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er selber, 5.8k

Marshall Jefferson

Obwohl für die breite Masse nach wie vor gilt „techno rules“, hat die trendangebende Medien-Maschinerie „house“ schon längst als legitimen Nachfolger proklamiert. Was jedoch von genau diesen gerne übersehen wird: House wird dieser Tage weder neu erfunden, noch aus dem Reich der Toten wiedererweckt. Es ist vielmehr Zeit seines Bestehens die treibende Kraft im Club-Underground, auch wenn sich das im Bewußtsein einer gesichts- und geschichtslosen „raving society“ leider auf eine bescheidene 4 to the floor-Formel reduziert hat. In Zeiten, in denen sich sogar ein Teenie-Thrasher wie Mark Oh an House vergreift, ist es umso wichtiger, die Originale zu featuren, ehe diese, wie so oft, leer ausgehen. (Artikel die unseren „Bravohelden“ als Innitiator im dt. House anpreisen, dürften Grund genug sein !)
Die Geschichte dieses unbeschreiblichen Beats jedoch ist von Mythen (blödes Wort) und Sagen (nicht viel besser) der widersprüchlichsten Art durchwachsen. Jeder möchte schließlich der „Godfather of house“ sein. Außerdem war die Entwicklung zu dem, was wir heute House nennen, relativ stetig. Als eine der ersten Schritte dahin kann zweifellos das Set eines Frankie Knuckels im Chicagoer Warehouse gesehen werden. Dieser mixte dort, für die hauptsächlich homosexuelle Partycrowd, Disco-Material mit live programmierten Drummachines, Samplern und Keyboards. (von diesem besagten Club kam auch später die vereinfachte Bezeichnug „House“) Als erstes Vinyl-Dokument dieser Ära wird heute J.M.Silk’s: music is the key gewertet. Jedoch Knuckles die Godfather-Rolle zuzuschieben, würde einem Ron Hardy oder Farley Jackmaster Funk (seine Überarbeitung Isaac Hayes’ „I can’t turn around“ zu „love can’t turn around“ ist der Klassiker), die zu jener Zeit einen ähnlichen Stil hatten, ungerecht. Die tragenden Chicagoer Labels waren Trax recors und DJ International. Unbestreitbar ist für die frühen Produktionen auch der Einfluß europäischer Electro- bzw. Technopopper wie Kraftwerk, Human Leage, Cabaret Voltaire oder Depeche Mode. (obwohl dieser in Detroit mit Sicherheit größer war). Mit dieser Epoche unweigerlich verbunden (namedropping rules!) sind Leute wie ADONIS, STEVE ‘SILK’ HURLEY, JOE SMOOTH, LARRY HEARD, TYREE, JESSIE SAUNDERS, LARRY SHERMAN, BLAZE, ... und der für uns interessante MARSHALL JEFFERSON.
Der „bastard son of electro“-House (mixmag) hat jedoch alle ups und downs (acid overkill!) überlebt und wirkt in seinen stetig wachsenden Fasetten (deephouse, acidhouse, hiphouse, jazzhouse, wildpitch...) frischer denn je. Eine unbedingte Schlüsselfunktion für den House-Boom in unseren Breiten kann man getrost dem holländischen Djax-up Label zurechnen, das durch seine Lizensierungen eine Art Retterfunktion hatte, nachdem sich die genannten Labels vor Ort (s.oben) fast selbst ruiniert hatten. Glücklicherweise sieht es heute besser aus.
Jede neue Standortbestimmung ist mittlerwile mit bestimmten Produzentennamen verbunden und wird durch Labels bzw. Regionen definiert. Diese relativ festen Gegebenheiten werden jedoch zusehens durchbrochen, was das Ganze (für mich zumindest) intererssanter macht.
Die beschriebenen Entwicklungen haben MARSHALL JEFFERSON als Produzent, Writer, Labelowner, ... natürlich geprägt. Zweifellos ist er einer, der auch heute noch produktivsten Macher im House-Universum. Als Produzent war er von früh an dabei und wird heute noch in Verbindung gebracht mit Klassikern wie „open our eyes“, „on the phone’s Pleasure control“, „hercules’ 7 ways to jack“, oder „cece roger’s someday“ (ein Track, an dem selbst Mike Pickering’s M-People nicht vorbei kamen). Weiterhin stand er auch hinter dem Garage-Projekt Ten City, produzierte the Pasadenas, Evelyn King , Kim Mazelle, Tom Jones, Duran Duran, Holly Johnson, Ryuichi Sakamoto, ... Die Aufzählung aller Producerjobs würde hier mit Sicherheit den Rahmen sprengen, ähnlich die seiner Remix-Tätigkeit. (Nur soviel: Er hat sie fast alle unter seinen Fingern gehabt, von System 7 über die Blow Monkees, tom tom club bis zu diversen R’n’B-Acts.)
Nach einer über 4jährigen Pause tauchte er ‘95 mit „catch a groove“ (auf Liberty rec.) wieder auf, nicht zuletzt in den Playlists der meisten Dj‘s. Das von ihm schon länger geführte other side Label (über interfish rec.) steht noch immer für hochwertige Produkte aus Windy City Chicago. Seine letzten Auftritte in unseren Breiten hatte er im Rahmen der Harmony House Tour letztes Jahr. (mit Eric Morillo, Mike Dunn, Hans Nieswand, Armando, ...)
Sein aktuelles Probe one (subwoover rec.) beweißt, daß der Meister auch mit neueren Sounds umzugehen weiß. Was sein eigenes Set anbelangt, so sollten wir uns überraschen lassen, schließlich hat er einmal im Interview gesagt: „... the thing that kills dancemusuc is mixing ... das alles mit der selben Geschwindigkeit gespielt wird, macht alles kaputt und ist auch der Grund dafür, daß sich die verschiedenen Stilrichtungen so auseinandergelebt haben. So kann heute Rap nicht mehr zusammen mit House gespielt werden, House nicht mehr mit Rave und Rave nicht mehr mit Jungle. Das Mixing hat alles kaputt gemacht ...“ Ähnliche Worte hört man mittlerweile öfters, auch z.B. von einem Blake Baxter. We’ll see ...
Als lokaler Support wird an diesem Abend Marcus Welby fungieren. Als Dj ist er lange genug dabei, um uns entsprechend den Abend zu versüßen. Diverse Club- und rave(!)-Bookings sprechen da ihr übriges. Respekt!
REMEMBER: YOU’LL NEVER KNOW WHERE IT’S AT UNTIL YOU DON’T KNOW WHERE IT’S FROM (juicebox rec.‘95) philipp N.

Essentials:
mixmag exclusiv „respect“ UK
house sound of chicago/london rec.
rob olson’s chicago jackpot/rhythm king rec.
house nation/react rec.
classic house/mastercuts
this is other side/interfish rec.


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last modified: 28.3.2007