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Retro

Der Monatsbeginn brachte uns (neben dem CEE IEH #17) auch eine Plattenreleaseparty. Wieder eine Leipziger Band, Up In Arms, unterstützt von Tin Pan Alley aus Halle und einer kurzfristig ins Leben gerufenen Trommler-Gang, die sich auf altem Metall versuchte. Kaum etwas, was an diesem Abend nicht in den gewohnten Bahnen verlief, ein Erfolg allemal, jedoch die im Vorfeld aufgetauchte Frage, ob das Conne Island der geeignete Platz für solche Sachen sei, konnte noch nicht endgültig geklärt werden. Naja, ich hörte da so Sachen über eine andere Leipziger Band ...
Ebenfalls ein Erfolg war der nachgeholte Gig von Atari Teenage Riot und EC8OR. Das Haus war voller als Ende September, es wurde gefeiert. EC8OR waren hart, sehr hart. Man glaubte kaum, daß nach ihrem Gig noch was vom Publikum übrig war. Das war dann aber erst in der richtigen Stimmung. Toben, Pogen, Feiern - Brodeln. Bis zur Erschöpfung, auf Bühne wie unten. Digitaler Punk, Hardcore, 90er Jahre, genial. Einhellige Meinung war, daß es eine Wiederholung geben müsse...
Womit wir bei Chumbawamba wären. Perfekt. Einfach perfekt. Sie leben in ihrem Kollektiv (zu abgeschlossen?) und bringen das und ihre Bühnenerfahrung auch rüber. Das Publikum hingegen erwies sich einmal mehr als zwar durchaus angetan doch nicht in der Lage, die Post abgehen zu lassen. So wurde denn geschunkelt und gewackelt, geklatscht. Artig. Erwartungsgemäß. Wenn sie nur wüßten. Der Effekt des Radiohörens ohne hinzuhören machte sich deutlich bemerkbar. Deshalb würde ich dafür plädieren, in Zukunft nur noch solche Gymnasiasten reinzulassen, die mindestens zwei Liedtexte („Open your eyes“ + ein anderer) auswendig können. Vielleicht in zwei Jahren wieder?
Anderes Publikum am nächsten Abend bei Napalm Death und Farmer Boys. Letztere gefielen zwar Tim, der Grundtenor war jedoch eher ablehnend („Solche Leute müßte man erschießen“), einziger Lichtblick ein Depeche Mode Cover, bei dem es nichts falschzumachen gab. Anschließend gaben sich Napalm Death die Ehre vor dem kleinen Publikum (Iron Maiden im Easy Auensee zog wohl doch mehr). Für negative Überraschungen sind sie zu lange im Geschäft. Deshalb jetzt zu den toten Punkern.
Exploited, Baffdecks, Totaler Müll. Punkgescherbel wie zu alten Zeiten. Nichts, aber wirklich nichts haben sie verlernt. Drei Akkorde, laut. Alles noch da. Und die Welt ist noch genauso Scheiße. Eine Menge Leute sehen das auch so, oder jedenfalls wollten sie es von Exploited hören. Wenn Kay jedoch im CEE IEH #17 von Punks schreibt, die mit Chaostagen auf sich aufmerksam machen, dann kann er damit wohl kaum unser Publikum gemeint haben. Das war nämlich einfach fluffig :) und irgendwelche Bretter haben nirgendwo geknallt.
Zwei Tage später dann Supertouch. Als alter New York HC der softern(!) Schiene angekündigt, erwiesen sie sich einmal mehr als der “bessere” Hardcore. Alles übrige steht in Philipps Artikel im CEE IEH #17, der das Feeling des Abends voll und ganz trifft und über die Vorbands breiten wir den Mantel des Schweigens.
Ja, was bleibt sind die Meteors. Die Könige des Rockabilly hieß es. Solcherart geadelt erwartet man ja so Einiges, noch dazu wenn es der erste Act hier im Conne Island ist. Leider bestätigten sich die Stimmen, die behaupteten, in Leipzig gäbe es keine Szene für diese Musik, bis auf eine Handvoll waren nur Leute von Außerhalb anwesend. Die begannen allerdings beim ersten Takt mit einem recht lustigen Pogo (wrecken), hatten ihren Spaß. Einheimische wurden von ihnen am Mittanzen im Mob gehindert, so blieb die ganze Angelegenheit geteilt in Akteure und Voyeure und ein komisches Feeling machte sich breit. Durch Dinge, wie ein blutendes Gesicht des Sängers (Kapsel) wurde der Abend fast in Ecke des Einmaligen befördert, verhindert jedoch durch das offensiv-dumme Macho-Verhalten der meisten Gäste.
Tja, so war das. Rudi

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last modified: 28.3.2007