Antirassismus
Leser dieser Rubrik! Als der Teil meines Kopfes, der letzten Monat Anita Hagg
war, seinen Artikel zusammenklaubte wie andere ihr Heroin(1), war ihm nicht bewusst, dass eine Konvertierung in das
plattformübergreifende RTF-Format mit einer völligen Entstellung des
Geschriebenen einher gehen wird. Vor allem das völlig willkürliche
(in Zeiten prädigitaler Intelligenz müsste es wohl
zufällige" heißen) Entfernen von kursiven Markierungen
fällt schwer ins Gewicht, wenn man, so wie Anita damals, Zitate auf diese
Weise kennzeichnet. So wird auf einmal das Fremde zum Eigenen und andersherum.
All diejenigen, die es auch einen Monat später noch interessiert, welche
Gedanken im Artikel den BAK Shalom denunzierten und welche der ihm
angehörende Stefan Kunath zum eigenen Misskredit selbst verfasste, sei auf
den Link in Fußnote 1 verwiesen. Denn im Internet ist wie immer alles
besser.
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Sehr geehrter Herr Moritz Pathé,
leider weiß ich nicht um Ihren Vitalzustand ich weiß ja noch
nicht einmal, ob Sie noch einen haben. Aber als mir im Buchgeschäft
für ältere Werke Ihr Kinderbuch in die Hände fiel, musste ich
mich einfach bei Ihnen melden. Sie haben es nicht nur selbst geschrieben,
sondern auch noch selbst illustriert. Die Rede ist natürlich
von Ihrer antirassistischen Streitschrift
Vier kleine Negerlein
(2). Sie hat mein Bild von Afrika, ja sogar von der
Menschheit im Allgemeinen zutiefst geprägt.
Ich finde es geradezu beispielhaft, wie Sie in ihren Geschichten mit
Vorurteilen und primitiven Stereotypen aufräumen. Gleich zu Beginn, als
das
ganze Negerdorf Mokora [
] in der Mittagshitze
schläft, wird ja der jungen Leserschaft eine individualistische
Betrachtungsweise und keineswegs Kollektivismus vermittelt:
Neger, so
denkt ihr womöglich, seien wilde Menschen, vielleicht gar Menschenfresser.
Keine Bange! Die Neger von Liberia sind zwar kohlpechrabenschwarz und sehen
genauso aus wie die Mohren in den Märchenbüchern und die
können Sie, Herr Pathé, ja beinahe so gut zeichnen, als hätten
sie selbst schon mal ein Buch gelesen
aber sie tun niemandem
ein Leid. Sie leben in Städten und Dörfern, pflanzen Korn,
Gemüse und Früchte und halten viele Haustiere. Wie wir ganz
recht.
Einige geistige Barrieren hatte ich ja schon zu überwinden, um das zu
glauben. Aber tatsächlich: Auch Menschen anderer Hautfarbe sind nicht
zwingend wilde Menschenfresser. Es eint uns alle die Landwirtschaft und die
allgemein menschliche Abscheu vor Schmutzigem.
Auch Negermütter
wollen nicht daß ihre Kinder schmutzig werden. ,Mach dich nicht so
weiß`, schimpfen sie.
Aber trotz Ihrer lehrreichen Geschichte, nach der ich endlich wusste, wie
Negermarzipan hergestellt wird, und lernte, dass die Liberianer
nach einem Schreck
ganz blaß [werden] nicht richtig
weiß natürlich , sondern dunkelgrau, wie eben Neger werden,
wenn sie erschrocken sind. hatte ich am Ende der Geschichte auch ein wenig
Bedenken, ob das, was hier vermittelt werden soll, nun wirklich alles politisch
korrekt ist. Mir geht es natürlich um die Charakterisierung der
vier Negerlein [
] Bimbo, Momolo, Soho und Saha. Die ersten
beiden seien nämlich
echte Lausbuben wie der Fritz und der Heinz
in eurer Schule und letztere, die
beiden Mädchen, sind
[
] etwas schüchtern, sehr neugierig und ein bißchen eitel wie
die Hilde und die Ilse aus eurer Nachbarschaft.
Finden Sie das nicht ein wenig sexistisch?
Mit freundlichen Grüßen
Sean Stein
Anmerkungen
(1) http://www.conne-island.de/nf/175/31.html
(2) Franz Schneider Verlag, o.J.; alle folgenden Zitate aus dem Buch.