• Titelbild
• Editorial
• das erste: Die beste Sonntagsbeschäftigung
• Sophia Kennedy
• Flying Wheels Skateworkshop: Frauen- und Mädchen-Empowerment
• »The Great Connewitz Swindle« oder wie der Mythos nach Connewitz kam
• interview: »Die Fettnäpfchen sind uns egal. Nur wenn man die Dinge diskutiert, kommt man zum Kern.«
• review-corner buch: Historischer Materialismus der Computerspiele
• review-corner event: „Allein unter Briten“ – Lesung mit Tuvia Tenenbom
• position: »Das ist kein Antisemitismus...« – Warum #FreeGazaFromHamas immer noch heißen muss, auch die deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen zu kritisieren
• doku: Redebeitrag des Bündnis gegen Antisemitismus
• doku: Antisemitismus im Postkolonialismus
• doku: Gedichte von Hilde Domin
• »Antizionismus ist Antisemitismus, und die Welt kann diese Tatsache nicht ignorieren«
»Wir sind nicht gegen Juden wir sind gegen Israel« (...) Das ist kein Juden-Hass. Das ist kein Antisemitismus«, twitterte ein Nutzer anlässlich einer »pro-palästinensischen« Kundgebung vor dem Leipziger Gewandhaus am 15.05.2021.
Die im Thread verwendeten Hashtags #SaveSheikJarrah und #PalestineUnderAttack suggerieren hierbei, dass die neuerlichen Eruptionen antisemitischer Gewalt nur auf etwaige Ungerechtigkeiten in Ost-Jerusalem zurückzuführen seien und der schlafwandlerisch identifizierte Aggressor abermals grundlos, brutal und unverhältnismäßig ›das‹ unschuldige »Palestine« attackieren würde.
Ein in diesem Twitter-Sinne geframtes Bild zeigt überdies eine hinter der OP-Maske lächelnde junge Frau, die mit der linken Hand ein V formt, während sie in der rechten ein Schild hält.
Ihre – nun ja – siegessichere Friedensbotschaft: »We can't breath (sic!) since 1948«.
Die intendierte Assoziation ist eindeutig: George Floyd – Ersticken; Palästina erstickt, allein durch die bloße Existenz Israels. Wer das nicht checkt, ist rassistisch...
Die verzweifelten Worte eines durch widerwärtige Polizeigewalt in den USA malträtierten Afroamerikaners werden in vermeintlich antirassistischer Manier zum palästinensischen Hilfeschrei aufbereitet und propagandistisch gegen Israel in Stellung gebracht. Man hofft auf ressentimentgeladene Solidarität:
Aus BLM soll BDS werden. Mindestens!
Durch die altvertraute Ausblendung der historisch-geopolitischen Kontexte und die gleichzeitige Verharmlosung antisemitischer Motivlagen wird abermals ein verzerrt simples Bild gezeichnet: Der im Schlachtrufsingsang verteufelte »Kindermörder Israel« schlage wieder einmal unvermittelt zu und schnüre »den Palästinensern« die lebensnotwendige Luft ab.
Der antisemitische Bandenterror aus Gaza – sponsored by Iran – wird zum rationalen »Widerstand« verharmlost, die menschenunwürdige Barbarei alleinig »den Besatzern« angelastet. Es wird perfiderweise so getan, als ob die Ehrenmänner von Hamas und Islamischem Jihad den ganzen Tag nur Spielplätze bauen und Feuerwerke veranstalten würden.
Es ist wieder einmal müßig, die ganzen ideologischen Verzerrungen, systematischen Lügen und Antisemitismen, die auf derartigen Demonstrationen in Deutschland immer wieder artikuliert werden, an dieser Stelle im Einzelnen kritisch zu beleuchten. Die Propaganda wiederholt sich. Der Schuldige steht ohnehin unverrückbar fest.
Und wieder einmal wird überdeutlich, dass es den meisten eben nicht um die konkrete Kritik an politischen Entscheidungen Israels geht, sondern, dass allein schon die wehrhafte Existenz Israels an sich wildeste antisemitische Vernichtungsfantasien provoziert.
Abermals wird der islamistische Alltagsterror ignoriert und wieder einmal wird ausgeblendet, dass die Raketen aus Gaza nicht einfach vom Himmel fallen, sondern im strategischen Interesse der Antisemiten in Teheran zwischen den Zivilisten in Gaza gegen die Zivilisten in Israel in Stellung gebracht werden.
Die antisemitische Terrorlogik freut sich dabei bekanntlich über jedes Opfer, das im Infokrieg verwertet werden kann. Der Iron Dome verhindert bis auf Weiteres noch Schlimmeres.---
#In Deutschland nichts Neues...#
Rückblende: Vor über zehn Jahren segelte die von Islamisten gechartete Mavi Marmara im Rahmen einer pseudo-humanitären Schiffsmission unter Beteiligung deutscher Parlamentarierinnen in Richtung Gaza. Die israelische Armee stoppte die antisemitische Propaganda-Kreuzfahrt gewaltsam. In Reaktion darauf kam es in Leipzig zu israelfeindlichen Protesten.
Unter dem Motto »Free Gaza from Hamas - Gegen die Auslandseinsätze der Linkspartei!« wurde dagegen auf dem Augustusplatz wiederum israelsolidarisch demonstriert.
Der im Folgenden dokumentierte Redebeitrag reflektierte hierbei den – nach wie vor maßgeblichen – geopolitischen Kontext: die destruktive Rolle des iranischen Terrorregimes in der Region.
Seitdem ist viel passiert, grundlegend hat sich aber wenig geändert: Noch immer ist die Bundesrepublik der wichtigste westliche Handelspartner der Antisemiten in Teheran!(1)
Und es ist weiterhin der »eliminatorische Antizionismus« (Stephan Grigat), der die terroristische Propaganda und Praxis der Gottesdiktatur im Wesentlichen motiviert.(2)
Der iranische Präsident hat zwar einen neuen Namen, doch das Regime ist das gleiche. Noch immer laufen die Urananreicherungsanlagen auf Hochtouren. Und noch immer rüstet das Regime die Islamisten der Hamas und Co. für den antisemitischen Terrorkrieg gegen Israel.
In diesem Sinne behält der hier abermals veröffentliche Redebeitrag unverminderte Relevanz.
Paul Sandkorn