• Titelbild
• Wahlabsage
• das erste: Streetwork mit Marx
• inside out: Im Osten nichts Neues.
• Jahresbericht 2018
• Full of Hell / The Body / Wayste / Hydren
• Captain Planet, Deutsche Laichen
• position: Unteilbare Gutbürger im Dienst fürs Kapital
• position: Von Kettenrauchern und Dieselautos
• position: Eine schrecklich nette Familie
• das letzte: Demokraten wider Willen?
Wenn ihr dieses Heft in den Händen haltet, ist die sächsische (und auch die brandenburgische) Landtagswahl bereits gelaufen und in vermutlich mindestens einem der beiden Bundesländer wird die AfD die stärkste Kraft geworden sein. Jedoch ist stark davon auszugehen, dass weder in Sachsen noch in Brandenburg zu diesem Zeitpunkt mit einer Regierungsbeteiligung dieser neofaschistischen Parteiformation zu rechnen ist.
Vielleicht habt ihr also an einem der vergangenen Sonntage eure Staatsbürger*innenpflicht brav erfüllt und versucht, das Gespenst des drohenden Faschismus an der Wahlurne abzuwenden. Die bürgerlichen Trottel engagierten Jugendlichen der Gruppe Zukunft Sachsen klopfen sich jetzt sicher auch auf die Schulter und freuen sich auf fünf weitere Jahre unter einer CDU-geführten Landesregierung.
Ein gut gemeinter Hinweis daher an dieser Stelle: Wer glaubt, durch Wahlen in der bürgerlichen Demokratie (die ja die Voraussetzungen für den Faschismus erst produziert) und mit Hilfe einer CDU-Landesregierung denselben abwenden zu können, sollte nochmal ein Grundkurs-Seminar Antifaschismus besuchen. (Im nächsten Heft gibt es dann dazu einen ausführlicheren Text.)
Gleichwohl waren so einige Teilnehmer*innen der #unteilbar-Demonstration am 24. August in Dresden ob ihrer schieren Größe zu Tränen und emotionalen Ausbrüchen gerührt. Wer hätte auch gedacht, dass es monatelange, bundesweite Mobilisierung gleich knapp 40.000 Demoteilnehmer*innen in die sächsische Hauptstadt lockt – inklusive Bühnenprogramm und KarnevalsFestivalatmosphäre. Immerhin gab es keinen BDS-Block wie noch zuvor in Berlin.
Dass unter diesen Umständen sich nicht mehr haben motivieren lassen, ist vielleicht auch der inhaltlichen Beliebigkeit des #unteilbar-Bündnisses in Sachsen geschuldet, dass sich gerne auf die Demonstrationen zum Ende der DDR bezieht.(1) In jedem Fall konnten nahezu alle Gruppen und Parteien teilnehmen, die auch nur irgendwas gegen die AfD hatten. Das erklärt auch die Teilnahme der SPD, die Teil der aktuellen Landesregierung und damit nicht ganz unschuldig an der gegenwärtigen politischen Misere ist. Ob eine solche ›Massenbewegung‹ eine politische Zukunft hat, darf bezweifelt werden.
Schließlich soll an dieser Stelle nochmal unser Mitgefühl an die uns politisch verwandte Bahamas-Redaktion ausgesprochen werden, die in ihrer Ausgabe mit der Nummer 81 Opfer eines perfiden Trollangriffs geworden ist. Unter dem Pseudonym »Thomas Maul« veröffentlichte eine Trollgruppe einen Artikel, der die dümmsten Argumente der konservativen Kritiker*innen der Klimawissenschaft auf die Spitze treibt und jedem vernunftbegabten Menschen gleich vorführen müsste, zu welchem Blödsinn sich einige Leute herablassen.
Leider scheint dies der Redaktion nicht aufgefallen zu sein und somit kann sich die Bahamas nun in einer Reihe mit der Phase 2 nennen lassen, die ebenfalls schon getrollt wurde. Wir wünschen für die redaktionelle Zukunft weiterhin viel Erfolg und wollen an dieser Stelle unseren treuen Leser*innen versichern, dass wir alle eingesandten Artikel sorgfältig prüfen und nicht einfach alles wahllos veröffentlichen, was in unserem Postfach landet.
Was Klima- und Umweltschutz angeht, ist es aber auch anderswo ziemlich dumm:
In Bremen (hatten wir das nicht schonmal?) haben sich einige besonders radikale Thunberg-Anhänger*innen entschlossen, die Verkehrswende in die eigenen Hände zu nehmen und besonders klimaschädliche Fahrzeuge dem Straßenverkehr zu entziehen. So heißt es im Text: »In vielen Städten schließen sich Aktive der Bewegung ›Ende Gelände-wagen‹ zusammen und wracken auf vielfältige Weise Autos ab, die ohne jeden Grund drei Tonnen wiegen und übermotorisiert durstig eine gigantische Menge klimaschädliches CO2 abblasen.«(2) Ohne Zweifel wurden dabei die Emissionen, die durch die Verbrennung des Wagens (mehr als ein voller Tank in jedem Fall) denen gegengerechnet, die durch seine mehrjährige Nutzungszeit entstehen würden. Hoffentlich war die Bilanz positiv und der Umwelt geht es jetzt ein bisschen besser.
Eure klimaneutrale Redaktion