Why Theory?
Zum falschen Bewusstsein im und über den Islam
People got opinions where do they come from?
(Gang of Four, Why
Theory?)
Jede Religiosität ist falsches Bewusstsein, im Mindesten ist in ihr mit
Feuerbach die Spiegelung irdischer Sehnsüchte in den Himmel,
womöglich mit Marx und den Anarchisten Schlimmeres zu sehen. Doch sind
Abstufungen zu machen. Gewisse Formen der Religiosität verkörpern ein
sehr viel höheres Maß an Reflexion und Aufklärung, als man es
von manch einem plumpen Atheismus behaupten könnte. Weitere Formen sind
einfach nur unbedenklich und sollten für die emanzipatorische Kritik
ebenso wie für den liberaldemokratischen Staat nicht mehr sein als ein
Spleen, auf den ein_e jede_r genauso viel Recht hat, wie auf die
Anhänger_innenschaft zu einem Popstar oder einem Fußballverein.
Jedoch gibt es auch falsches religiöses Bewusstsein, das unmittelbar
autoritäre und repressive Formen annimmt. Gegen dieses muss das kritische
Denken und muss im Zweifelsfalle auch der liberaldemokratische Staat
sich stellen. Und auch wenn die Binsenweisheit, dass es
den Islam
nicht gibt, ihr Recht hat, ist festzuhalten, dass solche reaktionäre
Religiosität sowohl global als auch in Deutschland unter Muslimen weiter
verbreitet ist als unter den Anhänger_innen anderer Konfessionen
(1). Kurzum:
Es gibt ein verbreitetes falsches und autoritäres Bewusstsein im Islam,
das Gegenstand von Kritik sein muss.
Aber es gibt aber auch ein falsches Bewusstsein
über den Islam, das
ebenfalls regressiv, repressiv und gefährlich ist. Es gibt das
zeigt schon ein einfacher Blick auf die Seiten von
Politically Incorrect
und Konsorten
(2) in Europa Kreise, die nicht nur rassistisch
sind und dabei quasi zufällig
auch Muslime diskriminieren, weil sie
diese als ausländisch, fremd oder gar andersrassisch
wahrnehmen, sondern vielmehr Muslime
als Muslime und den Islam
als Islam hassen. Dieses
antiislamische Ressentiment(3) wird
nicht erst da problematisch, wo einzelne Muslime diskriminiert werden. Vielmehr
muss es auch unabhängig von den konkret darunter leidenden Personen
Gegenstand der Kritik sein, da es sich um falsche Projektion und somit eine
regressive Denkform handelt.
(4)
Das kritische Denken hat nun die Aufgabe, die reaktionären Strömungen
im Islam zu kritisieren, ohne die Ressentiments gegen den Islam zu verharmlosen
oder selbst in deren Chor einzustimmen. Andersherum muss es das Ressentiment
gegen den Islam kritisieren, ohne die Kritik an reaktionären islamischen
Strömungen zu delegitimieren. Diese doppelte Forderung klingt banal, ist
es aber beileibe nicht, da mit der Problematisierung des einen fast immer die
Blindheit für das andere einhergeht. Ein gutes Beispiel hierfür ist
das in der
Konkret(5) erschienene Streitgespräch zwischen Kai
Sokolowsky und Alex Feuerherdt. In diesem vertritt Ersterer einen Standpunkt,
der eine Kritik an reaktionären Potentialen im Islam hintertreibt
(6),
während Letzterer bestreitet, dass es ein spezifisch gegen den Islam
gerichtetes Ressentiment überhaupt gibt. Dabei handelt es sich um keinen
Einzelfall. Im Gegenteil scheint fast die gesamte israelsolidarische und
islamkritische Linke die Existenz eines antiislamischen Ressentiments zu
bestreiten
(7), während die expliziten Kritiker_innen dieses Ressentiments
kommen sie nun aus der Vorurteilsforschung, der antirassistischen oder
postkolonialen Szene sich all zu geneigt zeigen, jedweden Verweis auf
Probleme im Islam als Islamophobie oder antimuslimischen
Rassismus zu delegitimieren.
Will man dieser Falle entkommen, ist vor allem eines nötig: die Arbeit am
Begriff. Es ist wichtig herauszuarbeiten, wovon man eigentlich spricht, wenn
man von antiislamischem Ressentiment spricht, um so den verbreiteten, meist
reduktionistischen Begriffsbestimmungen zu entkommen und zu einer brauchbaren
zu gelangen. Mit diesem Ziel arbeite ich mich im Folgenden an bisherigen
Versuchen, antiislamisches Ressentiment begrifflich zu fassen, kritisch ab.
Dabei gehe ich in zwei Schritten vor. Zunächst gebe ich die formalen
Merkmalsbeschreibungen wieder, anhand derer Islambilder als ressentimentgeladen
kritisiert werden; daraufhin versuche ich, mich den Ursachen des Ressentiments
zu nähern.
People got opinions
Es finden sich drei Kriterien, die zwar nicht immer explizit formuliert sind,
aber faktisch doch angelegt werden, wenn Islambilder des Ressentiments geziehen
werden: Die Islamdarstellungen seien erstens negativ und/oder zweitens
wahrheitswidrig und/oder drittens zu generalisierend.
(1) Negativität. Das erste und flachste Kriterium, anhand dessen
Aussagen als islamfeindlich bestimmt werden, ist das problematischste, weil es
für sich genommen apologetisch ist: Insbesondere da, wo man den Begriff
Islamophobie nutzt, werden negative Aussagen oder Implikationen
über etwas mit dem Islam Zusammenhängendes
grundsätzlich
als Zeichen von Ressentiment betrachtet. Dann gilt jeder
kritisch-problematisierende Verweis auf eine Strömung, Person, Gruppierung
oder Praxis im Islam als Symptom der Phobie. So verfahren in
erster Linie politisch-islamische Organisationen wie
Milli
Görüs und ihre digital-publizistischen Unterstützer_innen
etwa aus dem Umfeld des
Watchblogs Islamophobie. Aber auch Autor_innen
mit akademischen Meriten wie Sabine Schiffer oder die ZfA-Mitarbeiterin
Angelika Königseder gehen ähnlich vor.
(8)
Sehr gut aufzeigen lässt sich dieses Problem anhand der ersten kritisch
gemeinten Bestimmung des Islamophobie-Begriffs durch den Runnymede-Trust von
1997. In Tabellenform werden negative, verschlossene Einstellungen
gegenüber dem Islam von offenen geschieden.
(9) Dagegen ist an sich
nichts zu sagen und einige der Punkte sind auch treffend, doch bei genauerem
Hinsehen wird klar, dass mit offen hier keinesfalls ergebnisoffen
gemeint ist. Denn laut der Tabelle machen sich all diejenigen der Islamophobie
schuldig, die
den Islam man beachte die abstrakte Formulierung
nicht als actual or potential partner betrachten und zudem die
Criticisms made by Islam of the West' vorschnell ablehnen. Das
heißt in der Konsequenz, man muss sich für die auf Terrorismus in
Israel und die Todesstrafe für Homosexuelle hinauslaufende Kritik
eines Mahmud Ahmadinejad oder eines Yusuf al-Qaradawi entweder offen
zeigen oder sie nicht als Teil des Islam betrachten; islamische Reaktion muss
entweder gutgeheißen oder ignoriert werden. Die implizite Forderung
lautet somit in der Tat: Über Moslems nur Gutes!
(10)
Dennoch ist dieser Merkmalsbestimmung ein gewisses Moment von Wahrheit, wenn
auch ein banales, nicht abzusprechen. Denn sicherlich zeigt sich
antiislamisches Ressentiment in Form von negativen Aussagen über den
Islam. Und in der Tat liegt die Vermutung, dass solches Ressentiment am Werk
ist, nahe, wenn jemand den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als schlecht
über den Islam zu reden. Tabuiert man als Konsequenz jedoch alle negativen
Aussagen, kommt dies einem untragbaren Kritikverbot gleich.
(2) Wahrheitswidrigkeit. Doch gehen nicht alle Autor_innen derartig
plump vor. Im besseren Fall werden Aussagen erst dann als ressentimentgeladen
kritisiert, wenn sie nicht nur negativ, sondern das ist das zweite
Kriterium auch sachlich falsch sind. Eine solche Merkmalsbestimmung
findet sich etwa bei Wolfgang Benz, der die These wagt, Muslime seien in
Wirklichkeit anders als die Muslime, die in der Vorstellung von Islamfeinden
existieren.
(11) Und obwohl bei den meisten expliziten Definitionen von
Islamophobie Wahrheit interessanterweise kein Kriterium ist, wird den
Islamfeinden und vermeintlichen Islamfeinden doch oft vorgerechnet, wo Sie mit
ihren negativen Aussagen danebenliegen.
Mit einer solchen Bestimmung ist schon etwas mehr anzufangen. Zwar kann es sich
auch um bloßen Irrtum handeln, wenn in einer Art und Weise über den
Islam gesprochen wird, die trotz der Möglichkeit besseren Wissens ins
Negative von der Realität abweicht. Wenn es jedoch systematisch geschieht,
drängt sich der Verdacht auf, dass man es mit Ressentiments zu tun hat.
Hier ist die Gefahr der Apologie weniger groß, jedoch spricht immer noch
mindestens ein gewichtiges Argument gegen eine solche Merkmalsbestimmung. Man
kann nämlich auch mit einer Aneinanderreihung sachlich richtiger, aber
einseitig ausgewählter Aussagen vortrefflich lügen.
(12)
(3) Generalisierung. Diesem Problem entgeht man, wenn man das dritte,
oft auch explizit verwendete Kriterium hinzuzieht, das Differenziertheit
einfordert. Antiislamisches Ressentiment ist demnach daran zu erkennen, dass
der Islam als wie es oft
(13) heißt monolitischer Block
betrachtet wird und innerislamische Differenzen ausgeblendet werden. Damit
kommt man einer sinnigen Merkmalsbestimmung schon langsam näher, denn
angesichts der Vielzahl an Strömungen ist es überhaupt ein
fragwürdiges und beinahe notwendigerweise essentialistisches Unterfangen,
mit Sätzen zu operieren, die mit Worten wie der Islam ist
beginnen aber eines, das all zu oft unternommen wird. Und in der Tat ist
eine der Hauptbeschäftigung der Islamfeinde das Sammeln wahrer und
halbwahrer negativer Aussagen über mit dem Islam Zusammenhängendes,
die dann zu einem Weltbild über die Abstraktion Islam
zusammengekleistert werden.
Doch auch eine Merkmalsbestimmung, die Generalisierung problematisiert, birgt
noch Untiefen. Denn all zu leicht wird aus der Forderung nach Differenzierung
gefolgert, dass es mit dem Islam eigentlich keine Probleme gebe und wenn doch,
dann nur mit einer winzigen Minderheit von Djihadisten, die diesen
missbrauchen. So wird etwa beim Runnymede Trust der islamophoben
Sichtweise vom Islam als monolithisch und statisch die Forderung
gegenübergestellt, man solle ihn als diversen und progressiven
betrachten. Auch so wird nicht nur die Kritik, sondern gleich das Denken
verboten. Denn wenn a priori klar ist, dass man den Islam an sich als
fortschrittlich betrachten muss, kann man sich die Auseinandersetzung auch
gleich sparen.
(14)
Für sich genommen sind also alle drei Merkmalsbestimmungen problematisch.
Nimmt man sie jedoch zusammen, kommt etwas fürs erste Brauchbares heraus.
Das heißt,
man kann davon ausgehen, dass Ressentiment am Werke ist,
wenn trotz der Möglichkeit besseren Wissens die Wirklichkeit systematisch
ins Negative verzerrende und/oder illegitim generalisierende Bilder von einer
Gruppe oder sonstigen sozialen Entität gesellschaftlich weite Verbreitung
finden. Und eben solche Bilder des Islam sind heute in Deutschland
virulent. Zwar wird dieses Ressentiment von den politischen und medialen Eliten
insgesamt eher behindert als gefördert und koexistiert zudem mit
positiv-verklärenden Islambildern, doch existiert es. Und auch wenn sich
wahrheitswidrige und generalisierende Negativbilder über alle
möglichen sozialen Gruppen etwa Studierende, Arbeitslose,
Intellektuelle oder Manager_innen finden, ist das Feindbild Islam eines
der wenigen, das genug integrierende Wirkung entfaltet, um Parteien und Blogs
hervorzubringen, die keiner weiteren Themen bedürfen.
Nun stellt sich die Frage, woher solche Negativbilder überhaupt kommen,
wenn doch die Möglichkeit zum besseren Wissen vorhanden ist. Um dem auf
den Grund zu gehen, muss man weg von der empirischen Oberfläche der
Erscheinungen und hinab zu dem, was man altmodisch deren Wesen nennen
könnte
where do they come from?
Dazu ist zu überlegen, wie es überhaupt zu irgendwelchen
Einstellungen, Bildern oder Meinungen über einen Gegenstand kommt.
Betrachtet man der Einfachheit halber zunächst das Individuum, könnte
man etwas holzschnittartig drei Möglichkeiten unterscheiden:
Erfahrungsverweigerung, Erkenntnis und falsche Projektion. Das Bild eines
Subjekts von einem Gegenstand wird niemals von Null anfangen, es beginnt immer
mit Vorannahmen irgendeiner Art, mit Meinung. Entscheidend ist, wie das Subjekt
mit dieser Meinung über den Gegenstand umgeht. Zunächst hat es die
Möglichkeit, denkfaul an den gewohnten woher auch immer stammenden
Bildern festzuhalten und die Erfahrung zu verweigern. Es bleibt bei
seiner Meinung, weil es eben seine Meinung ist. Zweitens kann es sich mit der
Meinung auf den Gegenstand zubewegen, Bereitschaft zeigen, eine Erfahrung zu
machen, sich dem Widerstand, den das Objekt dem Bild entgegensetzt, fügen
und dieses entsprechend verändern. Dann wäre von einem
Erkenntnisprozess zu sprechen. Drittens und das ist der entscheidende
Fall kann es passieren, dass das Subjekt aktiv zur weiteren Verzerrung
des Bildes beiträgt, weil es das (unbewusste)
Bedürfnis hat,
am Objekt etwas zu sehen. Handelt es sich um einen geliebten Menschen, wird
womöglich etwas Positives herbeiphantasiert, handelt es sich dagegen um
eine_n Nebenbuhler_in, etwas Negatives.
Ungleich komplizierter wird die Angelegenheit, wenn man nicht von einzelnen
Subjekten und konkret-erfahrbaren Gegenständen, sondern von
gesellschaftlichen Diskursen und hochgradig abstrakten, zusammengesetzten und
gesellschaftlich vermittelten Gegenständen wie dem Islam spricht.
Fürs erste reicht jedoch die einfache Analogie: Auch die gesellschaftliche
Repräsentation von Religion, kultureller Differenz oder sozialen Gruppen
geht immer von tradierten Vorannahmen aus. Analog zum individuellen Prozess
können auch diese Bilder erstens denkfaul und bequem beibehalten oder
zweitens in demokratischen und rationalen Diskursen durch Erkenntnisprozesse
verändert oder drittens von jetzt gesellschaftlichen
Bedürfnissen getrieben mit neuen projektiven Feind- oder Gegenbildern
aufgeladen werden. Dass letzteres passiert, erkennt man daran, dass die oben
beschriebenen, von der Realität, wie sie erkennbar wäre, systematisch
ins Negative abweichenden und/oder generalisierenden Bilder auftreten; genau
dann ist von Ressentiments zu sprechen.
Alex Feuerherdt bezweifelt, dass solche Prozesse bezüglich des Islam
stattfinden und behauptet ernstlich, dem Unterschied zwischen Antisemitismus
und antimuslimischem Dünkel entspreche der zwischen handfestem
Ressentiment einerseits und dem, was er mit einem etwas unkritischen
Begriff Vorurteil nennt, andererseits: Ein Vorurteil ist
ein vorgefaßtes, aber immer noch korrigierbares Urteil, ein Ressentiment
hingegen ist absolut faktenresistent, ein Bestandteil eines geschlossenen
Weltbildes.
(15) Mit dieser Charakterisierung der Islamfeinde und ihres Denkens
liegt er gründlich daneben. Denn Stefan Herre, der Gründer von
Politically Incorrect, oder Hans-Peter Raddatz, der Cheforientalist der
Islamfeinde, beschäftigen sich seit Jahren schwerpunktmäßig mit
dem Islam darauf aber, dass ihr Bild korrigierbar ist, deutet nichts
hin. Die Vorstellung, sie wüssten einfach nicht genug und seien durch
bessere Informationen aufzuklären, ist schlichtweg absurd. Geschlossener
und faktenresistenter als deren Weltbild ist auch das der meisten Antisemiten
nicht.
Die Bedürfnisse, die dazu führen, dass Dinge auf diese Art
systematisch anders repräsentiert werden, als Erfahrung es erlauben
würde, sind selbst nicht sichtbar. Allenfalls können anhand der
Inhalte der Missrepräsentationen und der Art, in der sie
geäußert werden, Spekulationen darüber angestellt werden,
welche Bedürfnisse wirken und worin sie begründet liegen. Das zu tun
ist die Aufgabe der Theorie. Im Folgenden fasse ich die zentralen
Überlegungen, die im Hinblick auf antiislamische Ressentiments bereits
angestellt wurden, zusammen.
(1) Der Hang zur vereinfachenden Generalisierung. Noch relativ banal,
jedoch nicht zu vernachlässigen ist das bloße Bedürfnis zur
Generalisierung, die das Leben einfacher macht. Wenn etwa jemand alle Musik von
Johann Sebastian Bach bis John Cage als Klassik zusammenfasst, tut er
der Sache sicherlich unrecht und womöglich Gewalt an. Ein tiefergehendes
Bedürfnis als der Unwille, sich mit dieser auseinanderzusetzen, ist
deshalb aber noch nicht anzunehmen. Und vermutlich ist manches, was als
antiislamisches Ressentiment erscheint, auch nicht dem Drang geschuldet,
negative Eigenschaften auf Muslime zu projizieren, sondern basiert lediglich
auf einer vereinfachende Verallgemeinerung verbreiteter negativer Wahrnehmung.
Jedoch ist die Leidenschaft vieler Islamfeinde einfach zu groß und sind
die entsprechenden Negativbilder, die in ihrer inhaltlichen Ausgestaltung
ebenfalls erklärungsbedürftig sind, zu weit verbreitet, als dass man
ihre Ursache auf solche Faulheit reduzieren könnte.
(2) Eigengruppe und Fremdgruppe. Eines der Mantras der
Vorurteilsforschung ist das Theorem von der Abwertung einer Gegengruppe bei
gleichzeitiger Aufwertung der Eigengruppe. Dies tritt etwa in Erscheinung,
wenn die 3a das Bedürfnis zeigt, die Klasse 3b negativ darzustellen, oder
die Anhänger_innen von Borussia Dortmund den Drang spüren, alles, was
mit Schalke zu tun hat, abzuwerten. Im heitmeyerschen Kontext ist dies immer
wieder ein zentrales Erklärungsmuster für Gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit.
(3) Senioritätsprinzip und Xenophobie. Weiterhin wird aus denselben
Kreisen auf die Tendenz zum Prinzip der Seniorität, also dem Vorrang
derer, die schon länger da sind, verwiesen. Damit in Verbindung steht die
etwa von Kay Sokolowsky
(16) stark gemachte Xenophobiethese, wonach eine Tendenz
besteht, Personen zu diskriminieren, die als fremd wahrgenommen werden und in
deren Ankunft und Aufstieg eine Bedrohung für die eigenen Privilegien
gesehen wird. Wenn also in der Klasse 3a ein aus einem anderen Ort zugezogenes
Kind, dessen Deutsch nicht durch den ortsüblichen Dialekt versaut ist, neu
aufgenommen wird, wird es höchstwahrscheinlich einen schweren Stand
haben.
Auch diese Ansätze haben durchaus einiges für sich und beschreiben
sicher einige bei der Genese antiislamischer Ressentiments wirksame Mechanismen
recht treffend. Letztlich sind aber auch sie unkritisch in dem Sinne, dass
ihnen jeglicher Begriff von Gesellschaft abhold ist. Nicht nur zeigen sie die
Tendenz, diese ausschließenden Bedürfnisse zu anthropologisieren
oder zu ontologisieren und ihre gesellschaftliche Bedingtheit zu
verdrängen, auch gehen sie beinahe leichtfertig davon aus, dass die andere
Gruppe
wirklich eine andere Gruppe und der Fremde
wirklich fremd
ist, dass die Probleme
wirklich aus der Begegnung mit dem Anderen,
Fremden resultieren.
(4) Othering. Dem entgegen stehen Theorien, etwa aus dem Umfeld der
Cultural Studies und Postcolonial Studies
(17), die etwas reflektierter verfahren
und davon ausgehen, dass die andere Gruppe erst vom gesellschaftlich bedingten
Bedürfnis nach Ausschluss überhaupt als andere Gruppe konstituiert,
das Fremde erst durch dieses Bedürfnis zum Fremden gemacht wird. Gäbe
es das Andere nicht, würde es eben erfunden. Als Ursache wird eine
insbesondere modernen Gesellschaften eigentümliche Tendenz zur Formung
essentialisierter und kollektiver Identitäten gesehen, die den Ausschluss
eines Anderen geradezu zwingend erfordert. Diesem werden dabei all die
Eigenschaften zugeschrieben, die man in der eigenen Gruppe entweder nicht haben
will oder nach denen man sich uneingestanden sehnt, denen man sich aber
verweigern muss.
(5) Der materialistische Begriff von Antisemitismus und Rassismus.
Formal nicht unähnlich aber mit stärkerer gesellschaftlicher
Rückbindung verfahren materialistische Theorien, die Antisemitismus und
Rassismus scheiden. Der Antisemitismus ist demnach ein Ressentiment, das dem
Bedürfnis entstammt, den ganzen Unbill, den moderne Vergesellschaftung mit
sich bringt, auf eine übermenschliche, verschwörerische Minderheit zu
projizieren und an dieser zu strafen im Grenzfall durch
Massenvernichtung. Er ist, wie Samuel Salzborn kürzlich formulierte, die
negative Leitidee der Moderne
(18). Der Rassismus dagegen geht auf das
Bedürfnis zurück, die eigene Angst vor dem Rückfall in die Natur
oder auf niedrigere Stufen der Zivilisation zu verarbeiten, indem man eine
eigene Überlegenheit gegenüber den vermeintlichen Naturverfallenen
behauptet.
Nach diesem Ansatz wäre das antiislamische Ressentiment dann vor allem
dadurch zu erklären, dass sich dasselbe Bedürfnis, das den Rassismus
hervorbrachte, ein neues Objekt gesucht hat, das es nun nicht mehr
rassisch, sondern kulturell und religiös bestimmt. Dies ist, wie
ich meine, eine andere These als die von israelsolidarischen Linken in der
Regel vertretene. So scheinen beispielsweise Alex Feuerherdt, Matthias
Küntzel oder Klaus Blees der Ansicht zu sein, dass Rassist_innen und
Ausländerfeinde das rassisch Andere und Ausländische
hassen und Muslime quasi akzidentiell in diese Kategorie fallen. Doch ist es
angesichts der Art, auf die sich das antiislamische Ressentiment
äußert, weitaus plausibler davon auszugehen, dass dasselbe
projektive Bedürfnis, aus dem sich der Rassismus speiste, sich nun den
Islam als solchen zum Gegenstand gewählt hat und das relativ
unabhängig von der realen oder wahrgenommenen Nationalität und
Rasse der Muslime.
Was ist also ein Feindbild?
Ein Feindbild ist nach diesem Ansatz also die Oberflächenerscheinung
tieferer gesellschaftlicher Bedürfnisse
(19) und drückt sich durch
verbreitete, homogenisierende und wahrheitswidrige Negativbilder aus. Doch
leider ist es dabei nicht so einfach, dass ein Bedürfnis sich immer eine
Gruppe aussucht oder ausdenkt und dieser unabhängig von ihren realen
Eigenschaften ein Negativbild zuschreibt. Vielmehr verhält es sich so,
dass sich das Feindbild erstens
grundsätzlich an reale
Phänomene haftet und sich zweitens
immer aus mehreren
Bedürfnissen zugleich speist.
Dies gilt auch für den Judenhass. Dieser schreibt den Juden als
antisemitischer Hass zwar gänzlich phantasierte Eigenschaften und
Handlungen wie die Weltverschwörung zu, doch würde er als
antiafrikanisches Ressentiment so einfach nicht funktionieren. Dies soll nicht
heißen, dass die Juden durch Ihr Handeln und ihre Eigenschaften
verantwortlich für den Antisemitismus seien, wie es sich Möllemann
ausgemalt hat. Viel eher ist es so, dass sie als trotz relativ geringer Zahl in
verschiedenen Ländern die Jahrhunderte überdauernde Minderheit reale
Eigenschaften mitbrachten, an denen sich das antisemitische Ressentiment
besonders gut austoben konnte und kann. Und auch wenn nach dieser theoretischen
Konstruktion der Judenhass nur die oberflächliche Erscheinung des
antisemitischen Bedürfnisses ist, sind beide mittlerweile so fest
verwachsen, dass nicht damit zu rechnen ist, dass dieses Bedürfnis
aufhört, sich vor allem an Juden auszutoben.
Zudem war auch der Judenhass schon immer zusammengesetzt. Neben dem
antisemitischen Hass speisten sich insbesondere in den Angriffen auf die
Ostjuden auch rassistische Vorstellungen ein. Die Trennung in den
rassistischen Hass einerseits und den antisemitischen andererseits macht
analytisch Sinn, realiter treten sie jedoch nicht säuberlich getrennt
auf.
Ähnlich wären dann Antiziganismus, Antikommunismus,
antifranzösisches oder antikatholisches Ressentiment als temporäre
Konstellationen zu betrachten, in denen sich eine Mischung verschiedener
projektiver Bedürfnisse an jeweils einem Objekt auslebt. Und während
der antisemitische Hass auf die Juden offenbar nicht aus der Welt zu schaffen
ist, sind die vor wenigen Jahrzehnten noch virulenten Ressentiments gegen
Franzosen und Katholiken weitgehend verschwunden.
Nun scheint es so, dass sich in den letzten Jahren aufgrund der Demografie
europäischer Einwanderungsländer, realer, berechtigterweise Angst
einflößender Ereignisse und Strömungen im Islam sowie
überlieferter Islambilder eine Konstellation herausgebildet hat, die dazu
führt, dass projektive Bedürfnisse sich den Islam als Objekt
wählen und sich als Ressentiment gegen diesen äußern. Die
These, dass dabei vor allem rassistische Bedürfnisse am Werk sind, ist
einleuchtend, da der Islam zuvorderst mit Rückschritt und Stagnation
identifiziert wird. Doch zeigen sich am antiislamischen Ressentiment auch
Züge, die im Rassismus nicht aufgehen. So imaginiert man sich die
gefürchtete Islamisierung nicht einfach als Flut von wilden Barbaren,
sondern als einen von Regierungen in Riad, Ankara und Teheran bewusst geplanten
und von der in Berlin gebilligten Vorgang. Den Islamisierern wird ein
durchaus verschwörerisches Potential unterstellt; sie hätten die
Regierungen im Westen im Griff.
(20) Und während die rassistische Projektion
üblicherweise sexuelle Zügellosigkeit unterstellt, wird dem Islam
gerade die sexuelle Repressivität zum Vorwurf gemacht. Während der
alte Rassismus in der Übernahme durch das Fremde den Untergang jeglicher
Zivilisation im Chaos erblickte, sehen die Islamfeinde in ihr die Unterwerfung
aller Individualität unter ein gestrenges Gesetz.
Dabei ist wiederum festzustellen, dass sich das projektive Bedürfnis an
reale Eigenschaften heftet, dass einige dieser Vorwürfe, die hier aus
Ressentiment dem Islam in abstracto gemacht werden, für keinesfalls
marginale islamische Strömungen tatsächlich zutreffen. Eben daran
liegt es, dass es nicht in jedem Falle möglich ist, zwischen Ressentiment
und rationaler Kritik zu scheiden.
Weiter erschwert wird dies, weil die Islamfeinde ihren Hass keinesfalls bewusst
als irrationalen äußern, sondern ihn auf dem Stand aktueller
gesellschaftlicher Debatten zu rechtfertigen suchen. Das Ressentiment
weiß einfach, dass es sich öffentlich im 21. Jahrhundert weder als
bloße Idiosynkrasie mit den Worten: Ich kann dich ja nicht leiden
Vergiss das nicht so leicht, äußern, noch mit
rassebiologischen Überlegungen begründen darf. Vielmehr wird es
versuchen, als rationale, in einer sozial akzeptablen Weise begründete
Kritik zu erscheinen.
Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, aber vor allem: Sei keines!
Was bedeutet all dies nun für das kritische Denken? Dafür
wäre zunächst darüber zu sprechen, wo das Ressentiment zu suchen
ist. Klaus Blees
(21) scheint darin nur ein Problem der Rechten zu erkennen. Diese
instrumentalisieren die a priori unproblematische Islamkritik linker und
säkularer Kräfte nur, um so die Querfront zu suchen. Dass auch diese
Kräfte selbst in Verdacht geraten, rassistisch oder islamophob zu
sein, ist ihm skandalös. Die Lösung des Problems ist dann relativ
einfach und besteht in personeller Distanzierung. Und obwohl es
selbstverständlich das Mindeste ist, Annäherungsversuche von Seiten
der Jungen Freiheit zurückzuweisen, ist dies verkürzt gedacht.
Wichtiger als die unhintergehbare Aufforderung, nicht mit den braunen
Schmuddelkindern zu spielen, ist die, selbst keines zu sein.
Damit meine ich dreierlei. Erstens sollte man gerade, wenn man sich als
israelsolidarische_r Linke_r der Kritik islamischer Reaktion widmet, wenigstens
anerkennen, dass es auch das Ressentiment gegen den Islam als Islam gibt. Dies
ist das Mindeste, und die wohlfeilen Abwehrreaktionen gleiten all zu oft ins
Peinliche ab, etwa dann, wenn in der Regel sauber recherchierende und
argumentierende Autoren wie Alex Feuerherdt und Matthias Küntzel die
Fehlleistungen unterlaufen, die ihnen bei diesem Thema eben unterlaufen.
(22)
Zudem verharmlost man damit ein reales Problem. Denn selbst wenn es sich
nur um Rassismus im neuen Gewande handeln sollte, ist Rassismus immer
noch unbedingt zu bekämpfen.
Zweitens sollte man die Art, auf die man Kritik formuliert, überdenken. Es
mag unterhaltsam und vielleicht sogar adäquat sein, gegen den deutschen
Nationalismus so zu polemisieren, dass man ihn in all seinen Spielarten als ein
einziges Phänomen betrachtet, das auf Mord und Totschlag hinausläuft
und dem man dies in markigen Worten vorhält. Bei der Kritik islamischer
Autoritarismen sollte man sich eine solche generalisierende Polemik lieber
sparen, weil man sonst allzu leicht als eine Stimme im Chor des antiislamischen
Ressentiments wirkt und diesen verstärkt. Kritik an reaktionären
Strömungen im Islam sollte sich immer explizit als eine an Strömungen
zu erkennen geben, versteht sie sich als Kritik am Islam kann sie kaum
etwas anderes als Essentialisierung sein.
Drittens und das ist die weitestgehende Forderung sollte man
nicht nur die Existenz des Ressentiments anerkennen, es bekämpfen und
aufpassen, es nicht zu bedienen; man sollte auch die Reflexivität
aufbringen, zu überprüfen, ob nicht auch das eigene Islambild von ihm
geprägt oder zumindest beeinflusst ist. Bei jeder (vermeintlichen)
Gewissheit über den Islam, die man selbst kolportiert oder einen
(vermeintlichen) Kritiker kolportieren hört es gebe im Islam keine
Theologie, es gelte dort allgemein dieses und jenes Gebot, er hege, den
Anspruch auf seine politische und rechtliche Durchsetzung
(23), er müsse
eher Gegenstand der Kritik sein als christlicher Fundamentalismus sollte
man sich fragen, woher man diese hat, ob man ihrer wirklich so gewiss ist,
sollte man sich fragen, ob die Kolportage wirklich der Kritik einer
autoritären Ideologie dient oder nur dem Bedürfnis entspringt, das
Schlechte dieser Welt am Islam zu entdecken.
Floris Biskamp
Anmerkungen
(1) Gemeint ist hiermit nicht nur islamistische Ideologie im engeren
Sinne. Auch weite Teile des orthodoxen Islam oder des traditionalen Volksislam
sind reaktionär. Darauf, dass autoritäre Formen von Religiosität
unter Muslimen weiter verbreitet sind als unter anderen
Bevölkerungsgruppen, verweist für Deutschland beispielsweise die 2007
von Katrin Brettfeld und Peter Wetzels herausgegebene Studie
Muslime in
Deutschland. Darüber darf jedoch der gewalttätige Wahn, wie er
sich etwa bei hindunationalistischen oder christlich-fundamentalistischen
Strömungen findet, nicht in Vergessenheit geraten.
(2) PI ist das Paradebeispiel für antiislamische Hetze. Weitere Beispiele
für eine Haltung zum Islam, die eindeutig als Hass und Ressentiment,
keinesfalls als rationale Kritik gewertet werden kann, sind die PRO-Parteien,
Autor_innen wie Udo Ulfkotte, Gudrun Eussner und Hans-Peter Raddatz oder
Homepages wie die-gruene-pest.com. Den dort grassierenden Wahn muss ignorieren
oder schlimmer: rationalisieren, wer, wie Henryk Broder an der These
festhält, Islamophobie' sei kein Vorurteil und kein
Ressentiment, sondern die Angst vor dem Islam, die so begründet ist
wie die Angst vor Naturkatastrophen, nicht unbedingt durch eigene Erfahrung,
aber durch den Augenschein. Vgl.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/antisemitismus_und_islamophobie/
(3) Bei der Begriffswahl treibt mich keine besondere Leidenschaft um
einzig der Terminus Antiislamismus ist wirklich unpassend, klingt er
doch zu sehr nach einer Analogie zum Antifaschismus. Ob man aber nun von
Islamophobie, Islamfeindlichkeit, antimuslimischem Rassismus oder meinetwegen
Muselgrusel spricht, ist mir relativ gleich. Einzig die Tatsache, dass einige
dieser Begriffe mittlerweile all zu emotional aufgeladen sind, lässt es
angebracht scheinen, einen möglichst deskriptiven und neutralen zu
wählen. Daher spreche ich im Folgenden von antiislamischem
Ressentiment.
(4) Ein aktuelles Beispiel dafür, wie antiislamisches Ressentiment sich
eben nicht nur als Diskriminierung gegen Muslime, sondern als schlecht
rationalisierter wahnhafte Projektion gegen den Islam in abstracto daherkommt,
ist das seit Ende Juli/Anfang August 2010 im Netz zirkulierende Video
Drei Dinge über den Islam. Ohne von einzelnen Muslimen auch nur zu
sprechen, wird hier in scheinheilig aufklärerisch-kritischem Ton
Projektives über den Islam kolportiert.
(5) Ausgabe 10/2009
(6) Dazu passt, dass er sich nicht zu schade war, der islamistischen Homepage
Muslim Markt, die von bekennenden Freunden der Islamischen Republik Iran
betrieben wird, ein Interview zu geben. Vgl.
http://www.muslim-markt.de/interview/2009/sokolowsky.htm
(7) Diese das Problem verleugnende Haltung spricht aus den Texten der
Redaktionen von Bahamas, Prodomo oder Phase 2 sowie aus den
Texten von Autoren wie Matthias Küntzel, Heinz Gess oder Klaus Blees. Zur
Kritik der (Schein-)Argumentation, mit der dabei die Nichtexistenz eines
antiislamischen Ressentiments bewiesen werden soll, vgl. mein Artikel in Phase 2, Ausgabe 34. Vgl. http://phase2.nadir.org/index.php?artikel=755
(8) Politisch in Stellung gebracht wurde eine solche Argumentation von Niema
Movassat und Christine Buchholz. Eine Woche nach dem Vorfall um die
Gaza-Flotte, als schon längst unzählige Beweise für die
ideologische Ausrichtung der IHH auf dem Tisch lagen, fühlten sich die
beiden MdBs der Linken berufen, die Hilfsorganisation gegen
Islamismusvorwürfe zu verteidigen. Doch anstatt wirklich auf die konkreten
Vorwürfe einzugehen, begnügten sie sich damit, diese als typisch
für eine grassierende Islamfeindlichkeit zu kennzeichnen und somit
wegzuwischen. Vgl. http://www.movassat.de/?p=1963
(9) vgl. http://www.runnymedetrust.org/uploads/publications/pdfs/islamophobia.pdf
(10) So der Titel von Klaus Blees Kritik am Islamophobiebegriff in Konkret 10/2007
(11) vgl. http://de.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-1183/i.html
(12) Um ein Beispiel aus einem anderen Feld zu nehmen, verfährt die
antizionistische Propaganda so, wenn sie die israelische Geschichte auf die
Massaker von Deir Yassin und Sabra und Shatila sowie Aktionen radikaler Siedler
reduziert, um die einzige Demokratie im Nahen Osten so zu einem rassistischen
Mörderstaat umzulügen.
(13) beispielsweise in der Tabelle des Runnymede Trust
(14) Insgesamt ist bemerkenswert, dass genau von den Autor_innen, die am
lautstärksten Essentialisierung schreien und Differenzierung sowie
Berücksichtigung von Dynamik einfordern, wenn jemand etwas Negatives
über den Islam schreibt, Texte gedruckt werden, in denen das
islamische Erziehungsideal als eines der Mündigkeit gelobt wird oder
der Islam gleich wieder zur Religion des Friedens aufsteigt. Diese
Tendenz zeigt sich etwa in Schriften von Hamit Öztürk oder Yasemin
Karakasoglu und entspricht dem typischen Tenor im transcript-Verlag.
(15) Siehe S. 15 im oben erwähnten Streitgespräch in Konkret 10/2009.
(16) insbesondere in seinem Buch Feindbild Moslem
(17) Auch wenn sie einige Erkenntnispotentiale mit sich bringen, neigen solche
Theorien auch darin stets im Fahrwasser von Edward Said oft dazu,
durch einen reduktionistischen Gestus jede Kritik an reaktionären
Strömungen im Islam zu tabuieren. Ein Beispiel hierfür ist Iman
Attias 2009 erschienenes Buch Die westliche Kultur' und ihr
Anderes, das ich hier ausführlicher kritisiere:
http://cultdoc.uni-giessen.de/wps/pgn/home/KULT_online/24-3/
(18) So der Titel seines jüngst erschienenen Buches Antisemitismus als
negative Leitidee der Moderne.
(19) Die Bedürfnisse sind freilich selbst gesellschaftlich bedingt, worauf
hier aus Platzgründen nicht weiter eingegangen werden kann.
(20) vgl. meinen Cyber Report über Politically incorrect in CEH IEH #166
http://conne-island.de/nf/166/18.html
(21) insbesondere in Jungle World 38/2009
(22) So versuchte Küntzel die Nichtexistenz von Islamophobie zu beweisen,
indem er behauptet, es würden hierzulande keine muslimischen
Gräber geschändet, sondern nur jüdische. Hätte er sich vor
der Veröffentlichung die einminütige Mühe einer Googlenutzung
gemacht, wäre ihm aufgefallen, dass drei Wochen zuvor in seinem Wohnort
Hamburg genau dies passiert ist und auch kein Einzelfall war. Der Fairness
halber muss erwähnt werden, dass Küntzel diesen Fehler später
zugestand. Doch auch nachdem er ihn entdeckt hat und somit eines seiner
Argumente weggefallen ist, hielt Küntzel an seiner grundsätzlichen
Position fest. Vgl. www.matthiaskuentzel.de/contents/file_download/172
(23) So die Leipziger Redaktion der Phase II in abstracto, vgl.
http://phase2.nadir.org/index.php?artikel=640