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• Living with Lions, Marathonmann
• Roter Salon: Der Firmenhymnenhandel
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• Toxpack, Eschenbach, Boykott
• Sub.island: Ill K
• The Hundred in The Hands
• Schlapphut-Knarre-Hakenkreuz
• Inbetween: Shackleton
• Workshop: We'll never walk alone?
• Hellnights-Tour
• The Excitements
• Blitzkreuz-Tour
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• inside out: Das kann man doch nicht für bare Münze nehmen
• inside out: Unterstützung bei sexistischen Erfahrungen im Conne Island
• review-corner buch: About the Hitch
• review-corner buch: Out of Post
• position: Grauzone Ein Gespräch
• doku: Landfrieden der Bäume
• doku: Never mind the Adorno, here's the Judith Butler
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• das letzte: Das Letzte
Conne Island: Liebe Leute von Callejon, wir freuen uns, dass ihr im Oktober mit der Blitzkreuz-Tour im Conne
Island haltmacht und uns einen tollen Abend beschert. Neben Hardcore, Punk, Hip
Hop, vielfältiger Clubmusik, kurz, fast allen relevanten Jugend- und
Subkulturen, gehört auch politisches Bewusstsein von Beginn an zum Conne
Island. Das Conne Island versteht sich als ein aus einer Antifa-Tradition in
den Neunzigern entstandenes Zentrum, das seit nunmehr 20 Jahren versucht sein
Kulturprogramm unter einem linken politischen Anspruch zu verwirklichen. Dabei
hat sich über die Jahre eine Vielzahl von Standards entwickelt, die wir
aus politischen und geschichtlichen Gründen als unbedingt notwendig
erachten. Antisemitismus, Rassismus und Nazi-Dreck haben im Conne Island nichts
verloren. Ebenso versuchen wir seit einigen Jahren dem recht verbreiteten
sexistischen und homophoben Backlash in vielen Szenen einen Riegel
vorzuschieben.
Unter diesen Prämissen haben wir in den letzten Wochen sehr intensiv
über euren Support Eskimo Callboy diskutiert und sind dabei zu dem
Schluss gekommen, die Band abzusagen. Satire hin, Überaffirmation her
das Bandkonzept beruht zu großen Teilen auf platten sexistischen,
homophoben und verachtenden Lyrics. Auch die Statements der Band, die sie, auf
ihr Image angesprochen, z.B. in Interviews zum Besten geben, haben uns in
keiner Weise überzeugt. Da wir Transparenz, Auseinandersetzung und eine
offene Diskussion immer wichtig finden, vor allem aber auch unser Publikum in
unsere Entscheidungen mit einbeziehen wollen, haben wir uns im Zuge der Debatte
um Eskimo Callboy entschlossen, euch zu eurem Bandansatz, aber auch zur Kritik
an euch und euren Songtexten zu interviewen.
Zuallererst eine Vorstellungsrunde. Euch gibt es schon eine ganze Weile,
erzählt mal. Wer seid Ihr und wer macht was? Wie hat sich Callejon
gegründet? Wie seid ihr kulturell und kulturpolitisch sozialisiert und
verankert?
Bernhard: Hi, ich bin Bernhard und spiele Gitarre bei Callejon. Unser
Sänger Basti und ich haben die Band vor gut zehn Jahren mit einigen
Freunden, damals noch aus der Schulzeit, ins Leben gerufen. Callejon wurde ganz
einfach aus der Idee heraus geboren, selber Musik zu machen, es gab weder
Vorgängerbands oder andere musikalische Projekte, noch Erfahrungen, was
Instrumente, Auftritte oder sonstiges betrifft. Insofern war (und ist) DIY(1)
für uns unabdingbarer Bestandteil der Band. Wir haben Demoaufnahmen,
Flyer, Konzerte, Touren, etc. in Eigenregie auf die Beine gestellt und in
unzähligen AZ's, AJZ's, JuZe's und ähnlichen Locations gespielt, eben
da, wo es Strukturen für junge Bands gab. In diesem Zuge kamen wir
natürlich mit der damaligen Hardcore (im weitesten Sinne) Szene in
Berührung, mit der wir uns natürlich identifiziert haben und der man
uns wohl auch zurechnen kann. Nichtsdestotrotz haben wir uns nie wirklich einer
bestimmten Szene oder Bewegung zugehörig gefühlt, da wir vor allem
musikalisch immer etwas zwischen den Stühlen saßen bzw. sitzen. Und
auch wenn der Maßstab heute vielleicht ein anderer ist, hat sich an dem
Prinizip des DIY-Gedanken bei uns nichts geändert. Alle
künstlerischen, musikalischen, visuellen und lyrischen Inhalte (vom
Artwork über Bandfotos und Musikvideos bis hin zu Musik und Texten) werden
von uns erstellt.
CI: Ihr habt vor kurzer Zeit ein neues Album Blitzkreuz
herausgebracht, inwiefern hebt sich dieses von den ersten ab?
B: Blitzkreuz ist ein extrem wichtiges Album für uns, es markiert
einen Neuanfang, und ist eigentlich als Befreiungsschlag entstanden. In der
Zeit, bevor und während wir an dem Album gearbeitet haben, haben sich
für uns sehr viele Dinge zum Positiven verändert, auch wenn die
Umstände, die dazu geführt haben, nicht immer einfach waren. Dieser
grundlegende Neubeginn sollte sich im Albumtitel widerspiegeln. Das Blitzkreuz
ist unser Logo, das ja auch schon auf unserem Vorgängeralbum
Videodrom zu sehen war, und wird von uns eigentlich synonym für
Callejon verwendet. Ursprünglich hatten wir eigentlich vor, das Album
einfach Callejon zu betiteln, aber der jetzige Titel erschien uns
einfach einprägsamer das Blitzkreuz steht für die Essenz aller
Inhalte, die Callejon transportieren.
CI: Was motiviert und inspiriert euch als Musiker? Spielt Politik bei Euch
eine Rolle?
B: Es wäre schwer, eine bestimmte Inspirationsquelle zu nennen, denn so
etwas haben wir eigentlich nicht. Wir nehmen das Leben und unsere Umwelt wahr,
und aus diesen Erfahrungen bildet sich ein kreativer Prozess. Dieser kann sich
aus einem Buch oder einem Film speisen, genauso wie aus zwischenmenschlichen
Beziehungen, emotionalen Erfahrungen oder sozialen und politischen
Entwicklungen und Diskursen. Wir sind keine Band, die programmatisch eine
politische Position vertritt, was aber nicht heißt, dass wir keine
Meinung zu politischen oder sozialen Themen haben, die ihren Weg auch in unsere
Texte finden. Songs wie Dieses Lied macht betroffen oder Sommer,
Liebe, Kokain beschreiben beispielsweise Themenkomplexe wie
Mediengläubigkeit und die Tendenz der Spaßgesellschaft, soziale
Vorgänge vollkommen auszuklammern und sich stattdessen mit inhaltslosen
Themen zu beschäftigen, die von der Unterhaltungsbranche als
außergewöhnlich und wichtig suggeriert werden. Die Kulturindustrie
schlägt alles mit Gleichheit.
CI: Beim letztjährigen Mach1-Festival hat die Hamburger Punkband
Captain Planet, die u.a. mit Euch dort gespielt haben, recht scharfe
Kritik an Euren Bühnen-Statements erhoben. Es sollen von Callejon-Seite
Ansagen wie Alle Bräute mit dicken Brüsten, ob schön oder
hässlich, wollen wir hier vor der Bühne sehen oder Kommt alle
nach vorne, insbesondere diejenigen mit Brüsten. Könnt auch
blankziehen gefallen sein. In einem Interview für das
Burnyourears-Webzine sprecht Ihr Euch klar gegen Sexismus aus. Ein
Widerspruch, wie wir finden. Könnt Ihr den auflösen?
B: Ein Widerspruch für diejenigen, die es für möglich halten,
wir würden solche Aussagen ernst meinen. Auf die Idee, dass diese
Möglichkeit besteht, wären wir eigentlich gar nicht gekommen, weil
für uns absolut klar ist, dass so etwas ironische Seitenhiebe auf das
Klischee des Rockstartums sind, und nichts anderes. Mal im Ernst, einen
Kommentar wie Alle Bräute mit dicken Brüsten, ob schön
oder hässlich, wollen wir hier vor der Bühne sehen kann man doch
nicht für bare Münze nehmen. Uns ist vollkommen klar, dass
geschlechterspezifische Rollen- und Verhaltenszuschreibungen soziokulturelle
Konstrukte sind, die durch Konditionierung verinnerlicht werden. Deshalb
intendieren solche Aussagen ja auch einen ironischen Bruch, und so viel
kritisches Bewusstsein, diesen auch als solchen zu erkennen, haben wir bei
unseren Fans immer vorgefunden. Was Captain Planet anbelangt, kann ich keine
wirkliche Aussage treffen, wir kennen die Band nicht (und sie uns anscheinend
auch nicht), jedenfalls haben sie mit uns kein Gespräch gesucht, was zu
einer Klärung hätte führen können.
CI: Seit einiger Zeit arbeitet ihr auch mit KIZ, die bereits mehrmals
im Conne Island gespielt haben zusammen. Wir haben am Laden recht intensiv
anhand von KIZ über Ironie, subversive Affirmation und
Überidentifizierung mit dem Kritikobjekt in der Hip-Hop-Szene
diskutiert. (siehe auch: http://www.conne-island.de/nf/190/10.html). Viele Leute am
Conne Island finden, dass das Konzept von KIZ wenn auch nicht in jedem
Falle ganz gut hinhaut. Bei Euch gibt`s ja auch ähnliche
Anleihen. Wollt ihr die Metalszene ähnlich wie KIZ im Hip
Hop mit ihren Ressentiments konfrontieren? Welche Intention steht hinter
den Texten von Porn from Spain I und II? Wen meint Ihr, wenn ihr z.B.
von Schlampen singt?
B: KIZ sind ein sehr gutes Beispiel, denn ihre Inhalte beruhen auf der
Ironisierung und Überhöhung der für ihre Szene spezifischen
Konventionen und Klischees. Das ist auch der Grund, aus dem wir bei Porn
from Spain ein Feature mit Nico von KIZ, bzw. bei Porn from Spain II
eines mit der kompletten Band haben. Vor allem der erste Song ist eine Reaktion
auf Anfeindungen bestimmter Leute aus der Szene, die sich daran
stören, dass wir nicht true seien, das heißt, nicht den
Konventionen und der Auffassung, die diese Leute über bestimmte Musikstile
und Inhalte haben, entsprechen. In diesem Zusammenhang gibt es die Textzeile
Du bist die wahre Schlampe, die darauf abzielt, dass ebendiese Leute
eine dogmatische Haltung einnehmen, im nächsten Moment aber wieder dem
nächsten Trend hörig sind.
CI: Auch in diesem Zusammenhang: Ihr geht ja mit Eskimo Callboy auf Tour.
Wie kam es dazu? Ist euch die Kritik gegenüber der Band bekannt? Das Conne
Island ist ja nicht der erste Veranstalter, der vehemente Probleme mit der Band
hat. Was sagt ihr dazu, habt Ihr als Band darüber diskutiert?
B: Natürlich wissen wir, dass man Eskimo Callboy nicht nur wohlwollend
gegenübersteht. Grundsätzlich sind wir der Auffassung, dass die Band,
unabhängig von der musikalischen und inhaltlichen Ausrichtung, aus eigener
Anstrengung heraus eine Menge geschafft hat, was bei deutschen Bands ja auch
nicht allzu oft der Fall ist. Textlich würden wir Eskimo Callboy wohl im
weitesten Sinne als Satire einstufen, auch wenn wir nachvollziehen können,
wenn diese als platt, albern oder geschmacklos tituliert wird. Letztendlich
scheint es doch so, dass hier eher ein Image geschaffen werden soll, als dass
Inhalte transportiert werden, denn ernst nehmen kann man die Texte so oder so
nicht.
CI: Wie stellt ihr euch die Zukunft der Band vor?
B: Eigentlich sind unsere Gedanken noch nicht über die unmittelbare
Zukunft hinausgekommen, weil mit dem Album und der anstehenden Tour so viel zu
tun war. Ich denke aber, wir werden einfach weiterhin Alben rausbringen und auf
Tour gehen.