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bob kam aus hannover zurück und er hatte diese neue
idee mitgebracht. ich verstand natürlich erst nur bahnhof. seltsame
wortkaskaden strömten aus seinem mund, umhüllt von zigarettenqualm,
der sich über unserem küchentisch verteilte. ich schenkte ihm kaffee
ein, den er hastig und in einem zug leerte. klub der guten hoffnung? was
soll das sein?, fragte ich bob und bat, mir das alles noch einmal zu
erklären oh mann! kapierst du das nicht? er drückte
verzweifelt seine zigarette in den überfüllten aschenbecher, es
gibt fünf bands, die alle im jahr eine platte aufnehmen, und alle diese
platten kriegst du nach hause geschickt. wenn ich mitglied werde im
klub der guten hoffnung? stammelte ich. ja doch.
allmählich glaubte ich das alles zu verstehen. ich könnte also
platten wie eine zeitschrift abonnieren. aber ich wurde dies gefühl nicht
los, irgendwie zu irgendetwas überredet zu werden, als stünde von
dieser zeitschrift ein gerade erst entlassener häftling vor meiner
tür, der bettelte, daß ich ihm ein abo abkaufe. doch es war nur bob,
der am küchentisch saß. und konnte ich dem trauen? warum wollte er,
daß ich klubmitglied werde? da war doch was faul. okay, bob. aber
wozu gibt es diesen klub der guten hoffnung? warum macht das dieser typ?
weil das cool ist, mann!, sagte er, während er sich eine neue
zigarette anzündete und nervös durch seine haare fuhr. aber der
kommt aus hannover, wurde ich skeptisch, das ist fiese provinz. da
ist nichts cool. auch ich zündete mir eine zigarette an. als sie
brannte, schaute ich zu bob. der haute auf einmal mit der hand auf den tisch.
du idiot, rief er, wir können dort unsere erste platte
aufnehmen, izy! der klub der guten hoffnung will, daß wir
dort eine cd veröffentlichen? das klingt cool! und so kam es, daß die leipziger band WILLKOMMEN ZUHAUSE LAIKA im klub der guten hoffnung erschien. ihre cd heißt es geht um inhalte, kostet wie alle cds vom klub 10 DM und dauert zwanzig minuten. die zweite gruppe ist GOLD aus hamburg, deren platte lecker heißt. aus jener eigenartigen stadt hannover kommt natürlich auch eine klubkapelle: SYSTEMHYSTERIE. und aus erfurt stammen THEO IN MILK, die unlängst vier titel auf der split-cd hard of hearing herausgebracht haben, den klub der guten hoffnung aber viel cooler finden, der von all diesen bands nun munter platten verschickt, an den, der das will. noch fragen? dann ruf doch den mann aus hannover an: (0511) 45 13 03. THEO IN MILK neuerdings sagen sie über sich, daß sie wie tocotronic klingen, bis vor kurzem behaupteten sie noch, sie würden sich anhören wie the bates. doch irgendwie haben immer nur die anderen recht, wie sie hymnisch in einem ihrer refrains singen. tatsache aber ist, daß THEO IN MILK sowohl texte wie das leben ist eher kompliziert machen, als auch eigenartig-verrückte coverversionen von zum beispiel elvis spielen. GOLD mal abgesehen davon, daß die jungs in hamburg zur schule gegangen sind, können sie mit dem begriff hamburger schule nicht viel anfangen. stilprägend für den laut-leise-pop von GOLD ist das zusammenspiel von krachigen gitarren und eingängigen melodien. die band orientiert sich am gitarrenpop der 90er. GOLD beantworten heute die frage ob man britpop mit deutschen texten machen kann. WILLKOMMEN ZUHAUSE LAIKA was andernorts schule genannt wird, heißt hier natürlich vergangenheitsschwanger leipziger seilschaften. mit anderen bands, wie auch THEO IN MILK, prägten sie begriffe wie elster-beat und pleiße-pop und gaben dem kreis, der sich gerne szene nennen läßt (lvz), ein neues kolorit. hochangenehm und unverkrampft poppig (kreuzer) vertonen sie ganz gewöhnliche geschichten, über sonderbar-vertraute menschen wie mitbewohner, 17jährige, sozialisten etc... SYSTEMHYSTERIE da singt eine gruppe aus hannover fast ausschließlich über liebe und gebraucht hauptsächlich vokabeln wie irgendwie, vielleicht, ich glaub, nicht so richtig und so weiter. nicht weise, aber direkt. dazu paßt schließlich auch die musik. sie ist irgendwie da, einfach schön. drei junge männer, die musikalisch alle eine gänzlich unterschiedliche herkunft zu haben scheinen. und am ende sind lieder da, die irgendwie anders sind.
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