• Titelbild
• Editorial
• das erste: Hallo liebste Bingo-Crew!
• inside out: Fußball statt Deutschland
• Motorpsycho, Grandloom
• Klub presents: ALL Crews
• Bingo Under Palms On The Island"® - Special
• Punk Matinée im Bowl
• 2cl Sommerkino
• review-corner buch: Berthold Seliger – »Das Geschäft der Musik«
• position: Maydan als Raum der Selbstbehauptung
• position: »Widerstand gegen sich selbst« — Konsumkritik als subversive Praxis oder kapitalistische Selbstoptimierung?
• doku: Verkürzte Kapitalismuskritik und die Ideologie der einfachen Warenproduktion
• review-corner event: Montagsdemos für den Frieden
• Neues vom Baum auf dem Freisitz
• Anzeigen
• das letzte: Das Letzte
Die Fußballweltmeisterschaft der Männer steht an und Deutschland spielt bekanntermaßen mit. Es ist also zu erwarten, dass das ganze Land erneut in einem Taumel schwarz-rot-goldener Entzückung gerät, der vermeintlich aufgeklärte »Feiernationalismus« inklusive. Für uns ist und bleibt es auch 2014 so: Vermeintlich aufgeklärter Nationalismus ist und bleibt Nationalismus und Fußball hat eben doch etwas mit Politik zu tun.
»Deutschland hat heute einen relativ unbefangenen Umgang mit seiner Identität, was während der jeweils letzten Welt- oder Europameisterschaft der Männer am inflationären ›Herumfahnen‹ offenschtlich wurde. Deutschland möchte sich nicht mehr auf seine ›dunkle Geschichte‹ reduzieren lassen, sondern definiert sich als selbstkritisch und tolerant. Wurden noch in den 1960er Jahren der 2. Weltkrieg und der Holocaust weitestgehend verdrängt, werden heute die Verbrechen Nazideutschlands anerkannt. Der Nationalsozialismus gilt in Deutschland nicht als ein Resultat aus einem völkischen Nationalismus, sondern wird als geschichtlicher Irrweg begriffen, deren ProtagonistInnen einzig die ›national-sozialistischen Eliten‹ gewesen sein sollen. Das Kriegsende 1945 gilt damit auch nicht mehr als militärische Niederlage, sondern als ›Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus‹ (Richard von Weizsäcker, 8. Mai 1985). Nationalismus bleibt aber weiterhin eine Ausschlusskategorie und verschwiegen wird, dass es immer noch Rassismus und Antisemitismus in allen Schichten der Gesellschaft gibt und gerade in Ostdeutschland Nazis ihre Kleinstadt gegen die vermeintlich anderen ›verteidigen‹.«
(/CEE IEH #177/ das erste: Deutschland-Fans auf die Partymeilen!)(1)
Daran hat sich für uns nichts geändert.
Ganz unter sich ...
…
möchte niemand bleiben. Viele von uns wollen die Spiele der WM sehen und das im besten Fall auf einer großen Leinwand und in angenehmer Gesellschaft. Das geht, wenn wir nicht irren, am besten auf dem Freisitz des Conne Island, wo wir in diesem Jahr alle Spiele der WM zeigen wollen. Dabei ist es den Fußballfans unter uns wichtig, qualitativ guten Fußball zu sehen und nicht irgendeine deutschnationale Identität zu feiern. Das Qualitätsprinzip gilt im Conne Island seit seinem Bestehen, denn auch bei der Auswahl von Bands wird auf Qualität und nicht auf Nationalität geachtet. Es geht somit darum, eine Atmosphäre vorzufinden und zu gestalten, die sich mit dem Selbstverständnis des Conne Island deckt; ohne Vaterlandsliebe, ohne Fußball als Identifikationsmoment mit Deutschland. Diejenigen, die meinen, sie wären HipHop, ob-wohl sie ihr Basecap mit »Deutschland« statt »Eastcoast« tragen, sie wären Skin im Retro-Deutschland-Trikot oder Punker mit schwarz-rot-goldenem Iro, können einfach zu Hause bleiben oder sich zur fahnenschwenkenden Feiergemein-schaft in die Leipziger Innenstadt begeben (vgl. auch CEE IEH #177).
Aus diesen Gründen wird es auch für den Freisitz eine Art Einlass geben. Deutschlanddevotionalien können dann entweder abgedeckt, weggeworfen oder nach Hause gebracht werden – auf den Hof kommt ihr damit aber nicht!
Unsere Gäste zur WM-Fußball-Übertragung sollen einen Ort vorfinden, der es ermöglicht, ohne die offensichtlichsten Teile der gesellschaftlich miserablen Zustände in Deutschland auszukommen. Im Selbstverständnis des Conne Island ist es ein fester Bestandteil, den Diskriminierungsformen Sexismus, Homophobie, Rassismus und Antisemitismus keinen Raum zu bieten und bei eventuellen Vorfällen Konsequenzen zu ziehen. Wir wollen gern mit denjenigen Fußball schauen, die das genauso sehen wir. Auf welches Team ihr dabei haltet ist uns egal, eine aggressive oder deutschnationale Stimmung werden wir jedoch nicht hinnehmen.
Conne Island-Plenum, Juni 2014