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Aktuelles Heft

INHALT #281

Titelbild
Editorial
• das erste: Das war ein Bruch.
Blutsauger (Film und Gespräch mit Regisseur)
Jan Müller & Rasmus Engler: Vorglühen - Die Lesungen
Documenta15 revisited: Dabei sein ist alles. Kunst nach dem Ende ihrer Autonomie
Wir verstehen nicht, was geschieht
• interview: Erstes Interview mit H., der aus Bremen gerade nach Leipzig (West) gezogen ist
• review-corner event: [gruppen für den feministischen antifaschismus feat. sekt auf der gala der outside the box]
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Editorial

Das Jahr 2022 endete mit einem Knall. Damit ist aber weder die Wiederkehr des Böllerspaßes (inklusive Verbotsdebatte) in Berlin-Neukölln/-Friedrichshain gemeint oder die nicht enden wollende Bombardierung ukrainischer Infrastruktur durch russische Raketen und iranische Drohnen, sondern die Ereignisse um einen – auf den ersten Blick recht harmlos wirkenden – Vortrag im hiesigen Conne Island.

Eigentlich sollte am 11. Dezember 2022 bloß Jörg Finkenberger von unserer Konkurrenz (Das Große Thier) einen kleinen Vortrag über seine Thesen »zur neueren Pseudo-Linken«(1) (so die Titel seiner Textbeiträge) halten. Doch nachdem die weltstadtbekannte TERF Marie-Luise Vollbrecht auf Twitter ihr Kommen ankündigte, platzte in der queeren Social-Media-Blase nicht nur ein Knoten. Schnell wurden allerlei Vorwürfe gegen den Referenten hervor gekramt (oder einfach erfunden) und Island, der veranstaltende Infoladen und alle Besucher*innen der Vortrags wurden in einen Topf Mit TERFs, SWERFs oder gleich Nazis geworfen.

Am Ende kam es zu einer Gegenkundgebung, aus deren Reihen die Gäste (vermutlich vornehmlich weiblich wahrgenommene) angegriffen und bedrängt wurden. (Dazu findet ihr den bereits online veröffentlichen Bericht der Veranstalter*innen des Abends auch hier in diesem Heft.) Im Nachhinein wurden die Berichte und Erfahrungen der Angegriffenen im Internet verächtlich und lächerlich gemacht, nicht ernst genommen oder einfach nur als »Notwehr gegen Nazis« gerechtfertigt. Den krönenden Abschluss bildete eine Stellungnahme(2) »einiger Personen aus der Demoorga«, die den Nazi-Vorwurf nun nicht mehr nur implizit vertraten.

Allen – auch sogenannten radikalen Linken – sollte die Möglichkeit zur Selbstreflexion gegeben werden und Fehler passieren manchmal. Gerade in feministischen Kämpfen sollten alle zusammenstehen anstatt dem Patriarchat einen Bärendienst zu erweisen. In diesem Fall haben sich die verantwortlichen Gruppen (Linksjugend Leipzig Ost et al) allerdings bereits klar positioniert. Wer in patriarchal-gewälttätiger Manier die Gewalterfahrungen von Frauen nicht ernst nimmt oder diese Gewalt rechtfertigt, sollte über die Selbstbezeichnung als »feministisch« durchaus einmal länger nachdenken.

Besonders hervorstechend an diesem Fall ist das Verhalten der Gegenkundgebler*innen, die tatsächlich gegen ein Phantom protestierten und auf die Aufmerksamkeitsökonomie von Marie-Luise Vollbrecht reingefallen sind. In dem Vortrag(3) von Finkenberger ging es an keiner Stelle um eine Positionierung zur Frage der Legalität oder Regulierung von Sexarbeit oder um den Umgang mit trans Menschen – im Gegenteil, der Referent entzog sich aktiv einer eigenen Positionierung zu diesen Themen. Die queerfeministisch motivierten Gegendemonstrant*innen sind also einer Finte aufgesessen und haben im Endeffekt nur negative Schlagzeilen für sich produziert, die die konservative Meinungspresse gerne aufnahm.

Eine Debatte über die Ursachen der gewalttätigen Gegenproteste und das moralisch aufgeladene Abwehrverhalten dazu wird noch zu führen sein. Wir nehmen eure Textbeiträge dazu gerne entgegen.

Ufff,
eure Redaktion

Anmerkungen

(1) https://dasgrossethier.noblogs.org/2022/11/vortrag-die-neuere-pseudo-linke-24-11-freiburg-u-a/
(2) https://de.indymedia.org/node/252829
(3) https://soundcloud.com/leipzig-992729831/die-neuere-pseudo-linke-vortrag-und-diskussion-mit-jorg-finkenberger-redaktion-das-grosse-thier

31.05.2023
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
Tel.: 0341-3013028, Fax: 0341-3026503
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