• Titelbild
• Editorial
• das erste: Unsere Insel stinkt
•
a Mala Beat is a Mala Beat is a Mala Beat is a
• Springtoifel
• Karnivool, The Intersphere
• The Creator: Pete Rock & CL Smooth
• Napalm Death, Immolation, Macabre
• Hot Christmas Hip Hop Lounge
• Paperclip Release Night
• We can feel the mountains in our skin and bones
• Clash of the Monsters
• Weihnachts-Tischtennis-Turnier
• Man overboard
• Caliban
• Snowshower
• NYE @ Conne Island
• Kritik und Ressentiment
• Veranstaltungsanzeigen
• Großbaustelle Conne Island
• Konzertabsage Maroon
• Zur Absage der Veranstaltung mit Justus Wertmüller
• doku: Vielfalt tut gut
• doku: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
• Es gibt tausend gute Gründe
• Resultat einer infantilen Inquisition
• Zu den Texten in diesem Heft
• review-corner film: Keeping it unreal
• doku: Sizilianische Verhältnisse
• doku: Macker, verpiss Dich!
• Sind die Dichotomien unser Unglück?
• Anzeigen
• Punktsieg für den Antirassismus oder Reproduktion rassistischer Ausgrenzung?
• das letzte: Voll leer
Auf einer Privatparty des Wohn- und Kulturprojekts B12 kam es am Freitag, dem
22.10.2010, zu drastischen Vorfällen, die wir für untragbar halten
und daher hier thematisieren und dokumentieren wollen. Es ist zu fragen, wie es
zu solchen Vorfällen kommen kann und welche Strukturen und Denkweisen
diese ermöglichen. Dieser kurze Text soll Anstoß für eine
notwendige Debatte über Sexismus, Gewalt und Prollgehabe in und um die
linke Szene in Leipzig sein.
Zur oben genannten Party tauchten im Verlauf des Abends eine Gruppe Hooligans(1) aus dem Fanumfeld des Vereins Chemie Leipzig auf.
Zunächst missachteten sie den Einlass und ignorierten die Mahnungen der
anwesenden HausbewohnerInnen und des Gastgebers, gefälligst das
Grölen sein zu lassen. Vom Tresen der B12 verschwand zudem das
Sparschwein, das vor einem Jahr vom Arbeitskreis der B12 eingerichtet worden
war, um Spenden für die Renovierung des Cafés zu sammeln. Fünf
bis sechs der bereits negativ in Erscheinung getretenen Personen wurden
beobachtet, wie sie mit einem großen Gegenstand unter der Jacke die
Straße hinuntergingen; ein Mitbewohner, der ihren Weg am nächsten
Tag verfolgte, fand eine Ecke weiter das zerschlagene Schwein mit einigen
Resten Kleingeld. Dieselben Personen kehrten kurz drauf auf die Party
zurück, wo sie das gestohlene Geld vermutlich versoffen und
fortführten, sich völlig daneben zu benehmen. Mehrere Partygäste
wurden bedrängt und mit sexistischen Sprüchen belästigt. Es
fielen unter anderem Begriffe wie Fotze und Hurensöhne; eine
Besucherin der Party wurde gar angegrabscht. Im Verein mit anderen Personen aus
dem Umfeld von Chemie Leipzig gelang es den BewohnerInnen, die Prolls und
Sexisten ohne weitere Eskalation erst einmal loszuwerden. Als
Abschiedsgruß wurden dann aber unsere Mülltonnen angezündet;
wobei von Glück zu reden ist, dass das dicht neben den Tonnen geparkte
Auto einer Hausbewohnerin nicht Feuer fing.
Am Wochenende folgte in unseren Räumen eine Fortsetzung des grotesken
Schauspiels. Ein Mittelsmann wurde uns vorgestellt, der die Sache für
seine Freunde bereinigen wollte im Namen der Kurve, deren Ansehen
nicht befleckt werden dürfe. Die Täter erböten sich, eine
Entschuldigung vorzubringen und auch die Kohle wieder aufzutreiben. Nicht ohne
weiteres bereit, uns mit einem lapidaren Sorry und der vagen Ankündigung,
das Geld wiederzubeschaffen, zufrieden zu geben, kündigten wir eine
Anzeige an, sollte das Geld nicht bis zu einem von uns bestimmten Zeitpunkt
wieder auftauchen. Man wies uns darauf hin, eine Anzeige liefe auf
ungünstige Konsequenzen für alle Beteiligten hinaus. Auch der
Gastgeber der Party vom Freitag erhielt einen Anruf, im Falle einer Anzeige
werde man noch ganz dicke Freunde die Drohung wurde aber bald
zurückgenommen, hatte doch inzwischen die Kurve begriffen, wie sehr
dieses Vorgehen dem Ansehen des offenbar heftig identitätsstiftenden
Fußballvereins schadete. Auf dem sonntäglichen B12-Hausplenum
tauchten weitere Unterhändler auf, das Erscheinen eines Capos(2)
wurde in Aussicht gestellt. Ein halb vermummter junger Mann rügte das
Verhalten seiner Jungs, ankündigend, die Sache intern zu
klären in einem Gestus, der uns Sorgen bereitete, was dies im
Rahmen der mafiös anmutenden Hooligan-Strukturen eigentlich heißen
soll. Der für hauptverantwortlich erklärte Schweinedieb fand sich
schließlich auch noch ein und rechtfertigte die Vorfälle mit einem
schlichten: Na und, ich war betrunken ...? Bei Erwähnung einer
eventuellen Anzeige verließ er fluchend und fluchtartig den Raum. Am
Dienstagabend wurde nach längerem Hin und Her der gestohlene Geldbetrag
endlich zurückgegeben.
Es ist notwendig, eine Debatte über die Hintergründe und einen
möglichen Umgang mit solchen empörenden Vorgängen zu
führen. Wir werden uns deshalb mit einem weiteren Text zu Wort melden, der
unsere Position zur politischen Dimension der Ereignisse darstellen wird.
Die B12 ist ihrem Selbstverständnis nach ein Ort, an dem Leute, ohne
blöd angemacht zu werden, rumhängen, diskutieren, Politik machen und
für wenig Geld essen und trinken können. Als linkes Haus, das gerade
genug damit zu tun hat, sich mit den üblichen kapitalistischen
Widrigkeiten auseinanderzusetzen, haben wir keine Lust, uns auch noch mit
Mackern und Hooligans rumzuärgern. Schlagkräftige Besucher, wie wir
sie neulich kennenlernen durften, tragen letztlich zum Kaputtgehen solcher
Freiräume bei.
B12