zwischen dem einen oder anderen Motiv, sieht man vielleicht von der ebenso leicht unterschiedlichen wie schwer unterscheidbaren Gewichtung eigenen Selbstmitleides in den Texten ab bzw dessen, was davon die Lesung überlebte. Es ergab sich daraus schlicht kein Grund, die Vorwürfe an den „ganzen SOCIAL BEAT“(12) auch nur einen Fußbreit zurückzunehmen, vielmehr verstärkte sich der bedauerliche Eindruck, daß es sich bei diesen AutorInnen um ihre eigenen Epigonen handelt, denen selbst noch die Nachfolge Bukowskys nicht gegeben ist. Nicht zu schwer, nein - einfach eh nur viel zu spät. pc - nein danke, 5.0k

bellen

„9. POLITICAL CORRECTNESS ist für mich Faschismus für Intellektuelle. (Volly Tanner)“, so These 9 des unter Wolken, die jeden Ernst verabschieden(13), geschriebenen Papiers.
Sollte es „Leute geben, die“ uns „nicht mehr ernst nehmen“(14), wäre zunächst einmal die Verständnisfrage zu stellen, ob sie es denn je taten. Zweitens, ob sie es denn je konnten (vermöge z.B. altneubaublockgeschärfter alltäglicher Erkenntnisfähigkeit). Drittens, ob wir die dann überhaupt ernst nehmen können und viertens, ob wir das überhaupt nötig hätten, sie ernstzunehmen.
Ich setze jetzt mal den günstigsten Fall und verneine alle vier Fragen.
Es hat nämlich nichts, aber auch gar nichts mit Aufeinanderzugehen innerhalb „linker oder wie auch immer alternativer Kultur“(15) zu tun, wenn man mit dem berechtigten Vorwurf der Denkfaulheit, politischen Sorglosigkeit und kulturell fatalen Indifferenz spart. Konkret waren genau dies die Vorwürfe an Euch(16) - die muß ich also nicht wiederholen.
Gefallen hat mir nur eine Kritik an diesen Vorwürfen, die bezeichnenderweise nicht aus Euren Reihen unsere Kulturbolschewismusredaktion erreichte, und in der die Rede von einer fatalen Wahl (bzw Unterstellung) jeweiliger literarischer Vorbilder war. Stimmt, amo: Heinrich Mann ist definitiv tot. Doch die sb-Kritik laut V. Tanners Märzthesen ist nichts als eine, auf wenngleich spürbar tiefergelegtem Horizont dahergeschlittert kommende Bestätigung meiner Vorwürfe. Die eingangs dieses Abschnittes genannte These 9 ist das wohlkalkulierte Aufgejaule auch der Neuen Rechten, die erst ein heutzutage im vollen Dampf bestenfalls halluziniertes linkes Meinungsterror-PC-Tabu aufbaut, es anschließend mehrfach überrennt (wer sich dagegen wehrt, weiß oftmals gar nicht, oder höchstens instinktiv, was er da eigentlich verteidigt - wahrscheinlich Zivilisation und Moral), um es abschließend triumphierend als Sieg einer vermeintlichen, eben nur freischwebend- dummschwätzenden „Meinungsfreiheit“ mit der Option auf nun ungebremste Verbreitung gröbster Lügen (Neue Rechte) und Geschmacklosigkeiten (Neue Rechte/Ihr) abzufeiern. Wiegesagt: Ihr seid keine Faschisten. Aber Ihr weigert Euch auffallend besorgniserregend beharrlich, über Ähnlichkeiten mit denen und eigene Denkfaulheit nachzudenken, was so gesehen kein Widerspruch mehr, sondern leider nur noch logisch ist. Daraus für Euch eine „Dogmenfreiheit“ zu bescheinigen, ist unappetitlich und obszön - nicht nur für einen Antifaschisten, also einen der „etwas gegen die FASCHISTEN-ARSCHLÖCHER (...) tun“(17) will. Wer als sich selbst so bezeichnender Linker das Wort „political correctness“ in den Mund nimmt, sollte wenigstens wissen, woher der Begriff kommt, wenn er nicht in Amerika lebt. Lebt er wie V. Tanner in Deutschland, sollte er zur Kenntnis genommen haben, daß dieser Begriff von der Neuen Rechten in den „Diskurs“ als Kampfbegriff eingebracht wurde mit dem einzigen Ziel, gegen das vorzugehen, was man in der untergegangenen BRD sowie den westlichen Demokratien als zivilisatorischen Mindeststandard kannte (Minderheitenschutz, Frauenrechte, Antirassismus etc). Aber gemeinsam jault sichs besser, und was ich nicht weiß macht mich nicht heiß - ja, heute noch, V.Tanner. Heute noch.
Zweitens (These 9 „sagt mehr über Euch aus als Ihr denkt“(18)) könnt Ihr Euch Eure schon nicht mehr nur bloß dümmliche Intellektuellenfeindlichkeit (zu der ists von der Denkfaulheit eben nur ein kurzer Schritt - wie für uns, zugegeben, vom Erhabenen zum Lächerlichen)(19) glatt mit den gröberen unter den Nazis teilen. Das Geschrei, das Ihr erhebt, gleicht die Ohren beleidigend dem Geschrei des Mobs, der... naja.
Unser „elitärer Diskussionsclub“(20) möchte Euch dennoch, ganz ohne Hintersinn, die Chance geben, uns verbohrten „Intellektuellen“ mal vorzuführen, wie man „aus Tucholsky einen Faschisten machen“(21) kann. Leuchtet mir nämlich nicht unmittelbar ein, denn getreu der beherzigten Kritik von amo an der Wahl literarischer Vorbilder vermag ich es nicht, Euch mit Tucholsky zu vergleichen(22), was V. Tanner - vielleicht ohne es zu wollen oder zu bemerken, alles andere müßte nachdrücklich wie -weislich verwundern - mit sich selbst tut. Denn jenem(23) war jede Nähe, auch vermeintliche Nähe zu einem Habitus, wie auch die Nationalsozialisten ihn pflegten, fern, verhaßt, ein Greuel. Vielleicht, weil er sich darum bemüht hat, authentisch, verständlich, dogmenfrei und denoch witzig und moralisch zu bleiben. Tsja! Wem dies gelingt, aus dem kann man auch beim besten Unwillen k“einen Faschisten machen.“ Weiter. Bleiben wir beim konkreten Geschehen des Tages, das noch so manche erhellende Episode mit sich bringen sollte.
bellender hund, 11.6k Es nur auf den Alkohol zu schieben, daß der Einlaß der „BuchsaboTAGe“ ihm gezeigte und anschließend unwidersprochenerweise auf sb- und 9 Thesen-Plakate angebrachte Aufkleber der JUNGEN FREIHEIT, um es harmlos zu sagen: euphorisch reagierte, kann ich nicht. Ich würde Euch damit doch nur wieder auf dieselbe Stufe wie „wg. Alkoholisierung und als allgemein verwirrte entschuldbare jugendliche Nazi-Einzeltäter“ stellen, und das wäre Euch bestimmt auch wieder nicht recht. Aber wie soll man es Euch eigentlich noch recht machen! Wenn Ihr diese „PC-Nein danke!“-Aufkleber der JUNGEN FREIHEIT einfach gut findet und zu dumm, zu faul, zu desinteressiert oder eben zu betrunken seid, um zu erkennen, worum es sich bei diesen Dingern handelt? - kann ich Euch nur noch ehrlich versichern: Ihr machts Euch schon selbst ganz recht.
Daß die Dinger dann auch seitens Eures Publikums unwidersprochen prangen blieben, setzt dem nicht mal mehr eins drauf, sondern läßt es nur wieder in die schon einen Monat vorher angemahnte sb-Normalität zurückgleiten. Wozu also die Mühe? Weil Eure Unverschämtheit, nach all dem, was Ihr und Eure VorleserInnen sich an diesem Tag geleistet haben, auch noch laut quäkend zu verteidigen, wie scheiße doof Ihr seid, einfach zu entwaffnend ist, als daß man nicht mit der verbleibenden bloßen Faust ein letztes Mal zurückschlagen wollte, ohne pathetisch werden zu müssen. Daß (vielleicht aus purer Unwissenheit über den reaktionären Gehalt des sb, was nicht das erstemal beim Klarofix so wäre, daß sich immer erst hinterher drüber informiert wird, worüber man da eigentlich unbedingt mal wieder was Durchdenkopfgegangenes veröffentlichen mußte, was die Welt um Himmels willen nicht vermissen darf) auch noch andere in die durch zivilisatorische Standards gebrochene Bresche hauen müssen, als sei es eine unserer eigenen Kerben, die wir der Welt bereit halten, erzürnt nur nebensächlich. Aber das Klaro - da fällt mir was ein: These 4 des V.Tanner-Anschlages spricht davon, „daß das KLAROFIX uns (nicht) permanent angreift, sondern (wir) verstehen das KLARO als befreundetes Blatt (...)“ - also das kapier ich jetzt gar nicht. Zurück, schulligung: Aber das Klarofix-tv sollte sich darüber mal nen Kopf machen, ungeachtet der Tatsache, daß sb gottseidank nicht unser aller größtes Problem ist.
Größtes Problem blieb er nur für die wenigen Angehörigen des „elitären Diskussionsclubs“, die an jenem Abend bis zuletzt auszuharren die Kraft noch hatten und den nicht als „LAPSUS“ gemeinten „Sympathisantenbiersumpf“ nach Ende des „Konzerts“ aus dem Saal herausschwappen lassen mußten.
Und daß Ihr von den BÖHSEN ONKELZ nicht mal Geld für die Anzeige genommen habt - sagt mal, glaubt Ihr ehrlich, ausgerechnet das spräche noch für Euch?(24)
Geht pissen. grb.

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last modified: 28.3.2007