• Titelbild
• Editorial
• das erste: Das erste Das Erste seit einem halben Jahr
• teaser: September und Oktober 2011 im Conne Island
• Pttrns, My Disco
• Art Brut
• Can't Sleep!
• 20 Jahre Conne Island - 16 Jahre Drum and Bass
• »The riddles keep slowin us down.«
• Conne Island fühlt sich Pudelwohl
• "Papst gefälscht"
• »nothing can com close ...«
• 20 Jahre Hip Hop, 40 Jahre Torch
• Dear Reader, Marching Band
• Heroes in the city of dope …
• CIV, Built on Trust
• K.I.Z.
• Toxpack
• ease up^
• Kode9 ♣ Mala
• I like trains, Nihiling
• The Riot Before, Smile and Burn, Diane Parkers Little Accidents
• inside out: Das doppelte Scheitern des Poll 2011
• doku: Noch lange nicht Geschichte
• Von den Niederungen des Allerhöchsten
• Der Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion
• Veranstaltungsanzeigen
• Anzeigen
• neues vom: Sommer 2011
Alle Jahre wieder mal sorgen der Papst oder die Standpunkte der katholischen
Kirche zur Rolle der Frau, zu Verhütung, zu Abtreibung, zu Ehe und
Familie, zu Homosexualität und zum Feminismus für Empörung. Und
in der Tat ist schon skurril, dass es eine Institution mit derartigen
Positionen bis ins 21. Jahrhundert geschafft hat und das auch noch
relativ unbeschadet. Zwar gibt es vor allem seitens der sog. feministischen
Theologien durchaus Gegenwehr. Vielleicht reicht das aber nicht. Denn so
unsere These Feminismus, der seinen Namen verdient, muss immer
religionskritisch sein. Der Papst und die katholische Kirche sind nur ein Grund
dafür. Der Artikel unternimmt einen Streifzug durch die Frauenbilder und
Geschlechternormen im Christentum aber auch in anderen Religionen, denn die
Unterschiede vor allem zwischen den monotheistischen Religionen treten
gegenüber ihrem gemeinsamen patriarchalen Kern in den Hintergrund. Die
Beispiele sind dabei nur wenige unter vielen, vor allem natürlich eine
Auswahl der populärsten und teils bis heute prägenden. Feminismus
darf aber bei der Kritik an den misogynen Regeln der Religion nicht halt
machen. Vielmehr muss er Religion als solche in den Blick nehmen, um ihren
Zusammenhang zum Geschlechterverhältnis zu erfassen und diese Situation
überhaupt als veränderbar zu begreifen. Eine feministische oder
queere Intervention im Feld der Religion kann also nicht mit ihr, sondern nur
gegen sie erfolgen. Das gilt umso mehr, wo die gesellschaftliche
Verbindlichkeit von Religion immer noch hoch ist oder gar wieder zunimmt.
Verführte Verführerin
Am Anfang einige Worte zu Adam und Eva: Gott, der Herr, formte aus dem
Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und
führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde.
Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen.
Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren
des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht. Da
ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, sodass
er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch.
Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine
Frau und führte sie dem Menschen zu.(1) Schon die Schöpfungsgeschichte
in der Genesis macht recht unmissverständlich deutlich, was Frauen zu
erwarten haben: Hilfe des Menschen sollen sie sein, nachdem sich unter
den Tieren nichts Passendes gefunden hat. Die Frau wurde dem Menschen
zugeführt der hier unumwunden mit dem Mann gleichgesetzt
wird wie vorher die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels
damit er sie benenne. Und dann benannte er der Mensch die Frau:
Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch
von meinem Fleisch. Frau soll sie heißen, denn vom Mann ist sie
genommen.(2) Bekanntlich folgt dem kurzen Lenz, den Adam und Eva zusammen im
Paradies verbrachten, sogleich der Sündenfall. Die listige Schlange machte
Eva die verbotenen Äpfel des Baumes der Erkenntnis schmackhaft und Eva
konnte nicht widerstehen: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen
auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. Da sah die Frau, dass
es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine
Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen
Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch
er aß. Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt
waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.
Gott aber rief Adam und fragte ihn: Wer hat dir gesagt, dass du nackt
bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?
Adam antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum
gegeben und so habe ich gegessen. Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast
du da getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt und so
habe ich gegessen.(3)
Die Frau als Mutter
Die Mutter aller Lebenden ist also leicht verführbar und eine
Verführerin zugleich. Auf den Trick der Schlange hereingefallen
reißt sie den Mann mit sich ins Verderben und begründet damit, was
im Christentum die Erbsünde genannt wird. Fortan müssen die
Menschen arbeiten, um sich zu ernähren und die Frauen müssen leiden,
wenn der Mensch sich fortpflanzen will. Dass der Frau dieses Missgeschick
gerade durch den Wunsch nach Erkenntnis passierte, hat auch nachhaltig auf ihre
Rolle hinsichtlich der Produktion von Wissen und Erkenntnis gewirkt. So
schreibt der Apostel Paulus im ersten Brief an Timotheus: Eine Frau soll
sich still und in aller Unterordnung belehren lassen. Dass eine Frau lehrt,
erlaube ich nicht, auch nicht, dass sie über ihren Mann herrscht; sie soll
sich still verhalten. Denn zuerst wurde Adam erschaffen, danach Eva. Und nicht
Adam wurde verführt, sondern die Frau ließ sich verführen und
übertrat das Gebot.(4) Die Frauen in der Bibel wurden wo nicht als
naiv und leichtfertig denn auch als gehorsam, demütig und
hingebungsvoll dargestellt. Die zentrale Rolle jedoch, die Frauen in der Bibel
zukommt, ist zweifelsfrei die der Mutter. Betrachten wir ihre Geschichten
korrekter wäre zu sagen ihre Erwähnung, denn im Wesentlichen
sind sie Teil der Geschichten ihrer Väter, Brüder, Ehemänner
oder Söhne so wird deutlich, dass der zentrale Sinn, der ihrem
Leben gegeben wird, das Gebären ist. Exemplarisch dafür steht die
Geschichte von Sarah, die über 90 Jahre darauf warten musste, ihrem Mann
Abraham ein Kind zu gebären und damit zur Erzmutter Israels zu
werden.(5) Diese Reduzierung der Frauen auf die Gebär-Funktion hat sowohl im
Judentum als auch in den christlichen Kirchen zu einer buchstäblich zum
Himmel schreienden Misogynie geführt: Im orthodoxen jüdischen
Morgengebet beten die Männer: Gelobet seist du, Ewiger, unser Gott,
König der Welt, der mich nicht als Weib erschaffen. Die Frauen hingegen
beten: Gelobet seist du, Ewiger, unser Gott, König der
Welt, der mich nach seinem Willen erschaffen.(6) Für Thomas von Aquin
ist das Weib dem Manne von Natur aus unterworfen. Denn im Manne
überwiegt von Natur aus die Unterscheidungskraft des Verstandes.(7) Und
für Luther ist die größte Ehre, die das Weib hat (
)
daß die Männer durch sie geboren werden. Der Tod im Kindbett ist
für ihn dann auch nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und
Gehorsam Gottes. Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen,
das schadet nichts. Lass sie nur [...], sie sind darum da.(8)
und Dämon
Auch wenn die Frau als minderwertiges Geschöpf betrachtet wird, so ist sie
also doch für die Reproduktion des Geschlechts oder Volkes von
entscheidender Bedeutung. Neuralgischer Punkt ist hierbei die genaue Bestimmung
des Kindvaters, denn die Abstammung von der richtigen Frau ist vor allem in
patrilinearen Gesellschaften nicht ausreichend für das Überleben des
Stammes oder die Weitergabe der Religion.(9) Die Sexualität der Frau ist
also zum einen notwendig für die Reproduktion, zum anderen aber auch eine
potentielle Gefährdung der Erbfolge und daher bis heute Objekt zahlreicher
Reglementierungen. Hierzu zählen neben den zahlreichen
Reinheitsvorstellungen die Idee der Treue und der Jungfräulichkeit oder
aber auch die Ablehnung von Verhütung und Abtreibung, die aus diesen
Vorstellungen abgeleitet wurden. Während bspw. das Verbot des Ehebruchs
zumindest in monogamen Gesellschaften eigentlich auch für den Mann gilt,
wird es doch oft weit weniger restriktiv umgesetzt. Weder wird von ihnen
erwartet jungfräulich zu sein, noch stellt ihr außerehelicher
Verkehr eine Gefahr für die Reinheit des Stammes dar. Die gerade vor allem
im islamischen Kontext diskutierte Familienehre die Frauen oft
sogar verbietet, ohne männliche Begleitung auch nur das Haus zu verlassen
beschränkt Männer diesbezüglich nicht. Die wohl
grausamste Methode, die weibliche Sexualität zu kontrollieren, ist die
Genitalverstümmelung, euphemistisch auch Beschneidung genannt, bei
der der Frau ihre Lust am Sex (mit anderen, aber natürlich auch mit dem
eigenen Ehemann) genommen wird, indem Teile der Geschlechtsorgane entfernt
werden.(10) Eine selbstbestimmte weibliche Sexualität stellt immer schon
eine Gefährdung der patriarchalen Ordnung dar. Dem entspricht das in der
Bibel tradierte Bild der Frau als Verführerin. An vielen von den
wenigen Stellen, in denen Frauen eigenmächtig handeln, verführen sie
zum außerehelichen Geschlechtsverkehr. Und so erwächst den
Gläubigen aus ihnen beständig Gefahr. Im Alten Testament ist von
Kohelet überliefert: Immer wieder finde ich die Ansicht,
stärker als der Tod sei die Frau. Denn: Sie ist ein Ring von
Belagerungstürmen und ihr Herz ist ein Fangnetz, Fesseln sind ihre Arme.
Wem Gott wohlwill, der kann sich vor ihr retten, wessen Leben verfehlt ist,
wird von ihr eingefangen.(11) Marias Jungfrauengeburt war daher die (wenn
freilich auf äußerst hypothetischen Annahmen beruhende)
Auflösung der aporetischen weiblichen Sexualität. Mit ihr wurde die
eigentlich an Sex gekoppelte Reproduktionsfunktion der Frau zum Ideal der
nur noch Mutter. Das unkontrollierbare sexuelle Bedürfnis
wurde der völligen Unterwerfung unter Gott und seinen Sohn geopfert.
(Z)um ersten Mal in der Geschichte der Menschheit kniet die Mutter vor
ihrem Sohn nieder und erkennt von sich aus ihre Unterlegenheit an. [
]
(Der Marienkult) ist die Rehabilitierung der Frau durch das Besiegeln ihrer
Niederlage.(12)
Universales und Partikulares
Sowohl das Bild der Mutter, als auch das der Verführerin verweisen auf
Sinnlichkeit und Körper anstelle der Ratio und des Geistes. Dem entspricht
die klare Arbeitsteilung in Emotionalität, häusliche Fürsorge
und Gehorsam auf der einen weiblich konnotierten Seite und Rationalität,
öffentliches Wirken und Herrschaft auf der anderen männlich
konnotierten Seite. Diese Dichotomie bringt auch für Männer sehr
restriktive Verhaltensnormen mit sich, dennoch sind sie grundsätzlich
gegenüber den Frauen privilegiert. Denn diese Aufspaltung ist nie neutral,
sondern immer hierarchisch. Wenn Religionen behaupten, Frauen und Männer
seien zwar andersartig aber gleichwertig, da sie dieselbe
Würde vor Gott besäßen(13), so wird dies immer schon
dadurch konterkariert, dass die Würde der einen Seite gerade durch
Gehorsam gegenüber der anderen hergestellt bzw. gewahrt werden muss.
Höhepunkt der Dämonisierung der weiblichen Sexualität durch die
Kirche waren die Hexenverfolgungen des Mittelalters und der frühen
Neuzeit, der ganz überwiegend Frauen zum Opfer fielen. Die Vorwürfe
lauteten meist Magie und sexueller Verkehr mit dem Satan; Anschuldigungen,
deren Wahrheitsgehalt die Phantasie der Kirchenmänner in unendlichen
Stunden der peinlichen Befragung herausstellte. Die vollkommene
Religion, die reine Liebe zu Gott wird erreicht, indem was diese Reinheit
gefährden könnte Natur und Sexualität der Frau
zugeschrieben wird, die damit zur Projektionsfläche der Verfehlung wurde,
an der die Männer des wahren Glaubens ihre unterdrückte Lust
abreagieren konnten. Die Hexen waren damit das letzte große Opfer,
das der Monotheismus der vermeintlichen Natur abringen musste, um das Prinzip
des Universalen zu inthronisieren. Den vielfältigen magischen
Praktiken, die hier ausgemerzt werden sollten, steht der eine Gott, der Herr,
der Vater gegenüber, der gegen die partikularen und oft weiblichen
Gottheiten im Polytheismus durchgesetzt werden muss. Dem Dualismus zwischen dem
Universalen und dem Partikularen entspricht der Androzentrismus in der
patriarchalen Welt. Zumindest die monotheistischen Religionen sind also in
ihrem Kern, in der Vorstellung des einen Gottes, aufs Engste verknüpft mit
der Geschlechterdifferenz und ihrer Herstellung.
Auch wenn Gott eine Frau wäre
Natürlich sind die misogynen religiösen Bilder weder im Christentum
noch in anderen Religionen unbestritten geblieben. Wie in Europa die
feministischen Bewegungen von frauenfreundlicheren Auslegungen der kanonischen
Schriften seitens der sog. feministischen Theologie begleitet wurden, so
versuchen gerade islamische Frauenrechtlerinnen(14) die frauenfeindlichen Regeln
des Korans zu re-interpretieren. Die Wirkung dessen ist jedoch ambivalent.
Nicht nur, dass islamophile (Post-)FeministInnen nun behaupten, dass der Islam
keinerlei Problem auf dem Weg zur Emanzipation darstelle, und damit denjenigen
Frauen, die unter der Übermacht der konservativen Theologien und ihren
frauenfeindlichen Vorstellungen leiden, im Namen des globalen Multikulti ganz
selbstkritisch die Solidarität aufkündigen.(15) Vor allem besteht
innerhalb der islamisch geprägten Gesellschaften die Gefahr Feigenblatt
für ein extrem restriktives Geschlechterregime zu werden.(16) Zudem
dürfte die Wirkung eines solchen Unterfangens begrenzt sein. Auch die
Neu-Interpretation durch Historisierung hat ihre Grenze letztlich am Gehalt des
Textes. Und der ist in Bezug auf die Rolle der Frau mitunter sehr eindeutig:
Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie (von Natur vor
diesen) ausgezeichnet hat und wegen der Ausgaben, die diese von ihrem
Vermögen (
) gemacht haben. [
] Und wenn ihr fürchtet,
daß (irgendwelche) Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, meidet sie
im Ehebett und schlagt sie! Wenn sie euch (daraufhin wieder) gehorchen, dann
unternehmt weiter nichts gegen sie! Gott ist erhaben und groß.(17) Daher
ist eine Berufung auf die Religion immer auch mit der Gefahr verbunden, am Ende
auf die Religion zurückverwiesen zu werden. Und Interpretationshoheit
über diese haben nach wie vor die konservativen Theologen. Es bleibt also
zu befürchten, dass der Rückgriff auf theologische Quellen und damit
der Verzicht auf eine Opposition gegen die Ansprüche der Religion
letztlich affirmativ wirkt. Die Zurückweisung von misogynen Rollenbildern
in der Religion gleicht einer Sisyphusarbeit. Der angestrebte Wandel bleibt
jedoch selbst noch hinter den bürgerlichen Freiheiten, zu denen auch die
Religionsfreiheit als positive und negative, also als die Freiheit eine
Religion auszuüben, aber auch als die Freiheit Religion nicht
auszuüben und auch nicht dazu genötigt zu werden gehört,
zurück. Feministische Kritik muss deshalb jede religiöse Normierung
die immer schon Rollenbilder und Zweigeschlechtlichkeit beinhaltet
als solche zurückweisen, und nicht nur alte Bilder durch neuere
ersetzen.
Paradies der Patres
Denn es greift zu kurz, das Verhältnis von Religion und
Geschlechterverhältnis nur über die vermittelten Bilder zu
betrachten. Vielmehr sind diese Bilder Äußerungsformen der Menschen,
die aus ihrem tatsächlichen Lebenszusammenhang und damit aus
gesellschaftlichen Machtverhältnissen entstehen, sie sind Ausdruck ihrer
Welt und Projektionen in eine andere. Das Feuerbachsche Diktum, dass der Mensch
die Religion macht, birgt daher auch den Schlüssel für die
religiösen Restriktionen gegenüber weiblicher Sexualität. Wer
die Möglichkeit hat religiöse Gebote zu kanonisieren ist auch
geschlechtlich determiniert. Die Stellung, die der Frau in der Religion
zugedacht wird, entspringt männlichen Wünschen nach Verfügung
über die Frauen zur Befriedigung männlicher Bedürfnisse und
deren real unterdrückten Möglichkeit zur wirksamen Formulierung
eigener Wünsche. Beinahe überdeutlich wird dies in den Vorstellungen,
die in den monotheistischen Religionen für das Paradies tradiert wurden.
Das Reich Gottes, in dem die guten Schäfchen mit ihm herrschen werden, ist
bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt
hat.(18) Und der Koran verspricht den wahrhaft Gläubigen Jungfrauen im
Paradies: (In den Gärten) befinden sich (auch), die Augen sittsam
niedergeschlagen, weibliche Wesen, die vor ihnen (
) weder Mensch noch
Dschinn entjungfert hat.(19) Mit solchen Aussichten lässt sich die
Mühsal des irdischen Lebens auch gleich viel besser ertragen oder der Weg
ins Paradies qua Martyrium beschleunigen. Religion ist der Seufzer der
bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist
geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes(20) fasste Marx es
bekanntlich. Als notwendig falscher Ausdruck falscher Verhältnisse steht
sie der Bewusstwerdung des Menschen über seine wirklichen
Verhältnisse im Wege und wurde daher auch von den Herrschenden gerne
benutzt um ihre Macht zu stützen. Aber nicht allein dieser
Missbrauch der Religion ist das Problem. Vielmehr ist die Idee eines
allmächtigen Gottes selbst von Grund auf patriarchal. Die Hierarchie der
katholischen Kirche mit einem unfehlbaren Papst an der Spitze und ihrem
Ausschluss von Frauen von den Weihesakramenten ist nur der augenfälligste
Ausdruck dessen. Das alles lenkende Prinzip ist die universale Herrschaft, der
sich die partikularen Menschen als allgewaltige Macht gegenüber sehen und
die sich ihrem Wirken scheinbar freilich, dennoch sehr wirkungsvoll
entzieht. Sofern das Ziel des menschlichen Lebens nicht in sich selbst
gesehen wird, sondern in der Erfüllung eines göttlichen Plans, kann
es nie den Bedürfnissen der Menschen entsprechen. Aber obwohl sich dieses
Problem grundsätzlich für alle stellt, ist es in sich noch einmal
geschlechtlich differenziert. Denn wo die Religion für Frauen, auch wenn
sie in Reichtum leben, mitunter nicht mehr als die Freiheit einer Sklavin
bereithält, gewährt sie den Männern, selbst wo ihnen sonst wenig
bleibt, zumindest noch die Herrschaft über die Frauen. Daher muss eine
feministische Kritik immer beides: Sie muss die konkrete religiös
legitimierte Benachteiligung von Frauen kritisieren und sie muss darüber
hinaus die Religion als die Verhältnisse legitimierende Ideologie
angreifen. Damit ihr Wille geschehe, nicht im Himmel, sondern auf Erden!
AFBL - Antifaschistischer Frauenblock Leipzig