• Titelbild
• Editorial
• Roboterkommunismus – nur eine Utopie?
• Ceremony
• position: Unteilbare Gutbürger im Dienst fürs Kapital
• position: Über die Islamisierung der Universität und die Verblödung der Studenten
• doku: Was bleibt von der Welt am Ende des Monats?
• doku: System Change Not Climate Change
• doku: Außer Kontrolle
• doku: Vergeblich Erdöl säen
• das letzte: Grün-braune Heimatliebe
Im Zuge der allgemeinen Verblödung links-intellektueller Studenten kann auch »Leipzigs unabhängige Hochschulzeitung« (luhze) Fortschritte im Grade seiner Geistlosigkeit vorweisen. Vormals unter dem Namen Student! das universitäre Lebensgefühl abdruckend, zeigte man sich im letzten Jahr betroffen und schuldbewusst gegenüber dem generischen Maskulinum im daraufhin geänderten Namen der eigenen Zeitung, weil vermehrt »Personen die Zeitung wegen des Namens nicht lesen wollten«. Einmal von der Frage abgesehen, weshalb sich jemand überhaupt vom Namen einer Zeitung persönlich angesprochen fühlen muss, zeigt die Entscheidung der Namensänderung vor allem eines: Die Redaktion hält Schritt im Taumel der allgemeinen Rücksichtnahme auf Gefühle und Befindlichkeiten ihrer Leser, denen man offenbar nicht mehr zutrauen will, etwas anderes als verletzliche Gefühle auf Beinen zu sein.
Wie das Genus im Allgemeinen ist auch das generische Maskulinum im Besonderen nicht identisch mit dem biologischen Geschlecht (Sexus). Beide können zwar miteinander übereinstimmen, doch in der Regel abstrahiert das grammatische Geschlecht vom Sexus, da die Bedeutung eines Nomens in den meisten Fällen überhaupt keine Differenzierung des Sexus erfordert. Mit dem Verzicht auf die Anwendung des generischen Maskulinums verzichtet man daher auch auf die Möglichkeit, geschlechtsneutrale Ausdrucksformen zu verwenden und betont die Geschlechterform auch dort, wo sie keinerlei Bedeutung hat. Diese Unfähigkeit, oder besser: dieser Unwille zur Abstraktion entspricht dem anwachsenden Bedürfnis nach einer ganz eigenen Identität, das im postmodernen Subjekt qua seiner objektiven Überflüssigkeit entspringt. Während die eigene Bedeutungslosigkeit durch den kontinuierlich steigenden Anpassungsdruck in der Uni oder am Arbeitsplatz zunimmt, sollen bleibende Identitäten den Ausgleich schaffen, damit die Angepassten zumindest noch das vage Gefühl ihrer Individualität erhalten können. Man verzichtet also einfach auf den abstrakten Ausdruck der jeweiligen gesellschaftlichen Funktion (z.B. Student, Arbeiter, etc.) und kann somit dessen verallgemeinernden und konformistischen Zwang ausblenden. Nicht weil geschlechtsspezifische Unterschiede immer gravierender werden, sondern im Gegenteil: Weil sie im Beruf, in der Uni oder in der Politik immer mehr an Bedeutung verlieren, soll ihre Hervorhebung anstelle der allgemeinen Ausdrucksweise verwendet werden. Was bleibt den Angepassten denn sonst noch, wenn sie nicht wenigstens als Besondere angesprochen werden?
Als willkommenes Objekt der Sehnsucht identitäts- und geistesarmer Studenten halten seit längerem auch Muslime her. Im Gegensatz zur eigenen Charakterlosigkeit kann man an ihnen noch eine angeblich authentische Kultur betrachten, die sich von der kapitalistischen Gleichmacherei noch nicht hat okkupieren lassen. An ihnen kann der allgemeine Anpassungsdruck als Diskriminierung bekämpft und die eigene Zivilisationsfeindlichkeit als Vielfalt gelobt werden. So geschehen in der aktuellen Ausgabe von Leipzigs unabhängiger Hochschulzeitung (luhze, Oktober 2019, Nummer 147, S. 8)(1).
Den für antirassistische Islamfreunde klassischen Einstieg in das Thema leistet die Viktimisierung hier lebender Muslime. Diesen ginge es nämlich zuallererst »darum, das eigene Überleben zu sichern«, zitiert Autor Jonas Waak einen kundigen Spezialisten für Extremismusforschung. Zur Beruhigung des Lesers, der sich zunächst einmal den täglichen Überlebenskampf Leipziger Muslime vorstellen musste, erfährt man anschließend, dass die vom Aussterben bedrohten Kulturträger zumindest für ihre wichtigste Lebensgrundlage nicht kämpfen müssen. Dank der zahlreichen Moscheegemeinden sei nämlich zumindest ihre »religiöse Grundversorgung« sichergestellt. Beruhigt darüber, dass die Leipziger Muslime, wenn sie offenbar weder über eine Wohnung, noch über Arbeit oder Geld verfügen, neben ihrem täglichen Überlebenskampf zumindest ihren Glauben praktizieren können, fällt doch zugleich auf, dass bislang keine dieser Moscheen einem »typischen Kuppelbau mit Minarett« gleicht. Während die Muslime der Stadt also wirklich nur die Grundversorgung durch provisorische Moscheen erhalten, bekommt die Stadt Leipzig ungleich mehr von ihnen: »Die muslimischen Gemeinden geben der Stadt viel. […] Vielfalt, natürlich, aber auch eine andere Perspektive auf das Leben in der Stadt«. In diese muslimische Perspektive kann man am Besten in der Gegend rund um die Eisenbahnstraße eintauchen. Dort sieht man »voll besetzte Cafétische und spielende Kinder«, authentische Eindrücke einer fremden Kultur also. Obwohl rund um den Kriminalitätsschwerpunkt Eisenbahnstraße die Frauen verschleiert und die Welt noch in Ordnung ist, kommt urplötzlich ein Problem daher: Denn trotz der zahlreichen Kinder, Cafés und Moscheen »fällt vielen der Brückenschlag zwischen der muslimischen Welt und der Mehrheitsgesellschaft schwer«. Der zitierte Brückenbauspezialist hat aber sogleich eine Antwort auf das Integrationsproblem von Muslimen, das nicht so genannt werden darf: »Man könnte zum Beispiel das hochaktuelle Thema Klimaschutz mit dem Islam verknüpfen« und hätte somit ein gemeinsames identitätsstiftendes Thema, hinter dem sich sowohl Deutsche als auch Muslime vereinigen könnten. Weil die Moscheegemeinden aber leider nicht nur beim Thema Klimaschutz Nachholbedarf haben, können sie den orientierungslosen Jugendlichen »bei der Identitätsfindung […] nicht wirklich helfen«. Es sei außerdem ein gewisses Problem, so zitiert der Autor den Extremismusexperten und Brückenbauer weiter, für die Jugendarbeit »geeignete Leute zu finden, die keine Verbindungen zur islamistischen oder salafistischen Szene haben«. Dies seien allerdings nun wirklich kein Grund, den Muslimen für ihre »Hilfe in der Flüchtlingsarbeit« nicht ausreichend zu danken, denn da haben sie gute Arbeit geleistet. Die salafistische Al-Rahman Moschee konnte im Zuge der Flüchtlingskrise beispielsweise einen explosionsartigen Anstieg ihrer Besucherzahlen verzeichnen und hält seit längerem auf Grund des Andrangs zwei Freitagsgebete hintereinander ab, damit alle Zuhörer des Al Qaida-treuen Imams auch einen Platz bekommen. Das wichtigste sei jedoch, so das Fazit des Textes, dass man sich »auf Augenhöhe begegnet«, denn wir »können viel voneinander lernen«. Anstatt die Muslime einfach in die deutsche Gesellschaft, sollen die Deutschen also genauso in den Islam integriert werden. Für jene Leser dieses Blattes, die nach dem jeweiligen Uniseminar jetzt auch noch in die Koranschule gehen wollen, hat der luhze sogleich eine Auswahl der städtischen Moscheegemeinden aufgelistet. Neben der Anlaufstelle für die Muslimbruderschaft finden sich dort auch die lokale Zelle des türkischen Islamfaschismus und die stark frequentierte Hochburg der Salafistenszene aufgereiht - ganz so, als ginge es um die schönsten Cafés der Stadt. Ganz sicher bekommt man dort auch seine geschlechtsspezifische Identität verschrieben und kann darüber hinaus das faszinierende Fremde in sich selbst finden, das man sehnsüchtigst so lang gesucht hat. Mit dem Islam ist jedenfalls die ewige Suche nach dem eigenen Selbst beendet – in ihm ist man von der Last des nie endenden postmodernen Selbstfindungsprozesses endlich befreit und muss die Unzufriedenheit über sich selbst nicht mit sich selbst ausmachen, sondern bekommt als Verantwortliche die Ungläubigen, Juden, Christen und den Westen vorgelegt, die man nur bekehren oder bekämpfen kann. Wem die Moscheen zu weit von der Uni entfernt sind, der kann gern auch erstmal klein anfangen, sich in der Muslimischen Hochschulgruppe Leipzig (MHG) engagieren und deren seit Jahren andauernde Spendensammlung für islamic relief unterstützen. Das ist eine weltweit agierende Organisation, die der Muslimbruderschaft angegliedert und in mehreren Ländern verboten ist, weil sie als als bedeutender Teil des Finanzierungsapparates der palästinensisch-islamistischen HAMAS gilt. Möglich macht es der Leipziger StuRa, dessen Unvereinbarkeitsklausel bezüglich Antisemiten und Antizionisten für Muslime offenbar seit Jahren außer Kraft gesetzt ist.
von Mathias Pleger