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CEE IEH-ARCHIV

#264, Februar 2021
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Aktuelles Heft

INHALT #267

Titelbild
Editorial
• das erste: Die islamistische Rechte. Teil 3. Die Ülkücü-Bewegung: Von der völkischen zur islamistischen Rechten
• kulturreport: »Vom Anderen. Zur Möglichkeit und Unmöglichkeit von Utopien im 21. Jahrhundert«
• interview: Abschiebung heißt …?
• review-corner buch: Postmoderner Kapitalismus: How dare you – Über den Verlust des Nichtidentischen
• review-corner event: AFBL-Brunch
• review-corner buch: Machbarkeitsideologie als Naturbeherrschung
• review-corner buch: »Vorwiegend autoritäre Charaktere«
• position: Being a woman is not just a feeling
• doku: Skateboards sind wichtiger als Grimma
• doku: Rede am offenen Mikrofon zum Thema »Wie sehen unsere und eure Kämpfe gegen sexualisierte Gewalt aus?«
• doku: Dokumentation des Redebeitrags des AFBL bei der Tag der Jugend-Demonstration am 1. Juni 2021
• das letzte: Hausmittel gegen Bauchschmerzen

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Editorial

An dieser Stelle fanden sich in den letzten Heften immer humorige Beiträge, die peripher etwas mit politischen Alltagsdiskussionen zu tun hatten. Doch dieses Mal widmen wir uns einem wiederkehrenden ernsterem Thema: Der reaktionären Linken in Leipzig, insbesondere in Connewitz.
Dass Connewitz mehr einem sächsischen Dorf als einem kommunistisch-selbstorganisierten Stadtteil ähnelt, sollte inzwischen Allgemeinplatz sein. Veränderungen und Zuzügler*innen werden mit Missgunst betrachtet, Neubauten ungeachtet ihrer möglichen Funktion angegriffen und generell bleibt mensch in Connewitz lieber unter sich in der eigenen Wohlfühlblase, in der alle jeden Tag an den selben Straßenecken rumhängen und dieselbe Szene-Nabelschau betreiben. Spießiger geht es eigentlich kaum.
Doch so passierte vor weniger Monaten das Undenkbare: Das Lazy Dog, alteingesessener Ur-Späti, verlor seine Räumlichkeiten und musste – zum wiederholten Male – umziehen. Schuld daran war – wenn wir den connewitztypischen Gerüchten Glauben schenken wollen – die Profitgier einer international agierenden Familienclique, die wahlweise türkischen Nationalist*innen oder der organisierten Kriminalität nahe steht. Doch wie so üblich, entspringen diese Gerüchte vor allem (auch rassistisch konnotierten) Fantasien einiger Connewitzer*innen.
Über die Verhältnisse und Umstände der Gewerbemietvertragskündigung des Lazy Dog (um Gentrifizierung handelt es sich hier nämlich nicht) wurde genug geschrieben, ein Artikel mit der Darstellung der neuen Eigentümer*innen findet sich im Internet.(1) In diesem Artikel erfährt mensch dann auch von den tätlichen Angriffen auf den migrantisch geführten Imbiss in den ehemaligen Räumlichkeiten des Szene-Spätis. In ihrer Ablehnung migrantischer Geschäftsbarkeit reiht sich Connewitz also endlich in den Reigen der sonstigen sächsischen Provinz ein.
Aber ob (unbewusst oder nicht) rassistisch motiviert, als verkürzte Kritik an vermeintlicher Gentrifizierung im eigenen »Kiez« oder als infantile Trotzreaktion auf eine Veränderung des eigenen Nahumfeldes: In jedem Fall zeigen sich hier wieder einmal reaktionäre Tendenzen, die sich bestens in die altbekannte deutsche Ideologie einreihen. Die Deutschen verstanden es nämlich schon immer vortrefflich, zwischen dem »guten«, »deutschen«, »in den Kiez integrierten«, dem »schaffenden« Kapital und dem »bösen«, »international agierenden«, »bloß auf Profit aus seienden«, sogenanntem »raffenden« Kapital zu unterscheiden – und Connewitz macht da keine Ausnahme.
Zu wünschen wäre es, dass die selbsternannten Verteidiger*innen der »Volksgemeinschaft Connewitz« mal ihre Handlungsgründe hinterfragen und sich selbst merken. Denn mit einem emanzipatorischen Anstrich und sozialistischer Folklore lässt sich die innere reaktionäre Ideologie vielleicht überdecken, aber eben nicht überwinden. Eine Revolution, die sich die Straßenkämpfer*innen im Leipziger Süden immer wieder erträumen, wäre im schlechtesten Sinne eine »deutsche Revolution«. Und das einzige Richtige wäre, auf der anderen Seite der Barrikade zu stehen.

Kauft euch nen Döner in der Pause!

Eure Redaktion

Anmerkungen

(1) https://la-presse.org/rassismus-connewitz/

30.08.2021
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
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