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Aktuelles Heft

INHALT #189

Titelbild
Editorial
• das erste: Das erste „Das Erste“ seit einem halben Jahr
• teaser: September und Oktober 2011 im Conne Island
Pttrns, My Disco
Art Brut
Can't Sleep!
20 Jahre Conne Island - 16 Jahre Drum and Bass
»The riddles keep slowin us down.«
Conne Island fühlt sich Pudelwohl
"Papst gefälscht"
»nothing can com close ...«
20 Jahre Hip Hop, 40 Jahre Torch
Dear Reader, Marching Band
Heroes in the city of dope …
CIV, Built on Trust
K.I.Z.
Toxpack
ease up^
Kode9 ♣ Mala
I like trains, Nihiling
The Riot Before, Smile and Burn, Diane Parkers Little Accidents
• inside out: Das doppelte Scheitern des Poll 2011
• doku: Noch lange nicht Geschichte
Von den Niederungen des Allerhöchsten
Der Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion
Veranstaltungsanzeigen
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• neues vom: Sommer 2011

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Der Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion

Zur Veranstaltung der Initiative „Geschichte vermitteln“
zum Film „GEH UND SIEH“ (SU 1985)

Über uns...

Die Initiative „Geschichte vermitteln“ des Conne Island beschäftigt sich mit der nationalsozialistischen Geschichte und der damit verbundenen Erinnerungs- und Geschichtspolitik. Wir haben im Jahr 2009 ein Projekt unter dem Titel „Geschichtsbilder jüdischer Migrantinnen aus der ehemaligen Sowjetunion in der Bundesrepublik und Israel“ durchgeführt. Die Broschüre des Projektes findet ihr im Infoladen oder zum Download unter geschichte.conne-island.de. Im letzten Jahr arbeiteten wir zum Thema Antiziganismus sowie Sinti und Roma im NS und führten im Herbst eine Veranstaltungsreihe dazu durch. Aktuell bieten wir einen Workshop über antiziganistische Stereotype an und werden uns im nächsten Jahr mit den Opfern der NS-Militärjustiz beschäftigen.
Wenn ihr Interesse an einer Mitarbeit oder unseren Workshops und Veranstaltungen habt, dann mailt uns: geschichte@public-ip.org

An den 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 erinnerte die Landtagsfraktion der Linkspartei mit einem „Parlamentarischen Abend“ in der Leipziger Alten Handelsbörse. Neben Reden von Mitgliedern der Landtagsfraktion der LINKEN und dem russischen Generalkonsul Logutov gab es ein buntes Kulturprogramm von russischer Community und Angehörigen der Jüdischen Gemeinde Leipzigs. Absoluter Tiefpunkt des Abends war das Grußwort der Stadt Leipzig, die Rede des Ordnungsbürgermeisters Heiko Rosenthal, der es schaffte, fast ausschließlich über das in zwei Jahren anstehende große Jubiläum „200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig“ und die bis dahin zu festigende deutsch-russische Freundschaft zu reden. Er verglich Napoleon und Hitler in ihrem Scheitern „vor Moskau“ und beglückwünschte am Ende die anwesenden Veteran_innen zu ihrem „Ehrentag“. Da musste erst der russische Generalkonsul die Opferzahlen nennen. Er sprach nicht nur von Kriegshandlungen, sondern auch von Massenerschießungen und der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, von Zwangsarbeit und der Zerstörung ganzer Landstriche.
Das war eine der wenigen Veranstaltungen rund um diesen Tag. In den Medien war das Thema kaum präsent. Wenn doch, so wurde mal wieder die Präventivkriegsthese widerlegt und die massenhaften Kriegsverbrechen spielten nur als Zahlenkasten am Rande eine Rolle.
Die deutsche Erinnerung an den „Krieg im Osten“ heißt immer noch fast ausschließlich Stalingrad – und damit deutsche Niederlage und russische Kriegsgefangenschaft – und ein bisschen später kommt dann die „große Flucht“ der deutschen Bevölkerung aus den „germanisierten“ Gebieten des besetzten Polens und dem ehemals deutschen Osten. An den rasseideologischen Raub- und Vernichtungskrieg und die in dessen Verlauf begangenen Verbrechen mag sich hierzulande immer noch kaum eine_r erinnern.

Der unter der euphemistischen Bezeichnung „Unternehmen Barbarossa“ begonnene rasseideologische Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion war von Anfang an auf die Zerstörung des sowjetischen Staates, auf die rücksichtslose wirtschaftliche Ausbeutung und den Massenmord an der Zivilbevölkerung ausgerichtet. Die heute geschätzten Opferzahlen von 27 Millionen Menschen, die als Bürger_innen der UdSSR im Zweiten Weltkrieg starben sind für uns nicht vorstellbar. Ca. 12 Millionen von ihnen fielen als Angehörige der Roten Armee und die Zahl der zivilen Opfer wird heute mit über 15 Millionen angegeben.(1)
Die NSDAP war mit dem Programm zur Revision der europäischen Staatenordnung nach dem Versailler Vertrag (der als „Diktat-“ oder auch „Raubfrieden“ bezeichnet wurde) und der Forderung nach „Lebensraum im Osten“ angetreten. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieg wurden auch diese Planungen konkret. Der Kriegsvorbereitung diente u.a. der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt vom 23. August 1939, bei dem die „Interessensphären“ in Osteuropa zwischen dem Deutschen Reich und der stalinistischen Sowjetunion aufgeteilt und diese Gebiete im September 1939 besetzt wurden. Bereits der deutsche Überfall auf Polen war der „Auftakt zum Vernichtungskrieg“(2) und Erschießungen von Zivilist_innen wie Kriegsgefangenen, Plünderungen, Vergewaltigungen sowie die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung gehörten vom ersten Kriegstag an dazu.
Im Frühjahr 1941 befahl Hitler, dass nun nach der erfolgreichen Besetzung von halb Europa, der geplante „Vernichtungskampf“ gegen den so genannten bolschewistischen Erzfeind mit „brutalster Gewalt“ geführt werden sollte. Die so genannten „Führererlasse“ der Wehrmachtsführung setzten die Weisungen Hitlers in völkerrechtswidrige Befehle um. Dazu gehört der Befehl zum „Verhalten der deutschen Truppen in der Sowjetunion“ vom 19. Mai 1941: „Der Bolschewismus ist der Todfeind des nationalsozialistischen deutschen Volkes... Dieser Kampf verlangt rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden und restlose Beseitigung jedes aktiven oder passiven Widerstands.“
Ein weiterer Befehl betraf den Umgang mit den politischen Kommissaren der Roten Armee. Der so genannte „Kommissarbefehl“ vom 6. Juni 1941 sah die Exekution aller gefangengenommener Politoffiziere der Roten Armee vor. Das bedeutete die systematische Tötung von regulären Kriegsgefangenen, denn für die Nazis waren sie der Inbegriff des auszurottenden „jüdischen Bolschewismus“.(3)
Bereits mit Kriegsbeginn war die Gerichtsverfassung der Wehrmacht in Kraft getreten, die rechtsstaatliche Verfahren von Anfang an verhinderte und durch Änderung der Militärgerichtsbarkeit den Soldaten im Ostfeldzug Straffreiheit für Verbrechen gegen Zivilist_innen garantierte.(4)

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Kriegsführung der Wehrmacht war die Hungerpolitik. Dazu gehörte nicht nur die Versorgung der eigenen Truppen aus den besetzten Gebieten, sondern auch der Bevölkerung im deutschen Reich. Durch die gezielte, rücksichtslose und systematische Ausplünderung und Beschlagnahmung aller Lebensmittel, kalkulierte die deutschen Heeresführung den Hungertod von Millionen Menschen in den besetzten Gebieten mit ein. Hintergrund dessen war zum einen die angespannte Versorgungslage im Reich aufgrund der britischen Seeblockade, zum anderen der „Generalplan Ost“(5). Dieser beinhaltete die Nachkriegsplanung zur „Germanisierung“ der besetzten Gebiete bis zum Ural und sah dabei die Umsiedlung von etwa 50 Millionen Menschen vor, die nach der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung nach Westsibirien vertrieben werden sollten. Ein Teil der verbliebenen Bevölkerung sollte „eingedeutscht“ werden und so genannte Volksdeutsche gezielt angesiedelt werden. Auch in dieser Planung ging man davon aus, dass Millionen Menschen den Krieg nicht überleben würden. Das bekannteste Beispiel für die Hungerpolitik ist die 900tägige Blockade der Stadt Leningrad. Hier verweigerte die Wehrmacht nach der Einkesselung der Stadt im September 1941 die Übergabe der Stadt und damit auch die Versorgung der 3,2 Millionen Einwohner_innen. Die Zahl der verhungerten, erfrorenen, an Krankheiten gestorbenen und bei den Kampfhandlungen um die Stadt gefallenen sowjetischen Zivilist_innen schätzt man auf 900.000 bis 1,2 Millionen Menschen.

Die systematische Vernichtung der jüdischen Bevölkerung

Der Holocaust war von Anfang an integraler Bestandteil des Ostfeldzuges. Er „war ‚Teil und Kernstück [dieser] weitgespannten rassistischen Herrschafts-, Versklavungs- und Vernichtungspolitik des nationalsozialistischen Deutschland gegen die unterworfenen Völker insbesondere des ›Ostens‹, Polens und der Sowjetunion` (D. Peukert), und damit ein strategisches Kriegsziel.“(6)
Die Vernichtung der Jüdinnen und Juden in den besetzten Gebieten wurde von der Wehrmacht, den SS-Einsatzgruppen und den Polizeibataillonen durchgeführt. Zur Durchführung der „Sonderbehandlung“, d.h. der Exekutionen, wurden vier mobile Einsatzgruppen (A, B, C und D) gebildet. Diese umfassten etwa 3.000 Mann Personal des Sicherheitsdienstes (SD), Gestapo und Kripo, die zusammen mit Einheiten der Ordnungspolizei und der Waffen-SS hinter der vorrückenden Wehrmacht die Massenerschießungen durchführte. Dabei arbeiteten sie eng mit der Wehrmacht zusammen, die oft nicht nur logistische Unterstützung für die Ermordung der jüdischen Bevölkerung lieferte. Neben den Einsatzgruppen und der Wehrmacht waren in Ostpolen und im südlichen Belorußland Waffen-SS-Brigaden zur „Säuberung“ der eroberten Gebiete und zur Liquidierung der jüdischen Bevölkerung eingesetzt. Im deutsch-sowjetischen Grenzgebiet operierten Polizeikommandos, die ausschließlich zur Ermordung der jüdischen Bevölkerung ausgebildet worden waren. Auch die 170 mobilen Polizeibataillone, die mit kollaborierenden Einheimischen aus Estland, Litauen, Lettland und der Ukraine, zum Teil aber auch mit ehemaligen Kriegsgefangenen verstärkt wurden und der deutschen Ordnungspolizei unterstellt waren, mordeten mit. Im Hinterland der Front, wo mehrere Hunderttausend deutsche Männer im Einsatz waren, lag der Schwerpunkt der Mordaktionen.
Die Opferzahlen sind aufgrund fehlender Vorkriegszahlen über die jüdische Bevölkerung, die Fluchtbewegungen unter wechselnde Besatzung, aber auch wegen der Masse der Morde und der lückenhaften Überlieferung nur schwer genauer anzugeben. Man geht heute davon aus, dass in den deutsch besetzten Gebieten etwa 2,75 bis 2,9 Millionen Jüdinnen und Juden ermordet wurden.
Dabei unterschied sich das Vorgehen der deutschen Truppen. Wenn nicht bereits die Wehrmacht Massaker unter den Bewohner_innen durchgeführt hatte, dann gingen die nachrückenden Einsatzgruppen und die Besatzungsbehörden systematisch vor. In unzähligen Dörfern und Kleinstädten wurden unmittelbar nach dem Einmarsch die jüdischen Familien zusammengetrieben und sofort erschossen.
In den von der Sowjetunion 1939/40 annektierten Gebieten (Lettland, Litauen, Estland, Weißrussland und Ostpolen) wurde ähnlich wie im Generalgouvernement vorgegangen: Kennzeichnungspflicht für die jüdische Bevölkerung, Errichtung von Ghettos, Zwangsarbeit und Deportationen und anschließende Ermordung. Nach zwölf bis 18 Monaten gab es dort keine jüdische Bevölkerung mehr. Dagegen schien es auf dem Gebiet der Sowjetunion nicht schnell genug zu gehen. Die Juden und Jüdinnen galten den Nazis und ihrer Propaganda als „Hauptstütze des Bolschewismus“ und der Forderung nach deren Ausrottung wurde bereitwillig gefolgt. Innerhalb weniger Wochen, spätestens nach drei Monaten waren alle in den Gebieten noch verblieben Jüdinnen und Juden ermordet oder in den Ghettos der großen Städte, u.a. in Riga, Vilnius, Minsk und Kiew, zusammengepfercht und ihre Ermordung durch Zwangsarbeit nur aufgeschoben.
Bei den Mordaktionen wurden die Jüdinnen und Juden in nahegelegene Wälder, Steinbrüche, Schluchten oder Panzerabwehrgräben gebracht, wo sie gruppenweise erschossen wurden. Meist wurde der Hinrichtungsplatz von Wehrmachtseinheiten gesichert. Die Menschen mussten sich entkleiden und sich in Gruppen an den Rändern der vorher ausgehobenen Gruben aufstellen, dann eröffnete man das Feuer. Auf diese Weise starben Hunderttausende innerhalb kürzester Zeit – bis zum Frühjahr 1942 waren bereits 600.000 sowjetische Jüdinnen und Juden ermordet worden.
Einen Eindruck über diese systematischen Tötungsaktionen, über die Gründlichkeit mit der die Deutschen vorgingen, vermittelt das von Wassili Grossman und Ilja Ehrenburg herausgegebene Schwarzbuch, einer von unzähligen Berichten:

Pjotr Tschepurenko – Ein Augenzeuge des Massakers von Pirjatin:

Am 6. April 1942 ... brachten die Deutschen in der Stadt Pirjatin, im Gebiet Poltawa, 1600 Juden um: Alte, Frauen und Kinder, denen es nicht mehr gelungen war, nach Osten zu entkommen.
Die Juden wurden über den Grebenkowskaja-Weg hinausgeführt bis zur Pirogowski-Trift – drei Kilometer von der Stadt entfernet. Dort waren geräumige Gruben vorbereitet worden. Die Juden mußten sich entkleiden. Deutsche und Polizisten teilten sich die Sachen. Die Todgeweihten wurden zu fünft in die Grube gejagt und mit Maschinenpistolen erschossen.
Die Deutschen trieben 300 Einwohner aus Pirjatin herbei, die die Gruben zuschütten sollten, zu ihnen gehörte Pjotr Lawrentjewitsch Tschepurenko. Er berichtet: Das Schwarzbuchversammelt zahlreiche solcher Berichte und ist damit die wichtigste Sammlung von Augenzeugenberichten für die Shoah in der Sowjetunion. Dass diese Geschichte keineswegs aufgearbeitet ist noch jemals umfassend dokumentiert wurde, belegt auch das eindrucksvolle Buch von Patrick Desbois, der zwischen 2003 und 2007 vergessene Massengräber wiederfand und die Berichte der Zeug_innen der Morde in der Ukraine festhielt. Zwischen Juni 1941 und der Wannseekonferenz im Januar 1942 wurde die Mehrzahl der Juden und Jüdinnen in Litauen, Lettland, Estland und Moldawien ermordet. Die Wehrmacht hatte bis zu diesem Zeitpunkt Leningrad eingeschlossen, stand vor Moskau und Rostow am Don, hatte Charkow und Kursk erobert. Vom Frühjahr 1942 bis Ende 1943 erfolgte dann die Ermordung der meisten Juden und Jüdinnen in den westlichen Gebieten der Ukraine und Belorußland sowie in den südlichen Gebieten der russischen Sowjetrepublik. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Wehrmacht, trotz ihres Rückzugs vor Moskau, die größte Fläche besetzt. Mit der Niederlage von Stalingrad im Januar 1943 zogen sich die deutschen Truppen zurück. Das bedeutete aber nicht nur riesige Schlachten, beispielsweise um Charkow und Kursk, bei denen auch Zehntausende Zivilist_innen starben und das Hinterlassen von „verbrannter Erde“, bei der die Wehrmacht die noch vorhandene Infrastruktur völlig zerstörte und Hunderte von Dörfern im gesamten besetzten Gebiet niederbrannte und ihre Bewohner_innen ermordete. Dieser Rückzug hieß auch Exekution aller bis dahin überlebenden Jüdinnen und Juden und die Liquidierung der großen Ghettos in Vilnius, Kaunas, Riga, Minsk und anderen Orten. Nach einem Befehl Himmlers vom 21. Juni 1943 wurden alle „Transportfähigen“ in Vernichtungslager wie Bel?ec, Sobibór und Treblinka deportiert oder in der Nähe der Ghettos zu Tausenden erschossen.

Um die Spuren der Massenmorde zu verwischen, mussten 1943/44 in der so genannten „Aktion 1005“ oder Enterdungsaktion-Sonderkommandos aus überwiegend jüdischen Häftlingen und Kriegsgefangenen die Massengräber von NS-Opfern im gesamten besetzten Gebiet öffnen und die Leichen exhumieren. Jens Hoffmann schildert in seinem Buch „‚Das kann man nicht erzählen` – Aktion 1005“, wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten und wie die Leichen anschließend an Sammelpunkten auf Eisenbahnschienen und Holzbohlen geschichtet und verbrannt wurden. Asche und Knochenteile wurden wieder vergraben. Vermutlich wurden über eine Million Leichen auf diese Weise verbrannt, doch die angestrebte Verschleierung der Verbrechen wurde, trotz der Ermordung fast aller Angehöriger der Sonderkommandos, nicht erreicht.

Bei der Befreiung der besetzten Gebiete im Sommer 1944 fand die Rote Armee praktisch keine Juden und Jüdinnen mehr vor.

Initiative „Geschichte vermitteln“

Den zweiten Teil des Vortrages mit der Rezeption der Shoah und des jüdischen Widerstandes in der Sowjetunion sowie zum Film „Geh und sieh“ findet ihr auf unserer Homepage http://geschichte.conne-island.de.

Unsere nächste Veranstaltung findet am 06.09.2011 mit dem Filmwissenschaftler Tobias Ebbrecht statt. Gezeigt wird der Film „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ (DDR 1973, Konrad Wolf). Beginn 20 Uhr Conne Island, der Eintritt ist frei.

Anmerkungen

(1) Zum Vergleich: Man geht von etwa 39 Millionen Toten in Europa während des Zweiten Weltkrieges aus. Von den etwa 10 Millionen deutschen Soldaten, kamen rund 5 Millionen im von ihnen besetzten Europa (und Nordafrika) um, davon fielen etwa 3 Millionen Wehrmachtssoldaten an der Ostfront.
(2) Jochen Böhler, Auftakt zum Vernichtungskrieg, Die Wehrmacht in Polen 1939, Frankfurt M. 2006.
(3) Felix Römer stellt in seinem Buch Kommissarbefehl fest, dass es kaum einen Wehrmachtsstab gab, der diesen Befehl verweigerte. Ausgehend von fast 4.000 überlieferten Erschießungsmeldungen und zwar von allen 13 Armee, den 44 Armeekorps und über 90% der etwa 150 Frontdivisionen wird die Zahl der ermordeten Politoffiziere auf etwa 10.000 geschätzt. Im Juni 1942 wird der Befehl aufgehoben.
(4) Manfred Messerschmidt, Die Wehrmachtsjustiz 1933-1945, Paderborn 2005.
(5) 1939 von Heinrich Himmler als Leiter des „Reichskommissariats für die Festigung deutschen Volkstums“ in Auftrag gegebene Studie, die am Agrarwissenschaftlichen Institut der Humboldt-Universität Berlin erstellt wurde.
(6) Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Stuttgart 1998, S. 325.
(7) Lustiger, Arno (Hg.); Al`tman, Il`ja A., Das Schwarzbuch. Der Genozid an den sowjetischen Juden von Wassili Grossman und Ilja Ehrenburg, Hamburg 1995, S. 109.
(8) Desbois, Patrick, Der vergessene Holocaust. Die Ermordung der ukrainischen Juden – eine Spurensuche, Berlin 2009.

07.09.2011
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
Tel.: 0341-3013028, Fax: 0341-3026503
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