S wie Surrealismus
Teil 1
Die Welt verändern', hat Marx gesagt Das Leben ändern', hat Rimbaud gesagt: Diese beiden Losungen sind für uns eine einzige. (André Breton)
Mit dem Begriff Surrealismus verbinden wahrscheinlich alle mehr oder weniger
diffuse Assoziationen, bei mir waren es Dalí, Drogen und reichlich
unverständliche Poesie von ein paar Künstlern, die wohl ein bisschen
mit der Sprache herumexperimentierten. Bei genauerem Hinsehen steckt hinter der
Bewegung jedoch einiges mehr, weswegen ihr hier ein Artikel gewidmet sei. Denn
der Surrealismus wollte es nicht in die Museen der Modern Art schaffen; ihm
ging es um Freiheit und Revolution.
Er lässt sich einordnen in die avantgardistischen Bewegungen, die Anfang
des 20. Jahrhundert entstanden sind. Die Entwicklung dieser Avantgarden,
darunter fallen neben dem Surrealismus vor allem der Dadaismus und der
Futurismus, sind vor allem eine Antwort auf die Krise der bürgerlichen
Kunst. Diese löste sich mit der Entwicklung der
kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaft ab von den Sphären, an die
sie vorher gekoppelt war nämlich von Kirche und Staat. Diese
Trennung von Kunst und Gesellschaft führte zu einer neuen Funktion der
Kunst: der ständige Protest gegen die bürgerliche Gesellschaft, d.h.
die Negation der bestehenden Wirklichkeit. Der autonome Status der Kunst
entlastete jedoch gleichzeitig die Gesellschaft von dem Druck einer
qualitativen Veränderung, indem sie die bessere Ordnung in der Fiktion
verwirklichte. Das Individuum konnte so in ihr Befriedigung seiner
Bedürfnisse erfahren, ohne dass sich an der gesellschaftlichen
Wirklichkeit etwas änderte. Herbert Marcuse nannte dies den
Doppelcharakter der Kunst: Negation als Moment ihrer Freiheit und
Affirmation als Moment ihrer Folgenlosigkeit.
Das affirmative Element, die gesellschaftliche Wirkungslosigkeit der von der
Lebenspraxis abgehobenen Kunst wurde schließlich Anfang des 20.
Jahrhunderts kritisiert. Die Kritik, die die avantgardistischen Bewegungen an
der bürgerlichen Kunst übten, stellte zunächst das traditionelle
Kunstverständnis auf den Kopf. Sie versuchte, die Kategorie des
Kunstwerks, seinen Verwendungszweck sowie die Trennung von Produktion und
Rezeption aufzuheben. Die konstitutive Trennung von Kunst und Leben wurde von
einer Überführung der Kunst ins Leben abgelöst. Das Ziel war
dabei nicht die Integration der Kunst in die bestehende Gesellschaft, welche
weiterhin radikal abgelehnt wurde, sondern die Schaffung einer neuen
Lebenspraxis. Praktische Kunst und ästhetische Praxis traten in einen
dialektischen Zusammenhang.(1)
Im Dienste der Revolution
Der Surrealismus intendierte genau solch eine befreiende Lebenspraxis.
Sein Wirken und seine Ziele müssen dabei aus der spezifischen historischen
Situation heraus verstanden werden. Sicherlich spielen verschiedene Ereignisse
eine Rolle, hauptsächlich kann die Entstehung der surrealistischen
Bewegung jedoch als Reaktion auf den ersten Weltkrieg in Frankreich verstanden
werden. Dieser stellte für die französische Gesellschaft einen
immensen Schock dar, u.a. aufgrund der Dauer der Kämpfe auf
französischem Territorium, der hohen Zahl der Opfer und der
schwerwiegenden psychologischen Traumata der Überlebenden. Die ersten
Mitglieder der surrealistischen Gruppe waren Pariser Literaten, die den ersten
Weltkrieg miterlebt hatten. Seine Absurdität schien der endgültige
Beweis für die Krise des humanistischen Freiheitsbegriffs zu sein und
führte zu einer extrem antibürgerlichen Haltung der Surrealisten.
Zwar waren sie selbst Literaten des Pariser Bürgertums, allen voran
André Breton(2), doch grenzten sie sich schnell ab vom Begriff der
Literatur und der Kunst im traditionellen Sinn. Seit ihrer Gründung 1924
durch die Veröffentlichung der Zeitschrift La Révolution
Surréaliste und dem 1. Surrealistischen Manifest verfolgten
die Surrealisten kein künstlerisches, sondern ein revolutionäres
Programm; So heißt es auch auf dem Titelblatt der ersten Ausgabe:
Wir sind fest entschlossen zur Revolution.
Und genau an dieser Stelle erlangt die Betrachtung der surrealistischen
Bewegung ihre Relevanz für eine radikale Gesellschaftskritik. Ihr Ziel war
eine befreite Gesellschaft durch die Befreiung des Bewusstseins von
gesellschaftlichen Zwängen. Sie verstand sich selbst zumindest in
den ersten Jahren nicht als ein künstlerisches Kollektiv, sondern
als revolutionäre Bewegung des Geistes. Der SUREALISMUS ist ein
Schrei des Geistes, der sich auf sich selbst zurückwendet und der fest
entschlossen ist, seine Fesseln zu zermalmen.(3) Ihre Ausdrucksformen
kulminierten weniger in ästhetischen Kunstwerken, sondern im Schock,
Skandal und in der Demoralisierung. Ihr Protest galt der herrschenden
Rationalität und Logik, den Gesetzen des Tausches und der Arbeit sowie
jeglichen Moral- und Verhaltensregeln. Dafür wurde neben der Zeitschrift
das Büro für surrealistische Forschung` gegründet, in dem
alle surrealistischen Ereignisse und Handlungen gesammelt werden sollten. Es
mag zunächst als Widerspruch erscheinen, dass die Surrealisten ein
Büro, wohl eine der bürgerlichsten Institutionen überhaupt,
für sich in Anspruch nahmen. André Breton erklärte dies damit,
dass surreale Handlungen vor der Vereinnahmung durch die herrschende Logik und
Zweckrationalität geschützt werden müssen, die überall und
immer präsent waren, und dass das surreale Denken eine institutionelle
Zuflucht brauche.
Der Surrealismus verfolgte einen radikalen Individualismus, der den Einzelnen
aus seiner Verzweiflung, in die ihn die Gesellschaft trieb, durch die
Entdeckung neuer Geisteszustände herauszuführen versuchte. Analog zu
dem besonderen Verhältnis von Kunst und Leben bildete sich eine
spezifische Beziehung der Einzelnen zur Gruppe heraus. Der individuelle
Selbsthass sollte durch die Gruppe aufgefangen und das eigene Selbst
aufgewertet werden. Es entstand ein eigentümliches Kollektiv, das
menschliche Beziehungen und Tätigkeiten auf neue Weise formte und aus dem
instrumentellen Zusammenhang der zweckrationalen Gesellschaft
herauslöste.(4)
Die Ablehnung der gesellschaftlichen Verhältnisse machte den Surrealismus
anfangs zu einer apolitischen Bewegung, was sich später jedoch ändern
sollte. Stand 1924 und 1925 die Befreiung des Geistes noch im Vordergrund,
stellte sich die Bewegung in den zehn darauffolgenden Jahren dem Konflikt
zwischen der eigenen surrealistischen und der marxistischen Praxis. Es folgt
zuerst ein Blick auf die surrealen Mittel und Methoden, um dann den Konflikt
mit dem Marxismus genauer zu betrachten. Denn dieser war einerseits
prägend für den Surrealismus ab 1925, andererseits macht er den
Mangel an der damaligen proletarischen Bewegung deutlich, die dem
Verhältnis von gesellschaftlichem Sein und individuellem Bewusstsein im
revolutionären Kampf nicht genügend Beachtung schenkte.
Imagination und Traum
Wann werden wir schlafende Logiker, schlafende Philosophen haben?
(André Breton)
Von Freud inspiriert kreisten die Tätigkeiten der Surrealisten
darum, eine neue, zauberhafte Wirklichkeit zu erschaffen, mit Hilfe der
imagination als hoffnungsvolle Gegenspielerin der Logik. Dafür
entwickelten die Surrealisten zahlreiche Methoden, die sich gegen Kontrolle,
Zwang und Identität richteten. Zuerst einmal galt es, den träge
gewordenen Geist durch die Flucht in die Irrationalität zu befreien
im
Traum als dem vielleicht letzten Ort der Freiheit. Der Traum galt den
Surrealisten als eine gleichberechtigte Daseinsform zum Wachzustand jenseits
von logischen, zweckrationalen und moralischen Zwängen. Er
verkörperte die Negation des Bestehenden, in der freies Denken erst
möglich und deshalb auch
wirklich war. Die Tatsache, dass der
gewöhnliche Beobachter den Ereignissen des Wachseins und denen des
Schlafes so äußerst unterschiedliche Wichtigkeit [
]
beimißt, hat mich schon immer in Erstaunen versetzt. [
] Warum
sollte ich dem Traum nicht zugestehen, was ich zuweilen der Wirklichkeit
verweigere?
(5) Diese neue Dimension erhellte den Weg zum eigenen, wahren Selbst,
zum unbekannten Unbewussten, das im Gegensatz zum konditionierten Bewusstsein
ganz neue Erfahrungen und Empfindungen bereithielt.
Neben dem Traum suchten die Surrealisten auch in der Realität die
Ereignisse, die dem zweckrationalen Geist entgingen und das Wunderbare im
Alltäglichen enthüllten. Der
objektive Zufall etwa
setzte voneinander unabhängige Ereignisse in Beziehung. Anhand
beliebiger Kriterien wurde eine Übereinstimmung zwischen diesen
Ereignissen ausgedacht und damit ein nicht zu erfassender Sinn hergestellt.
Das Spiel
Erlesene Leichnamen war ein assoziatives Gesellschaftsspiel,
das jedem Sinn und Wirklichkeitsgehalt kategorisch widersprach. Auf den ersten
Satz Der erlesene Leichnam` assoziierte eine Gruppe nach und nach
Sätze, die niedergeschrieben wurden. Das Resultat waren willkürlich
aneinandergereihte Gedanken, die keine zusammenhängende Handlung oder
Logik mehr erkennen ließen.
Eine der frühesten und wichtigsten surrealistischen Praxen war das
Automatische Schreiben. Im passivsten Zustand, der sich erreichen
ließ, wo der Geist auf sich selbst und auf keinen anderen Zweck
konzentriert war, bestand dieses surrealistische Spiel darin, schnell, spontan
und assoziativ drauflos zu schreiben, so lange der Schreibende Lust
verspürte. Im besten Fall entstand eine surrealistische Sprache, in
der zwei Wirklichkeiten, die bekannte und die zu entdeckende unbewusste, durch
einen surrealistischen Vorgang miteinander verbunden wurden. Breton spricht vom
verbindenden
Funken, der eine surrealistische Atmosphäre schaffte,
die für die Gewinnung der schönsten Bilder besonders geeignet
(6)
war. In diesem Auftauchen neuer Bilder kreierte der Autor eine andere
Wirklichkeit, die mit der Realität nichts mehr zu tun haben sollte.
Das stärkste Bild, muß ich gestehen, ist für mich das,
das von einem höchsten Grad von Willkür gezeichnet ist; für das
man am längsten braucht, um es in die Alltagssprache zu übersetzen
[
].
(7)
Die Sprache wurde aus ihren instrumentellen Angeln sozialer Beziehungen und
Moralvorstellungen herausgelöst; sie wurde selbst zum Subjekt. Durch die
assoziativen Verfahren sollten sich keine äußeren Einflüsse
mehr zwischen das Denken des Individuums und die Sprache stellen und beide
dadurch befreit werden. Gereinigt von der Herrschaft der Logik symbolisierte
die Freiheit der Sprache die Freiheit des Geistes. Die Wörter selbst
sollten nicht mehr von den Dingen in der Welt abhängen und die Sprache so
eine zerstörerische Qualität gegenüber der Gesellschaft
erlangen. Schreiben war das surrealistische Mittel authentischer Erfahrung,
jedoch nicht im Dienste der Literatur. Schreiben galt als eine Betätigung
des Geistes für jeden Einzelnen, ein allgemeines menschliches Verlangen,
um die eigene Wirklichkeit weiterzuentwickeln und das Dasein des ganzen
Menschen zu ergründen.
Das Ziel der surrealistischen Praxis war es also, das gesamte psychische
Vermögen zurückzugewinnen auf einem Wege, der nichts anderes ist als
der schwindelnde Abstieg in uns selbst, die systematische Erhellung verborgener
Orte und die progressive Verfinsterung anderer, ein ständiges Wandeln auf
verbotenem Terrain.
(8) Breton verfolgte kein geringeres Vorhaben, als alle
gesellschaftlichen Antagonismen im Surrealen miteinander zu vereinen:
Alles lässt uns glauben, dass es einen bestimmten geistigen Standort
gibt, von dem aus Leben und Tod, Reales und Imaginäres, Vergangenes und
Zukünftiges, Mitteilbares und Nicht-Mitteilbares, Oben und Unten nicht
mehr als widersprüchlich empfunden wird.
(9)
Annäherung an Marx
Bis 1925 brachte die surrealistische Gruppe realpolitischen Ereignissen
vor allem polemische und zynische Äußerungen entgegen. Die russische
Revolution etwa wurde von Aragon als triviale Ministerialkrise abgetan.
Die Politik wurde nicht als Mittel für gesellschaftliche Veränderung
angesehen und stattdessen weiterhin ein radikaler Individualismus verfolgt. Die
Feindschaft der Surrealisten zu akademischen Intellektuellen und dem
französischen Militarismus, sowie gegenüber allem, was den Stempel
der bürgerlichen Zivilisation trug, legte die Zusammenarbeit mit der
proletarischen Bewegung dann schließlich doch nahe. Es wurde sich zwar
nie verabschiedet vom Ziel der Befreiung des Geistes und dem Streben nach einer
für den Menschen absoluten Erfahrung. Um dorthin zu gelangen, erweiterten
die Surrealisten ihre surrealen Tätigkeiten` jedoch um die
Auseinandersetzung mit Marx, Lenin und Trotzki. Viele von ihnen kamen zu der
Einsicht, dass die absolute Befreiung des Denkens ohne eine Veränderung
der sozialen Verhältnisse nicht zu erreichen war, schienen die
gesellschaftlichen Verhältnisse das bürgerliche Individuum doch bis
ins Unbewusste zu prägen. Insofern waren die Surrealisten von der
Notwendigkeit der proletarischen Revolution überzeugt, schafften es jedoch
nie, die Spannungen mit der kommunistischen Bewegung vollständig
aufzulösen.
Der Versuch einer Zusammenarbeit begann 1925 mit linksintellektuellen Kreisen,
etwa der kommunistischen Zeitschrift
Clarté und verschiedenen
Philosophen. Es wurden mehrere Flugblätter und gemeinsame Artikel
veröffentlicht. Die Position blieb jedoch immer schwammig, weil es
eigentlich keine gemeinsame gab und die Kooperation brach bald wieder zusammen.
Im Januar 1927 traten fünf bedeutende Surrealisten, darunter Aragon und
Breton, in die PCF (Parti Communiste Française) ein. Der
surrealistischen Bewegung wurde jedoch stets ein Misstrauen von der
kommunistischen Partei entgegengebracht, und der Surrealismus als unvereinbar
mit dem Marxismus angesehen. Dies lag nicht zuletzt an der autoritären
Führung der PCF, die etwa von Breton verlangte, sich im Zuge seiner
Parteimitgliedschaft vom Surrealismus zu verabschieden. Auch innerhalb der
surrealistischen Gruppe kam es zu heftigen Diskussionen, wie mit politischen
Aktionen umzugehen sei, und zu Distanzierungen einiger Surrealisten zu Gunsten
der PCF, etwa seitens Naville und Bunuel. Die Spannungen mit der
kommunistischen Bewegung Frankreichs hinderten die Surrealisten jedoch nicht
daran, in ihrer antibürgerlichen Revolte nun auch unmittelbar politisch zu
wirken. In radikaler und destruktiver Form wandeten sie sich u.a. gegen
Kolonialismus, Rassendiskriminierung, Nationalismus, Imperialismus und Kirche.
Diejenigen der Gruppe, die sich nicht eindeutig gegen Vaterland, Moral und
Kultur der bürgerlichen Gesellschaft positionierten, wurden
rausgeschmissen.
Abschied vom Marxismus
Mich hielt die Gewalt, die ich mir dabei antun musste, nicht lange
bei der Stange. (Breton)
Der Versuch, die künstlerische und die politische Aktivität in einer
revolutionären Linie zusammen mit den Marxisten zu harmonisieren,
scheiterte vor allem durch die Richtung, die der Kommunismus in Russland wie
auch in Frankreich einschlug. 1933 trat Breton endgültig aus der
kommunistischen Partei aus. Er kritisierte besonders den Stalinismus für
seine Methoden der Diskreditierung, die keine Kritik mehr zuließe
und jegliche Elemente der Opposition als Sabotageinstrument
(10)
verurteile. Dagegen betonte er, dass die Surrealisten auf der
Unabhängigkeit ihrer Meinung weiterhin bestehen würden. Nicht ohne
dem Gedanken an die kommunistische Revolution treu zu bleiben, verabschiedeten
die Surrealisten sich von der französischen Arbeiterbewegung sowie von der
Solidarität mit der russischen Revolution. So unterzeichneten sie Bretons
Kritik am russischen Kommunismus
Als die Surrealisten noch Recht hatten
im August 1935 mit den abschließenden Worten: Diesem Regime, diesem
Führer, können wir lediglich in aller Form unser Mißtrauen
aussprechen.
(11)
Zehn Jahre, von 1925 bis 1935, mischten die Surrealisten in der Realpolitik mit
und setzten große Hoffnungen in die marxistische Bewegung. Sie wollten
dem Proletariat neue geistige Erfahrungen mit auf den revolutionären Weg
geben, das dieses jedoch nicht zu schätzen wusste. Daraus leiteten die
Surrealisten ein neues Verhältnis zwischen Kunst und Politik ab. Man kann
fast sagen, dass sie zu ihrer antipolitischen nicht
antirevolutionären Haltung von 1924 zurückkehrten.
Im zweiten Teil werde ich mich daher mit der Frage beschäftigen, auf
welche Weise die Surrealisten die spezifische Funktion der Kunst in ihrem
Verhältnis zur Gesellschaft verändert sahen, nachdem die Verbindung
von künstlerischer (surrealistischer) und proletarischer Praxis
gescheitert war. Bretons Forderung nach der Unabhängigkeit der Kunst
Für die Revolution wird hinsichtlich ihrer revolutionären
Kraft überprüft. Wie erfolgreich war der Surrealismus in seiner Zeit
und was macht seine Relevanz nach 1945 aus? Weiterhin wird die teils vergessene
Parallele zwischen surrealer Praxis und kritischer Theorie unter die Lupe
genommen.
Charlotte Mohs
Anmerkungen
(1) Zur Entwicklung der Avantgarde und ihrem Verhältnis zur
Gesellschaft im 20. Jahrhundert empfiehlt sich folgende Einführung:
Bürger, Peter: Theorie der Avantgarde, Suhrkamp Verlag.
(2) André Breton war der dominierende Kopf des französischen
Surrealismus. Da er das meiste philosophische Material über das
Selbstverständnis des Surrealismus verfasst hat und sozusagen die Bewegung
in Person ist, beziehe ich mich im Laufe des Artikels auf seine Werke.
(3) Schmidt, Wolfgang: Die surrealistische Revolution. 1924, Berlin 1987, S. 14.
(4) Dieses Kollektiv bestand anfangs nur aus Literaten, Maler waren
zunächst Gäste. Sie wurden jedoch später fester Bestandteil der
Gruppe, darunter Dalí, Magritte, Masson und Ernst.
(5) Breton: Erstes Manifest des Surrealismus 1924, in: Breton, André: Die
Manifeste des Surrealismus, Reinbek bei Hamburg 1986, S.16f.
(6) Breton, ebd., S. 35.
(7) Ebd., S. 36., Breton nennt im 1. Surrealistischen Manifest mehrere Beispiele
für diese surrealistischen Bilder: Im ausgebrannten Walde
saßen die Löwen in der Patsche. (Roger Vitrac), Auf der
Brücke der Tau mit Katzenkopf sich wiegte. (Breton).
(8) Breton: Das zweite surrealistische Manifest. 1930, a.a.O., S. 55.
(9) Ebd., S. 64f.
(10) Vgl. Breton, André: Als die Surrealisten noch Recht hatten, in:
Ders.: Die Manifeste des Surrealismus, a.a.O., S. 106.
(11) Breton, ebd., S. 112.