• Titelbild
• Editorial
• das erste: Let’s talk – Über linke Politik und Mythen im Leipziger Süden
• Die goldenen Zitronen
• Filmriss Filmquiz
• weskateLE After Contest Party 2014
• A Storm of Light, H A R K, Mustard Gas & Roses
• Dirty Science Tour
• Roter Salon: "Widerstand gegen sich selbst"
• Electric Island & Klub Sonntag Spezial
• »Kontroversen über Gesellschaftstheorie « von PROKLA
• KLUB: Italo Fundamentalo pres. De Dupe & David Vunk
• Klub: Clipping
• Los Eastos-Fest I 2014
• Los Eastos-Fest II 2014
• Los Eastos-Fest III 2014
• Klub: Karocel /live
• position: Momente einer kritischen Theorie der Naturwissenschaften
• Sexismus, nein danke
• doku: they can’t relax with modern football
• Let’s talk about Connewitz
• Anzeigen
Dieses Jahr werden die Goldenen Zitronen 30 Jahre alt und große Worte müssen über die musikalische und inhaltliche Entwicklung der Band nun wirklich nicht mehr verloren werden. Das wäre für den Zweck dieses Textes verschwendete Zeit, kann die Entwicklung doch schon längst an den verschiedensten Stellen nachgelesen werden: Im Feuilleton der FAZ und SZ, im Punk-Fanzine von damals, das sich zwar ein neues Outfit gegönnt hat, aber immer noch um Antworten auf die immer gleichen Fragen ringt, oder in der MOPO, Hamburgs Aushängeschild für Qualitätsjournalismus mit dem Herz am falschen Fleck. Oder man schaut sich einfach die gelungene DVD über die Band an, die genügend Material liefert, um sich nachts, z.B. um 0:30 Uhr, im gleichen Ambiente angeregt und tiefsinnig unterhalten zu können.
Unlängst ist die neue Platte »Who´s bad« erschienen. Von der kann man im Vergleich zu den letzten Veröffentlichungen halten was man will (ich z.B. halte sehr viel von ihr), festzuhalten bleibt auf jeden Fall, dass sie es wieder auf ihre ganz eigene Art und Weise hinbekommen haben, etwas zu produzieren, bei dem Form und Inhalt erfrischend adäquat sind und dem Hörer/ der Hörerin das Angebot gemacht wird, etwas über sich und die viel zu oft unaushaltbare Welt da draußen zu erfahren, um ihn/ sie sich dann wieder sich selbst zu überlassen. Das ist es vielleicht auch, was die Goldenen Zitronen so gut wie keine andere Band schaffen: das Banale, die Entfremdung durch den täglichen Stumpfsinn, das, was einem angetan wird und was man sich selbst antut, zu benennen und wie auch immer am Zweifel daran festzuhalten. Dies kann sich politisch äußern oder im Unbehagen über verschiedenste Alltagssituationen und Phänomene, die oftmals weniger über die Akteure, aber umso mehr über diesen Dreckshaufen der falschen gesellschaftlichen Verhältnisse aussagen und einem das Lachen im Halse stecken lassen.
Vor rund 20 Jahren wurde in diesem Heft vermerkt »links ist dort, wo die Zitronen sind«. Darüber ließe sich wohl aufs Vortrefflichste streiten, üben die Zitronen doch selbst oftmals an dem Kritik, was sich heute so alles unbedarft alternativ, kreativ und links schimpft. Was dieser Band aber zu ihrer eigenen, spezifischen Rolle in der immer ätzender werdenden Diskurspop- Kunstprojekte-Selbstverwirklichungshölle verhilft, ist eine Tugend, die sich trotz aller Fallstricke nach wie vor als links im besten Sinne bezeichnen lässt und die heute viel zu vielen abhanden gekommen scheint: das, was einmal als »Solidarität in der Trostlosigkeit« benannt wurde.
[Philipp]