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CEE IEH-ARCHIV

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Aktuelles Heft

INHALT #197

Titelbild
Editorial
• das erste: Jahresbericht Projekt Verein e.V. 2011
electric weekender & 19. Little Sista Skatecup
The Kings of Dub Rock
Ease up^
Nations Afire, Superbutt
DNTEL, Micronaut, faq
Stereo Total
Dirty Beaches
Hell on Earth-Tour 2012
Eglo Label Night
Evil Conduct
End.User
I wrestled a bear once
Meatmen
Oddisee
La Dispute
4 Promille, Bonecrusher, Strongbow
Veranstaltungsanzeigen
• review-corner film: Falsche Freiheit
• review-corner buch: Deutsche Gleichgültigkeit
Finale Krise in Permanenz
• ABC: O wie Open Source
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• das letzte: Das Letzte

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Jahresbericht Projekt Verein e.V. 2011

Das vergangene Jahr war für den Projekt Verein und seine Mitglieder ein intensives, besonderes, sehr anstrengendes und erfolgreiches. Die zwölf Monate waren in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich für das Conne Island: das 20-jährige Bestehen wurde in mehreren Projekten diskutiert, erklärt und manifestiert, ein 300-Seiten-Buch zur Geschichte und Aktualität des linken Jugendzentrums in weniger als einem halben Jahr zur Druckreife gebracht, die Immobilie wurde saniert und ganz nebenbei schaffte es die Crew des Conne Island – in einem beengten Containerdorf samt Großbaustelle arbeitend – ein selten da gewesenes Veranstaltungsprogramm auf die Beine zu stellen, vor allem aber zu stemmen. Die Resonanz seitens des Publikums, aber auch der Öffentlichkeit, war so groß wie nie. Mit etwas Abstand hat uns das durchaus Unbehagen bereitet und die Frage nach den guten alten Feindbildern auf den Plan gerufen. Selten intensiv war 2011 auch das Level der eigenen Reflexion und Auseinandersetzung. Buch, Ausstellungen, Video und Multimedia-Geschichtsschreibung haben zwar auch in gewisser Weise zu einer Historisierung des Conne Island beigetragen, waren aber in erster Linie Medien für eine auch kritische Betrachtung des eigenen Tuns.
2011 besuchten 115.000 Menschen das Conne Island – seine Konzerte, Lesungen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen ebenso wie das Freigelände, die Proberäume, die Skate-Anlagen und das improvisierte „Cafe Interim“ im Saal. 291 eigene und in Kooperation organisierte Veranstaltungen fanden statt, richtige Ruhetage sucht man im vergangen Jahr nahezu vergebens. Bei aller Euphorie, die vor allem im Rahmen der „Geburtstagsfestivitäten“ entstand, heißt ein Ziel für die „Zeit danach“ auch erst einmal „Luft holen“.

20 Jahre Conne Island – Vom Punkertreff zum Soziokulturellen Zentrum und zurück

Das Jahr 2011 nahm das Conne Island zum Anlass, sein 20-jähriges Bestehen zum einen gebührend zu feiern, zum anderen aber auch kritisch die letzten Jahre zu reflektieren. Im Rahmen des von der Kulturstiftung des Freistaates, dem Fonds Soziokultur und der Kommune unterstützten Ansatzes entstand ein von allen MitarbeiterInnen getragenes „Geschichtsprojekt“, das die eigene soziokulturelle und politische Mikrogeschichte der letzten zwei Jahrzehnte in Kontext setzte. In erster Linie in Bezug auf uns selbst: Was hat sich in 20 Jahren verändert, wie begann der Projekt Verein Anfang der neunziger Jahre und wo steht das Conne Island heute? Welche Generationen haben das Conne Island getragen und fortan weiterentwickelt? Aber auch in Bezug auf sein Umfeld: auf jugendkulturelle Entwicklungen, die Zusammenarbeit mit Ämtern und Behörden, die Förderproblematiken, andere Ansätze von sozio- und jugendkultureller Arbeit, auf Netzwerke und Kooperationen. Aus dem Projekt „Geschichte wird gemacht!“ entstanden neben einem über 300-Seiten starken Buch, mehrere Ausstellungen, weitere Publikationen, Unmengen an Archivmaterial, ein Internetportal, ein Video sowie eine Multimedia-Präsentation. Dem Conne Island hat diese „Auseinandersetzung“ viel gebracht. Noch nie wurde sich so intensiv mit der eigenen Arbeit, den Strukturen und den Elementen des Vereins auseinandergesetzt, noch nie wurde soviel Erlebtes und Erarbeitetes so genau und so kritisch reflektiert, noch nie wurde so ausgiebig die „eigene Geschichte“ erzählt. Im Buch „20 YRS – noch lange nicht Geschichte“ heißt es deshalb so:

„Das Conne Island ist seit zwanzig Jahren ein sozialer Ort für Politik und Kultur. Es ist ein Ort für Musik ohne Genrebegrenzung – Hardcore-, Punk- und Metal-Konzerte gehören ebenso dazu wie Hip-Hop, Techno und Dubstep, aber auch Hamburger Schule und Pop, im engeren wie weiteren Sinne. Gleichzeitig ist das Island ein politisches Zentrum, in dem um Gesellschaftskritik, linke Verortung und die Möglichkeiten von politischer Kultur gerungen wird. Und ebenso gleichzeitig ist es ein sozialer Ort, in dem mit- und gegeneinander diskutiert wird, an dem abgehangen, Bier, Kaffee und Mate getrunken wird und in dem getanzt wird, ganz ohne kulturelle oder politische Überhöhung.“(1)

Zentrales Projekt im Rahmen der „Geschichtswerkstatt Conne Island“ war die Arbeit an einer eigenen Publikation. Ursprünglich als Reader und Broschüre gedacht, wurde ziemlich schnell deutlich, dass zum Thema zu viele Beteiligte zu viele Dinge zu sagen hatten – ein Buch musste her, das den Entwicklungen und Veränderungen, den Streits und Zäsuren, den Szene- und Jugendkulturen und den ProtagonistInnen des Projektes den nötigen Platz gibt. Insofern ist das, was nach sechsmonatiger redaktioneller Schwerstarbeit entstanden ist, durchaus für das Conne Island repräsentativ. Die MacherInnen sollten selbst zu Wort kommen. Es ging in erster Linie nicht um einen Blick von außen: nicht zuletzt deshalb sucht man auch vergebens nach kultur- und geschichtswissenschaftlich ambitionierten und im akademischen Kanon verfassten Beiträgen. Mitglieder des Conne Island-Vorgängers „Reaktion“ beschreiben die „Wilden Neunziger“ und die Erkämpfung des Hauses im Rathaus, Hip-HopperInnen, SkaterInnen, Hardcore-Fans und die „Dancegeschichte“ kommen zu Wort, die kulturindustrielle Verwobenheit und die Widersprüchlichkeit des eigenen kulturpolitischen Agierens werden diskutiert, gleichzeitig philosophiert der Haustechniker über den „optimalen Sound“ und streiten die Politcracks des Ladens über Protestkultur, Antifaschismus und Gesellschaft. Das Partizipationsmodell „Conne Island“ ist ebenso Thema wie die Hürden, welche Leute, die sich für das Projekt interessieren, gelegentlich nehmen müssen. Gleichzeitig wird problematisiert, dass die zunehmende Professionalisierung im Kulturbereich traditionelle Mitbestimmungs- und Mitmachansätze erdrückt. Anita Weiß resümiert vergnügt 20 Jahre Conne Island-Betreuung durch das Kulturamt und der Verein erklärt, warum die Förderung von kritischer und politischer Kultur eine legitime Forderung und keine Bittstellung ist.
Das Buch, das bundesweit über den Berliner Verbrecher-Verlag vertrieben wird und dessen 1500er Auflage mittlerweile fast ausverkauft ist, hat das Conne Island und seine kulturelle Verwurzelung, seine Entstehungsgeschichte, vor allem aber seine Ambivalenzen und Positionen einem großen Feld von Interessierten geöffnet.

„Man hatte einiges über ihn gehört, diesen Ort da drüben, ganz weit im Osten. Immer kannte jemand jemanden, der schon mal dort gewesen war. Von Menschlichkeit war dann die Rede, ehrlichem Austausch, einer Kultur des Wesentlichen und des Zuhörens, ein vorbehaltloses Miteinander sollte es da geben, ja, manchmal fiel sogar das Wort Freiheit. Gemeint ist natürlich jene geheimnisvolle Insel, auf der Diskurse in Sturzbächen flossen. Zumindest in unserer Vorstellung. Eine Arche der Subkulturen, auf der es schwarze Kapus, Cappies und Windbreaker für alle gab und die Flyer bis zum Rand vollgeschrieben wurden.“(2)

Insofern ist das Buch auch als eine Antwort auf eine sich über die Jahre hindurchziehende Kritik am Projekt Verein e.V. zu verstehen, zu abgeschottet, zu selbstbezogen oder unvermittelt zu sein. Die 300 Seiten von „20 YRS“ sollten auch eines geschafft haben: den Mythos ums Conne Island zu dechiffrieren.
Dass ein selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum zwanzig Jahre alt wird, ist keine Selbstverständlichkeit. Insofern ist auch das Schreiben der „eigenen Geschichte“, von den Gründungstagen der Gruppe „Reaktion“ über die Besetzung des Rathauses und die Erkämpfung eines eigenen „Ladens“ bis zum mittlerweile routiniert ablaufenden Kulturbetrieb mit all seinen Höhen und Tiefen, Streits und Konflikten nicht nur einfach „erzählenswert“. Wir finden es wichtig und notwendig, das „Modell Conne Island“ transparent und für Folgegenerationen versteh- und erklärbar zu machen.
Die Diskussionen, Reflexionen und Überlegungen, die die verschiedenen Projektgruppen im Rahmen der 20 Jahre-Auseinandersetzungen geführt haben, kommen dem Conne Island in den nächsten Jahren in besonderem Maße zugute, übertreffen ihre Ergebnisse doch jedes Supervising und jede externe Evaluation der Vereinsarbeit. Gleichzeitig verweisen sie auf das, was kommt, und bilden die Grundlagen für die eigene Planung – inhaltlich und programmatisch, aber auch strukturell und personell. Profilgeschärft und mit klaren Zielen geht der Verein in die neue Saison.

Selbstverständnis und selbstverständlich

„Eigensinn im besten Sinne“, so beschrieb der langjährige „Kulturamtsbezug“ des Conne Island, Anita Weiß, den Verein, der ihr fast 20 Jahre – zumindest ab und an – das Verwaltungsleben schwer machte. Dass es dem Projekt Verein dabei nie ums „Ärgern“ aus Prinzip, sondern viel eher um einen inhaltlich und politischen gut begründeten Nonkonformismus geht, für den es im Alltag genug Gründe gibt, ist manchmal sicherlich nicht leicht nachzuvollziehen. Im Conne Island-Buch schreiben wir deshalb auch auf, dass es nicht nur legitim ist, sondern auch ganz einfach zu den Aufgaben einer modernen Großstadt gehört, unbequeme Kultur zu unterstützen. Auch und gerade weil sich diese in bestimmten Momenten gegen die eigenen kommunalen Richtwerte auflehnt.

„Unsere Erfahrung ist, dass konsequentes Auftreten und Eintreten für Inhalte, die eigene Position stärken. Und dass der Weg des größtmöglichen oder besser: größtnotwendigen Widerstandes in den meisten Fällen der richtige ist. Selbstverständlich helfen nicht bei jedem Konflikt Demos, genau wie nicht alle zwei Monate eine Öffentlichkeitskampagne lanciert werden kann. Und es soll nicht verschwiegen werden, dass solche Kampagnen zeitlich und nervlich an die Ressourcen gehen. Aber werden Essentials angegriffen, muss adäquat reagiert werden. Die Angst vor einer Mittelkürzung, der Missachtung durch lokale Medien oder vor anderen negativen Konsequenzen sollte nicht dazuführen, dass inhaltliche respektive politische Abstriche gemacht werden. Man kann pathetisch sagen: Der Spruch ‚Man bekommt nix geschenkt, man muss es erkämpfen` hat seine Gültigkeit nicht verloren.“(3)

„Fördern fordern“ heißt daher das Motto des Vereins, der Kultur- und Jugendarbeitsförderung nie als Bittstellung, sondern als eigentlich selbstverständliches begreift. Das gängige Prinzip vieler Initiativen und Vereine, die Hand, die sie füttert, nicht zu beißen, wollte auf das Conne Island nie so richtig zutreffen. Auseinandersetzung und Streit sind für uns wichtige Elemente einer Arbeitsbeziehung; nach 20 Jahren haben auch die meisten Partner in der Kommune dieses Prinzip verinnerlicht.
Dass Konzepte von Abgrenzung, Kritik und „Gegenkultur“ sich im Laufe der Jahre verändert haben, gleichzeitig aber auch Diskussionen über kulturpolitische Entwicklungen auf die eigenen Prämissen abfärben, steht außer Frage. Das Maß an Rebellion, das die MacherInnen des Conne Island Anfang der neunziger Jahre aufbrachten, ist heute kaum mehr nachzuvollziehen. Die Gründe dafür sind vielschichtig, liegen an der generationellen Wandlung des Vereins, seiner Selbst-Institutionalisierung, auch an seiner eher kulturpessimistischen Grundhaltung und dem Fakt, dass zur Zeit recht wenig Raum für „Revolutionäres“ ist.
Nichtsdestotrotz ist der eigene Maßstab – dass das Politische das Kulturelle bestimme – ein wichtiges und selbstauferlegtes Prinzip, um den Absturz in die kulturelle Beliebigkeit zu vermeiden. Gleichzeitig aber auch ständiger Begleiter, um den eigenen politischen Ansprüchen gerecht zu werden. 2011 wurde so häufig wie nie zuvor über politische Entwicklungen in Musik- und Jugendkulturen gerungen: Über die vermeintlich unpolitische Nutzung nationalsozialistischer Symbole in der Neofolk-Szene am Beispiel der Hardcore-Band Maroon. Über die Schwierigkeiten bei der Deutung von sprachlichen Überzeichnungen, um der strukturkonservativen Hip-Hop-Szene ihren eigenen sexistischen und homophoben Spiegel vorzuhalten. Oder in den Diskussionen über die Entwicklungen der Skinheadszene, die sich immer weiter von ihren Gründungsmythen der britischen Arbeiterkultur, den musikalischen Wurzeln im Reggae, Ska und Soul und dezidiert antirassistischen Standpunkten entfernt, ohne dies bisweilen zu merken.

Kulturkampf und Kulturcrash

Die Konkurrenzsituation in Leipzig hat sich in den letzten Jahren zunehmend verschärft. War es bis Ende der neunziger Jahre noch so, dass man in Ruhe ein kulturelles Nischendasein fristen konnte und genügend Stücke vom Kuchen für alle da waren, so ist heute die Situation eine grundsätzlich andere. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass sich Leipzig in eine attraktive Kulturmetropole mit charmantem Provinzcharakter entwickelt hat, die zumeist junge Leute, aber auch viele KulturmacherInnen anzieht. Vor allem aber haben sich grundsätzliche Entwicklungen der industriellen Vermarktung von Kultur, denen sich auch das Conne Island nicht entziehen kann und will, verändert, um nicht zu sagen verschärft. Das Conne Island besitzt große Schnittmengen zum popkulturellen Programm des Centraltheaters, ebenso viele Überschneidungen zum UT Connewitz. KünstlerInnen, die bei uns auftreten, sind im Jahr darauf im Werk II oder der naTo zugegen. Manche spielen mittlerweile sogar im Gewandhaus.
Tendenzen von kultureller Beliebigkeit, Austauschbarkeit und Verbreitung sind jedoch nicht die einzigen derzeitigen Veränderungen. Durchaus ambivalent muten in diesem Zusammenhang viele verschiedene neue Projekte und Organisationsstrukturen an. Temporäre Jugendszenen entstehen schneller denn je, werden aber auch umso zeitnaher Teil einer Vermarktungsmaschinerie. Räume werden entfremdet, Locations aufgetan, die MacherInnen arbeiten zusammen, teilweise ist ein durchaus solidarisches Miteinander zu erkennen. Im Buch beschreiben wir die Ausgangslage von 2011 wie folgt:

„Die popkulturellen Entwicklungen der letzten Jahre sind trotz eingekehrter Routine als verrückt zu bezeichnen. Die Konkurrenz zwischen Veranstaltern, Agenturen, Bands und Labels wächst nach wie vor. Auch Lippenbekenntnisse zur gemeinsamen Sache können darüber nicht hinweg täuschen. Der Kampf um jeden noch so heißen Scheiß entbrennt mehr denn je und aus der Schnelllebigkeit von Trends und Hypes wurde schon längst die Unberechenbarkeit des Business an sich.
Und dennoch wächst scheinbar wieder der Drang nach Identität und Rudelbildung. Nun zwar gänzlich inhaltlich ausgedünnt, stürzt sich die Jugend wieder in subkulturell anmutende Schemata. Die einstigen politischen Standards sind einem dem Zeitgeist entsprechenden Look und Chic gewichen. Anders sein heißt schon lange nicht mehr anders denken. So schmücken gestylte Hardcore- und Metalkids, uniformierte FixieIndieHipster, SkaterInnen, Punks, Skinheads und Mitglieder etlicher anderer Jugendkulturen immer noch und vor allem immer mehr das gesellschaftliche Bild der westlich-zivilisierten Städte. Doch trotz der Klagen über Anspruchslosigkeit der einzelnen Musikkulturen muss man dennoch der popkulturellen Jugend heutzutage eines zugute halten. Sie ist offener und universeller geworden und pfeift auf musikalische Wurzeln und Traditionen. So treiben KonsumentInnen und ProduzentInnen das Spiel der Auflösungen von Genres munter weiter. Hardcorekids gehen auf Technopartys und MetallerInnen zu Hip-Hop-Shows, die keine mehr sind. Der Soundtrack dazu hört sich umso spannender an.
Was könnte es also besseres geben, vor allem für das Conne Island, das Pop und Musik immer als universelles und kosmopolitisches und demnach emanzipatorisches Moment begreifen will. Das Konzept geht auf! Popkultur beweist hier mehr denn je, dass sie in der Lage ist, sämtliche gesellschaftlichen Nuancen aufzusaugen und sich von Abschottung und Grenzen frei zu machen. Klingt doch eigentlich ganz gut.
Doch so einfach ist es dann doch nicht. Denn während sich die Jugend in ihrer Auswahl an Identitäten verliert und sich suchend nach kulturellem Halt sehnt, kämpft das Conne Island ständig um Konstanten im Kulturbetrieb, die Aufmerksamkeit des Publikums und um die Schärfung des eigenen Profils. Der Struktur des Ladens sei Dank konnten zwar bisher immer wieder neue Generationen zur Umsetzung des Projektes überredet werden. Wohin die Reise unter veränderten kulturellen Vorzeichen geht, bleibt jedoch weiter ungewiss bis spannend.
So keimt zum einen die Hoffnung auf, sich vom Kulturpessimismus nicht anstecken und dumm machen zu lassen und sich zum anderen mit permanenter Offenheit von regressiveren und abgeschlosseneren kulturellen Modellen weiterhin abzugrenzen.
Das Conne Island findet sich somit auch nach 20 Jahren dynamischer Existenz immer mehr im Kampf zwischen dem Anspruch an einen politischen und kulturpolitischen Diskurs und der Realität aus hundertprozentigen kulturindustriellen Rahmenbedingungen wieder. Aber das ist auch gut so!“
(4)

Dass das Conne Island ein Bestandteil der Leipziger Soft-Skills ist, ist nicht neu, uns aber 2011 besonders stark aufgefallen. Kultur als Marketing- und Tourismusargument, um wahlweise „mehr Studenten“, „mehr junge Familien“ und „mehr Kreativwirtschaft“ nach Leipzig zu holen oder mehr Hotelbelegungen“ zu erzielen, ist aus kommunal-strategischer Denkweise vielleicht nachvollziehbar. Wir fühlen uns in diesem Argumentationsschema zunehmend „missbraucht“ und verwehren uns derartiger Raster für die „Plausibilität von Kultur“. Nach wie vor macht das Conne Island Konzerte und Veranstaltungen, Lesungen und Diskussionen, Skate-Cups und Fußballturniere in erster Linie für seine „Klientel“: Jugendliche, AnhängerInnen von Jugend-, Pop- und Subkulturen, kritische Menschen, die Raum und Anlass suchen, sich über gesellschaftliche Missstände auszutauschen.

„Tatsächlich eine Insel“ – Jugendkultur am Conne Island

Die Highlight- und Hochkaräter-Dichte war 2011 enorm. Hier im Schnelldurchlauf die vielleicht beeindruckendsten und schönsten Veranstaltungen des letzten Jahres: Die Oi!-Legende Cock Sparrer war im Juni exklusiv im rappelvollen Conne Island und ließ Skinhead-Herzen höher schlagen. Ähnlich sentimental waren die Auftritte der Beatsteaks und Broilers – Bands, die im Conne Island groß geworden sind, mittlerweile riesige Hallen füllen und die es sich zum Geburtstag nicht nehmen ließen mitzufeiern. Die Hardcore-Heroen von Pennywise, Sick of it All, Comeback Kid und CIV schauten 2011 ebenso vorbei wie die Hamburger Die Sterne oder der berühmte Pudel-Club mit exklusivem Geburtstagsprogramm. Die Genre-GrenzgängerInnen und Indie-Fans waren von Hercules & Love Affair, Mount Kimbie, Friska Viljor und Austra mindestens so beglückt wie von Neurosis, Mono und Battles. Auch das La Familia-Festival im Mai versuchte den Independent-Gedanken zu beleben. Im „Bereich elektronische Musik“ ließen James Holden, Modeselektor, Omar S aus Detroit sowie Kode 9 und Mala die Tanzflächen im Conne Island-Saal explodieren. Zum Conne Island-Weekender Ende August wurde das Wochenende durchgetanzt. Auch die Hip-Hop-Fraktion kam auf ihre Kosten: mit K.I.Z. und Casper beehrten Superstars das Conne Island. Highlight für alle war aber der Auftritt des Heidelberger Veterans Torch in den Jubiläumswochen.
Jugendkultur im Conne Island ist jedoch weitaus dichter und vielschichtiger aufgestellt, korrespondiert auch mit den Angeboten des Offenen Treffs. Die Skaterszene am Conne Island hat 2011 einen zweiten Frühling erlebt. Viele neue SkaterInnen engagieren sich am Erhalt und an der Umgestaltung des Skateparks. Das vom Amt für Jugend, Familie und Bildung unterstützte Projekt „Flying Wheels Reloaded“ war neben vielen Workshops- und Kursangeboten und dem traditionellen „Little-Sista-Cup“ im Sommer ein Initial für eine florierende Szene um die Conne Island-Rampen.
Besonders war in diesem Kontext auch der „Remember Guru“ Hip-Hop-Jam. Conne Island und viele lokale AktivistInnen organisierten ein Wochenende rund um Graffiti, Breakdancing und Rap. Mit Workshops und Wettbewerben und einem fulminanten Konzert von und für die Leipziger Szene.
Der Hype ums Fahrrad ist auch am Conne Island nicht vorbeigezogen. In Kooperation mit der nicht-professionellen Fahrrad-Szene in Leipzig startete 2011 erstmals die „Radale“ – ein Event ums Fahrrad, mit Querfeldeinrennen, Fahrrad-Polo und Design-Wettbewerb. Die „Sommer-Radale“ war mit mehr als 200 FahrerInnen – auch internationalen – so gut besetzt, dass das Spektakel im Dezember wiederholt wurde.
Seinem „Inselcharakter“ wurde das Conne Island auch in Sachen Sport gerecht. Das Sommer- und Wintertischtennis-Turnier zieht seit Jahren die Leute in seinen Bann. Im Rahmen des jeweils mittwöchigen Angebots „Halftime“ – der Offene Treff wird kurzerhand mitsamt Tischtennisplatten und DJs in den Saal verlegt – kann sich 12 Monate auf die Finalrunde vorbereitet werden. Im September fand in Kooperation mit dem Roten Stern Leipzig das Conne Island-Fußballturnier mit 16 Teams im Auewald statt.

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Kritik, Diskussion und Streit – Kulturelle und Politische Bildung in Praxis und Theorie

Nach inhaltlichen Auseinandersetzungen zu Beginn des letzten Jahres um die Redaktion des Conne Island Newsflyers „CEE IEH“ diskutierte der Verein 2011 viel über die Neuausrichtung seines Monatsmagazins. Im Sommer gründete sich eine neue, junge Redaktion des „CEE IEH“, um das Heft als vom Conne Island unabhängiges „Sprachrohr und Vermittlungsorgan“, als kritische und linke Plattform für Positionen und Gesellschaftskritik und als „Programmheft“ weiterzuführen.
Heiß debattiert wurde wie immer auch auf den „Klausuren“ des Vereins. Aufgrund des erhöhten Bedarfs an Austausch und Positionsfindung fanden diese 2011 zweimal statt. Im Winter in Leipzig, im Juni in Dahlen. Zusätzlich traf sich das Conne Island – auch aus aktuellen Anlässen – mehrmals außer der Reihe im benachbarten Werk II, um über sexistische, diskriminierende und geschlechterspezifische Strukturen, Mobbing und die persönliche Verantwortung aller am Verein Beteiligten zu sprechen. Ergebnis dieser Gespräche war u.a. auch eine Art Präventionsvorhaben sowie MitarbeiterInnen-Schulungen, um mögliche Fälle von Geschlechterdiskriminierung zu verhindern.
Oft wurden aus eher internen Diskussionen auch öffentliche: Das Ressentiment gegen feministische Positionen und Feministinnen ist so alt wie die Frauenbewegung. Auch und gerade in der Linken weht häufig ein antifeministischer Wind. Nicht nur deshalb debattierten u.a. im September auf einer Diskussionsveranstaltung im Conne Island verschiedene antifaschistische Gruppen die Klassiker und Neuauflagen des linken Antifeminismus.
Unter dem Titel „Freiheit auf Arabisch“ fragte das Conne Island zusammen mit der Berliner Zeitschrift Jungle World im Frühjahr, ob die Revolten in Ägypten und Tunesien der Anfang einer neuen Weltordnung sind. In der Diskussion sprachen die PodiumsteilnehmerInnen über die Reformfähigkeit arabischer Autokratien und über das wie weiter: Führen die Revolten wirklich zu einer umfassenden Demokratisierung? Stürzen noch weitere Despoten? Können die Aufstände auch Vorbild sein für den Iran? Und was bedeutet die neue Lage für die Sicherheit Israels und den Frieden im Nahen Osten?
Dass das Conne Island als genuin antifaschistisches Projekt die Auseinandersetzung mit nationalsozialistischen Ideologien – mit Antisemitismus, Rassismus und Autoritärem Denken – fördert, war auch 2011 selbstverständlich. Diskussions- und Mobilisierungsveranstaltungen gegen Nazi-Aufmärsche waren im vergangenen Jahr umso wichtiger. Zu oft wurde Engagement gegen Nazis – die Debatte um den 13. Februar in Dresden ist hier ein herausragendes Negativ-Beispiel – politisch diskreditiert und kriminalisiert.
Die am Conne Island agierende Projektinitiative „Geschichte vermitteln“ hat auch 2011 die Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Shoah zum zentralen Feld ihrer Projektarbeit gemacht. In mehreren Film- und Diskussionsabenden wurde versucht, über die Darstellung der nationalsozialistischen Verbrechen in Film und Literatur zu verhandeln. Insbesondere der Film „Geh und sieh“, der mehr als 200 Gäste zur Vorstellung und Einführung über die Hintergründe des rasseideologischen Raub- und Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion ins Conne Island zog, beeindruckte alle Anwesenden.
Bereits im Frühjahr stellte der Buchautor Jens Hoffmann „Das Leben von Ruth Fridlendere“ vor. Im Unterschied zu den meisten ihrer Angehörigen überlebte Fridlendere die nationalsozialistische Herrschaft der Deutschen und die sorgfältig vorbereiteten Massenmorde an mindestens 90.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern in Lettland. Die Lesung beschrieb u.a., wie das Leben von Ruth Fridlendere vor und nach der Zeit der Verfolgung verlief und welche Spuren die Kriegsjahre in ihrem Leben hinterlassen haben.
Im September diesen Jahres jährten sich die Anschläge auf New York und Washington zum zehnten Mal. Der 11. September markiert einen tiefen Einschnitt für die Weltpolitik. Auch in der Linken führte die Frage, wie der Islam, Antisemitismus und der „Krieg gegen den Terror“ zu bewerten sind, zu heftigen Diskussionen, die sich bis in die Gegenwart ziehen. Zusammen mit Claudia Dantschke vom Zentrum für Demokratische Kultur in Berlin diskutierten wir über eben diese Fragen.
„I'm my own Star“ hieß die Workshopreihe des Conne Island, die im Rahmen des „Leipzig macht Musik“-Kooperationsprojekts der AG Soziokultur im Herbst stattfand. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Rolle Vermarktungsstrategien in der Musik- und Radiobranche spielen und warum sich kritisch mit Rollenbildern und Starkult auseinandergesetzt werden muss. Neben der Diskussion darüber, warum weibliche Stars sexy sind und männliche tough, wurde nebenbei Audioschnitt und Radioproduktion gelernt – am Ende stand eine eigene Sendung, die auf Radio Blau ausgestrahlt wurde.
Mit dem Roten Salon startete 2011 ein neues Veranstaltungsformat im Conne Island, welches das Programm in regelmäßiger Folge um szenische Lesungen, politisches Kabarett, linkes Theater und Gesprächsabende erweitern soll. Die Reihe möchte dem Conne Island damit ein zusätzliches Angebot jenseits klassischer Politveranstaltungen und subkultureller Provenience erschließen. Die Veranstaltungen in Salon-Atmosphäre beschäftigen sich mit tagesaktuellen und historischen Themen und sollen Informations- und Unterhaltwert verknüpfen. Im November startete die Reihe mit dem „Geldkomplex“ von Franziska von Reventlow. Bereits im September nahm der Hamburger Regisseur Thomas Ebermann den Papstbesuch zum Anlass, zusammen mit Harry Rowohlt und Robert Stadlober das Antiklerikale im Rahmen einer Lesung im Conne Island stark zu machen.
Seit dem Spätsommer tobt – wie in vielen anderen Großstädten auch – in Leipzig in einer Art nachholenden Entwicklung die sogenannte Gentrifizierungsdebatte. Insbesondere im Leipziger Süden und Westen steigen die Mieten, kommunaler Wohnraum wird privatisiert, teilweise setzen klassische Verdrängungsmechanismen ein: AltmieterInnen, KulturaktivistInnen und Hausprojekte sind verärgert und verängstigt, nicht zuletzt aufgrund von Fehlern und der Intransparenz der kommunalen Stadtentwicklungspolitik. Das Conne Island wurde im Herbst selbst zum Objekt der GentrifizierungsgegnerInnen, als das frisch-sanierte Vorderhaus zur Luxus-Immobilie und somit zum Feindbild erklärt wurde. Nicht nur deshalb sieht sich der Verein ganz aktiv als Vermittler von verschiedenen stadtteilpolitischen Positionen, möchte zum einen den Kampfbegriff „Gentrifizierung“ vom Kopf auf die Füße stellen, zum anderen sich aber auch gegen die ganz akuten Verdrängungsvorhaben zur Wehr setzen.
Wie immer eine große Hilfe für die ökonomische Absicherung von Lesungen, Diskussions- und Informationsveranstaltungen sowie bildungspolitischen Publikationen war die „Spende zur Bildungsoffensive“, die der Verein bei seinen Kulturveranstaltungen einnimmt. Diese „Spende zur Bildungsoffensive“ wurde gemäß der satzungsmäßigen Zwecke des Vereins (u.a. Bildungs- und Jugendarbeit) verwendet.

Partizipation, Demokratiedefizite, Streitkultur

Der Projekt Verein e.V. sieht sich seit seiner Gründung als ein Partizipationsprojekt und benutzte die Begriffe und die Ansätze der „Selbstbestimmung“ und des „Mitmachens“ bereits lange Zeit, bevor dies offizielle Konzepte in Förderrichtlinien und Vergabepraxen von Ministerien wurden. Teilhabe war und ist im Conne Island nicht vordergründig im Kontext von „Stadteilbeteiligung“ oder „Community Organizing“ zu verstehen, auch nicht als ein durchaus legitimes Moment klassischer Jugendsozialarbeit. Dabeisein und Mitmachen am Projekt Conne Island bedeutet vor allem, offen zu sein und die unterschiedlichen kulturellen und politischen Belange und Interessen in Diskussionsprozessen auszuhandeln. Es bedeutet Streitkultur zu praktizieren und zu lernen, Dinge zu hinterfragen und nicht als gegeben und gesetzt hinzunehmen. In der Alltagspraxis ist dies ein nicht immer einfacher Prozess. Sowohl im offenen Montagsplenum des Vereins als auch in Diskussionen zu vielen gesellschaftlichen Themen, die die Arbeit des soziokulturellen Zentrums tangieren, wird intensiv und manchmal langwierig um Positionen und Standpunkte gerungen.
Als dramatisch empfindet der Verein – auch aufgrund seines Selbstverständnisses, seiner Geschichte und seines Begriffs von soziokultureller Beteiligung – verschiedene Entwicklungen staatlicher und politischer Intervention in zivilgesellschaftliche Arbeits- und Aktionsfelder. Die seit 2011 praktizierte Anwendung der sogenannten „Extremismusklausel“ ist eines der schwerwiegendsten Beispiele für antidemokratische, parteipolitische Versuche, das Engagement von politisch engagierten Vereinen zu diskreditieren. 2011 hat sich das Conne Island offensiv – inhaltlich, in Publikationen und in Netzwerken – gegen die Extremismusklausel gewandt. Im „Leipziger Initiativkreis“ wurde beispielsweise ein breites Bündnis aus Politik, Kultur und Gesellschaft initiiert, um zu verhindern, dass die Gelder des Lokalen Aktionsplans der Stadt Leipzig an das antiextremistische Bekenntnis geknüpft werden. Mit Erfolg und großem medialen Echo, wie sich gezeigt hat: Die Weigerung von fünf Vereinen, die Klausel zu unterschreiben, brachte neben einer öffentlichen Debatte über Demokratie, Partizipation und Antifaschismus auch die Möglichkeit der Förderung ohne Unterschrift zu Tage. Dass angesichts der rassistischen Morde der letzten Jahre und dem nahezu Komplettversagen von Geheimdiensten gerade der Verfassungsschutzbericht von Bund und Land Beleg über vermeintliche „Demokratiefeindlichkeit“ sein soll – davon zeugt zumindest die angestrebte Nivellierung des sächsischen Gemeinnützigkeitsrechts – ist ein mittlerweile unfassbarer Vorgang.
Ganz grundsätzlich war es 2011 ein verstärktes Ziel der inhaltlichen und öffentlichen Arbeit des Vereins, die mittlerweile recht hohlen Begriffspaare „Demokratieentwicklung und Partizipation“ oder „Teilhabe und Mitbestimmung“ inhaltlich zu füllen. Denn übersetzt man Demokratisierung als ein Handeln, in der immer mehr Menschen die Individualität anderer anerkennen, weil sie gleichzeitig in der Lage sind, als Individuen die Entscheidungen über den Verlauf ihres eigenen Lebens treffen zu können, dann braucht es dafür mehr, als im Vierjahres-Rhythmus ein Kreuzchen auf dem Wahlzettel zu machen. „Auf dem Weg dorthin müsste nicht nur die individuelle Verstrickung in Herrschaftsdiskurse reflektiert werden, es braucht auch ein Verständnis für die strukturellen Grenzen freier Entfaltung des Einzelnen.“ Nicht nur dem Conne Island, sondern einer breiten und kritischen Öffentlichkeit ist mittlerweile klar, dass staatliche Kontrolle, präventive Eingriffe in die Privatsphäre und den öffentlichen Raum zwar immer wieder als notwendige Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der demokratischen Ordnung begründet werden, mit Demokratisierungsprozessen jedoch nicht viel zu tun haben. Im Gegenteil, solange unkonventionelle Modelle der Beteiligung und des Streits, ziviler Ungehorsam, die Ausweitung von Teilhabe und Entscheidungsmacht als Gefahren der konstitutionellen Grundlagen der „Demokratie“ gesehen werden, fehlen ganz banale Grundstrukturen demokratischen Denkens und Handelns.
„Erlaubt ist was nicht stört“ nannte sich im Juni deshalb auch eine Diskussionsveranstaltung im Conne Island. Nicht nur die Frage nach „Politischem Handeln“ stand dabei im Raum. Zusammen mit dem Politikwissenschaftler Robert Feustel diskutierten viele Interessierte die hier und heute gängige, formalistische Vorstellung von Demokratie. In ihrem Geschäftsordnungsdenken als abgeschlossenem Ist-Zustand liegt das Paradox, aus dem krude Theorieansätze wie das „Extremismustheorem“ entstehen können.

Sanierung und Umbau

Seit Anfang Januar wurde das komplette Vorderhaus mit Ausnahme des bereits mit Eigenmitteln sanierten Jugendcafes saniert. In vollem Veranstaltungsbetrieb wohlgemerkt. Ein Faktor, den sowohl wir, mit Sicherheit aber auch der Planungsstab aus Kultur- und Hochbauamt sowie Architekten und Bauleitung unterschätzt haben. Aus den anvisierten vier Monaten „Interimsaufenthalt“ im Containerdorf wurden zehn, der Gang zum Dixiklo für unsere Gäste und KünstlerInnen zum Alltag, die unzähligen Improvisationen – vom Büro und Backstage über die Küche bis hin zum Cafe-Betrieb – möchte man schnell vergessen, sie wurden bisweilen zum zermürbenden Dauerzustand. Der Begriff „klaustrophobische Zustände“ beschreibt wohl am besten, was auf den großen Teil der Conne Island-Container-Belegschaft seit Sommer des Jahres zutraf.
Umso mehr freute sich der Verein, dass ab September langsam aber sicher die ersten frisch sanierten Räume zurückerobert wurden, der barrierefreie Cafe- und Küchenbetrieb startete und die ersten Computer in weiß-getünchten Großraumbüros hochfuhren. Das Ergebnis der Sanierung lässt sich sehen, die Mitbestimmung des Vereins war sinnvoll, das fachliche Know-How der Planer unbestritten. Dass wir uns bisweilen wie auf der „Hamburger Elbphilharmonie“ fühlten, die Bauverzögerung von Tag zu Tag größer wurde und der Koordinationsaufwand auch seitens des Vereins fast eine eigene Personalstelle benötigte, mag der Unerfahrenheit von uns Kulturleuten, der extrem maroden Bausubstanz des Gebäudes und der aktuellen Baukonjunktur geschuldet gewesen sein. Perspektivisch, vor allem in Hinsicht auf die weiteren Bauvorhaben im Saal müssen Absprachen, Planungen und Bauumsetzungen jedoch exakter und vor allem verbindlicher stattfinden. So sehr wir uns über jeden sanierten Dachbalken und jede neue Toilette freuen, der hauptsächliche Betrieb des Vereins, das Veranstalten von Konzerten, darf nicht be- oder verhindert werden. Größere Ausfälle kann das Conne Island weder wirtschaftlich noch inhaltlich im hart umkämpften Kulturmarkt kompensieren.
Positiv hervorheben möchten wir ausdrücklich die Kommunikation mit Hochbau- und Kulturamt sowie den beteiligten Bauleitern und Planern. Bei allen Schwierigkeiten und Widrigkeiten war uns der Planungsstab stets ein Rückhalt, Antreiber und Motivator.
Die 2012/2013 angedachten Bau- und Sanierungsvorhaben werfen – im Vorderhaus wurden gerade die letzten Anbauten fertiggestellt – ihre Schatten voraus. Fußboden, Sanitär- und Tresenbereich werden erneuert, neue Lagerräume errichtet, die Barrierefreiheit zumindest ein stückweit ermöglicht.

Ämterverhältnis

Gerade im Zusammenhang mit der Sanierung und dem 20-jährigen Bestehen des Conne Island war der Kontakt zwischen Kulturamt und Verein sehr intensiv. Sowohl auf informeller Ebene als auch im offiziellen Rahmen fand ein ständiger Austausch statt. Im Rahmen der gemeinsamen Diskussion zwischen AG Soziokultur und Amt um das „Kulturentwicklungskonzept Soziokultur“ wurde zwar viel diskutiert und in der Sache hart gestritten, jedoch stets zugunsten des Themas. Im Dezember 2011 wurde die „Kulturentwicklungsplanung“ dem Leipziger Stadtrat vorgelegt. Intensive Gespräche im Sommer halfen dem Amt, die Arbeit des Vereins ein- und wertzuschätzen. Zur feierlichen Teil-Eröffnung des Conne Island im September besuchten der Kulturdezernent Faber und die Amtsleiterin Frau Kucharski-Huniat das frisch sanierte und strahlende Haus. Das dort abgegebene klare Bekenntnis zur Arbeit des Conne Island hat uns erfreut. Deutlich wurde hier auch, dass die vertrauensvolle, von Verständigung geprägte und produktive Zusammenarbeit auch ein Garant für das Wirken des Conne Island ist. Insbesondere als authentischer und jugendkultureller Partner ist das Conne Island Schnittstelle zwischen Kommune, Stadtteil und „Szene“.
Auch wenn die Sanierung des Clubhauses seit Januar 2011 nicht ganz glatt lief, haben vor allem die sich auftuenden Probleme und Widrigkeiten das gute und vertrauensvolle Verhältnis zwischen Kulturamt und Verein gestärkt. Zusammen mit den Mitarbeitern des Hochbauamtes und der Bauleitung, wurde insbesondere in den heiklen Phasen versucht, die Arbeiten auf den laufenden Veranstaltungsbetrieb abzustimmen. Nicht immer gelang dies so optimal wie gewünscht, im Nachgang jedoch sind wir froh, das Projekt gemeinsam umgesetzt zu haben. Die Einflussmöglichkeit des Vereins auf die Nutzung und Gestaltung der Immobilie war in den meisten Prozessstufen gegeben.
Das Conne Island intensivierte 2011 seine Versuche, auch in Kooperation mit dem Leipziger Amt für Jugend, Familie und Bildung neue Projekte anzuschieben. Insbesondere die unbedingt notwendigen investiven Maßnahmen im Bereich der Outdoor-Skateanlagen standen in den gemeinsamen Bemühungen im Vordergrund. In mehreren Gesprächen wurde die Finanz-Planung für eine grundlegende Sanierung der Rampen 2012/2013 vorangebracht.
Im Rahmen seines LAP-Antrages wurden dem Conne Island durch den Begleitausschuss des Aktionsplans 7.500 Euro für sein Projekt „Umkämpft und Umstritten“ bewilligt. Allerdings, und dies stellte sich erst im Prozess der Mittelabforderung heraus, war die Förderung an das Unterschreiben der sogenannten „Extremismusklausel“ gebunden. Eine Unterschrift, die nicht nur die Arbeit des Conne Island unter Generalverdacht stellt und deshalb nicht mit dem Vereinsansinnen vereinbar war. Nicht zuletzt der öffentliche und politische Druck, den auch das Conne Island miterzeugte, führte letztlich dazu, dass Begleitausschuss, AfJFB und die LAP-Koordinierungsstelle die Mittel auch ohne Unterschrift weiterreichten. Möglicherweise trägt die Debatte auch dazu bei, dass bei künftigen Ausschreibungen, die Förderung von antirassistischen und antifaschistischen Projekten nicht mehr an ein Misstrauen-verbreitendes und deshalb demokratiefeindliches Bekenntnis gebunden ist.

Förderung und Finanzierung

Wie in den Jahren zuvor konnte der Verein auf die rahmenvertraglich festgelegte institutionelle Grundsicherung des Kulturamtes bauen. Mit ihnen wurden neben den zwei Personalkostenstellen (die der Verein nochmals teilt), Miete und Betriebskosten sowie – zu eher geringen Anteilen – einzelne Kulturprojekte inhaltlich gefördert. Diese institutionelle Förderung – 2011 in Höhe von 160.000 Euro – ist nach wie vor die strukturelle Basis der Vereinsarbeit. Sie ist unverzichtbar, vor allem aber Grundlage zur Erwirtschaftung von weiteren Eigen- und Drittmitteln.
Durch die Umbausituation des Clubhauses, die Beeinträchtigung der Arbeitsstruktur sowie die Einschränkung der Gastronomie war 2011 auch ein Jahr größerer finanzieller Unsicherheit und Unplanbarkeit. Das Vereins- und Jugendcafe konnte über 10 Monate keine Umsätze einfahren, für Gäste und KünstlerInnen existierte kein Sanitärbereich und musste dauerhaft und kostenintensiv durch den Verein gewährleistet werden. Die KünstlerInnenversorgung und das Bandcatering konnte nicht mehr selbst organisiert und musste stattdessen als Catering angeliefert werden. Die zusätzlichen Kosten, die u.a. auch durch die Bauzeitverzögerung auftraten (Mietstrom, Mietsanitär, Catering-Kosten, Hotel- und Dayroom-Kosten usw.) beliefen sich im Umbauzeitraum auf über 20.000 Euro. Diese konnte der Verein nur bedingt selbst erwirtschaften.
Die Akquise von zusätzlichen, projektgebundenen Förder- und Drittmitteln half dem Verein, trotz schwieriger struktureller Voraussetzungen 2011 ein hervorragendes, vor allem inhaltlich-innovatives Programm auf die Beine zu stellen. Die Kulturstiftung Sachsen und der Fonds Soziokultur gaben die nötige finanzielle Sicherheit für das Buch-, Ausstellungs- und Geschichtsprojekt „20 Jahre Conne Island – Geschichte wird gemacht!“. Ohne diese Projektunterstützung wäre die „Geschichtsschreibung“ des Conne Island wahrscheinlich kleiner ausgefallen. Die Jugendförderung von Jugend in Aktion half ganz maßgeblich, die nur von Jugendlichen aus der Hardcore und Hip-Hop-Szene inszenierte Betrachtung von „Jugendkultur in Leipzig 1991-2011“ umsetzbar zu machen. Und selbst die aufgrund des Streits um die „Extremismusklausel“ lange vakanten Mittel des Lokalen Aktionsplans der Stadt Leipzig waren ab Oktober dann doch für das Conne Island verfügbar. Der LAP-Projektuntertitel „Umkämpft und Umstritten“ war hier wohlweislich richtig gewählt – das Kämpfen um Förderung lohnt.
Nach jahrelanger Hoffnung und mehr als zehn Jahren Nulllinie wurde im Zusammenspiel mit der Sanierung auch in das Inventar und die technische Ausstattung des Conne Island investiert. Insgesamt 34.000 Euro brachten SMWK und Kulturamt zusammen für neue Lichttechnik, Gastronomie- und Büroausstattung sowie Computer und Servertechnik auf. Mit diesen Mitteln konnten u.a. Teile der Saallichttechnik, eine Saalbestuhlung, eine DJ-Anlage sowie vier neue Computer-Arbeitsplätze, Backstage- und Büroausstattung angeschafft werden.
Auch das Amt für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Leipzig beteiligt sich an der Projektförderung des Conne Island. Die Empowerment-Initiative „Flying Wheels reloaded“ hatte neben der Mädchen- und Frauenförderung im Rahmen von Skate-Workshops auch das Ziel, die Conne Island-Rampen in seiner Substanz zu erhalten. Wie in den Jahren zuvor war dies mit den ausgeschütteten Mitteln nur kurzfristig möglich. Für eine nachhaltige Sicherung des Skateparks sind größere und weitreichendere Investitionen dringend nötig. Für 2012 müssen sich daher Kultur- und Jugendamt unbedingt über die existentielle kommunale Absicherung bei der Mittelbeschaffung des Vereins einig werden. Insbesondere bei der Akquise von Bundes- und Landesinvestitionen ist neben dem vom Verein zugesicherten Eigenanteil auch der Beitrag der Kommune von Nöten.
Einzelne Lesungen und Diskussionsveranstaltungen, Workshops und Kurse konnten u.a. mit Unterstützung des StudentInnenrats der Universität Leipzig sowie der Rosa-Luxemburg-Stiftung umgesetzt werden.
Sowohl durch das Großprojekt zum 20-jährigen Bestehen und dem dreimonatigen Geburtstagsprogramm, außergewöhnlich vielen und exklusiven Auftritten und der eigenen, sehr starken Motivation, die außergewöhnliche Umbausituation zu überstehen, kann der Verein mäßig optimistisch ins neue Veranstaltungsjahr gehen. Das Gesamtbudget des Vereins war 2011 so umfangreich wie nie. Der Eigenmittelanteil war so hoch (ca. 85 Prozent) wie im Jahr zuvor und die Drittmittelförderung außergewöhnlich deutlich. Diese recht positive Entwicklung darf nicht über die allgemein-prekäre Situation hinwegtäuschen. Vor allem für die dreimonatige Schließzeit des Saals zu Sanierungszwecken sowie für Technikinvestitionen im Gastronomiebereich mussten für 2012 größere Rückstellungen eingeplant werden. Die Absicherung der mit Eigenmitteln erwirtschafteten Personalstellen kann nur mit einer gleichbleibenden Veranstaltungsdichte erfolgen. Sehr schwierig gestaltet sich der Wegfall zweier Kommunal-Kombi-Stellen.
Nicht zuletzt deshalb unterstützt der Projekt Verein aktiv die Initiative Leipzig Plus Kultur und die Forderung der gesamten Leipziger Freien Szene zur schnellstmöglichen Umsetzung der Erhöhung der Fördersumme für die Off-Kultur auf fünf Prozent des Kultur-Etats der Stadt.

Personalstruktur

2011 war eines der personalintensivsten Jahre des Vereins überhaupt. Zum einen, was die Angestelltenstruktur angeht – 14 Stellen, teilweise befristet und zu mehr als der Hälfte eigenfinanziert, waren im letzten Jahr für die Vereinsarbeit nötig. Viel entscheidender war jedoch die überdurchschnittlich hohe Anzahl ehrenamtlicher UnterstützerInnen. 2011 konnte das Conne Island gegen den Trend der letzten Jahre einen Zuwachs von jungen und neuen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen verzeichnen. Das ist, so scheint es uns, gerade trotz Bologna-Reform, verschärften Studien- und veränderten Arbeitsmarktbedingungen enorm.
Wie auch in den vergangenen Abrechnungszeiträumen wurden die durch das Kulturamt finanzierten zwei Personalkostenstellen auf vier Stellen (Geschäftsführung, Buchhaltung, 2 x Booking) aufgeteilt. Der Wechsel der Buchhaltung verlief 2011 reibungsloser als angenommen. Drei verkürzte Stellen (Öffentlichkeitsarbeit/ Layout/ Booking) wurden außerdem beibehalten und vom Verein getragen. Zwei Stellen (Gastronomie-Leiter, Köchin), eine weitere halbe Stelle (Beiköchin), eine Stelle zur organisatorischen und gastronomischen Leitung des Jugendcafés sowie eine FSJ-Kulturstelle (unter Beteiligung des LKJ Sachsen) wurden über den Verein finanziert. Zwei Kommunal-Kombi-Stellen unterstützten die Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins sowie die Absicherung des teilweise enormen Alltagsgeschäftes. Für die Projektleitung des 20-Jahre-Projektes „Geschichte wird gemacht“ wurde, auch dank der Finanzierung durch Dritte, eine Medienpädagogin als Projektleitung ganzjährig eingestellt. Die Betreuung unseres Ticketsystems sowie einige kleine Projekte der Kulturellen und Politischen Bildung wurden durch temporär begrenzte Arbeitsverhältnisse auf Honorarbasis gestemmt.
Es ist durchaus ein Manko des Vereins, allerdings auch der Struktur und der alltäglichen Überlastung geschuldet, das Weiter- und Fortbildungsangebote nur in sehr geringem Maße den MitarbeiterInnen angeboten bzw. genutzt werden. Nur im Buchhaltungsbereich und in der Antidiskriminierungsschulung fand dies 2011 statt.

Die nackten Zahlen

2011 besuchten 115.000 Gäste, NutzerInnen und Interessierte die Räume und Veranstaltungsformate des Conne Island, knapp 15.000 weniger als im Jahr zuvor. Dies liegt natürlich am neunmonatigen Komplett-Umbau des Clubhauses und der Schließzeit von Jugendcafé, offenem Jugendtreff, Freizeitangeboten, Bibliothek etc.
Trotz der baulich großen Einschränkungen fanden mehr Veranstaltungen denn je statt. Mehr Konzerte, mehr Lesungen und Diskussionen, mehr Open Air-Veranstaltungen. Ganz allgemein war 2011 auch das Jahr der neuen Formate.
Von Frühling bis Spätsommer wurden die Angebote des Offenen Treffs kurzer Hand nach draußen verlegt, Sommerkino, Tischtennis und Kickerturniere sowie viele weitere Events halfen dem Verein über die Durststrecken des Umbaus.
Das 20-jährige Jubiläum des Vereins lockte im Sommer und Herbst neben vielen bekannten KünsterlerInnen eben auch ein Publikums-Plus an das Projekt. 141 Konzerte fanden 2011 statt, 42 Tanzveranstaltungen und Parties, zwölf Cafekonzerte nach der Sanierung, über 50 Diskussionsveranstaltungen, Lesungen und Workshops. Das Sommerkino und viele „Sportaktivitäten“ – vom Skate-Contest, über das Tischtennisturnier bis zum Radrennen“ bescherte uns selbst bei Regen einen vollen Freisitz. Fünf Veranstaltungen, u.a. ein Fußballturnier fanden außer Haus statt. Elfmal wurde das Conne Island – für private Veranstaltungen – vermietet.

Das Surplus an Veranstaltungen, aber auch allgemeine kulturindustrielle Entwicklungen schlugen sich ganz offensichtlich auf den Haushalt nieder. Die Ausgaben für Kultur – sowohl in Bezug auf die Gagenentwicklungen, gleichzeitig aber auch die Kulturnebenkosten – erhöhten sich im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent. 2011 konnte der Verein diese Entwicklungen recht gut kompensieren, auch aufgrund des Jubiläums-Bonus. Perspektivisch sind wir uns sicher, dass der Subventionierungsbeitrag von hochkarätiger Jugend-Popkultur größer und vor allem schwieriger zu erwirtschaften sein wird. Große Sorgen bereitet uns die für 2012/13 angekündigte Erhöhung der GEMA-Gebühren. Sollte sich das angekündigte Modell wirklich durchsetzen, sind Musik- und Tanzveranstaltungen im Conne Island nicht mehr durchführbar.
Erschwerend kam im vergangenen Jahr hinzu, dass der Verein – auch um den dreimonatigen Saalumbau 2012 und damit verbunden, fehlende Einnahmen und eigene Technikinvestitionen re-zufinanzieren – größere Rückstellungen einplanen musste.

Ausblick

Sowohl die Sanierung als auch das 20-Jahre Jubiläum haben das Conne Island 2011 gestärkt – strukturell, räumlich, vor allem aber auch inhaltlich. Das Conne Island-Team ist durchaus enthusiastisch aus dem auch nervenaufreibenden und anstrengenden letzten Jahr gegangen.
Große Bedenken existieren für 2012 in der personellen Absicherung des Vereins. Wegbrechende Arbeitsförderung, chronische Unterbesetzung in administrativen Bereichen und gleichzeitige Professionalisierung, Öffnung und Erweiterung des Programms sowie ein dauerhafter Innovationsdruck sind in der aktuellen Form nicht zu vereinbaren. Gleichzeitig sind Förderungen durch Dritte – die meisten sind mittlerweile an die Unterschrift unter die Extremismusklausel geknüpft – perspektivisch immer schwerer zu akquirieren. Dramatisch wird diese Entwicklung vor allem an den Punkten, an denen sie die Abgabenordnung, die Gemeinnützigkeit und das Steuerrecht für Vereine tangiert. In der hier beschriebenen politischen Einflussnahme in zivilgesellschaftliches Agieren sieht der Projekt Verein e.V. eine große Gefahr.

Projekt Verein e.V. März/April 2012

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Anmerkungen

(1) Klappentext von Conne Island (Hrsg.) 20 YRS. Noch lange nicht Geschichte. Verbrecher Verlag, Berlin 2011.

(2) Ulf Ayes: 20 Jahre Leipzig, in: Phase 2.42, Literaturbeilage kilby 2012.

(3) Katharin Hamann in: 20 YRS., S.32.

(4) Jan Barich, in: 20 YRS, S. 193.

 

28.08.2012
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