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Aktuelles Heft

INHALT #182

Titelbild
Editorial
• das erste: Unsere Insel stinkt
„ …a Mala Beat is a Mala Beat is a Mala Beat is a…“
Springtoifel
Karnivool, The Intersphere
The Creator: Pete Rock & CL Smooth
Napalm Death, Immolation, Macabre
Hot Christmas Hip Hop Lounge
Paperclip Release Night
We can feel the mountains in our skin and bones
Clash of the Monsters
Weihnachts-Tischtennis-Turnier
Man overboard
Caliban
Snowshower
NYE @ Conne Island
Kritik und Ressentiment
Veranstaltungsanzeigen
Großbaustelle Conne Island
Konzertabsage Maroon
Zur Absage der Veranstaltung mit Justus Wertmüller
• doku: Vielfalt tut gut
• doku: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Es gibt tausend gute Gründe
Resultat einer infantilen Inquisition
Zu den Texten in diesem Heft
• review-corner film: Keeping it unreal
• doku: Sizilianische Verhältnisse
• doku: Macker, verpiss Dich!
Sind die Dichotomien unser Unglück?
Anzeigen
Punktsieg für den Antirassismus oder Reproduktion rassistischer Ausgrenzung?
• das letzte: Voll leer

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Resultat einer infantilen Inquisition

Ein linkes Armutszeugnis.
Eine Kritik an der Entscheidung des Conne Island Plenums, eine Veranstaltung mit Justus Wertmüller zu verbieten.

20 Jahre Conne Island, schalalalala…

Im Island geht seit nunmehr 20 Jahren so einiges: Tanzveranstaltungen, Tischtennis, Diskussionsveranstaltungen. Tanzen fetzt, zocken auch, aber diskutieren? Ach so, „die Linke“ mit ihren Ideen von Gesellschaft und so. Welche der Veranstaltungen Anregungen für Kritik liefern könnten, muss jeder für sich selbst entscheiden. Sie repräsentieren jedenfalls in einem gewissen Maße „Linke“ und ihre Positionen bzw. Kritik(en) an ihr. Deshalb war es auch gut, dass das Bündnis gegen Antisemitismus (BgA) eine Veranstaltung mit Justus Wertmüller über Integration im Island machen wollte. Denn er hatte hierzulande in den letzten Monaten mehrfach über die causa Sarrazin vorgetragen und gilt zugleich als einer der schärfsten Kritiker der Linken. So ist es ihm zugute zu halten, wie es im Island-Plenum betont wurde, dass er als Mitglied der Berliner Redaktion-Bahamas(1) richtungweisende Kritiken auf den Weg gebracht hat – erinnert sei an die Auseinandersetzungen um 9/11, Kritik am linken Antisemitismus und Antizionismus sowie Islam/Islamismus usw. usf. – so auch in Leipzig. Es kann einigen Erkenntnisgewinn bringen, sich die Texte der (ehemals kommunistischen, antideutschen, israelsolidarischen und nunmehr wieder nur ideologiekritischen) Bahamas zu Gemüte zu führen. Und die ist im Conne Island für 5 Euro erhältlich. Warum also nicht gerade Wertmüller einladen?

Ernüchterung

Tatsächlich kam es aber auf dem Conne Island Plenum zu einer ernüchternden Debatte darüber, ob es überhaupt eine Veranstaltung mit Wertmüller zum Thema Integration im Eiskeller geben dürfe. Auf Anfrage des Leipziger Bündnisses gegen Antisemitismus machte man Wertmüller Rassismus- und Sexismusvorwürfe. Aufgrund bestimmter Inhalte in seinen Texte und Aussagen in Radiosendungen sei er politisch untragbar. Ergo: im geheiligten Keller dürfe er keine seiner „Diskriminierungen“ verbreiten. Solche Vorwürfe wiegen schwer und sollten wohl durchdacht sein, vor allem wenn sie zur Stigmatisierung von Leuten führen, die sich selbst als ideologiekritisch verstehen.
Weder im fast schon zur Legende gewordenen antisexismus-kritischen Text „Infantile Inquisition“(2) (der Hauptgegenstand des Antisexismus an diesem Abend) noch in seinen Texten zu Thilo Sarrazin, Islam und „Linke“ (die Hauptgegenstände des Antirassismus) konnten trotz akribischster Untersuchung die kolportierten Stellen nachgewiesen werden. Eine inhaltlich begründete Ablehnung lässt nun auf sich warten. Denn schlussendlich sollte ein „anderer Vorwurf“ die Veranstaltung zum konsensualen Kippen bringen.(3)

Die szenegeleitete Suche nach Vorwürfen war beendet, das Plenum auch

Erst als „Alteingesessene“ des Plenums qua Szenebonus den kritischen Charakter der Bahamas herausstellten und Wertmüllers Einladung unterstützten, schwenkte die Diskussion um. Von nun an ging es nicht mehr um die anfänglichen Rassismus- und Sexismusvorwürfe. Wenn man aber schon nicht mehr daran festhalten könne (so der Duktus der Veranstaltungsgegnerinnen), dann sei vor allem sein „unsägliches, weil „machohaftes Redeverhalten“ untragbar. Wenn er kein „Sexist“ oder „Rassist“ ist, dann sei er aber auf jeden Fall ein „antilinker Macker“!
Wer sich intensiver mit Antisexismus (und Antirassismus) kritisch auseinander gesetzt hat, weiß, wie dermaßen politisch eingefärbt diese ganze Jauche an Vorwürfen war. Die Intervention der Veranstaltungsgegnerinnen war von Grund auf politisch motiviert und richtete sich mit aller Vehemenz gegen „männlich dominiertes Sprechverhalten“. Antisexistisches Ressentiment war spürbar vorhanden. Die im Plenum erzeugte Stimmung glich einem Tribunal, wo auch nur die kleinste aufmüpfige Geste in Form einer polemischen Kritik scharf sanktioniert wurde. Den Veranstaltungsgegnerinnen ging es unbedingt darum, irgendein Vorwand zu finden, um die Veranstaltung platzen zu lassen. Und genau an dieser Stelle fängt der linke Sumpf zu brodeln an: Denn in der wahrhaft simplen und daher an vielen Stellen nichts sagenden Erklärung des Conne Island Plenums(4) haben die Veranstaltungsgegnerinnen zum einen Justus Wertmüller für sein „männliches Verhalten“ abstrafen können. Zum anderen sind sie ohne eine stichhaltige Begründung ihrer „Rassismus- und Sexismusvorwürfe“ davongekommen. Was für ein Mumpitz!

Das war im Plenum vor allem in den Momenten der Fall, als individual-schiedsrichterlich ausgerufen wurde, es sei eine Putt-Situation eingetreten, es stehe zwischen Veranstaltungsbefürwortern- und gegnern unentschieden. Das Spiel war aus – ob verloren oder gewonnen, was machte das schon? Mit dem Schiedsspruch, es stünde Aussage gegen Aussage, wird normalerweise übermütterlich ein Streit zwischen zwei sich zankenden Kindern geschlichtet; hier aber wurde versucht, Kritik harmoniesüchtig ins Abseits zu stellen. So seien ja u. a. Deutschlandfahnen, Palitücher und Bands mit „rassistischen“ (!), „sexistischen“ (!) Texten etc. verboten worden. Jedes Projekt würde halt irgendwo (!) Grenzen ziehen. In diesem konkreten Fall eben bei „Wertmüllers Redeverhalten“. Der Vorwurf, dass damit schlechteste Zensur betrieben werde, wurde im konsensgesteuerten Plenum schlechterdings ziemlich locker abgewiegelt.

Über linkes Abwehrgebaren.
Oder: Wenn der werte Brummbär Müller kommt, geht die Angst um


Viele „Linke“ scheinen den Angriff auf ihren Gegenstand als einen wirklichen Angriff auf sich selbst zu empfinden. Sie leiden vielleicht sogar an der ihnen entgegenschlagenden Kritik, wenn sie bspw. unvermittelt und schockartig von ihr getroffen werden. Mit dem Bezug auf die Lust sprechen die beiden Autoren von „Infantile Inquisition“ nur aus, was als private Abscheu gegen Polemik erscheint: Möglicherweise wird die erfahrene Kritik als ein „aggressiver (vielleicht auch sadistischer) Angriff“ erfahren, der zur Abwehr zwingt. Dies wird an den „antisexistischen Reaktionen“ offenbar. Weil Wertmüller polemisiert, wird wütend gesagt: Wertmüller sei „Macker und „Sexist“, er wolle Frauen gegen ihren Willen „anmachen“ und „überwältigen“. Daher sei man „ohnmächtig“, wenn er kommt. Dadurch wird Wertmüller fast schon zu dem vermeintlichen Vergewaltiger „Thomas“ (siehe „Infantile Inquisition“). Der Ausschluss aus den „Schutzräumen“ der linken Leipziger Welt, soll nun mit Wertmüller „am Laden“ konsequent umgesetzt werden.

Die Kritiker an „linken Positionen“ dürfen einfach nicht Recht behalten. Denn wenn etwas dran wäre am Schädelbrummen, dann wäre die Möglichkeit gesetzt, dass sich die Einstellung zum Leben („Laden“), zum eigenen Denken („Identität“) und Handeln („Praxis“) ändern könnte. Auf einer Veranstaltung im Eiskeller zu den Terroranschlägen vom 9.11.2001 wurde nicht wenigen bewusst, wie schnell die eigene linke Identität in sich zusammenpurzeln kann.(5)

Insofern hat das Redeverbot seinen Ursprung in subjektiven Szene-Befindlichkeiten, also in einem linken Abwehrgebaren. Das aber sollte im Conne Island nicht zum Gradmesser für eine ideologiekritische Veranstaltung werden. Es würde nur eine Regression der „Linken“ anzeigen. Es würde bestätigen, dass sich „linke Lämmer“ mit vorauseilendem Gehorsam gegenseitig vor dem „bösen hungrigen Brummbär Kritik“ in Schutz nehmen, um sich so selbst zu behüten.

Wie (linke) Sprache zum Instrument der Verbannung regredierte

Wie sehr sich antisexistisches Ressentiment in der Plenumserklärung breit machen konnte, lässt sich an den Stellen zeigen, wo der Sexismusvorwurf („Justus hat ein machohaftes Redeverhalten“) nur noch in kaschierter Form auftaucht. Es wurde sich immer noch nicht so richtig getraut, das für die nachfolgenden Generationen schriftlich festzuhalten, was Antisexistinnen dem Bahamas-Redakteur auf unreflektierte Weise unterstellen. Es ist dadurch ersichtlich, wie wenig es letztlich um Inhalte ging, sondern einzig allein um den sich selbst Zweck seienden Ausschluss.

Freigestellt ist es jedem und jeder an einer Veranstaltung teilzunehmen oder nicht. Aber eine Auseinandersetzung im Island mit einem Diskussionsabbruch zu torpedieren, indem die „antisexistische“, „antirassistische“ Position auch denjenigen aufdrückt wird, die sich mit Wertmüller noch nicht auseinandergesetzt haben, ist alles andere als emanzipatorisch. Im Rahmen des Plenums jedenfalls war ein Nein zur inhaltlichen Auseinandersetzung gleichbedeutend mit einem Ja für die Verbannung Wertmüllers. Viele haben geschwiegen – und stimmten so zu. Sie hätten aber nicht schweigen dürfen, denn es wiegt verdammt schwer, wenn einzelne Politgruppen-Positionen gegen andere unzureichend begründet und trotzdem mit Erfolg ausgespielt werden können.

Allzu offenbar war, dass es denen, die eine Verhinderung der Veranstaltung intendierten, nicht um Kritik, sondern ganz einfach um eine totalitäre Ausgrenzung derer ging, die sich ihrer diskursiven Deutungshoheit über Begriffe nicht unterwerfen wollen.(6) Insofern setzten sich die Veranstaltungsbefürworter für eine kritische Auseinandersetzung mit der Realität ein, die heutzutage objektiv nach einer inhaltlichen Bestimmung von Integration verlangt. Die Gegnerinnen hingegen intendierten das Gegenteil, indem sie Wertmüller zur persona non grata erklärten.

Der ganze Schwachsinn der Island-Erklärung offenbart sich an der Stelle, wo geschrieben steht, Wertmüller sei von einigen Veranstaltungsbefürwortern als „Antirassist“ und „Antisexist“ gegen die Rassismus- und Sexismusvorwürfe verteidigt worden. Und selbst wenn: Diejenigen, die es taten, haben von der Kritik an Antirassismus und Antisexismus nichts, aber wirklich überhaupt gar nichts verstanden. Sie wollten Wertmüller nicht ernsthaft vor den Vorwürfen in Schutz nehmen. Denn eine Kritik an diesen beiden Ideologien kann deutlich machen, in welchem Maße sie mit der jeweiligen Ideologie verwandt sind, die sie jeweils zu bekämpfen vorgeben.

Das schlechte Gewissen ist tot.
Es lebe das schlechte Gewissen!


Der Vorwurf der „Diskussionsunfähigkeit“ gegen den „bahamistischen Macho“ ist gleichbedeutend mit einer Forderung nach einer „Diskussionskultur“, die der Kritik unwürdig ist. Denn muss alles per se in den geordneten Sprechakt-Bahnen eines „linken Diskurses“ verlaufen, dann ist die Möglichkeit eines Streits mit offenem Ausgang nicht mehr gegeben. Aber genau darauf möchte die Island-Erklärung hinaus: auf die Schaffung einer linken Nestwärme. Dass sie Hüter und Hüterinnen hat, zeigt sich am spürbaren Abwehrgebaren derer, die, wenn Justus Wertmüller vom Leder zieht, um ihre linke (Szene-)Integrität bangen müssen. Aber genau darum geht es: Die Bahamas ist schon lange Zeit so etwas wie das schlechte Gewissen der Linken.(7) Mit dem Redeverbot sollte es ein für allemal ruhig gestellt werden. Ob eine Reanimation gelingen kann, um das letzte Fünkchen Hoffnung am Island noch wach zu halten, wird sich zukünftig erweisen müssen.

Was wäre gewesen wenn…
Wenn sich der Konjunktiv an den Tatsachen blamiert


Viele hätten mit einer etwas angespannten Erwartungshaltung die Veranstaltung mit Wertmüller besucht. Denn Integration wäre von ihm wahrscheinlich anders thematisiert worden, als es der „linke Mainstream“ gerne hätte. Deswegen haben sich die Veranstaltungsgegnerinnen klammheimlich und genugtuend über das Verbot gefreut, um sich erstens nicht Wertmüllers Ausführungen zur Integration anhören zu müssen, um es zweitens zu vereiteln, dass sich andere selbst ein Bild von den um ihn geisternden Gerüchten machen können, und um drittens keine öffentliche Auseinandersetzung mit ihm eingehen zu müssen. Das ist auch allzu verständlich, denn man weiß ja, wieso: Würde man ihm tatsächlich Rassismus- und Sexismusvorwürfe an den Kopf knallen, er würde womöglich in die Luft gehen! Aber ruhig soll er bleiben, am besten gar nicht erst reden. Eigenes Denkverbot schlägt in ein Redeverbot gegen die um, die kritisieren wollen und können.

Ist die Entscheidung tatsächlich beschlossene Sache, und manchmal dauert es ein wenig, so einen Umbruch in „der Linken“ zu realisieren, ist das ihr Armutszeugnis. Sich ein Armutszeugnis auszustellen, kann der Form nach jeder. Bleibt es ohne wahren Inhalt, i. e. ohne eine inhaltliche Begründung derer, die ihn aus politischen Gründen ablehnten, dann bestätigt sich hier, dass „die Linke“ nichts anderes ist als konformistisch, armselig und – in der Konsequenz staatstragend. Denken scheint unvermittelt immer genau dann abzubrechen, wenn „Linke“ ihre Gemeinschaft zusammenhalten wollen. Damit verarmen sie zugleich am Wissen von ihren humanistischen Forderungen, ihres Kampfes für eine bessere Welt usw. usf.

Wenn die Identität suchende Linke ihre blinden Flecke nicht mehr wahrnimmt, dann muss sie mit aller Polemik darauf gestoßen werden. Vielleicht regt sich ja dann etwas, vielleicht schlägt ja dann eine Erkenntnis als eine Art Geistesblitz urplötzlich, aus heiterem Himmel und mit viel Karacho in die fein säuberlich aufgebaute Ideenwelt ein; quasi als physischer Niederschlag, als ein Unwohlsein in der Bauchgegend, der die Einstellung zur materiellen Realität verändern könnte. Ob sich noch darauf hoffen lässt, ist schwer zu beurteilen. Nicht zu hoffen aber – ist resignativ. Ob die Hoffnung auch bei denen noch angebracht ist, wo sich das völlige Gegenteil eines Geistesblitzes eingestellt hatte, nämlich die Wut geleiteten Vorwürfe, bleibt fragwürdig.

Who`s next? Die Suche nach linken Nestbeschmutzern muss weitergehen

Viel hängt mit dem Redeverbot zusammen, vor allem aber eines: Wird die Veranstaltung mit dem „Diskussionsverhalten von Justus Wertmüller“ begründet, dann wäre es nichts als die Begründung für einen kindlichen Anfall vorm erhobenen Zeigefinger, der, wenn er autoritär gefürchtet wird, etwas Regressives über den sich Fürchtenden selbst verrät. Wenn er auf die offene Wunde linke Identität gelegt wird, regt sich Wut und Verzweiflung, wie bei den Veranstaltungsgegnerinnen. Oder aber wünschenswerter Weise selbstbewusste Kritik, Protest, Widerspruch.

Zukünftig wird der Bahamasredakteur seine Arbeit als Pappkamerad wahrscheinlich nicht verlieren, denn die Materialien zum Basteln haben „Antisexismus“, „Antirassismus“, „Diskursanalyse“ schnell zur Hand, wenn es darum geht, randständige, weil kommunistische, antideutsche, israelsolidarische und ideologiekritische „Positionen“ mit einem Bannfluch zu belegen. Zum Glück gibt es am Island die Bahamas noch. Zum Glück auch, dass andere Autoren der Bahamas weiter eingeladen werden können. Ob sie das dann noch wollen, wenn einer ihrer Genossen durch solch bescheidene Vorwürfe ausgeladen wird, muss stark bezweifelt werden.

Die Verbannung Wertmüllers ist nicht anderes als ein Menetekel. Denn es bleibt die Frage, wer als nächstes auf der Abschussliste stehen wird. Ganz weit oben steht der „weiße, biodeutsche Mann“. Der steht sozusagen unter Generalverdacht in „linken Schutzräumen“. Zudem bleibt es nur noch eine Frage der Zeit, bis neben diesem primären Täterprofil, ein sekundäres und tertiäres erstellt werden wird. Eine Kritik von Antirassismus ist heutzutage notwendiger denn je. Ob sich durch jene Prozesse im Island eine qualitative „Neuorientierung der Linken“ ergeben hat, lässt sich bis dato nur in Umrissen erkennen. Mit der Erklärung des Island-Plenums hat sie sich selbst diskreditiert. Letztlich scheint es darauf hinauszulaufen, Kritik überhaupt zu verunmöglichen.

Sind das Zünglein an der Waage beim Redeverbot gegen Wertmüller tatsächlich nicht die anfänglichen und nicht ausreichend begründeten Rassismus- und Sexismusvorwürfe und/oder individuelle, ergo: szenenidentische Befindlichkeiten, dann ziehen am Horizont meiner Zukunft als CEE IEH-Redakteur ganz dunkle Wolken auf.

Chris

Anmerkungen

(1) http://www.redaktion-bahamas.org/

(2) Verfasst von Justus Wertmüller und Uli Krug. In: Bahamas 32/2000

(3) Kurze Bemerkung: In diesem Text wird sich nur auf das letzte der drei Plena bezogen, in denen es um Wertmüller und seine Einladung durch das BgA ging. Im letzten wurde dann auch die Entscheidung gefällt.

(4) http://www.conne-island.de/news/59.html

(5) Am 30. Oktober 2001 fand im Eiskeller eine Veranstaltung statt, auf der gegen (linken) Antiamerikanismus, Antiimperialismus, Antizionismus etc. pp. vorgetragen und mitunter scharf polemisiert wurde: „Die Terroranschläge vom 11. September & der besinnungslose Flankenschutz durch das linke Erklärungsmodell von der Weltgesellschaft als Streichelzoo“. Im Zuge dessen kam es zu einer Spaltung „der Linken“, die sich auch an den kritischen Auseinandersetzungen mit dem Antirassismus (so auch in Leipzig) entfachte. Siehe hierzu die zahlreich dokumentierten Bahamas-Flugblätter und die im CEE IEH abgedruckten Texte. (http://www.left-action.de/archiv/0110251531.shtml, http://www.conne-island.de/nf/83/index.html, http://www.conne-island.de/nf/84/index.html, http://www.nadir.org/nadir/initiativ/antira-leipzig/archiv/a16.htm)

(6) Deshalb hat der Text „Linke Sprache, schwere Sprache“ (CEE IEH #179, siehe dazu auch: CEE IEH #181) von Hannes Gießler viele wunde Punkte getroffen: Denn „linke Sprachregelung“ hat ein unheimliches Niveau erreicht, wenn selbst diejenigen, die sich in der (Leipziger) Linken „verdient gemacht“ haben, auf einmal als „Rassisten“, „Sexisten“ etc. pp. gebrandmarkt werden sollen. Eine solche Entwicklung führt dazu, dass selbst diejenigen, die Rassismus bekämpfen wollen, es letztlich nicht mehr machen können, weil sie ausgeschlossen werden. Das ist gleichbedeutend mit einem Sieg für Rassisten.

(7) Der Ausdruck stammt nicht von mir, finde ihn aber sehr treffend.

 

30.11.2010
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