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Aktuelle Termine

CEE IEH-ARCHIV

#210, Februar 2014
#211, März 2014
#212, April 2014
#213, Mai 2014
#214, Juni 2014
#215, August 2014
#216, September 2014
#217, Oktober 2014
#218, November 2014
#219, Dezember 2014

Aktuelles Heft

INHALT #218

Titelbild
Editorial
• das erste: Zum 75. Jahrestag des Elser-Attentats
• inside out: Feminist Street Art against Street Harassment
Booze & Glory, Argy Bargy, The Fat Tonies
Equal / Not Equal . Frauen in der elektronischen Musik
Der eindimensionale Mensch wird 50
Protest the Hero, The Faceless, The Contortionist, Destrage
Filmriss Filmquiz
Being as an Ocean, Vanna, My Iron Lung, Crooks
Rocko Schamoni "Fünf Löcher im Himmel"
Darkest Hour, Tenside
Sinkane, Nicholas Krgovich
AMP // R aka Hvrtmill, Felix Valentin, Toni Buletti, Absent Zein Auks
Rex Feuchti
Von Spar
10 years electric island
halftime : Mala'Ka & Bearden
Amity Affliction
• doku: Fat Acceptance – Was soll das ganze eigentlich?
• doku: Waffen für die Kurden
• doku: Biji Israel & Kurdistan!
• doku: Männliche Abstiegsangst
• doku: Die Tea-Party als Klassenprojekt – Neoliberale Religiosität in den USA
• review-corner event: Die Linke schläft, das Bündnis macht, das haben die Rechten gut bedacht!
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• das letzte: Connewitzer Heimatliebe

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Editorial

Wer hätte das gedacht? Die Stadt hatte Anfang Oktober gerade zum rituellen Selbstabfeiern von neun’nachtsch angesetzt, da polterte das neue enfant terrible der Politik, 
 Helmut Kohl, es sei »ganz falsch, so zu tun, als wäre da plötzlich der heilige Geist über die Plätze in Leipzig gekommen und hat die Welt verändert«. In Wirk-lichkeit habe Gorbatschow angesichts der wirtschaftlichen Lage der Sowjetunion 
 »dass er am Arsch des Propheten war und das Regime nicht halten konnte«(1). Als diesen Propheten sah Kohl sich selbstverständlich selbst. Bei seinem Besuch in Leipzig im März 1990 prangte an prominenter Stelle ein Banner seines DDR-Wahlkampforganisators Karl Schumacher mit der Losung »Helmut, nimm uns an die Hand, zeig uns den Weg ins Wirtschaftswunderland«.
Gauck aber sind das noch immer zu viel Materialismus und zu wenig theologische 
Mucken. Als Amtierender sah er alles naturgemäß anders und erklärte bei den diesjährigen Feierlichkeiten im Leipziger Gewandhaus, dass er und die seinen »ohne Euch, 
 Sie, ohne uns, ... heute nicht hier« in dieser Funktion stehen könnten zum »eigentlichen ... Inhalt dieser Feierstunde.«(2) Auch wenn damit also schon alles geritzt scheint, bleibt doch ein »starkes Band, das uns bis heute zusammenhält. Es ist die jahrzehnte-lange Erfahrung ... von der unbegrenzten und scheinbar unendlichen Macht der Wenigen und der scheinbar endlosen Ohnmacht der Vielen.« Diese Zeiten sind mit der Freiheit, die wir 99% dann »errungen« haben, glücklicherweise vorbei. Da kann man auch nochmal an Plauen erinnern. Nein, nicht an den Flüchtling Ahmed J., der im Februar diesen Jahres im Plauener Lager für Asylsuchende starb, weil ein Wachmann den medizinischen Notruf verweigerte. Gauck meinte die 20.000 Plauener Bürgerinnen und Bürger, die zum 40. Jahrestag der DDR mit der Forderung nach Reformen auf die Straße gingen. In Erinnerung rufen möchte er dann aber doch noch »etwas besonderes«, nämlich »die Flüchtlinge«, natürlich die mit dem anderen deutschen Pass von damals, »deren Freiheitswillen viele damals nicht zu würdigen vermochten - ich auch nicht« - weil sie voller Missgunst deren »große politische Bedeutung ... für die Delegitimierung der DDR« noch nicht begriffen hatten. »Blicken wir nur auf uns selbst,« möchte man ihn bei dieser Gelegenheit an eine seiner eigenen Predigten erinnern, »dann neigen wir nicht selten zur Selbstgerechtigkeit.«(3) Doch die alten Zeiten sind ja nun vorbei, und wo im Nachgang alles Private von früher politisch wird, gilt heute alles Politische erst einmal privat. Und so kommt es, dass wir angesichts von mehr als 3.000 registrierten toten Flüchtlingen im Mittelmeer seit Jahresbeginn nicht nur »vor unserem Nächsten« versagen, sondern vor allem Gefahr laufen, »die Neigung zu uns selbst, unsere Selbstachtung« zu verlieren. Amen.
Währenddessen halten die Kämpfe gegen die islamistische Terrororganisation ISIS im Norden Syriens und dem Irak an. In den Rojava genannten kurdischen Siedlungsgebieten Syriens war zu Beginn des Jahres die »demokratische Autonomie« ausgerufen worden. Neben einer rätedemokratischen, konfessions- und ethnienübergreifenden Verwaltung wird eine weitgehende Gleichberechtigung von Frauen und die nicht näher definierte Schaffung »nationaler Produktionsmittel« angestrebt.(4) Der Kanton Kobanê stand damals bereits unter Belagerung verschiedener islamistischer Milizen und wurde im September mit Ausnahme der gleichnamigen Hauptstadt von ISIS erobert. Die erbitterten Kämpfe um die Provinzhauptstadt halten an. Es wiederholt sich auch hier die Tragik revolutionärer linker Gesellschaftsexperimente, dass sie vorwiegend in Krisensituationen samt einer geschwächten Staatsmacht entstehen, aber sogleich unter den Beschuss reaktionärer Kräfte geraten. Im politischen Kampf gegen »das Böse«, den Islamischen Staat (ISIS), beweist das Identitätshopping der Linken hierzulande, das keine Parteien, sondern nur noch »die Kurden« kennt, die völlige Ignoranz gegenüber dem langjährigen konfliktreichen Verhältnis der verschiedenen kurdischen Parteien und Organisationen einer-, und den geopolitischen und -strategischen Interessen regionaler wie internationaler Mächte andererseits. Die Fähigkeit, sich teilweise in die deutsche EU-Außenpolitik (»Waffen für die Peshmerga«) einbinden zu lassen, um sich an anderer Stelle auf Appelle wie der Forderung nach »Solidarität mit Kobanê« zu begrenzen, anstatt selbst als politisches Subjekt solidarisch zu handeln, ist symptomatischer Ausdruck einer Unfähigkeit zu Kritik (im Marxschen Doppelsinne) und der damit einhergehenden Schwäche zu international(istisch)er Politik. Wir dokumentieren aus diesem Grund zwei Texte zum Thema. Der erste behandelt die geostrategischen Interessen einiger Akteure in diesem Krieg, während der zweite speziell auf das Verhältnis von Israel und den syrischen Kurd_innen eingeht.
Bei einem der dortigen Akteure, den USA, steht im November auch daheim eine Weichenstellung an. Mit den midterm elections steht die Neuwahl des Abgeordnetenhauses, eines Drittels des Senats, zahlreicher Gouverneure und einiger Vertretungen auf Einzelstaaten- und kommunaler Ebene ins Haus. Beim letzten Mal konnten sich die Republikaner mehrheitlich durchsetzen. Von der damals so erfolgreichen Tea-Party hörte man hierzulande seit der politisch für sie letztlich kontraproduktiven Blockade der Schuldenobergrenze-Erhöhung im Oktober 2013 jedoch kaum noch etwas. Auch in der Auseinandersetzung um das bildungspolitische Programm der Common Core State Standards Initiative musste sie im ersten Halbjahr Federn lassen. Die überraschende Durchsetzung des Tea-Party-Polit-Neulings Dave Brat gegen den republikanischen Politstar Eric Cantor bei den Vorwahlen in Virginia hat jedoch gezeigt, dass Totgesagte vielleicht länger leben. Gottes Hilfe oder Klassenkasper? Das haben wir uns auch gefragt, sind über eine Antwort gestolpert und haben diese für euch auf den hinteren Seiten dokumentiert.
Doch zuvor nochmal zurück über den Ozean ins Krautland. Am ersten Novemberwochenende jährt sich nicht nur der Mauerfall zum 25. Mal, sondern auch ein Ereignis, dass lange Zeit in der offiziellen Geschichtsschreibung totgeschwiegen wurde: Das Bombenattentat des »Schwaben rein!« Georg Elser auf die NS-Führung. Hö? Ja, da schweigt das Schulgeschichtsbuch. Doch ob Totschweigen manchmal besser ist, als was »die da oben« (erhobener Zeigefinger) sonst draus machen, erfahrt ihr als erstes.
Daneben gibt es in diesem Heft Infos, was in Döbeln so geht (oder auch nicht), was es im Gegensatz dazu echt fett zu akzeptieren gälte, wer neuerdings die Hood (un)sicher macht und warum Männlichkeit Klasse und nicht klasse ist. Bei so vielen Paradoxien hätten wir doch fast vergessen, dass ihr eigentlich gerade das Fanzine eines Kulturladens in der Hand haltet. Naja, aber ihr werdet den Kulturteil schon finden. Da geht’s diesen Monat hoch her: Lesungen, Diskussionen, Theater und – na klar – Partys und Konzerte. Es lohnt sich also wie immer, mal vorbeizuschauen auf der Insel. Aber bitte nicht wundern: Nachdem das Island ungefragt Bestandteil einer neuen – natürlich autonomen - Stadtteilrepublik wurde, schienen einige Gewissheiten doch infrage gestellt. Wir haben also sogleich den Hof aufgerissen um uns zu versichern - doch alles beim Alten: der Strand liegt immer noch unter dem Pflaster.


[shadab]

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Anmerkungen

(1) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/helmut-kohl-ex-cdu-chef-und-altkanzler-rechnet-mit-parteifreunden-ab-a-995299.html
(2) http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2014/10/141009-Rede-zur-Demokratie.html
(3) http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2014/06/140630-Fluechtlingsschutz.html
(4) http://tatortkurdistan.blogsport.de/2014/03/01/gesellschaftsvertrag-fuer-rojava/

13.11.2014
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