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Die Transformation des Faschismusbegriffs im 20. Jahrhundert

Versuch einer theoretischen und historischen Annäherung

Der Begriff ›Faschismus‹ hat eine wechselvolle Geschichte und unterliegt einem stetigen diskursiven Wandel. So wurde historisch bspw. vom ›Hitlerfaschismus‹, ›Sozialfaschismus‹ oder von Vertretern der Neuen Rechten sogar vom ›Linksfaschismus‹ gesprochen.
Überdies operierte die deutsche Linke vor allem in den 1970er Jahren in Zeitungsartikeln, Bekennerschreiben und politischen Manifesten inflationär mit einem geschichtsvergessenen Faschismusbegriff, der nicht zuletzt deswegen problematisch war, weil er die präzedenzlosen Verbrechen der Nationalsozialisten an den europäischen Juden in dem Zeitraum vom Jahr 1939 bis zum Jahr 1945 relativiert. Das Operieren mit diesem geschichtsvergessenen Faschismusbegriff zeigt sich exemplarisch anhand einer Erklärung der Bewegung 2. Juni, in der sie den antisemitischen Terroranschlag auf die israelische Olympiamannschaft in München im Jahr 1972 folgendermaßen rechtfertigte:
»Die Aktion des Schwarzen September war antifaschistisch. Sie hat den Zusammenhang zwischen dem alten NS-Faschismus und dem entfalteten Imperialismus als dem durch und durch faschistischen System hergestellt.«(1)
Die inflationäre Inanspruchnahme des Begriffs ›Faschismus‹ in politischen Diskursen stellt eine historische Kontinuität dar, die bis in die Weimarer Republik zurückreicht. Im Jahr 1935, als im Deutschen Reich die antisemitische und rassistische Ideologie der Nationalsozialisten in Form der Nürnberger Rassegesetze juristisch institutionalisiert worden ist, definierte der Kommunist Georgi Dimitroff den Begriff ›Faschismus‹ als »die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals«.(2)
Diese auf dem Weltkongress der kommunistischen Internationalen in Moskau aufgestellte Definition hatte für die Analyse und Diskurse über die Entstehung nationalsozialistischer respektive faschistischer Herrschaft innerhalb der Arbeiterbewegung eine hohe Strahlkraft. Ich werde im Folgenden drei verschiedene Erklärungsansätze für den Aufstieg des Nationalsozialismus vorstellen und die Frage nach den Grundannahmen der kommunistischen Faschismusanalyse beantworten. Warum macht es einen Unterschied ob vom ›Nationalsozialismus‹ oder vom ›Faschismus‹ gesprochen wird? Welche neomarxistischen Ansätze gab es?

Die kommunistische Faschismusanalyse in den 1920er Jahren

Der kommunistische Ansatz der 1920er Jahre behauptete einen Zusammenhang von Kapitalismus und Faschismus. Doch was bedeutet das genau? Schon im Jahr 1922, also in der Frühphase des italienischen Faschismus, haben Kommunisten den Begriff Faschismus auf andere europäische Bewegungen übertragen. Auch der damalige Vorsitzende der Kommunistischen Internationalen, Grigori Sinowjew, sah in der Machübernahme Mussolinis kein exklusiv italienisches Phänomen, sondern eine »äußerst gefährliche internationale Erscheinung.«(3)

Gerade bei der Betrachtung der kommunistischen Faschismusdiskussion im Zeitraum von 1920 bis 1935 fällt ins Auge, dass die vorgetragenen und publizierten Annahmen stark durch eine orthodox-marxistische Ideologie beeinflusst wurden.

Von der Sozialfaschismusthese zum Haupt- und Nebenwiderspruchsdenken in der kommunistischen Faschismusdiskussion

Die wichtigste Prämisse der kommunistischen Faschismusanalyse ist die so genannte Sozialfaschismusthese. Laut dieser lag der Schwerpunkt der Kommunistischen Partei Deutschlands unter Ernst Thälmann mit der Programmerklärung zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes von 1930 auf der Bekämpfung des »Sozialfaschismus«.(4)

Diese Prioritätensetzung wurde auch in die politische Praxis übertragen: Als historisches Beispiel dafür kann die Unterstützung der KPD einer durch die Nazis vorgeschlagenen Volksabstimmung gegen die sozialdemokratische Regierung Preußens im Jahr 1931 herangezogen werden. Im darauffolgenden Jahr organisierte die KPD zusammen mit der NSDAP den Streik gegen die Berliner Verkehrsbetriebe. Um die These der Gleichsetzung von Faschismus und Sozialdemokratie vieler Kommunisten zu stützen, wurde auf die Ereignisse während der Novemberrevolution 1918 wie bspw. die Niederschlagung des Spartakusaufstands durch den Sozialdemokraten Gustav Noske und auf die »konterrevolutionäre« und staatstragende Rolle der SPD hingewiesen.(5) Seit 1925 hatte sich auch in den kommunistischen Schwesterparteien eine Analyse durchgesetzt, in der Faschismus und die Sozialdemokratie als die »beiden Seiten ein und desselben Werkzeuges der großkapitalistischen Diktatur« angesehen wurden. Der bereits erwähnte Georgi Dimitroff erklärte die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 demnach mit einer »Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoise, die von den Führern der Sozialdemokratie betrieben wurde, gespalten war, politisch und organisatorisch gegenüber der angreifenden Bourgeoisie entwaffnet war.«(6) Der sozialdemokratischen Führungsriege wurde, und dafür lassen sich seit der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch rechtsextreme Freikorps unter den Augen vom Sozialdemokraten Gustav Noske in der Frühphase der Weimarer Republik mehrere Beispiele anführen, somit vorgeworfen, gemeinsam mit den traditionellen Eliten ein Bündnis gegen die Interessen der Arbeiterbewegung eingegangen zu sein.

Eine weitere Prämisse der kommunistischen Faschismusanalyse ist der »Klassencharakter des Faschismus«. Die kommunistischen Funktionäre haben die Faschismustheorie mit der marxistischen Analyse der Gesellschaft verbunden. Demzufolge wurde der »Klassencharakter des Faschismus« als »Herrschaftsform zur Aufrechterhaltung der kapitalistischen Herrschaft« gedeutet.
Obgleich kommunistische Autoren das Phänomen des Faschismus auch international auf völkische Bewegungen wie bspw. Die spanische Falange Espanola oder die niederländische Nationaal-Socialistische Bewegung übertrugen, spricht Dimitroff in seiner Rede vor dem Weltkongress der kommunistischen Internationalen im Jahr 1935 von einer Spezifik des deutschen Faschismus. Dimitroff im Wortlaut:

»Die reaktionärste Spielart des Faschismus ist der Faschismus deutschen Schlages. Er hat die Dreistigkeit, sich Nationalsozialismus zu nennen, obwohl er nichts mit Sozialismus gemein hat. Der Hitlerfaschismus ist nicht bloß bürgerlicher Nationalismus, er ist ein tierischer Chauvinismus.«(7)

Schon der benutzte Begriff »Hitlerfaschismus« ist aus heutiger Perspektive kritikabel, weil die Verantwortung für das Erstarken der NSDAP auf einen kleinen Kreis von überzeugten Nationalsozialisten externalisiert und die hohe Zustimmung der Bevölkerung für die nationalsozialistische Partei bei der Reichstagswahl 1933 relativiert werden. Der Strategie der Externalisierung auf die Führungsriege des NS-Staates muss entgegengehalten werden, dass das »Gerücht über die Juden«(8) nicht erst mit dem NS zu einem politischen und gesellschaftlichen Problem wurde, sondern integraler Bestandteil der deutschen Geschichte ist. Beispielsweise wurde die Assoziation der »jüdischen Zersetzung« im deutschen Kaiserreich von der antisemitischen Deutschen Reformpartei im Jahr 1894 wie folgt formuliert:

»Die fortschreitende Zersetzung aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung beunruhigt die weitesten Kreise des Volkes […]. Träger der Zersetzung ist das stammfremde Judenvolk, das in unserem wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Leben, in der Rechtspflege und in der Presse unserem Volkstum seinen zersetzenden Geist aufdrängt und damit den Anlaß zu der antisemitischen Strömung gegeben hat.«(9)

Ebenso wurde in diesem Diskurs nicht die Frage behandelt, warum tausende frühere Kommunisten in die NSDAP eingetreten sind und/oder sie wählten. Somit wurde, bis auf Ausnahmen, das Problem der sozialen Basis des Faschismus nicht thematisiert. Eine Ausnahme stellt die KPD-Politikerin Clara Zetkin dar, die sich gegen die »Sozialfaschismusthese« wandte und schon 1923 darauf hingewiesen hat, dass der Träger des Faschismus nicht eine kleine Kaste sei, sondern es sich um »breite soziale Schichten, große Massen, die selbst bis in das Proletariat hineinreichen«, handeln würde.(10)
Die kommunistischen Autoren glaubten auch schon in der Phase der Machtausübung der Nazis, dass eine ›proletarische Weltrevolution‹ kurz bevor stünde. Ganz im Sinne der marxistischen Zusammenbruchstheorie wurde die These aufgestellt, dass gerade der Sieg des Faschismus Deutschland und das »gesamte kapitalistische Weltsystem« in eine »revolutionäre Krise« bringen würde.(11)
Statt Theoreme faschistischer Ideologie wie bspw. Rassismus oder Antisemitismus zu erfassen, übernahm die kommunistische Linke in Deutschland auf Stalins Druck hin die Idee einer »nationalen Befreiung«, die an Roger Griffins »palingenetic form of populist ultra-nationalism«, also an den nationalistischen Wunsch nach einer »reinigenden Wiedergeburt der Nation«, erinnert.(12) Diese nationale Wiedergeburt richtet sich gegen »Verweichlichung und Dekadenz« und als »Gegenmittel« dient die »Reinigung des Volkskörpers« von »Feinden und Schmarotzern«.
Die Übernahme dieser nationalistischen Rhetorik zeigt sich auch in Ernst Thälmanns Programm zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes aus dem Jahre 1930. Er schrieb:

»Wir werden die Begeisterung der Massen zum Siege über die Bourgeoisie, zur sozialen und zugleich zur nationalen Befreiung des werktätigen deutschen Volkes entfachen. Nur der Hammer der proletarischen Diktatur kann die Ketten des Youngplans und der nationalen Unterdrückung zerschlagen. Nur die soziale Revolution der Arbeiterklasse kann die nationale Frage Deutschlands lösen.«(13)

Die theoretische Anbiederung an die Nazis zeigt sich ferner an antisemitischen Artikulationsformen. Die KPD-Funktionärin Ruth Fischer soll 1923 im Rahmen einer kommunistischen Studierendenversammlung, zu der auch völkische Studierende eingeladen waren, erklärt haben:

»Sie rufen auf gegen das Judenkapital, meine Herren? Wer gegen das Judenkapital aufruft, meine Herren, ist schon Klassenkämpfer, auch wenn er es nicht weiß. Sie sind gegen das Judenkapital und wollen die Börsenjobber niederkämpfen. Recht so. Tretet die Judenkapitalisten nieder, hängt sie an die Laterne, zertrampelt sie.«(14)

Neben einer offenen Flanke zu antisemitischer und nationalistischer Ideologie wurde in der kommunistischen Diskussion der Grundstein für die oben genannte inflationäre Verwendung des Begriffs ›Faschismus‹ gelegt. Ebenso wurden auch nicht-faschistische Bewegungen wie bspw. der revisionistische Flügel der zionistischen Bewegung im Nahen Osten als ›faschistisch‹ bezeichnet.(15)
Im kommunistischen Faschismusdiskurs der 1920er Jahre wurde offenkundig ein kausaler Zusammenhang zwischen bürgerlich-kapitalistischer Gesellschaftsordnung und Faschismus hergestellt. Die Singularität und Spezifik faschistischer Ideologie wurde somit relativiert und als reines Herrschaftsinstrument der bürgerlichen Eliten eingeordnet. Festzuhalten bleibt, dass der kommunistische Faschismusdiskurs zur Disposition gestellt werden muss, da dieser den politischen und gesellschaftlichen Realitäten während des Aufstiegs der NSDAP nicht gerecht geworden ist und stelllenweise Affinitäten zur judenfeindlichen Ideologie aufweist. Darüber hinaus fehlten den kommunistischen Autoren die theoretischen Werkzeuge um die völkische Ideologie zu erfassen.
Die zwischenzeitliche Übernahme nationalistischer Rhetorik, die Gleichsetzung von Faschismus mit der Sozialdemokratie im Rahmen der Sozialfaschismusthese und die inflationäre Verwendung des Faschismusbegriffes stellten theoretische Probleme dar, die sich auch auf die politische Praxis auswirkten. Erst ab dem Jahr 1935, also in einer Phase in der Oppositionelle, Juden und Sinti und Roma schon systematisch entrechtet und verfolgt wurden, unterzogen kommunistische Politiker wie bspw. Wilhelm Pieck die Sozialfaschismusthese einer Revision und forderten eine Einheitsfront von Kommunisten und Sozialisten gegen die rechten und völkischen Bewegungen.

Neue Wege der Faschismusforschung in den 1940ern – Die Strukturanalyse Franz Neumanns

Im Jahr 1942 erschien das Werk Behemoth - Struktur und Praxis des Nationalsozialismus in den USA. Der Staatsrechtler Franz Neumann, der wie auch Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse und Otto Kirchheimer im Jahr 1933 nach der gewaltsamen Schließung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung durch die Nazis in die USA floh, leistete auf dem Feld der deutschen Faschismusforschung Pionierarbeit, die einerseits mit den antiquierten Prämissen des orthodoxen Marxismus bricht und andererseits eine bis heute der umfangreichsten Analysen der Zeit von 1933-1944 darstellt. Rekurrierend auf den Titel Behemoth, der in der jüdischen Mystik eine monströse Kreatur beschreibt, die den Untergang der menschlichen Gesellschaft bedeutet, fasst der Politikwissenschaftler seine Arbeitsthese wie folgt zusammen:

»Da der Nationalsozialismus ein Unstaat ist, ein Chaos, eine Herrschaft der Gesetzlosigkeit und der Anarchie, welche die Rechte wie die Würde des Menschen ‚verschlungen‘ hat und dabei ist, die Welt durch die Obergewalt über riesige Landmassen in ein Chaos zu verwandeln, scheint uns dies der richtige Name für das nationalsozialistische System: Der Behemoth.«(16)

Während die Protagonisten des Frankfurter Instituts für Sozialforschung für den US-Amerikanischen Geheimdienst OSS arbeiteten und u.a. sozialwissenschaftliche Analysen und Prognosen über das Dritte Reich und die Zeit nach der absehbaren Niederlage erstellten, legte Neumanns Werk den Grundstein für die Nationalsozialismus-Forschung. Nach der militärischen Zerschlagung des NS-Regimes am 8. Mai 1945 wurde seine Studie zunehmend relevant, da die vorgestellte Analyse über die »politische Struktur des Nationalsozialismus«, »die totalitäre Monopolwirtschaft« und »die neue Gesellschaft« den Alliierten half, die Funktionsabläufe des nationalsozialistischen politischen Systems zu rekonstruieren. Ferner hat sich die Anklagevertretung im Zuge der Nürnberger Prozesse und Frankfurter Auschwitzprozesse auf Neumanns Prämissen bezogen.

Wie auch dem orthodox-marxistischen Ansatz zufolge sieht Neumann in der kapitalistischen Vergesellschaftung seit dem 19. Jahrhundert eine Vorbedingung für die Genese des Nationalsozialismus. Neumann exzerpierte in seiner Abhandlung die folgenden politischen, historischen und ökonomische Gründe als Entstehungsfaktoren des Zusammenbruchs:
Die ökonomischen Bedingungen in der Anfangsphase der Weimarer Republik waren prekär, denn die erste demokratische Regierung »mußte ein verarmtes und erschöpftes Land wiederaufbauen, in dem sich die Klassengegensätze schroff ausgeprägt hatten.«(17)
Überdies vermochten es die Herrschenden nicht, das Erbe der Vergangenheit, die parlamentarische Demokratie und die Eingliederung der Sozial- und Wirtschaftsverbände ins politische System zu realisieren. Vielmehr brachte die Weimarer Republik einen verschärften Klassenantagonismus, die Bürokratisierung, die Delegitimierung parlamentarischer Institutionen und die Wiedergeburt der Armee und paramilitärischer Freikorps hervor. Neumann begründet das Scheitern der Republik und den Aufstieg des Nationalsozialismus multikausal: Die deutsche Außenpolitik zwischen 1919 und 1933 scheiterte, so Neumann, an der fehlenden Unterstützung der Industrie und der Westmächte. Daraus folgte die politische, ökonomische und soziale Krise, die die Rahmenbedingungen für das Erstarken der NSDAP bereiteten.
Ferner seien die Macht des Großkapitals und eine unzureichende Sozialpolitik sowie die damit verbundene Verarmung der Arbeiterschicht verantwortlich für die anschließende Flucht in die autoritäre Staatsform. Nicht nur die Arbeiterschicht, sondern auch der Mittelstand litt unter den wirtschaftlichen Bedingungen, die sich in der Weltfinanzkrise 1929 noch verschlechterten. Die demokratische Verfasstheit war, so Neumann, aufgrund der fehlenden Beseitigung der Arbeitslosigkeit, nur eine Hülse. Als weiteren Entstehungsfaktor bringt er die Rückkehr zur »imperialistischen Expansion« an, die weder »in der traditionellen demokratischen Form« noch in Form einer Restaurierung der Monarchie erfolgen konnte. Ferner habe eine Industriegesellschaft, die eben diese demokratische Phase durchschritten habe, »die Massen nicht aus ihren Erwägungen ausklammern« können. Dieser Expansionismus kulminierte in der Form des Nationalsozialismus, einer Diktatur, der es gelungen sei, »einen Teil ihrer Opfer in Anhänger [und somit Täter, Anm. J.B.] und das ganze Land in ein unter eiserner Disziplin gehaltenes bewaffnetes Lager zu verwandeln.«(18)

Der Niedergang der Arbeiterbewegung und die Bewegung der Konterrevolution

Der Unterschied zu der orthodoxen Faschismusanalyse zeigt sich bei Neumann anhand des interdisziplinären Charakters seiner Darstellungen. Er geht, und das grenzt seine Strukturanalyse beispielsweise von der Dimitroffthese ab, wissenschaftlich und kohärenter vor. Seine Schlüsse zieht er aus empirischen Beobachtungen. Auf diese Weise macht er Kontinuitäten aus der Weimarer Republik sichtbar, geht auf das Theorem des charismatischen Führers in Anlehnung an Max Weber ein und thematisiert u.a. die Spezifik der deutschen Kulturnation und Luthers Antisemitismus.
Ein Novum stellt außerdem das Kapitel über den Antisemitismus dar, der als »Speerspitze des Terrors« verstanden wird. Dieses Kapitel zeigt, und auch hier findet sich eine Differenz zur Faschismustheorie der KPD, die Sensibilität des Autors für den staatlich-verordneten Judenhass ›von oben‹. Er schreibt:

»Die Teilnahme an einem so ungeheuren Verbrechen wie der Ausrottung der Ostjuden machte die deutsche Wehrmacht, das deutsche Beamtentum und breite Massen zu Mittätern und Helfern des Verbrechens und machte es ihnen daher unmöglich, das Naziboot zu verlassen. Enteignungen, Verbrechen, Pogrome und Massenmorde nutzte die deutsche Führung seit 1938 absichtsvoll als Mittel zur Korruption, sozialen Integration und Fesselung ihres Volkes.«(19)

Der Nationalsozialismus als ›Unstaat

Neumann negiert die staatliche Verfasstheit des nationalsozialistischen politischen Systems und grenzt die institutionellen Rahmenbedingungen vom italienischen Faschismus ab. Folglich geht die Organisationsform des NS-Regimes über den totalitären Staat hinaus und so definiert Neumann Nazideutschland als »totalitären Pluralismus«. Die wichtigsten Akteure dieses Pluralismus stellen das Militär, die Wirtschaftseliten sowie die nationalsozialistische Partei dar. Da sich diese Akteure gegen die Bürokratie und die Strukturen aus dem Kaiserreich durchsetzen, benennt der Staatswissenschaftler die politische Willkür eines Unstaates.
Dennoch, und hier finden sich abermals Analogien zum kommunistischen Diskurs der 1920er Jahre, beschreibt Neumann den Nationalsozialismus nicht als antimoderne Bewegung, die hinter kapitalistische Verhältnisse zurückfällt, sondern – und das grenzt seine Prämissen von anderen Frankfurter Theoretikern wie Adorno oder Horkheimer ab – wird dieser zur ausführenden Gewalt des Kapitalismus.(20)

The Five Stages of Fascism – Der liberale Ansatz von Robert O. Paxton im späten 21. Jahrhundert

Der Historiker Robert O. Paxton wurde in den 1970er Jahren in der geschichtswissenschaftlichen Fachdiskussion bekannt, weil er schon früh Arbeiten zum Antisemitismus des Vichy-Regimes und der Kollaboration zwischen der französischen Administration unter Philippe Pétain mit den Nationalsozialisten vorgelegt hat.(21)

Sein Essay The Five Stages of Fascism ist für die Fragestellung relevant, weil dieser wichtige Erkenntnisse seiner jahrzehntelangen Forschung systematisch zusammenfasst. Es handelt sich dabei um seine wesentlichen Thesen, die er 2004 in der Monographie The Anatomy of Fascism veröffentlichte.(22) Paxton setzt sich in seinem Essay mit der Frage auseinander, ob sich Faschismus auch heute noch durchsetzen könnte und entwirft ein fünf-stufiges Modell um die Genese, Entwicklung und Ziele faschistischer respektive völkischer Bewegungen darzustellen und zu analysieren. In The Anatomy of Fascism differenziert er nicht zwischen dem ›deutschen Nationalsozialismus‹ und dem ›italienischen Faschismus‹. Diese Unterscheidung beschreibt Paxton als ein »deutsches« Problem.
Überdies erstellt er in The Five Stages of Fascism eine Minimaldefinition, um den Begriff ›Faschismus‹ theoretisch zu erfassen. Faschismus und Nationalsozialismus seien für ihn »Erscheinungsformen ein und desselben hypernationalistischen, antiliberalen und gewaltsamen politischen Phänomens.«(23)

Bei Betrachtung dieser Definition fällt auf, dass sich auch Parallelen zu Begriffsbestimmungen anderer Historiker herstellen lassen. So finden sich auch bei Ernst Nolte oder Wolfgang Schieder Begriffsbestimmungen, die den ›Faschismus‹ als »antimarxistisch«, »antiliberal« und »nationalistisch« charakterisieren. Paxton legt jedoch eine weite und differenziertere Begriffsbestimmung vor. Er schreibt:

»Fascism may be defined as a form of political behavior marked by obsessive preoccupation with community decline, humiliation, or victimhood and by compensatory cults of unity, energy, and purity, in which a mass-based party of committed nationalist militants, working in uneasy but effective collaboration with traditional elites, abandons democratic liberties and pursues with redemptive violence and without ethical or legal restraints goals of internal cleansing and external expansion.«(24)

Diese Definition erfasst im Gegensatz zu der Minimaldefinition von Schieder oder Nolte die Dynamik und Veränderung von faschistischen Bewegungen. Zudem geht Paxton auf die Kollaboration zwischen Faschisten und traditionellen Eliten als Bedingungsfaktor für den Erfolg faschistischer Bewegungen, die Abschaffung liberal-demokratischer Rechte und die »innere Reinigung« und »äußere Expansion«
ein. Der Historiker verweist außerdem auf das Ziel faschistischer Bewegungen: Die Herstellung einer »inneren Reinheit« der Nation und eine »reinigende Wiedergeburt der Nation«.

Faschismus in Stufen
Generell unterteilt Paxton sein Modell fünf Phasen: In der ersten Phase konstituieren sich völkische Bewegungen, in der zweiten Phase etablieren sich die faschistische Bewegungen als feste politische Kraft und in der dritten Phase kommt es zur Machübernahme eben dieser Bewegung. In der vierten Phase folgt die Machtausübung und in der fünften die Radikalisierung oder der Niedergang des politischen Systems. Mit der Methode des historischen Vergleichs arbeitet Paxton Divergenzen und Konvergenzen zwischen erfolgreichen und gescheiterten faschistischen Bewegungen in Deutschland, Italien und Frankreich heraus.(25)
Während in anderen Ansätzen zur Faschismusforschung oftmals die Ideologie und/oder Parteiprogramme betrachtet werden, geht es Paxton um ein Instrument, das bestimmt, in welchem Stadium sich eine faschistische Bewegung befindet. Der Historiker legt mit seinem Phasenmodell den Schwerpunkt somit auf gesellschaftliche und politische Machtverhältnisse und geht von der Prämisse aus, dass diese Bewegungen einem stetigen Wandel unterliegen. Er orientiert sein Verlaufsmodell nicht an ideologischen Kriterien, sondern argumentiert streng handlungstheoretisch. Laut Paxton hängt der Erfolg von faschistischen Bewegungen eng mit der Schwäche der liberalen Demokratie zusammen.

Paxton geht also davon aus, dass die traditionellen Eliten und Konservativen eine Mitverantwortung für den Machtgewinn faschistischer Bewegungen haben. Dabei fällt allerdings auf, dass in seiner Analyse das historische Versagen der Arbeiterbewegung weniger ins Gewicht fällt.
Der Erfolg von völkischen und faschistischen Bewegungen, so Paxton, hänge nicht nur von der Fähigkeit ab, Realpolitik zu betreiben, sondern auch von der Anbiederung an bürgerliche Verbündete und alte Eliten. Diese Annahme gelte vor allem für die Bewegungs- und die Durchsetzungsphase. Darüber hinaus widerspricht der Historiker den Prämissen kommunistischer Autoren, dass die von der kommunistischen Linken bedrohte bürgerliche Elite gezwungen gewesen sei, zur Rettung der kapitalistischen Ökonomie auf die Herrschaftsform des ›Faschismus‹ zurückzugreifen. Paxtons These, der Holocaust sei Ausdruck einer Radikalisierungsphase kann hingegen bejaht werden. Es wurde bis heute kein »Führerbefehl« für die systematischen Ermordung der europäischen Juden gefunden und Historiker gehen davon aus, dass nach den Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung im Rahmen des »Unternehmens Barbarossa« durch die Sondereinsatzkommandos der Wehrmacht und SS-Verbände eine solche Radikalisierung des elimantorischen Antisemitismus stattgefunden hat, der in der Organisation und Durchführung der Berliner Wannseekonferenz kulminierte.(26)
Andere faschistische Regime, und hier zeigt sich die Differenz zum spezifisch deutschen Nationalsozialismus, wie beispielsweise dem Franco-Faschismus, erreichten zu keinem Zeitpunkt ihrer Herrschaftsausübung eine vergleichbare ›Radikalisierungsphase‹.

Dennoch hat das Stufenmodell theoretische Schwächen. Besonders die Darstellung der letzten Stufe, Paxton nennt diese ›Radikalisierungsphase/Entropie‹, ist oberflächlich und nicht überzeugend. Seine universalistische und generalisierende Faschismustheorie ist ungeeignet, um die Singularität der antisemitischen NS-Vernichtungspolitik theoretisch zu erfassen.

Was bleibt? Probleme und Leerstellen innerhalb der faschismustheoretischen Diskussion

Die Prämissen der kommunistischen Faschismusdiskussion hatten gerade in den 1920er und 1930er Jahren viele blinde Flecken und wurden oftmals der politischen und gesellschaftlichen Realität nicht gerecht. Die Mehrheit der kommunistischen Autoren definierte den Faschismus als »Instrument des Monopolkapitals«. Ein weiteres theoretisches Problem stellte der aus dem Marxismus-Leninismus übernommene Faschismusbegriff dar, weil dieser Phänomene wie Antisemitismus nicht zur Kenntnis nahm und somit die systematische Vernichtung von Juden, Sinti und Roma, so genannten Asozialen und Homosexuellen nicht adäquat erfassen konnte. Innerhalb der kommunistischen Faschismusdiskussion wurde mit einem manächistischen Weltbild operiert und vor dem Hintergrund der ›Sozialfaschismusthese‹ wurden qualitative Unterschiede zwischen der bürgerlichen Demokratie und völkischen Bewegungen nivelliert und somit totalitäre Regime relativiert. Einen weiteren Aspekt stellt die Auseinandersetzung über die ›nationale Frage‹ im Rahmen des KPD-Programms mit dem Titel Zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes dar. Der Diskurs über die ›nationale Frage‹ hat mit dem Erscheinen des Programms im Jahr 1930 die Kriterien nationaler Homogenität aufgestellt. Ab 1933 wurde das »revolutionäre Subjekt«, das Proletariat, mehrheitlich von der Mitschuld für den Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung freigesprochen und die Verantwortung auf einen kleinen Kreis von Funktionseliten des NS-Regimes exkulpiert. Deshalb macht es einen wichtigen Unterschied, ob nun die Begriffe ›Hitlerfaschismus‹, ›Faschismus‹ oder ›Nationalsozialismus‹ benutzt werden. Besonders der Begriff ›Nationalsozialismus‹ wurde in den programmatischen Aussagen kommunistischer Autoren vermieden, um den Begriff ›Sozialismus‹ nicht zu beschädigen. Obgleich die oben genannten Prämissen in ihrer Gesamtheit einen denkbar ungeeigneten Ansatz darstellen, um das Erstarken völkischer Bewegungen adäquat zu fassen, darf der antifaschistische Widerstand vieler Kommunisten nicht unterschlagen werden. Mehrere Tausend deutsche Kommunisten schlossen sich den Partisanenbewegungen an, kämpften im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco und an der Seite der Sowjetunion gegen die Wehrmacht.

Dennoch stellten die Schwächen der Analyse nicht nur ein theoretisches Problem dar, sondern wurden auch in die politische Praxis übersetzt: Besonders die Sozialfaschismusthese hat am ›Vorabend des Dritten Reiches‹ dazu beigetragen, ein gemeinsames Vorgehen von Sozialdemokraten, Liberalen und Kommunisten gegen die NSDAP zu verhindern.
In den 1940er Jahren leistete Neumann mit seiner Strukturanalyse insofern Pionierarbeit, da er herausarbeitete, dass die alten monarchistischen Strukturen, die Verwaltung und Militär, die Monopolisierung der Ökonomie und die strukturellen Schwächen der Weimarer Republik die Entstehungsfaktoren für den Zivilisationsbruch ab 1933 darstellen. Als weiteren Grund führt er das Scheitern der Arbeiterbewegung an. Der Staatswissenschaftler liefert somit einen multikausalen Erklärungsansatz, der dem Gegenstand gerecht wird und nicht bei einer ideologischen Vereinfachung stehen bleibt. Es ist nicht zuletzt Neumann zu verdanken, dass sich die Politikwissenschaft im postnazistischen Deutschland als Aufklärungswissenschaft verstanden hat und lange Zeit immer wieder Position im gesellschaftlichen Diskurs bezogen hat.
Demgegenüber stellt Paxtons Stufenmodell ein Universalkonzept dar, das bei der Einordnung helfen kann, in welcher Phase faschistische Bewegungen sich befinden. Darüber hinaus ist es Paxtons Verdienst, einen systematischen historischen Vergleich zwischen den völkischen Bewegungen in verschiedenen europäischen und außereuropäischen Staaten vorgelegt zu haben. Wie gezeigt werden konnte, lassen sich in Paxtons The Five Stages of Fascism immer wieder Bezüge zu anderen Wissenschaftlern der Faschismusforschung wie bspw. Roger Griffin herstellen. Obgleich Paxtons Arbeit die international vergleichende Faschismusforschung maßgeblich vorangetrieben hat, hat auch sein Ansatz Schwächen. Um die spezifischen Ausgangsbedingungen von Bewegungen wie der NSDAP theoretisch zu erfassen, reicht ein schematisches Stufenmodell nicht aus. Dennoch können mittels Paxtons Theorem der ›Radikalisierungsphase‹ die singulären Verbrechen der Deutschen gegen Juden, Sinti und Roma sowie Oppositionelle erklärt werden. Leider nimmt Paxton keine trennscharfe Differenzierung zwischen den Begriffen ›Nationalsozialismus‹ und ›Faschismus‹ vor und versäumt es, den Antisemitismus als notwendige Essenz des Nationalsozialismus herauszuarbeiten. Allen faschismustheoretischen Ansätzen gemein ist das strukturelle Problem, dass es ihnen mehrheitlich nicht gelingt, die spezifischen Entstehungsfaktoren und Essenzen des Nationalsozialismus zu erkennen und zu analysieren. Um diesen blinden Fleck etwas zu erhellen, ist es empfehlenswert, sich an aktuellen Schriften, komplementär zu den hier erwähnten Ansätzen, zu orientieren.(27)




Literatur



von Jérôme Buske

Anmerkungen

(1) Schneider, Christiane (1987): Ausgewählte Dokumente der Zeitgeschichte: Bundesrepublik Deutschland (BRD) - Rote Armee Fraktion (RAF). Verlagsgesellschaft Politische Berichte, Köln 1987, S. 36
(2) Dimitroff, Georgi (1935): Arbeiterklasse gegen Faschismus. VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale. Hg. v. Publikation des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD. Online verfügbar unter http://www.mlwerke.de/gd/gd_001.htm, zuletzt geprüft am 24.09.2019.
(3) Zitiert nach: Wippermann, Wolfgang (1997): Faschismustheorien. Die Entwicklung der Diskussion von den Anfängen bis heute. 7. überarb. Aufl. Darmstadt: Primus-Verlag , S. 11
(4) Vgl. Kistenmacher, Olaf (2010): Vom „Judenkapital“ zur „jüdisch-faschistischen Legion in Jerusalem“. Zur Entwicklung des „Antizionismus“ in der Kommunistischen Partei Deutschlands in der Weimarer Republik, 1925-1933. In: Associazione delle talpe / Rosa Luxemburg Initiative Bremen (Hg.): Maulwurfsarbeit. Aufklärung und Debatte, Kritik und Subversion. Berlin, S. 84–96. Hier: S.89
(5) Wippermann, Faschismustheorien (wie Anm. 3), S. 13
(6) Dimmitroff, Arbeiterklasse gegen Faschismus (wie Anm. 2)
(7) Ebda.
(8) Adorno, Theodor W. (2014): Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, hg. v. Rolf Tiedemann, 9. Aufl., Bd. 4, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 125.
(9) Zitiert nach: Schmitz-Berning, Cornelia (2007): Vokabular des Nationalsozialismus, 2., durchges. und überarb. Aufl., Berlin/New York: De Gruyter, S. 701–702.
(10) Zetkin, Clara (1923): Der Kampf gegen den Faschismus. Bericht auf dem Erweiterten Plenum des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale. Online verfügbar unter https://www.marxists.org/deutsch/archiv/zetkin/1923/06/faschism.htm, zuletzt geprüft am 29.11.2019.
(11) Schieder, Wolfgang (2008): Faschistische Diktaturen. Studien zu Italien und Deutschland. Göttingen: Wallstein. S. 14
(12) Vgl. Griffin, Roger (2012): The Legitimizing Role of Palingenetic Myth in Ideocracies. In: Totalitarismus und Demokratie - Zeitschrift für internationale Diktatur und Freiheitsforschung, Heft 1 vom 01.06.2012, S. 39–82. Hier S. 50. Roger Griffin ist ein weltweit renommierter Faschismusforscher.
(13) Thälmann, Ernst (1930): Programmerklärung zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes. Proklamation des ZK der KPD. Berlin. Online verfügbar unter https://www.marxists.org/deutsch/referenz/thaelmann/1930/08/natsozbef.htm
(14) Zitiert nach: Müller, Natascha; Marusczyk, Oliver (2014): Marxistische Faschismusanalysen als Zeitdiagnose. Zur unterschiedlichen Rezeption des Nationalsozialismus. München: AVM. S. 27 : Das vollständige Zitat lautet: »Sie rufen auf gegen das Judenkapital, meine Herren? Wer gegen das Judenkapital aufruft, meine Herren, ist schon Klassenkämpfer, auch wenn er es nicht weiß. Sie sind gegen das Judenkapital und wollen die Börsenjobber niederkämpfen. Recht so. Tretet die Judenkapitalisten nieder, hängt sie an die Laterne, zertrampelt sie. […] Aber meine Herren, wie stehen Sie zu den Großkapitalisten, den Stinnes, Klöckner…?«
(15) Vgl. Wippermann, Faschismustheorien (wie Anm. 3), S. 24.
(16) Neumann, Franz (1942) Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933 – 1944. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Gert Schäfer. Fischer Taschenbuch Verlag September 1988. S.16: In diesem Abschnitt wird ebenso auf den Aufsatz von Kunow rekurriert. Vgl. Kunow, Fabian (2009): Der »Behemoth« von Franz Neumann. Hg. v. Antifaschistisches Infoblatt. Online verfügbar unter www.antifainfoblatt.de/artikel/der-%C2%BBbehemoth%C2%AB-von-franz-neumann, zuletzt geprüft am 09.11.2019.
(17) Ebd. S. 59
(18) Alle Zitate in diesem Abschnitt bei: Neumann, Behemoth (wie Anm. 16),. S. 59 - 60.
(19) Ebd. , S. 582
(20) Vgl. Kunow, Behemoth, (wie Anm. 16)
(21) Vgl. Paxton, Robert O. (1999): La France de Vichy. 1940 - 1944. Nouvelle éd. Paris: Ed. du Seuil (Collection points histoire, 16)
(22) Vgl.Paxton, Robert O. (2004): The anatomy of fascism. 1. Vintage Books ed. New York; Ders. (1998): The Five Stages of Fascism. In: The Journal of Modern History, 70 /1, S. 1–23
(23) Paxton, The Five Stages of Fascism S.11
(24) Ebd., S.22 : Faschismus stelle eine Form politischen Verhaltens dar, das durch eine obsessive respektive Beschäftigung mit dem Niedergang und der Demütigung [der Nation] gekennzeichnet ist. Die Gemeinschaft befindet sich, so Paxton, in einer Phase der Kompensation, die durch Einheit, Reinheit und Energie gekennzeichnet ist. Überdies verfolge, so Paxton weiter, eine nationalistische Massenpartei in Kooperation mit den traditionellen Eliten mittels erlösender Gewalt eine interne Säuberung und externe Expansion. [Übersetzung d. Autors]
(25) Vgl. Ebd., S.1-23: Hier S.13.
(26) An dieser Stelle sei auf Longerich, Peter (1998): Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung, München. hingewiesen.
(27) Beispielsweise legt Samuel Salzborn mit seinem Werk „Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne“ eine überzeugende Theorie über die Entstehungsursachen des völkischen Antisemitismus als Dreh- und Angelpunkt der NS-Ideologie vor. Vgl. Salzborn, S. (2010). Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne: Sozialwissenschaftliche Theorien im Vergleich. Frankfurt am Main [u.a.]: Campus-Verlag.

13.12.2019
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