Die PDS tagte in Bad Schwerinodesberg und die Erde bebte
an den Tagen, die die Welt erschütterten:
Pfarrer Hintzes Urteil nach Schwerin, die PDS bleibe eine
gefährliche Partei, ist falsch. Richtig wäre die Feststellung: Die
PDS ist auf dem Weg, eine gefährliche Partei zu werden. Eine aus
Klassenkampfrhetorik oder ökologischen Rigorismus, auf Revolutionspathos
oder DDR-Verklärung reduzierte PDS wäre keine Gefahr für die
CDU. Sie verbreitete den Schrecken eines hohlen Kürbisses beim
Lampionumzug. Aus der Logik dieser Zeilen folgt der Schluß, daß nur die Nähe
Gefahr verheißt. Wieso aber die PDS dann, wenn sie der CDU am
nächsten kommt, Gefahr für die CDU
bedeuten muß, weiß nur der Machtinstinkt zu beantworten. Da hier
aber nichts instinktiv passiert, sondern alles mit Vorsatz und der Spaß
eh beim
Was scheren uns die Bomben und das Giftgas auf Tel Aviv, wenn die Zwiespältigkeit der US-Kriegsführung offensichtlich ist. aus Leipzigs Neue, Nr. 1/97 |
Lampionumzug liegt, winken wir nochmals der PDS
auf dem Weg, eine gefährliche Partei zu werden.
Dabei dünkt es doch selbst Dieter Schulte, seineszeichens immerhin
Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftbundes, daß der Schrecken eines hohlen Kürbisses beim
Lampionumzug irgendwie Sinn macht:
Auf die Frage, ob wir alle weniger sensibel geworden sind
gegenüber diesen existentiellen Fragen, sage ich schlicht ja. Denn
während der Jahre, in denen wir uns mit den Menschen auseindersetzten, die
diesen Kommunismus als etwas Nacheifernswertes darstellten, mußten wir
uns intellektuell damit beschäftigen, um ihm unter Umständen zu
begegnen. Jetzt sagen viele: Wir müssen uns nicht mehr darum kümmern.
Alles, was von dem Gedanken geprägt wurde, war Mist. Die Sensibilität
muß wieder zunehmen.
Wieso der Kapitalismus auch in Schultes Heimat plötzlich so zu werden
scheint, wie die Klassiker, von denen auch Schulte schon mal gehört hat,
es vor etlicher Zeit beschrieben haben, kann Schulte nicht verstehen, weil er
sich nicht mehr darum kümmern muß,
da alle schließlich so sensibel geworden sind gegenüber diesen existentiellen
Fragen. Wer sich intellektuell damit beschäftigen
muß, welcher Groschen wo ruhig fehlen kann, damit es dann wenigstens
woanders nicht ganz so schmerzt, kann sich der Sensibilität
ohnehin nur als Schaf im Wolfspelz bewußt werden.
Helmut Markwort, der Permanent-Entblöder, nebenbei auch
Focus-Chefredakteur, erläutert seinen Grundsatz der Presseethik:
Lebeds können auch nicht Englisch. Mit festem Blick erklärt
er über den Dolmetscher, wie er Rußlands Wirtschaft retten will. Der
Wettkampf der TV-Teams um die besten Bilder artet sogar in eine
Schlägerei aus, was Lebed erstaunt. Daheim in Moskau schneiden ihm die
staatlich gesteuerten Programme so oft wie möglich aus dem Bild. Als er
aber im sechsundzwanzigsten Interview zum sechsundzwanzigstenmal seine
Haltung zur Osterweiterung der NATO erklären soll, wirkt er doch
leicht genervt. Ich dachte, sagt er, die es schon wissen, sagen es den
anderen, die es noch nicht wußten. Abschauungsunterricht in
Medienvielfalt. Die Medienvielfalt
kann nur dann die vierte Macht im Staate sein, wenn sie sich einheitlich
geriert. Sechsundwanzig
Berichte verheißen auch Sechsundzwanzigmal
dasselbe. Denn, nicht wie er Rußlands Wirtschaft retten will,
steht im Mittelpunkt, sondern der Wettkampf der TV-Teams
und eine Schlägerei.
Wer das nicht glaubt, zappe bei der nächstbesten Gelegenheit durch die
Nachrichtenmedien. Ralf |