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Aktuelles Heft

INHALT #254

Titelbild
Connewitz bleibt sächsisch
• das erste: Wider die falsche Toleranz gegenüber einer reaktionären Ideologie
Leoniden
Adam Angst
• review-corner buch: Rezension: »Einführung in islamische Feminismen« von Lana Sirri (2017)
• doku: Der Staat als Gefährder
• das letzte: Das Viertel bleibt dämlich

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Connewitz bleibt sächsisch

Schenkt man den Umfrageergebnissen des letzten Sachsen-Monitor Glauben, befürchten die meisten Sachsen weiterhin, »dass die Gegensätze zwischen Arm und Reich zunehmen« (83%) und »dass der gesellschaftliche Zusammenhalt verloren geht« (78%). Hingegen plagen ›nur‹ 58% die Sorge, »dass die deutsche Kultur und Eigenart verloren geht«. In Connewitz zeigte sich zuletzt erneut, dass auch im politischen Mikrokosmos Kiez diese Sorgen nicht fremd sind:
So befürchtet die Vernetzung Süd aus »Anwohner*innen, sozio-kulturellen Projekten, Laden- und Kneipenbesitzer*innen«, dass der »einmalige Möglichkeitsraum« Connewitz seine Kultur und Eigenart verlieren wird, wenn der Stadtrat diesen »Standortfaktor« nicht vor Mieterhöhungen oder Verkäufen schützt.
Eine »kiezpolitische Maßnahme« zum Stichwort »widerständiges Viertel« hatte zudem kurz vor Weihnachten eine selbsternannte »Kiezmiliz« unternommen: »Bewaffnet mit Hämmern und Farbe« zertrümmerte sie die Scheiben eines Pizza-Lieferdienstes, weil dieser Gewerbetreibende zuvor sachgemäß die außergesetzliche und -vertragliche Beschädigung fremden Eigentums (Inbrandsetzen zweier Abfalltonnen) nicht toleriert hatte, und die einer nebenan gelegenen Bar, weil beide Geschäfte »Kapitalflüssen und große Investor*innen« mit ihrer »kommerziellen (Infra-)Struktur« ins Viertel zögen.(1)
Der als bedrohlich wahrgenommene gesellschaftliche Ausschluss durch »teure Pizzen« und eine Bar für »Yuppies und Hipster mit dicken Geldbeuteln« markiert hier, wo der kreative Umgang mit und die Einrichtung in der eigenen Armut ihre ersten Grenzen findet. Wenn dann die Kritik der nächste Mieterhöhung darin besteht, dass sie zur Verdrängung aus dem Kiez und hinein »in unattraktive Viertel […] am Rande der Stadt« (Vernetzung Süd) führt, sollte auch dem/r Letzten der Heimatdünkel und die Selbstgerechtigkeit des Ganzen aufgestoßen haben.

Die Redaktion

Anmerkungen

(1) Zur Kritik an diesem Erklärungsansatz von Gentrifizierungsprozessen verweisen wir erneut auf den von uns im CEE IEH #252 dokumentierten Text Jenseits von schwäbischen Spätzlemanufakturen und kiezigen Kneipen – polit-ökonomische Perspektiven auf Gentrifizierung, online: www.conne-island.de/nf/252/15.html

11.02.2019
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