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Als Reaktion auf Ralf's Artikel im CEE IEH #21 Was nun? - Die Tresor-Tour wird von Marlboro unterstützt! erreichten uns zwei LeserInnenbriefe, die wir hiermit dokumentieren. |
Was nun? (Die Tresor-Tour wird von Marlboro unterstützt.)Bezieht Ihr die Frage auf Zukunftspläne für das Conne Island oder nur darauf, was wohl die Leute dazu meinen, die die Realität leugnen und noch nicht einmal die Vorraussetzungen haben, die richtigen Fragen zu stellen?Außerdem kommt die Frage etwas spät, wenn die Stadt von Euch schon mit Marlboro-Werbung beklebt ist. Fast scheint es so, als sei dieser Schritt schon mit dem Aufwerfen der nicht vorhandenen Sponsoringdebatte vorbereitet worden. Schluß mit nur reden, das Conne Island packt das Ding bei den Haaren. Es gibt so viele wichtigere und interessantere Dinge mit denen ich mich beschäftigen könnte, aber die Artikel von Ralf im Cee Ieh 20/21 drängen dann doch, sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Weil das Conne Island sicher mehr will als nur Ruhe, bekennt Ihr Euch wohl zum Pop. Klar müßt Ihr Euch dann auch mit der Entwicklung des Pop-Marktes auseinandersetzen. Das kann eigentlich nur positiv sein, wenn die Erkenntnisse daraus dann trotzdem zur eigenen Position ins Verhältnis gesetzt werden. Großteils gehts aber nur um das Verhältnis, was wohl Autonome zum Sponsoring hätten. Ich denke dieser Ansatz ist weniger wichtig, wenn es nicht darum gehen soll Argumente zu sammeln, die Sponsoring vor Kritik schützen sollen. Vielmehr sollten aber die Interessen der Sponsoren nicht unbeachtet bleiben, die beim Sponsoring Ausschlag gebend sind. Sponsoren versuchen durch das Herstellen von Abhängigkeiten, steuernd in Kultur einzugreifen. Außerdem ist Sponsoring eine Form der Öffentlichkeitsarbeit als Werbung. Es wird versucht, die positive Ausstrahlung eines Projektes auf ein Produkt zu übertragen, damit sich die Kosumenten dieser Kultur mit einem Produkt oder einer Meinung identifizieren können. Wenn sich das Conne Island bei niemandem andienen will und auch keine Kohle von Phillip Morris in Zukunft das Eiskeller-Ambiente verschönern wird, ist das Ziel dieses Versuches völlig unklar. Wollt Ihr antesten, wie weit Ihr gehen könnt? Schlau erkannt, das sich Marlboro ganz bewußt im Clubbereich vermarktet. Das bedeutet doch aber nicht, daß das Conne Island als Bestandteil des Club-Movements (In welche Richtung auch immer.) diesem ohne eigene Entscheidung ausgeliefert ist und Trends mit tragen muß, die von ausschließlich kommerziellen Clubs vorgegeben werden. Die Situation, daß sich das Conne Island mehr und mehr finanziell selbst tragen muß, sich also wegen sinkender Subventionen marktwirtschaftlich organisieren soll, ist doch auch vom Hauptsponsor, der Stadt Leipzig, gewollt, weil damit, wenn zu spät erkannt, die Gefahr einer äquivalent wachsenden Anpassung an das allgemein geltende Kultur-, Finanz- (und Politik-) System gegeben ist. Merkt Ihr nicht, daß auch nur son kleines Marlboro-Logo auf den Ankündigungsplakaten eine gesellschaftliche Oppositionshaltung aufweicht? Die kleine Mühe, die Logos zu überkleben, wäre es doch wert gewesen. Klar, die Zeiten ändern sich und der Politisierungsgrad aus Gründerzeiten des Conne Islands eben auch. Manchmal ist schwer zu erkennen, ob es sich um Selbstironie oder einfach nur um (dann aber ziemlich merkwürdige) Analyseversuche handelt. Ein traditioneller autonomer Linker muß an der schizophrenen Situation, daß Gay-Parties von Marlboro gesponsert werden schier zerbrechen. Aber doch nur, wenn dieser so naiv ist, sich vorzustellen, daß eine Gay-Party immer einen gesellschaftskritischen Ansatz hat, alle Homosexuellen links sind und auch keine Werberezipienten für Marlboro sind. Bestimmt hat Marlboro aus den Boykottzeiten, in denen der Eiskeller erkämpft wurde, gelernt und unterstützt jetzt völlig uneigennützig gesellschaftliche Randgruppen. Ich glaube auch nicht, daß Ihr cleverer seid, als irgendwelche PR-Strategen von Marlboro. Die Sache auch noch umsonst zu machen und das dann mit Geschichte und Fakten zu erklären, zu rechtfertigen, zu entschuldigen, zeigt es. Ähnlich liegt die Sache bei Konzerten mit Kommerzbands, wenn Ihr denen Festgagen versprecht, um sie ranzuholen. Label, Management und auch die Band (ein wenig) verdienen und Ihr macht, wenns gut geht, keine Miesen. Und bei unbekannten Bands bleibt das Conne Island oft fast leer. Das wird dann immer als Grund für die richtig großen SuperbowlamiMTV-Teile genannt. So seid Ihr immer die Looser. Die Band und alle anderen verdienen - Ihr knufft (teilweise) umsonst und seid dann auch noch die Kommerzsäcke. Deshalb ist nicht eine Entscheidung pro oder contra Pop erforderlich, sondern eine Position für oder gegen Kommerz, denn nur zu blöd sein zum Kohle machen, ist noch lange nicht links-alternativ. Das Conne Island hat doch auch eine Verantwortung für Szene-Kultur oder Underground. Effektiv bleibt aber nur das, wofür das Conne Island von seinem Publikum gehalten wird. Zusammen mit Marlboro und Afri-Cola für einen neuen linken Underground!? Euer Atze |
Zu Ralfs Artikel Was nun?... im Newsflyer April 1996Durch die kommerzielle Gay-Presse geistert das Ende des Boykotts gegen Phillip Morris, immer mehr Schwule wollen nicht auf Marlboro, Milka, Kraft und was das o.g. Haus noch so hervorbringt, verzichten - und das Conne Island nicht auf Baxter, Atkins und Fowlkes. Die Spaß-Schwuchteln und der alternative Laden verbindet, daß sie genug vom Anti-Hedonismus der PC haben und endlich wieder - unbehelligt vom Bösen dieser Welt - rauchen/essen/hören wollen, wonach ihnen ist, auch wenn es ihnen ein paar ältere Autonome und ein kümmerlicher Rest von Schwulenbewegten madig machen wollen.Ralf glaubt, das Conne Island reinwaschen zu können, indem er einerseits kundtut, daß er um mögliche Gegenargumente weiß (also nicht gleichgültig ist), andererseits das Thema Phillip Morris in einen - willkürlichen - Kontext Sponsoring stellt (Wir habens schon so oft gemacht, warum nicht diesmal wieder?!). Doch es geht hier eben nicht - wie Ralf es erscheinen lassen will - um Sponsoring im allgemeinen, um die Tatsache, daß es irgendwie verwerflich sei (oder nicht), Knete von den Protagonisten des Schweinesystems anzunehmen. Es geht auch nicht darum, daß sowieso alles mit allem zusammenhängt (verflochten ist) und man eigentlich alles boykottieren müßte, will man Wirkung erzielen. Und es geht auch nicht um die Sinnlosigkeit vereinzelter Boykotte überhaupt. Es geht um Philipp Morris und sein Ziehkind Jesse - Wenn man alle Schwulen erschießen würde, gäbe es kein AIDS mehr. - Helms (der mitnichten fallengelassen wurde; sondern der Konzern läßt sowohl Zuwendungen an ihn, als auch an AIDS-Hilfen fließen, wie MAGNUS berichtete). Wer das Logo einer Marke dieses Konzerns präsentiert, macht sich mitschuldig - einer der wenigen Punkte, an denen ich mich Alt-Autonomen nahe fühle -, da helfen alle feinziselierten Argumente nichts, und nicht der Verweis auf Sachzwänge oder die besondere Wichtigkeit dieses Abends. Und auch der Hinweis auf vereinzelte Gay-Parties, die von Ph. Morris gesponsort werden läuft ins Leere (Ich denke nicht, daß diese traditionell autonome(n) Linke(n) am Marlboro-Sponsoring für Gay-Parties zerbrechen, auch nicht schier, sondern sich - völlig korrekt - konträr zur Spaß-Schwuchtel-Fraktion und damit auf die Seite der Polit-Schwestern stellen, oder?!). Insbesondere hilft da nicht ein gewisser sexy Zynismus den ich sonst so schätze, der aber hier unmotiviert, weil nicht zum Thema gesprochen erscheint (z.B. in der Stilisierung des Conne Island als armer Verfolgter einer blindwütigen Correctness-Fraktion in Gestalt des Klarofix). Da ist und bleibt es einfach schweinisch und indirekt schwulenfeindlich. Ach Ralf, Was ist denn bloß der Versuch mit offenem Ausgang? Meinst Du das mögliche Abstand-Nehmen von weiteren Marlboro-Präsentationen, wenn euch mehr als 2 Scheiben eingeschmissen werden, oder was...? Zum wichtigeren Punkt: Ein Vergleich: Hier also noch mal die wichtigsten Safer-Sex-Regeln für alle: Küssen ok! |