Wer erinnere sich nicht mehr an den versocialbeateten
Tag, damals im März, im Conne Island? Nein? Achso, Filmriß? Ja,
verständlich, wenn ich mich recht entsinne. Okay. Einige aber mußten
nüchtern bleiben, um den Saal nach mehreren Stunden oppositioneller
Literaturaußen von AnDie Z. bis Wut Krach
Lärm auszuräumen, während denen einige der angereisten
Publikumsautoren zahlreiche Gelegenheit zu brabbelnd vorgebrachten Ausrufen wie
ich wünsch dir nochn schönen Orgasmus und ein paar auffe
Fresse(1) wahrnahmen, wenn sie mal für eine
Handvoll Kupfermünzen kein Bier mehr bekommen hatten.
Schließlich hatten sie sich bereits über Stunden an den
schönen, doch trügerischen Gedanken gewöhnen können, der
Saal sei im Verlauf ihrer gestenreichen wie allgemein armen,
Beschwörungsformeln gefährlich nahe kommenden Lesungen so nach und
nach in ihren Besitz übergegangen und so recht eigentlich nicht mehr
interessant, was die LadenbetreiberInnen ihnen noch so zu sagen hätten.
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Soviel nur zum außerordentlich unangenehmen Ablauf
dieses Tages. Man könnte es einfach als Minusbrötchen abschmieren und
mit dem tröstenden Wissen, daß man so etwas bestimmt nicht wieder
tun wird, schlicht auf sich beruhen lassen, wäre es nicht zu dem schon
außerliterarisch gewordenen Ausruf Intolerante Elite hebt
ab!!!(2) vom 20. März gekommen, in dem V. Tanner sich
über den CI-Artikel Schau auf den METAnabel oder der große
Schrubb ausläßt. So geht's eben einfach nicht, und wieder
bleibt mir nur die Möglichkeit, es in der heißen Luft zu
zerreißen, aus der es hergeblasen kommt. Statt sich auf das im
angesprochenen Artikel gemachte ausgesprochen faire Angebot einzulassen,
einfach nur für etwas dümmer als andere gehalten zu werden und somit
dann ziemlich alles tun und lassen zu dürfen, wozu die eigenen geistigen
Fähigkeiten und Leberstärken eben noch ausreichen; stattdessen also
wählte V. Tanner am 20. März den Weg des höheren Widerstandes
und schlug Protest, 9 Thesen, an die Eingangstür des CI-Saales an. Das,
und eine kleine Episode in der Fortsetzung der sbseits verantworteten
Absonderlichkeiten - oder eher: -Normalitäten - am frühen Abend,
machen einen zweiten Artikel zum Thema notwendig, der auch erst jetzt
erscheinen kann, da die CI-Newsflyer-April-Deadline bereits vor der
BuchsaboTAGe lag. Ferner muß ich gestehen, daß ich der
zufälligen Versuchung nicht widerstehen konnte, die V. Tanner mir antat,
als er selbst, freiwillig, unaufgefordert und ohne alle Not in einem seiner
Texte im tie-break ohne alle Scheu vor dem großen Wort einfach:
Sinnloses Hin und her Geschrubbe(3) als solches
gelassen aussprach. Was mich in größte Begeisterung versetzte. Das
war echtes Entertainment. Wie in der BILD-Zeitung übrigens, die nie
Heraustrennen und Neuzusammensetzen von Satzteilen aus
Literatur(4) betreibt, sondern eben Entertainment und
somit nur in anderen als den Euren Zusammenhängen erst eine
Niveaufrage(5) stellt.
fussnoten:
(1) Cafetheke, ca. 23.00 Uhr, seitens eines walkinlikeanegyptian durch die Türe hineinstolpernden insgesamt strähnigen gastes
(2) siehe Dokumentation vorstehend
(3) abgedruckt vermutlich in: Vergammelte Schriften #5
(4) Siehe V. Tanner-These 5
(5) Vgl. Anm 4
(6) Goethe: Über den Dilettantismus. Goethe Werke Bd. 18, Weimar/Frankfurt 63, S. 476
(7) Eckhard Henscheid da und ort, jedenfalls nicht zu selten
(8) vgl. Entwicklung der Titanic 1989-1997
(9) Siehe V. Tanner-These 7
(10) Vgl. Anm. 9
(11) Vgl. Anm. 3
(12) Vgl. Anm. 9
(13) vgl. letzter, den Thesen nachgeschobenen Satz: Ein kleiner Tip zum Abschluß, kommt doch mal von Eurer Wolke wieder runter, es soll Leute geben die
Euch nicht mehr ernst nehmen.
(14) Siehe Nachsatz des V. Tanner-Papieres
(15) Siehe V. Tanner-These 8
(16) Wie gesagt, Ihr seid eine homogene Gruppe Austauschbarer, habts eindrucksvoll bewiesen.
(17) Aufruf der A.L.O. Leipzig zum ersten Mai mit den Forderungen: Realitäten bekämpfen!!! Jetzt!!! Faschisten an den Nordpol!
(18) Siehe V. Tanner-These 3.
(19) mir ist voll bewußt, daß ich mich mit der Mühe, die ich mir mit Euch mache, schon beinahe der Lächerlichkeit preisgebe. Seis drum.
(20) Vgl. Anm. 18
(21) Vgl. Anm. 4
(22) also ich bitte Euch: Tucholsky. Tucholsky. Tucholsky. Tucholsky.
(23) Sein Werk hat 10 Bände. Lies sie zu Ende!
(24) gucke: V. Tanner-These 1
| Zitieren in freudiger Willkür, um zur Aufklärung der Bevölkerung
resp. eigenen Zusammenhänge über aktuelle Tendenzen in
Literaturpolitik(6) und
Schweinebetrieb(7) beizutragen, gehört vielmehr
zu den zeitgemäßen Polemikstandards und wird eigentlich von niemand,
der's kann, geschmäht(8). Bleiben wir also dabei. Weiterhin
mag der Beitrag im klarofix-tv vom April als Anlaß für diese
letzte Auslassung zum Thema gesehen werden, zu der ich noch Kraft habe. Zwar
haben mich Klarofix-Beurteilungen oder -Thesen noch nie über Gebühr
(und Klarofix-Gebühren liegen dankenswert niedrig) beansprucht, aber es
soll in der Reihe der Hinderlichkeiten, einfach den Mund über diesen
ambitioniert kümmerlichen Mist zu halten, nicht fehlen.
Zur Sache.Die Hunde
spielen eine große Rolle in den Texten der sb-SchreiberInnen. Poeten der
Niedertracht, die sie sind, kann ihnen die einfache Motivreihe Altneubaublock -
Girls - pissen gehen - drüber schreiben (Reihenfolge als Textkonstituenten
übrigens austauschbar) - stofflich nicht ausreichen. Das ist gut so. Denn
tatsächlich macht diese Motivvielfalt nicht nur die Texte, nein, auch die
AutorInnen untereinander austauschbar. Köstlich, wirklich einfach nur noch
köstlich ist, wie V. Tanner auf Originalität besteht, darauf also
sitzenbleibt, wenn er den Vorwurf einer tatsächlichen kollektiven
Unfähigkeit mit den Worten zurückweist: Die Texte spiegeln
immer die Meinung der jeweiligen Autoren wider und nicht des ganzen SOCIAL
BEAT.(9)
Dergeartet erwartungsfroh, und immer für Kritik offen und
bereit, mich möglichst allen Dogmen zu
entziehen(10), mischte ich mich also unter das Publikum
und gab mich als ehrlich bemüht darum aus, nicht arrogant auszusehen. Wozu
ich mich, mit Bedacht, an eine dieser ungeschrubbten Säulen im hinteren
Teil des Saales lehnte. Harrend. Das mußte im Verlauf mehrerer Stunden
dann doch ungetrübt bleibender Vorurteile natürlich gründlich
mißlingen. Alles Horchen auf vermeintlich leisere Töne zu den
oben getreu wiedergegebenen Inhalten der sb-literatur blieb ergebnislos und die
Suche nach Unterschieden zwischen Autoren ebenso. Dabei bewegte mich nicht die
Frage was will uns der Autor damit sagen. Eher weniger. Genug, mit
anderen Worten. Die wenigen Worte und damit deren AutorInnen, die aus dem
Rahmen fielen, waren ebendie, die aus der Rolle fielen, die unter der Kategorie
schade drum bzw was wolln die hier bzw warum sagt
denen keiner, wo die Stadtbibliothek ist sich eigentlich nur
fürchterlich blamiert haben. Und die in ihren Texten erkennbaren
Unterschiede zu denen anderer lesender AutorInnen echte Unterschiede zum Genre
sb. Was blieb, war das sinnlose hin und her
Geschrubbe(11) zwischen dem einen oder anderen Motiv,
sieht man vielleicht von der ebenso leicht unterschiedlichen wie schwer
unterscheidbaren Gewichtung eigenen Selbstmitleides in den Texten ab bzw
dessen, was davon die Lesung überlebte. Es ergab sich daraus schlicht kein
Grund, die Vorwürfe an den ganzen SOCIAL
BEAT(12) auch nur einen Fußbreit
zurückzunehmen, vielmehr verstärkte sich der bedauerliche Eindruck,
daß es sich bei diesen AutorInnen um ihre eigenen Epigonen
handelt, denen selbst noch die Nachfolge Bukowskys nicht gegeben ist.
Nicht zu schwer, nein - einfach eh nur viel zu spät.
bellen9. POLITICAL CORRECTNESS ist für mich Faschismus für
Intellektuelle. (Volly Tanner), so These 9 des unter Wolken, die jeden
Ernst verabschieden(13), geschriebenen Papiers.
Sollte es Leute geben, die uns nicht mehr ernst
nehmen(14), wäre zunächst einmal die
Verständnisfrage zu stellen, ob sie es denn je taten. Zweitens, ob sie es
denn je konnten (vermöge z.B. altneubaublockgeschärfter
alltäglicher Erkenntnisfähigkeit). Drittens, ob wir die dann
überhaupt ernst nehmen können und viertens, ob wir das überhaupt
nötig hätten, sie ernstzunehmen.
Ich setze jetzt mal den günstigsten Fall und verneine alle vier Fragen.
Es hat nämlich nichts, aber auch gar nichts mit Aufeinanderzugehen
innerhalb linker oder wie auch immer alternativer
Kultur(15) zu tun, wenn man mit dem berechtigten Vorwurf
der Denkfaulheit, politischen Sorglosigkeit und kulturell fatalen Indifferenz
spart. Konkret waren genau dies die Vorwürfe an Euch(16) -
die muß ich also nicht wiederholen.
Gefallen hat mir nur eine Kritik an diesen Vorwürfen, die
bezeichnenderweise nicht aus Euren Reihen unsere Kulturbolschewismusredaktion
erreichte, und in der die Rede von einer fatalen Wahl (bzw Unterstellung)
jeweiliger literarischer Vorbilder war. Stimmt, amo: Heinrich Mann ist
definitiv tot. Doch die sb-Kritik laut V. Tanners Märzthesen ist
nichts als eine, auf wenngleich spürbar tiefergelegtem Horizont
dahergeschlittert kommende Bestätigung meiner Vorwürfe. Die eingangs
dieses Abschnittes genannte These 9 ist das wohlkalkulierte Aufgejaule auch der
Neuen Rechten, die erst ein heutzutage im vollen Dampf bestenfalls
halluziniertes linkes Meinungsterror-PC-Tabu aufbaut, es anschließend
mehrfach überrennt (wer sich dagegen wehrt, weiß oftmals gar nicht,
oder höchstens instinktiv, was er da eigentlich verteidigt -
wahrscheinlich Zivilisation und Moral), um es abschließend triumphierend
als Sieg einer vermeintlichen, eben nur freischwebend- dummschwätzenden
Meinungsfreiheit mit der Option auf nun ungebremste Verbreitung
gröbster Lügen (Neue Rechte) und Geschmacklosigkeiten (Neue
Rechte/Ihr) abzufeiern. Wiegesagt: Ihr seid keine Faschisten. Aber Ihr weigert
Euch auffallend besorgniserregend beharrlich, über Ähnlichkeiten mit
denen und eigene Denkfaulheit nachzudenken, was so gesehen kein Widerspruch
mehr, sondern leider nur noch logisch ist. Daraus für Euch eine
Dogmenfreiheit zu bescheinigen, ist unappetitlich und obszön -
nicht nur für einen Antifaschisten, also einen der etwas gegen die
FASCHISTEN-ARSCHLÖCHER (...) tun(17) will. Wer als
sich selbst so bezeichnender Linker das Wort political correctness
in den Mund nimmt, sollte wenigstens wissen, woher der Begriff kommt, wenn er
nicht in Amerika lebt. Lebt er wie V. Tanner in Deutschland, sollte er zur
Kenntnis genommen haben, daß dieser Begriff von der Neuen Rechten in den
Diskurs als Kampfbegriff eingebracht wurde mit dem einzigen Ziel,
gegen das vorzugehen, was man in der untergegangenen BRD sowie den westlichen
Demokratien als zivilisatorischen Mindeststandard kannte (Minderheitenschutz,
Frauenrechte, Antirassismus etc). Aber gemeinsam jault sichs besser, und was
ich nicht weiß macht mich nicht heiß - ja, heute noch, V.Tanner.
Heute noch.
Zweitens (These 9 sagt mehr über Euch aus als Ihr
denkt(18)) könnt Ihr Euch Eure schon nicht mehr nur
bloß dümmliche Intellektuellenfeindlichkeit (zu der ists von der
Denkfaulheit eben nur ein kurzer Schritt - wie für uns, zugegeben, vom
Erhabenen zum Lächerlichen)(19) glatt mit den gröberen
unter den Nazis teilen. Das Geschrei, das Ihr erhebt, gleicht die Ohren
beleidigend dem Geschrei des Mobs, der... naja.
Unser elitärer Diskussionsclub(20) möchte
Euch dennoch, ganz ohne Hintersinn, die Chance geben, uns verbohrten
Intellektuellen mal vorzuführen, wie man aus Tucholsky
einen Faschisten machen(21) kann. Leuchtet mir
nämlich nicht unmittelbar ein, denn getreu der beherzigten Kritik von amo
an der Wahl literarischer Vorbilder vermag ich es nicht, Euch mit Tucholsky zu
vergleichen(22), was V. Tanner - vielleicht ohne es zu wollen
oder zu bemerken, alles andere müßte nachdrücklich wie
-weislich verwundern - mit sich selbst tut. Denn jenem(23) war
jede Nähe, auch vermeintliche Nähe zu einem Habitus, wie auch die
Nationalsozialisten ihn pflegten, fern, verhaßt, ein Greuel. Vielleicht,
weil er sich darum bemüht hat, authentisch, verständlich, dogmenfrei
und denoch witzig und moralisch zu bleiben. Tsja! Wem dies gelingt, aus dem
kann man auch beim besten Unwillen keinen Faschisten machen.
Weiter. Bleiben wir beim konkreten Geschehen des Tages, das noch so manche
erhellende Episode mit sich bringen sollte.
Es nur auf den Alkohol zu schieben, daß der Einlaß der
BuchsaboTAGe ihm gezeigte und anschließend
unwidersprochenerweise auf sb- und 9 Thesen-Plakate angebrachte Aufkleber der
JUNGEN FREIHEIT, um es harmlos zu sagen: euphorisch reagierte, kann ich nicht.
Ich würde Euch damit doch nur wieder auf dieselbe Stufe wie wg.
Alkoholisierung und als allgemein verwirrte entschuldbare jugendliche
Nazi-Einzeltäter stellen, und das wäre Euch bestimmt auch
wieder nicht recht. Aber wie soll man es Euch eigentlich noch recht machen!
Wenn Ihr diese PC-Nein danke!-Aufkleber der JUNGEN FREIHEIT einfach
gut findet und zu dumm, zu faul, zu desinteressiert oder eben zu betrunken
seid, um zu erkennen, worum es sich bei diesen Dingern handelt? - kann ich Euch
nur noch ehrlich versichern: Ihr machts Euch schon selbst ganz recht.
Daß die Dinger dann auch seitens Eures Publikums unwidersprochen prangen
blieben, setzt dem nicht mal mehr eins drauf, sondern läßt es nur
wieder in die schon einen Monat vorher angemahnte sb-Normalität
zurückgleiten. Wozu also die Mühe? Weil Eure Unverschämtheit,
nach all dem, was Ihr und Eure VorleserInnen sich an diesem Tag geleistet
haben, auch noch laut quäkend zu verteidigen, wie scheiße doof Ihr
seid, einfach zu entwaffnend ist, als daß man nicht mit der verbleibenden
bloßen Faust ein letztes Mal zurückschlagen wollte, ohne pathetisch
werden zu müssen. Daß (vielleicht aus purer Unwissenheit über
den reaktionären Gehalt des sb, was nicht das erstemal beim Klarofix so
wäre, daß sich immer erst hinterher drüber informiert wird,
worüber man da eigentlich unbedingt mal wieder was Durchdenkopfgegangenes
veröffentlichen mußte, was die Welt um Himmels willen nicht
vermissen darf) auch noch andere in die durch zivilisatorische Standards
gebrochene Bresche hauen müssen, als sei es eine unserer eigenen Kerben,
die wir der Welt bereit halten, erzürnt nur nebensächlich. Aber das
Klaro - da fällt mir was ein: These 4 des V.Tanner-Anschlages spricht
davon, daß das KLAROFIX uns (nicht) permanent angreift, sondern
(wir) verstehen das KLARO als befreundetes Blatt (...) - also das kapier
ich jetzt gar nicht. Zurück, schulligung: Aber das Klarofix-tv sollte sich
darüber mal nen Kopf machen, ungeachtet der Tatsache, daß sb
gottseidank nicht unser aller größtes Problem ist.
Größtes Problem blieb er nur für die wenigen Angehörigen
des elitären Diskussionsclubs, die an jenem Abend bis zuletzt
auszuharren die Kraft noch hatten und den nicht als LAPSUS
gemeinten Sympathisantenbiersumpf nach Ende des
Konzerts aus dem Saal herausschwappen lassen mußten.
Und daß Ihr von den BÖHSEN ONKELZ nicht mal Geld für die
Anzeige genommen habt - sagt mal, glaubt Ihr ehrlich, ausgerechnet das
spräche noch für Euch?(24)
Geht pissen. grb. |