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Aktuelles Heft

INHALT #172

Titelbild
Editorial
• das erste: Eingefahrene Wege verlassen
Geht national auch normal?
The Casualties, Pestpocken, Starts
Untold Storys!
Feel Good Lost Festival
Saint Vitus
Deadline
Loud, fast'n'noisy! Vol. 5
electric island: all dial night long
Benefizdisco
Erich Mühsam - kein Lampenputzer
Veranstaltungsanzeigen
• review-corner buch: Überwältigende Geschichte(n)
• review-corner buch: Wenn es darauf ankommt
• kulturreport: Die Schönheit setzt sich der Revolution nicht entgegen
• ABC: D wie Die Dialektik der Aufklärung
Zwischen Skylla und Charybdis
• doku: Gespensterjagd
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• das letzte: „Konkret“ inkonkret

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Zwischen Skylla und Charybdis

Eine Nachlese zur letzten Antifadebatte

Dieser Text ist eine Kritik verschiedener Positionen, die in der
letztjährigen Antifadebatte vertreten wurden. In der Debatte ging es um
die Frage, wie Deutschland heute adäquat zu kritisieren sei. Ich werde
sowohl den Antinationalismus des Ums Ganze-Bündnis als auch die von
Leipziger Gruppen vertretene Spielart des „Antideutschtums“ behandeln und
abschließend noch kurz auf Hannes Gießlers Einlassungen zu dieser
Thematik eingehen.

Alle Jahre wieder kommt es in der Post-Antifa zu Rangeleien um die neue Linie der Bewegung, die die üblichen Verdächtigen dazu veranlassen, sich die Köpfe zu waschen. Auch im Jahr 2009, dem so genannten Supergedenkjahr, versuchte man sich an einer Positionsbestimmung – wie gehabt mit markigen Parolen, bunten Schlagwörtern und kernigen Aufrufen für/gegen dieses/jenes.
Die Hauptkonfliktlinie verlief dieses Mal entlang mehrerer „bundesweiter“ Demonstrationen in Berlin, Saarbrücken und Leipzig. Was war geschehen?

Erregung – Erwartung – Enttäuschung.
Der Zyklus der Bewegten.


Einen ersten Hinweis gibt uns das Papier „Gegen Deutschland helfen keine Gedichte!“(1) zusammengeschmiert von den Antifa-Gruppen AK Antifa Köln und Antifa [F], die beide im „Ums Ganze“-Bündnis assoziiert sind. Ums Ganze war in den letzten Jahren bereits durch ein als „kritisch“ apostrophiertes Mitmachen bei dem antiamerikanischenVolksfest in Heiligendamm aufgefallen. Im Gegensatz zu den meisten anderen „Gipfelstürmern“ glaubte man bei Ums Ganze, diese „Praxis“ noch durch irgendwelche hippen Theorien rechtfertigen zu müssen – dabei haben doch die übrigen Teilnehmerinnen längst vorgemacht, dass für die anvisierte Brechung der Zinsknechtschaft ein diffuses Ressentiment völlig hinreichend ist. Sei`s drum: Im Dezember 2007 wurde im Frankfurt a.M. ein Kongress zu „(Post-)operaismus und Wertkritik“ nachgereicht. Das Kongressmotto erinnert nicht zufällig an zahlreiche universitäre Veranstaltungen, die Dinge, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, „provokativ“ ins Verhältnis setzen, um dadurch die im akademischen Betrieb zum Selbstzweck erstarrte Originalität zu suggerieren. Und so gebar auch Ums Ganze damals mit der postoperaistischen Wertkritik kaum mehr als eine Eierlegende Wollmilchsau. Besieht man das aktuelle Treiben selbiger „Zusammenhänge“, wird man schnell feststellen, dass es sich bei dem 2007 geschlüpften Theoriemonster von vornherein um eine Totgeburt handelte. Denn dort wird bereits seit einigen Monaten einem neue Theoriehype gefrönt: dem sogenannten „Antinationalismus“.
Dieses Retro-Ideologem, das die letzten zehn Jahre zurecht in der Rumpelkammer der Bewegung vorlieb hatte nehmen müssen, wurde nun wieder hervorgekramt, kurz entstaubt und seither als letzter Schrei angepriesen. Mit dem Antinationalismus soll endlich der lange gesuchte Schlüssel zu massentauglicher Theorie, bundesweiter Organisation und machbarer Praxis gefunden sein. Nach (Post-)operaismus und Wertkritik kräht dagegen kein Hahn mehr – die sind einfach too last season!
Die in der Linken immer wiederkehrenden Theoriemoden, die, von den Macherinnen und Netzwerkern professionell angedreht, kollektiv durchgehechelt und dann schnell wieder vergessen werden, sind das Gegenteil kritischen Denkens, gleichwohl sie genau dies zu sein behaupten. Das denjenigen gegenüber, die sich nicht husch-husch dem Denk-Trend anpassen wollen, alle Register des linken Antiintellektualismus gezogen werden, spricht diesbezüglich Bände. Ich erspare den Leserinnen die haarsträubenden Belege.

Das mit dem diesjährigen, generalstabsmäßig geplanten Manöver einige Antifagruppen ins antinationale Boot geholt werden, steht zu erwarten, denn Ums Ganze hat an alles gedacht, was das Herz der Zielgruppe höher schlagen lässt: So wurden nicht nur verschiedene Demos, Workshops und Vorträge abgehalten, nicht nur Flugblätter, Broschüren und Jugendzeitungen veröffentlicht, nein, es wurde auch ziemlich stylishes Merchandise rausgehauen, etwa Poster, Videos, Jingles, Aufkleber und Streetart-Stencils. Auch „T-Shirts zur Kampagne“ konnte man erwerben und sogar Streichholzschachteln, die für die Jugendzeitschrift der Kampagne werben, wurden gesichtet. Dass es mit der Kritik trotzdem – oder gerade deswegen – nicht so weit her ist, wie Ums Ganze behauptet, soll im Folgenden vor allem anhand des eingangs erwähnten Papers verdeutlicht werden. Einige Proben daraus mögen im Folgenden verdeutlichen, was man nicht nur in Köln und Frankfurt unter Gesellschaftskritik auf der Höhe der Zeit (miss-)versteht.

Einfarbiger Formalismus

Eigentlich ist das alles ganz einfach: Es gibt seit ein paar Jahrhunderten „Staat.Nation.Kapital.“ und das ist: „Scheiße.“ So will es jedenfalls die hemdsärmelige Parole von „Ums Ganze“. Dagegen ist auch erst einmal, insbesondere angesichts des etatistischen, antiimperialistischen linken Mainstreams von SAV bis attac – mit dem man gleichwohl in Heiligendamm „kritisch“ gemeinsame Sache machte – wenig einzuwenden. Im Gegenteil ist es gerade begrüßenswert, dass das Bündnis den Versuch unternimmt, einige der zentralen Kategorien von Gesellschaften mit kapitalistischer Produktionsweise ihrem allgemeinen Gehalt nach auf den Begriff zu bringen. Ist es doch nur der auf diesem Wege im besten Fall gewonnene Marxsche Begriff der Gesellschaftsformation, der es möglich macht, die im Alltagsbewusstsein jederzeit schon fetischistisch miteinander verwachsenen Seiten des gesellschaftlichen Stoffwechsels mit der Natur, also die stoffliche Seite und die Wertseite, analytisch zu scheiden.(3) Die Erkenntnis, dass die jetzige Gesellschaft nicht einfach ein unmittelbarer Ausfluss der conditio humana, sondern eben eine bestimmte, historisch entstandene Form der Produktion des gesellschaftlichen Reichtums, ist, ist identisch mit der Möglichkeit der Sondierung tatsächlicher Übergangsmöglichkeiten in eine andere, bessere Gesellschaftsform. Alles andere bleibt eine fetischistische Donquichotterie, die auf dem Boden des Kapitalverhältnisses einzelne Kategorien (Lohnarbeit, Staat, „Sachwerte“ etc.) gegen andere (Geld, Zins, „Finanzkapital“ etc.) auszuspielen versucht, ohne deren inneren Zusammenhang erkennen zu wollen. Diese aussichtslose Spiegelfechterei führt bestenfalls zu moralischer Empörung, bewegt sich aber immer schon am Rande des Antisemitismus – denn z.B. die Krise als brutalster Ausdruck der Verselbständigung der Gesellschaft gegenüber ihren Mitgliedern kann so nicht verhindert und will dennoch erklärt werden, wofür traditionsgemäß zuvörderst „Juden“ herhalten müssen.

So weit so gut. Dummerweise gibt es aber nicht nur Staat & Nation im universal-realistischen Singular, sondern Staaten und Nationen im Plural, d.h. verschiedene Erscheinungen der allgemeinen Kategorie Staat, die als konstitutives Moment der Gesellschaftsformation Kapitalismus gelten kann. Das weiß natürlich auch Ums Ganze, doch wird das Problem hier handstreichartig durch eine Art ontologische Zwei-Welten-Theorie gelöst.
Einerseits gibt es allgemeine Merkmale des Staates. Andererseits weiß man ja, ganz nominalistisch, dass kein Ei dem anderen haargenau gleicht. Es wird also zunächst großzügig eine Vielheit von Staaten konzediert, die alle als Einzelne erscheinen, in dem Sinne, das sie nicht genau identisch sind. Die Aspekte, hinsichtlich derer sie sich unterscheiden, müssen dann aber in einem zweiten Schritt als ephemer, nicht wesensmäßig und daher: vernachlässigbar gesetzt werden. In einem mathematischen Bild ausgedrückt, könnten etwa alle Staaten als auf einem gemalten Kreis liegend vorgestellt werden. Die mangelnde Perfektibilität des Kreises kommt nun daher, dass der Kreis eben per definitionem niemals ideal erscheinen kann. Die Abweichungen von der Idealform denken wir uns dann eben als Uneigentliche einfach weg.
Das klingt erst einmal ganz plausibel, doch wenn diese Denkart auf die Mannigfaltigkeit der Realgeschichte angewendet wird, führt sie zu gefährlichen Simplifizierungen. So etwa, wenn UG den „Antideutschen“(4) patzig die Geschichte des 20.Jahrhunderts zu erklären meinen: Das Allgemeine, das sich also im 20.Jahrhundert (oder wann auch immer, UG machen sich nicht besonders viel Mühe, das zu spezifizieren) zugetragen hat, war demnach die Entwicklung des Weltmarkts. Die Geschichte der letzten Jahrhunderte soll hier als von einer Handvoll Abstraktionen – Staat, Nation, Kapital, Weltmarkt etc. – erfassbare rekonstruiert und verständlich gemacht werden. Dazu kommt dann noch ein irrelevanter Rest, über den nachzudenken UG wenig lohnenswert zu sein scheint: Jedem Land seinen eigenen Sonderweg, dann muss man über die „Normalität des deutschen Sonderwegs“ nicht mehr sprechen, denn auch der „fällt“ laut UG „nicht aus der Geschichte der kapitalistischen Entwicklung heraus“!

Ums Ganze verliert sich an dieser Stelle zunächst in leeren nominalistischen Sophismen – alle Einzelnen sind verschieden –, um damit die Frage nach dem Besonderen als sinnlos zu diskreditieren. In einem zweiten Schritt schwenken sie dann in einen Reduktionismus des Allgemeinen, der zu dem abstraktiv gewonnenen Wesen „hinter den Dingen“ Zuflucht nimmt, dem sicheren Grund der Theorie sozusagen. Es verhält sich aber anders, als UG uns glauben machen will, ja, „genaugenommen“ verstellt ihre Analyse den Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts sogar mehr, als sie zu erhellen. Somit verfehlt sie den Zweck kommunistischer Kritik heute – d.h. nach dem NS – ums Ganze. „Genaugenommen“ handelt es sich bei dem deutschen Sonderweg nämlich durchaus um einen, der außerhalb von zwei Sigma liegt – und somit um eine besondere Ausnahme von der von UG einzig betrachteten allgemeinen Regel, dem reibungslosen „kapitalistischen Normalvollzug“.

Kein Staat. Kein Kapital. Keine Nation.
Noch mehr Scheiße: der Nationalsozialismus
Der Nationalsozialismus lässt sich nicht, wie UG meinen, mit dem kargen Begriffsapparat von Kapital, Staat und Nation bestimmen, und wenn doch, dann nur ex negativo. Soll heißen: Zwar hat er diese zum historischen Ausgangspunkt und ihr Verständnis (in einem „logischen“ Sinn, d.h. als Formen) ist konstitutiv für ein Verständnis des NS. Daraus folgt jedoch nicht, wie UG zu vermuten scheinen, dass im Falle des NS einfach eine Radikalisierung des kapitalistischen Normalzustands vorläge, die sich durch mehr Staat, stärkere Ausbeutung durch das Kapital und Leichenberge hüben wie drüben erfassen ließe. In der folgenden kurzen Skizze soll angerissen werden, warum das mindestens einseitig ist. Ich werde nur stichwortartig etwas zur Transformation der Rolle der zentralen Kategorien kapitalistischer Vergesellschaftung im NS sagen:
„Mehr Staat“ kann im 20. Jahrhundert tatsächlich allerorten beobachtet werden: Im preußisch-sozialdemokratischen Schützengrabensozialismus des Ersten Weltkriegs, in der Regimephase des italienischen Faschismus ab Mitte der 1920er Jahre (stato totalitario) oder auch im „real existierenden Sozialismus“. Ihren ideologischen Ausdruck fand diese spezifische Konstellation von Staat und Gesellschaft im Etatismus – „alles für den Staat , nichts gegen den Staat, nichts außerhalb des Staates“ (Mussolini). Ob das allerdings auch für den Nationalsozialismus zutrifft, wie es der linke Common Sense will, ist fragwürdig.(5) Hier wären etwa die Einwände von Franz Neumann zu berücksichtigen, die vor allem Gerhard Scheit in den letzten Jahren fruchtbar gemacht hat. Neumann zufolge war der Nationalsozialismus gerade kein „totaler Staat“, sondern vielmehr eine Art organisierte Anarchie, eine Polykratie ohne einheitlichen Zwangsapparat und rationale, berechenbare Verwaltung, ohne Rechtssicherheit und ohne klar bestimmbares, konstantes Machtzentrum. Die Herrschaft wurde nicht von einer einheitlich gegliederten staatlichen Bürokratie, sondern von einer Vielzahl weitgehend voneinander unabhängig agierender Institutionen wie SA, SS, SD, Waffen-SS, regulären Ministerien, Wehrmacht, Monopolen usw. ausgeübt, die sich in ihren Kompetenzen überschnitten und nur dem Willen des Führers, nicht aber einer bürokratisch institutionalisierten Hierarchie unterstanden. Somit entstand ein rechtloser Zustand, der eine extreme Radikalisierung und Verallgemeinerung des Freikorpsterrors der Weimarer Republik darstellte. Dieser Zustand bedeutete eine umfassende Restitution unmittelbarer Herrschaft und Gewalt, die ihren Ausnahmecharakter verlor und im alltäglichen Terror zur Regel wurde.

Ähnliches lässt sich für die Kategorie des Kapitals feststellen. Zwar brummte im NS die Industrie mit fetten Profiten – diese scheinbar normale kapitalistische Realität war jedoch nur auf Pump zu haben. Der Aufschwung wurde mittels ungedeckter Wechsel vollzogen und rechnete von vornherein auf den früher oder später notwendigen Bruch mit der kapitalistischen Normalform der Reichtumsproduktion bzw. -aneignung. Er lief bereits von Anbeginn an auf Krieg und Beutefeldzüge heraus, also auf die massenhafte nicht-kapitalistische Aneignung von Reichtum (Waren) und menschlicher Arbeitskraft, die das wirtschaftliche Hasardspiel ex post lukrativ werden lassen sollte. In der im großen Stil eingesetzten Zwangsarbeit, in der drastischsten Variante als „Vernichtung durch Arbeit“ verlor die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft ihren kapitalistischen Charakter, sie wurde nicht mehr als Vertragsverhältnis vollzogen (wenn doch, dann nur zum Schein). Die hier konstatierbare Abschaffung der Zirkulationssphäre als Sphäre der Vermittlung(6) (hier: des „Arbeitsmarkts“) führte zum unmittelbaren Kommando über die Arbeit, die unmittelbare „Despotie“ der Fabrik ohne die „Anarchie“ des Marktes – mit dem fundamentalen Unterschied allerdings, dass in der kapitalistischen Despotie der Fabrik der Arbeiter immer noch mit der kontinuierlichen, langfristigen Reproduktion seiner Arbeitskraft rechnen darf:
„Abgesehen von dem natürlichen Verschleiß durch Alter usw., muß ich fähig sein, morgen mit demselben Normalzustand von Kraft, Gesundheit und Frische zu arbeiten, wie heute“, so spricht die Stimme des Arbeiters zur Kapitalistin und beide kennen sie „auf dem Marktplatz nur ein Gesetz, das des Warenaustausches“ (MEW 23, 248).
Es tritt hier aber ein weiteres „nicht-kapitalistisches“ Moment hinzu: es verschwindet nicht nur die spezifische Form der Vermittlung – Recht, Arbeitsvertrag –, so dass Herrschaft und Ausbeutung unmittelbar in eins fallen; es wird nicht nur das Tauschprinzip, das doch auch ein Gewalttabu impliziert, in den ganz Europa heimsuchenden Raubzügen und „Arisierungen“ ausgelöscht; es wird auch mit dem „Prinzip der Kalkulierbarkeit“ (Lukács), gewissermaßen dem wahren „Geist des Kapitalismus“ gebrochen, und zwar insofern, als die Programme der Vernichtung durch Arbeit sich diesem Prinzip einer ökonomischen Zweck-Mittel-Rationalität entziehen und nicht aus der Logik des Kapitals begreifen lässt – eine Art Triumph des subjektivistischen Willens, der den Kollaps der instrumentellen Vernunft provoziert. Am drastischsten gilt das natürlich für die ermordeten Juden, Roma und andere rein „ideologische“ Opfer des Nationalsozialismus. Analysiert man die Ideologien, die hier wirkmächtig geworden sind, so wird man feststellen, dass der NS auch subjektiv, d.h. nach seinem eigenen Wollen und Selbstverständnis nach, eine dezidiert antikapitalistische Revolte war; seine paranoide, kapitalistisch-antikapitalistische Wahnlogik materialisierte sich in den Leichenbergen.

Desgleichen war der NS keine Episode auf dem Weg in den Weltmarkt, kein Kapitel in der Modernisierungsgeschichte, keine Diktatur nachholender Entwicklung und keine „ursprüngliche sozialistische Akkumulation“ (Trotzki) – also keine mit irgendwelchen schematischen Entwicklungstheorien greifbare Form der Vergesellschaftung. Vielmehr war der NS der Versuch, in der Krise aus einer Position voller Weltmarktintegration einen Weg aus dem Weltmarkt heraus – Deutschland war bereits in „Weimar“ beinahe Exportweltmeister! – in die „autarke“, bzw. später in die Raubkriegswirtschaft zu finden. Nur vor durch das subkutanen Fortwirken eines geschichtsphilosophischen ML-Determinismus, der die Linearität des historischen Verlaufs von der Sklavenhaltergesellschaft bis zum Kommunismus bruchlos-„wissenschaftlich“ in der Tasche zu haben glaubt, kann man den Bruch des NS mit dem vermeintlichen Entwicklungsgesetz „Alle Mann in den Weltmarkt“ so selbstsicher übergehen, wie Ums Ganze dies tut.

Was den Nationalismus betrifft, so lässt sich sicher nicht leugnen, dass er in der Ideologie des Nationalsozialismus eine wichtige Rolle spielte.(7) Es kann aber auch von einer gewissen Relativierung des Nationalismus a) durch den Antisemitismus und b) durch den Rassismus gesprochen werden.
Die zentrale Bedeutung des Antisemitismus ermöglichte eine geradezu internationalistische Kooperation der Völker gegen das Judentum, das in der antisemitischen Ideologie als Feind aller Völker, als Zersetzer sans pharse, d.h. nicht nur als Feind einer bestimmten Nation (Deutsche vs. Französinnen), sondern als personifiziertes Anti der Ordnungskategorie , des Prinzips Volk/Nation erscheint.(8) Der Rassismus, der insbesondere von der in der SS organisierten Elite der Bewegung vertreten wurde, wandte sich sogar explizit gegen das Prinzip der Nation, das als blutlose Angelegenheit der Spießbürger verachtet wurde. Auf der Grundlage pseudowissenschaftlicher Rassetheorien wurde eine demographische Umstrukturierung („Aufnordung“) gefordert, die mit der politischen Vision eines rassischen Neoaristokratismus korrespondierte. Diese „neuadlige“ Ordnung sollte nicht entlang nationaler oder sozialer Grenzen verlaufen, da selbst in einem Land wie Deutschland, mit vergleichsweise hochwertigem Rassematerial nur 6 - 8 % der Bevölkerung von rein nordischem Geblüt seien – der Rest der Nation sei mehr oder weniger minderwertig und daher einer „erbgesundheitlichen Reinigung“ zu unterziehen.(9) Diese supra-, ja, geradezu antinationale Ideologie machte dem alten Nationalismus à la Bismarck, wie auch dem neuen Nationalismus à la Ernst Jünger Konkurrenz.(10)
Sicher, ich habe in dieser Skizze die Tendenzen zur Auflösung der bürgerlich-kapitalistischen Normalform sehr einseitig dargestellt, diese ist selbstverständlich nicht von heute auf morgen verschwunden, sondern lag überall im Konflikt mit der neuen Ordnung. Das Dargestellte sollte aber hinreichend sein, um als ein Fazit festzuhalten, dass der Nationalsozialismus eine hybride Gesellschaftsform war, in der alle zentralen Kategorien des kapitalistischen Normalvollzugs auf drastische Weise in Frage gestellt wurden, ohne das dies auch nur einen Funken menschlicher Emanzipation bedeutet hätte. An die Stelle des „totalen Individuums“ (Marx), das die Aufhebung des Kapitalverhältnisses erst ermöglichen sollte, trat seine Liquidation in der Volksgemeinschaft.

Zwei Persilscheine für deutsche Antikapitalistinnen

Die reduktionistischen Fehleinschätzungen hinsichtlich des NS führen zu einer Reihe bedenklicher Konsequenzen in der Position von Ums Ganze. Im Gegensatz zu den Antiimperialisten, die wesentliche Aspekte des NS-Weltbildes einfach übernehmen, um in einer grotesken Verkehrung die antiamerikanischen Volksmassen als Opfer eines neuen, USraelischen Faschismus zu imaginieren, setzt UG den Relativierungsdiskurs der gesellschaftlichen Mitte fort. Die Frankfurter Gruppe Sinistra! bemerkte denn auch treffend, dass es aus dem UG-Aufruf so unverhohlen „walsert“, wie sonst nur an deutschen Stammtischen.(11) Der lakonische und dummdreiste Ton, mit dem hier selbst ernannte „Antifaschisten“ von den „Exzessen des Nationalsozialismus“ und „vergangenen nationalen Untaten“ schwadronieren, ist schlichtweg unfassbar. Man kann den Antinationalismus durchaus als Fortführung der Relativierung, mit anderen, nämlich spezifisch linken Mitteln verstehen. Zwar wird der NS hier nicht ins Menschlich-Allzumenschliche aufgelöst, doch seine Opfer werden einfach als „normale“ Entstehungskosten des Weltmarkts verbucht. Es ist weiterhin bemerkenswert, mit welch traumwandlerischer Sicherheit der Antinationalismus auf Israel zielt. Auf die Nation zielen und – Israel treffen, so könnte beschreiben, was hier von statten geht. In der schlechtesten Traditionen linken Ressentiments befindet sich Ums Ganze, wenn ein antinationalistisch camouflierter Antizionismus als besonders widerständig und dissident ausgegeben wird. Wenn etwa gegen „verkappte Liberale“ (lies: „Antideutsche“) polemisch verkündet wird, dass es einer kommunistischen Position nicht darum gehe, dass „auch noch der Letzte die Formel von der ‚besonderen deutschen Verantwortung gegenüber Israel` runterbeten kann“, dann knüpft diese Rhetorik an die übelsten deutschnationalen Ressentiments gegen eine dem deutschen Volk oktroyierte Aufarbeitung der Vergangenheit an. Diese ressentimentgeladene Schuldabwehr ist von der KPD/SED genauso gepflegt worden, wie von der CDU, also keineswegs ein Privileg der Rechten. Zwischen den Zeilen lassen UG dann auch durchblicken, dass sie durchaus um die ideologischen Dispositionen ihrer Landsleute wissen – die prospektiven Opfer aber für ihre erträumte Volksbewegung gegen die Weltmarktkonkurrenz in Kauf nehmen: Voraussichtlich werde „die antideutsche Linke (…) wohl auch im Saarland und in Leipzig wieder Israel- bzw. Alliiertenfahnen aus dem Zweiten Weltkrieg als Zeichen ihrer ‚kompromisslosen Ablehnung` Deutschlands [flaggen]. Damit macht sie es den Fans der BRD leicht“. Das stimmt, denn diese Fans bekommt man nur ins „antinationale“ Boot, wenn man die unter ihnen seit jeher grassierenden Zwillingsideologien Antisemitismus und Antiamerikanismus mit „antinationaler“ Nachsicht behandelt.
In der Praxis läuft diese Indifferenz gegenüber Israel auf eine subtile interkontinentale Arbeitsteilung heraus, bei der linksradikale Deutsche dem heutigen mörderischen Treiben islamfaschistischer Banden achselzuckend zusehen und bei etwaigen Nachfragen auf ihren „Antinationalismus“-Persilschein verweisen.
Einen solchen Persilschein stellt man sich auch hinsichtlich der Geschichte der Linken aus, denn wenn der Nationalsozialismus einfach eine Spielart des Kapitalismus war, die weiterhin im Koordinatensystem Staat-Nation-Kapital operierte, dann steht man in einer Positionierung gegen eben dieses Koordinatensystem von vorherein auf der richtigen Seite der Barrikade. Ein solches Dagegen-Sein, das sich nicht darum schert, dass die reaktionäre Kritik an Staat/Nation/Kapital schon einmal mit apokalyptischem Furor realisiert wurde und somit eine Kritik des linksrechten Antikapitalismus verdrängt, statt sie zum Zentrum der Reflexion zu machen, ist geschichtsvergessener Müll.

Nationalgeschichtsschreibung, links gewendet Nun sollte man denken, dass diejenigen, die von UG als Antideutsche ausgemacht werden, es besser wissen. Diese Hoffnung wird allerdings schnell enttäuscht, wenn man liest, was die Leipziger Vorbereitungsgruppe der „Still Not Lovin` Germany“-Demonstration, sowie die INEX als umtriebigste Gruppe innerhalb dieses Bündnisses im Supergedenkjahr so von sich gegeben haben. Hannes Gießler hat dazu schon einige richtige Bemerkungen gemacht, insbesondere was die alarmistische Einschätzung der deutschen Zustände, sowie die mangelnde „historische Urteilskraft“(12) der Gruppe(n) angeht.(13) Ich will noch einmal auf einige grundlegende Mängel dieser Position aufmerksam machen, die im Zusammenhang mit den misslungenen Bestimmungsversuchen dessen, was deutsch ist, stehen.

Der größte Vorteil der INEX ist zugleich ihr größter Nachteil. Sie gehen über eine Analyse der schlechten Allgemeinheit hinaus und wenden sich den deutschen Verhältnissen zu. Statt diese aber dort, wo es angebracht wäre – bei der Bestimmung des Nationalsozialismus – zu fassen, um die von hier aus zu bestimmende Besonderheit Deutschlands aus dem historischen Zusammenhang mit dem Allgemeinen, eben den vollentwickelten, in die Krise geratenen kapitalistischen Verhältnissen im Deutschland der Weimarer Republik zu begreifen und davon ausgehend einen Begriff des Nationalsozialismus als bestimmter Gesellschaftsform zu entwickeln, verdinglichen INEX & Co das „Deutsche“ zu einem Einzigartigen, schlechthin Inkommensurablen und mystifizieren es konsequenterweise zum „Nationalcharakter(14) (S. 2).
Wenn INEX versucht, den Begriff des Deutschen inhaltlich zu bestimmen, geraten sie dann auch permanent in Verlegenheit – ohne dies jedoch selbst zu bemerken. So geht es in ihrer Broschüre, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Kategorie der Nation in der „ganz bestimmte[n] Form ihrer ideologischen Verfasstheit in Deutschland“(S. 3) zu erfassen, um alles Mögliche: die Wende, die DDR, 1848, 1918, BRD I und BRD II, das ewige INEX-Schreckgespenst „Totalitarismus-“ bzw. „Extremismustheorie“, deutschen Imperialismus (deutsche „Weltordnungsvorstellungen“) etc. Um den Nationalsozialismus geht es dagegen nicht. Statt einer Auseinandersetzung mit dem NS, gibt es eine Auseinandersetzung mit der „Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“(S.25). Es geht der „Initiative gegen jeden Extremismusbegriff“, die den Idealismus ja bereits im Namen trägt, vor allem um den Kampf gegen das deutsche „Nationalnarrativ“ (S.2), das auch im Einzelnen ganz richtig rekonstruiert und kritisiert wird. Dabei kommt allerdings nicht mehr heraus, als eine Art alternativer Nationalgeschichtsschreibung, die das negativ-komplementäre Pendant der offiziösen Nationalgeschichtsschreibung bleibt, indem sie deren Prämissen, nämlich eine Fokussierung auf Politik, Kultur, Diskurse im Rahmen einer sich über die Jahrhunderte hinweg durchhaltenden nationalen Geschichte, die als Emanation des Deutschen in der Zeit vorgestellt wird, teilt, und lediglich einen Vorzeichenwechsel in der Bewertung vornimmt.

Was aber ist dieses Deutsche, dass die Gruppe in ihrem „Parforceritt“ (INEX) durch die deutsche Geschichte von 1848ff. überall aufzuspüren glaubt? Und: was macht es so einzigartig böse? Wenn auf den Begriff gebracht werden soll, worin die vielbeschworenen Kontinuitäten bestehen, rekurriert INEX auf kulturhistorisch-mentalitätsgeschichtliche Topoi, die so unscharf sind, dass sie die Erkenntnis der deutschen Spezifik mehr verdecken, als sie aufzuklären. Das tritt eklatant zu Tage, wenn versucht wird, den Transformationsprozess von 1989 auf einen – „deutschen“ – Nenner zu bringen. In Abgrenzung zur ideologischen Phrase von der friedlichen Revolution könne man von diesen Prozessen „nur [als] von einer typisch ‚deutschen Revolution` wie von 1848 oder 1918 sprechen. Wenn Deutsche Revolutionen machen, setzt sich am Ende stets die reaktionäre Mehrheit gegen die Minderheit durch, die Befreiung und Emanzipation im Sinn hatte.“(S.7) Und warum ist das so? Fünf Seiten später bekommen wir die Antwort: „Hier [1989; J.K.] zeigte sich die Affinität mit einer apolitischen deutschen Kultur, die eine wie auch immer geartete Staatsräson solange mitträgt, wie diese den materiellen Zielen staatlicher Fürsorge glaubhaft Rechnung trägt.(…)“ Und so sei „[d]as unstillbare Verlangen nach Westgeld, Pornos und Bananen, das sich während der Ereignisse von 1989 Bahn brach und Diskussionen um politische Ziele jenseits einer westlich [!] geprägten Konsumgesellschaft [!!] in Abseits drängte“ (S.12) angeblich Ausdruck von Antikommunismus und besagter „apolitischer deutscher Kultur“. INEX bemüht hier wieder einmal das Ewig-Deutsche ohne den Nationalsozialismus zu erwähnen, mit dem gleichwohl durch Verwendung des einschlägigen Terminus „Deutsche Revolution“ (Carl Schmitt über die „Machtergreifung“) kokettiert wird. Bezieht man jedoch den NS in die Analyse mit ein, dann wird deutlich, wie wenig die dem Feuilleton abgeborgte Floskel einer „apolitischen deutschen Kultur“ dazu angetan ist, die wirkliche Deutsche Revolution von 1933ff. zu begreifen. Die „apolitische deutsche Kultur“ mag vielleicht das Biedermeier, die Romantik oder den Ästhetizismus erhellen; der Nationalsozialismus jedenfalls ist ihr gerades Gegenteil. Hätten sich die Deutschen 1933ff. mit Südfrüchten und Pornomagazinen auf ihre Datschen zurückgezogen, um dort ihr kleines Glück zu leben – die Welt hätte aufatmen können. Stattdessen übten sie sich im NS gerade in der antibürgerlichen totalen Politisierung aller Lebensbereiche, die den NS als Mobilisierung der Massen in Permanenz in besonderem Maße kennzeichnet. Dass die ostzonalen Enkel der Nazideutschen 50 Jahre später zum großen Teil in einen lethargischen Privatismus verfallen sind, gibt also keinen Anlass zur Panik und ist kein Zeichen eines gefährlichen „Deutschtums“, sondern vielmehr ein Grund zur Freude.
Das Beharren auf individuellen Bedürfnissen – Bananen, Pornos, Pauschalreisen – ist die antinationalsozialistische Verweigerung des Selbstopfers und die Grundbedingung für jeden Kommunismus. Diese Bedürfnisse mögen ihrem Inhalt nach vor dem Hintergrund des distinktionsbewussten Konsumstils postautonomer Kreise borniert erscheinen, gefährlich sind sie nicht. Wenn die INEX gegen diesen „schnöden Materialismus“ (Nazijargon) bzw. „Konsumismus“ (INEX) den reinen Citoyenstandpunkt (selbstlos Politik-Machen) in Anschlag bringen, dann ahnt man schon, dass hier mal wieder ein Kommunismus der Eisernen Reisschüssel in den Startlöchern steht.

Neben diesem offenbar verfehlten Versuch einer mentalitätsgeschichtlichen Begriffsbestimmung, bemüht INEX auch eine Reihe anderer Merkmale, Phänomene etc. von denen nicht klar ist, was an ihnen spezifisch deutsch sein soll. Hilflos werden einige Aspekte herangezogen, die aber allesamt einer empirischen Überprüfung gar nicht standhalten, z.B. der Etatismus (siehe oben). An einer anderen Stelle in der Broschüre, die ja immerhin angetreten war, die „Suggestion (…) Deutschland sei eine ganz normale aufgeklärte Nation“ (S.3) zu zerstören, versucht sich INEX etwa in einer ideologiekritischen Bestimmung der Meinungsfreiheit, die nur pro forma bestehe, de facto aber durch eine „Grenze des Sagbaren (…) abhängig von politischer Konjunktur, Region und Berufsfeld“(S.22) eine Begrenzung erfahre. Es folgen ein paar Beispiele aus Deutschland (André Holm etc.) von denen aber völlig unklar bleibt, was an ihnen – abgesehen von der offensichtlichen Tautologie: staatliche Repression in Deutschland = deutsche Staatsrepression – im emphatischen Sinne deutsch sein soll. Und wenn INEX andernorts Folgendes zu Papier bringt – – dann formulieren sie damit zwar eine berechtigte Kritik am funktionalistischen Ideologiebegriff von Ums Ganze aber kein Argument für die Spezifik des deutschen Nationalismus. Überall in Europa wird die eigene, „gewachsene“ Ethnonation gegen die als künstliches Bürokraten-Konstrukt verschriene EU in Stellung gebracht. Und man muss nur nach Ungarn, Russland oder Italien sehen, um zu sehen, welche mörderischen Folgen Ideologien wie der antisemitisch/xenophob/antiziganistisch aufgeladene Nationalismus auch dort zeitigen.(16) Vollends peinlich wird diese Suche nach dem Ewig-Deutschen im unsäglichen Flyer der Gruppe zum 8.Mai.(17) Zu dem dort vertretenen antideutschen Antiimperialismus hat Hannes Gießler bereits alles gesagt.(18)

Die Position von INEX schwankt also zwischen einem Abdriften in eine Nationalgeschichtsschreibung der etwas anderen, nämlich „kritischen“ Art, und der Rückkehr zur schlechten Allgemeinheit – die steht genau dann an, wenn einem nachgewiesen wird, dass mit leeren Gemeinplätzen wie „viel Staat“, Großmachtstreben, staatliche und gesellschaftliche Repression/Benachteiligung linksradikaler Kritikerinnen, Gewalt gegen Minderheiten usw. überhaupt nichts spezifisch „Deutsches“ erfasst wird. Dann aber reduziert sich das „Anti-Deutsche“ auf eine Frage der Perspektive und die Antideutschen sind eben die, die sich das – sympathische, aber zu abstrakte und daher falsche – Liebknechtsche Diktum(19) zu eigen gemacht haben, dass der „Hauptfeind im eigenen Land“ stehe. Und das heißt dann praktisch – und einmal postmodern gewendet – nicht mehr und nicht weniger als die Unterbreitung „ein[es] Angebot[s] (…) sich dem deutschen Nationalnarrativ bestehend aus Auslassungen und Umdeutungen, zu verweigern“(S.3) – also einem Diskurs über Deutschland einen anderen Diskurs über Deutschland entgegenzusetzen.

„Solidarität mit toten Juden“ – Clemens Nachtmann über eine Verfallsform des Antideutschtums

Um es einmal ganz deutlich zu formulieren: die größte Bedrohung für Juden und Jüdinnen heute ist nicht das Histotainment à la Guido Knopp und ein paar Tausend sächsische Familien beim Lichterfest in der Leipziger Innenstadt. Die größte Gefahr sind die Katjuscha- und Atomraketen von Nasrallah und Ahmadinedschad. Davon will INEX (wie auch Sinistra!(20) und ein Haufen anderer ähnlicher Gruppen) anscheinend nichts wissen. Es trifft daher auf sie zu, was Clemens Nachtmann bereits 2003 in einem Aufsatz, der zur Pflichtlektüre sich selbst antideutsch verstehender Gruppen gehören sollte, polemisch bemerkte: Und weiter heißt es dort über den Begriff „deutsch“, also den Gegenstand antideutscher Kritik: Ganz unabhängig davon, ob es möglich ist, auf diesem Wege in Analogie zur Marxschen Methode im Kapital einen „reinen Begriff von den Grundzügen der nachbürgerlichen Gesellschaft, von der negativen Aufhebung des Kapitals“(23) zu entwickeln, ob also Deutschland für den Begriff einer supponierten Gesellschaftsform namens „nachbürgerliche Gesellschaft“ eine vergleichbare „Klassizität“ aufweist, wie es England Marx zufolge für die kapitalistische Gesellschaftsform hatte: es bleibt für Kommunistinnen die von Nachtmann klar formulierte Aufgabe, nach Auschwitz eine Kritik zu formulieren, die sich sowohl gegen Staat/Nation/Kapital, als auch gegen die anhaltenden Versuche ihrer „negativen Aufhebung“ positioniert. Dabei gilt es zu erkennen, dass sich die relevanten Merkmale des Nationalsozialismus nicht raumzeitlich einhegen lassen, sondern als ein „der Wertvergesellschaftung notwendig eingeschriebenes und deswegen aktualisierbares Potential“ (S.45) verstanden werden müssen.(24) Ich werde an dieser Stelle keine Vergleiche von Islamismus und Nationalsozialsozialismus hinsichtlich ihrer Ideologie, bzw. der Form der Herrschaftsausübung vornehmen. All das ist sattsam bekannt(25), und wenn es dennoch mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit von INEX und Konsorten ignoriert wird, so liegt die Ursache einzig in einem liebgewonnenen Traditionalismus, der es sich in seiner Pose gegen Deutschland gemütlich gemacht hat und sein Engagement gegen Erika Steinbach & andere ideologische Fossilien allen Ernstes für einen Antifaschismus auf der Höhe der Zeit ausgibt. Denn die gerne herbeizitierte historische Lehre aus der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft lautet nicht „Nie wieder Krieg!“ und auch nicht einfach „Nie wieder Deutschland!“, sie lautet: „Nie wieder negative Aufhebung des Kapitals!“

Epilog Eins: Wer oder was sind „die Antideutschen“? Liest man die Debattenbeiträge aus dem Supergedenkjahr, dann fällt eines auf: alle haben eine Meinung zu „den Antideutschen“ und wissen genau, was man darunter zu verstehen habe. Ums Ganze hält sie für antiquiert und antikommunistisch, Hannes Gießler findet sie selbstherrlich und identitär und die INEX nennt sich selbst antideutsch, im oben skizzierten Sinne. Lustig ist daran, dass die Antinationalistinnen von Ums Ganze sich einen antideutschen Pappkameraden zurecht gemacht haben, von dem man zunächst geneigt ist zu glauben, dass er überhaupt keine Entsprechung in der Realität hat. Liest man dann die Texte der INEX, dann wirken diese, als seien sie geradezu dazu bestellt, um sämtliche seitens Ums Ganze behaupteten Unzulänglichkeiten der Antideutschen in extenso zu bestätigen. Um die Verwirrung zu komplettieren, fehlt nur noch Hannes Gießler, der allen bestätigt, dass man es bei den Resten der Post-Antifa ganz bestimmt mit „den Antideutschen“ zu tun habe und es daher höchste Zeit sei, sich vom „Antideutschtum“ endlich zu verabschieden. Mögen die anderen Beteiligten es auch nicht besser wissen, bei Hannes Gießler fällt es schwer, diese prompte Zustimmung zum gängigen Bild des „Antideutschen“ nicht als Ranküne zu interpretieren. Oder leidet er an Amnesie? Denn wie ist es sonst zu erklären, dass er, als ehemaliges Mitglied einer Antideutsch-Kommunistischen Gruppe nun glaubt, dass die unter dem Etikett „antideutsch“ firmierenden Gruppen und Einzelpersonen in ihren Positionen jederzeit identisch seien mit INEX & Co? Sein pauschalisierender Gebrauch des Wortes „antideutsch“ suggeriert genau die Existenz „der Antideutschen“ als Bewegungs-Monolith. Ein Beispiel mag hier genügen, um zu zeigen, wie sehr die Tatsachen dadurch verfälscht werden:
Gießler moniert in seinem in Rede stehenden Text „20 Jahre antideutsch-antifaschistischer Widerstand“ den Mangel an „historischer Urteilskraft“ bei „den Antideutschen“. Dieser Mangel mache es ihnen unmöglich, die Gefahren, die vom Islamismus und anderen zeitgenössischen antiindividualistischen Ideologien, Gießler nennt z.B. das Multitudekonzept von Hardt/Negri, ausgehen, zu erkennen und dementsprechend zum Hauptgegenstand ihrer Kritik zu machen. Ich frage mich ernsthaft, wie jemand, der vermutlich ein halbes Dutzend Jahrgänge der Bahamas gelesen hat, zu einer solchen grundfalschen Behauptung kommt. Denn nicht nur bei der Bahamas, die gemeinhin als „Zentralorgan der Antideutschen“(26) gehandelt wird, sondern auch in anderen, dem Autor wohlbekannten Publikationen etwa aus dem Umfeld des Wiener Café Critique wird eben das, was er einfordert, bereits seit Jahren praktiziert. Es besteht also keinerlei Veranlassung, eine Variation der Figur des „einsamen Kritikers“ zu geben(27), um eine Originalität zu hypostasieren, die nicht einmal der oberflächlichsten Überprüfung standhält. Wenn man sich von „den Antideutschen“ verabschieden möchte, dann sollte man sich nicht eines solchen unlauteren Taschenspielertricks bedienen, sondern sich an den avanciertesten Positionen abarbeiten, die unter diesem Etikett vorgebracht wurden. Dabei geht es nicht um die Proklamation des reinen homogenen Standpunkts, um eine Rettung des antideutschen Labels oder darum Gruppen wie INEX oder Sinistra! ihr „echtes Antideutschtum“ abzusprechen. Im Gegenteil: es geht darum, die von Gießler vorgenommene Homogenisierung „der Antideutschen“ zurückzuweisen, da sie die Heterogenität der von Antideutschen vertretenen Positionen leugnet, um sich auf Kosten der unterschlagenen Leistungen antideutscher Kritik als einsamer Mahner zu profilieren. An die Stelle einer sachlichen Auseinandersetzung mit dieser Heterogenität setzt sie ein diffuses Raunen, das kaum mehr als eine Fortführung der weitgehend kenntnisfreien Gerüchteproduktion über „die Antideutschen“ ist, wie sie in der Linken seit nunmehr zwei Jahrzehnten im Schwange ist.

Epilog Zwei: zu Hannes Gießlers „erträglichster aller machbaren Welten“ Wenn Hannes Gießler auch eine im Wesentlichen richtige Kritik an der Demonstration „Still not lovin` Germany“ übt, so blieb doch bei Vielen nach der Lektüre seines Textes ein schaler Nachgeschmack zurück. Dr. Benwey machte seinem Ärger sogar „mit Schaum vor dem Mund“ Luft, Hallenser Antifaschistinnen sekundierten und warfen Gießler kontrafaktisch „Deutschlandbegeisterung“ vor.(28) Auf zahlreichen Blogs im Internet ging es noch deftiger gegen den „gemäßigten Faschismus“ (Blogkommentar) des Autors zur Sache. Ich möchte mich hier abschließend noch kurz an einer immanenten Kritik versuchen, indem ich das eingehe, was man Gießlers Kritik der politischen Ökonomie des „real existierenden Sozialismus“ nennen könnte.

Über die ursprüngliche sozialistische Akkumulation 1917ff. heißt es bei ihm: „Während ihr kapitalistisches Vorbild mit dem Klassenverhältnis schließt, d.h. mit Enteigneten, die gezwungen sind ihre Arbeitskraft den Kapitalisten zu verkaufen, die über die Produktionsmittel verfügen, resultierte aus der ursprünglichen sozialistischen Akkumulation – beschönigend formuliert – die ‚Unterordnung der gesamten Arbeit (…) unter den wahrhaft demokratischen Staat, den Staat der Arbeiter- und Soldatendeputierten`“(29) Gießler nimmt sympathischerweise die Perspektive des Individuums ein und macht den Marxschen Begriff der doppelt freien Lohnarbeiterin zur differentia specifica zwischen den Resultaten der realsozialistischen und der kapitalistischen Variante der ursprünglichen Akkumulation. Gegen die unter antileninistischen Linkskommunisten weit verbreitete Charakterisierung des sowjetischen Modells als „Staatskapitalismus“ betont er daher das nicht-kapitalistische Wesen dieses Modells. Das Kriterium dafür bestehe eben darin, dass das Individuum im real existierenden Sozialismus vollständig in die „gesamtgesellschaftliche, nunmehr zentral geplante, Produktion eingetaktet wurde“ (ebd.), also in einer Staatsunmittelbarkeit stehe, die gerade eine der beiden Bestimmungen des doppelt freien Lohnarbeiters – „dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt“ (MEW 23: 183; vgl. 742) – suspendiere.

Zwang, Auslieferung, Enteignung – vor zwei Jahren fand Gießler trotz aller notwendiger Differenzierung noch die passenden Worte für die Negativität des Kapitalverhältnisses. Und heute? Hören wir uns an, was er uns anno 2009 über das Leben im Kapitalismus mitzuteilen beliebt: War der Kapitalismus vor zwei Jahren noch das geringere Übel, dem die Abschaffung der Klassengesellschaft als Ziel entgegengesetzt wurde, wusste Gießler damals noch um den Zwangscharakter der Lohnarbeit, die doch trotz aller Autonomiegewinne nur einen „Formwechsel der Knechtschaft“ (Marx) anzeigt, so wird heute die prekäre Lohnarbeitsexistenz, gekoppelt mit staatlicher Elendsverwaltung, euphemistisch als „ungeregeltes Arbeitsleben“ begrüßt. Hören wir nach dieser Feier des „ungeregelten Arbeitslebens“ noch einmal Marx zur Situation des Lohnarbeiters: „Der Schein seiner Unabhängigkeit wird durch den beständigen Wechsel der individuellen Lohnherrn und die fictio juris des Kontrakts aufrechterhalten“(MEW 23: 599) – was verdeckt, dass sein/ihr Gedeih und Verderb wenn schon nicht von der Willkür eines Feudalherrn, so doch von seiner „Hörigkeit“ (MEW 23: 603) gegenüber dem Kapital besteht, für dessen rastlose Verwertung er bei Strafe des Untergangs seine Lebenszeit opfern muss.(30)

In dem dualistischen Panorama, das Gießler entwirft, wird diese proletarische Existenz so unproblematisch wie Popsongs hören und andere nette Freizeitbeschäftigungen, die uns die kulturelle Liberalisierung glücklicherweise (das ist nicht ironisch gemeint!) beschert hat. Die kritische Negativität und die Perspektive der positiven Überwindung des Kapitalismus rückt an den Rand des alles dominierenden Gegensatzes von Zivilisation (= geldvermittelt-unbewusste Form der gesellschaftlichen Arbeit = Individualität = Kapitalismus) und Barbarei, Regression, repressiver Unmittelbarkeit in ihren verschiedenen, abgestuften Formen (Realsozialismus, NS, Islamismus, Antiglob-Ideologie usw.). Statt den Blick auf diese falsche Alternative zwischen schlecht und noch viel schlechter zu verengen, gilt es, mit dem Versprechen von Glück und Individualität, die der Kapitalismus zwar zweifelsohne hervorgebracht hat, deren Verwirklichung im Weltmaßstab er aber mit Notwendigkeit boykottiert, endlich ernst zu machen und das hieße nichts anderes als – Kommunismus.

Johannes Knauss

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"Der Kampf gegen die Juden ist international!": Das Bild zeigt einen orientalischen Fez mit Reichsadler und Totenkopf. Er war die offizielle Kopfbedeckung der bosnischen SS-EInheit "Handschar"

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Anmerkungen

(1) „Gegen Deutschland helfen keine Gedichte! Aufruf der Autonomen Antifa [f] und des AK Antifa Köln gegen die Einheitsfeierlichkeiten am 2. Oktober in Saarbrücken.“ Online unter: http://www.einheit-und-freiheit.de/texts/view/26 . Die folgenden Zitate von Ums Ganze (UG) entnehme ich, wo nicht anders gekennzeichnet, diesem Aufruf. Die Broschüre des Bündnisses namens „Staat, Weltmarkt und die Herrschaft der falschen Freiheit“ ist in manchen Aspekten differenzierter. Wenn ich mich dennoch auf den Aufruf konzentriere, so deshalb, weil hier die problemtische Tendenz krasser zu Tage tritt. Diese inhaltliche Zuspitzung ist auch der Form des Aufrufs geschuldet, mittels welcher Antifagruppen öffentlichkeitswirksam um das noch unentschiedene Fußvolk zu buhlen pflegen.

(2) Ums Ganze: Staat, Weltmarkt und die Herrschaft der falschen Freiheit, S.15.

(3) „Daher auf der Grundlage des kapitalistischen Produktionsprozesses dieses unzertrennliche Zusammenschmelzen der Gebrauchswerte, worin das Kapital in der Form von Produktionsmitteln existiert, dieser Dinge als Kapital, was ein bestimmtes gesellschaftliches Produktionsverhältnis ist, grade, wie innerhalb dieser Produktionsweise den in ihr Befangenen Produkt an und für sich als Ware gilt. Dies bildet die Basis für den Fetischismus der Politischen Oekonomen.“ Karl Marx: Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, Frankfurt 1969, S.11.

(4) Wer oder was in der hier besprochenen Debatte jeweils als „antideutsch“ firmierte, werde ich weiter unten anreißen.

(5) Vgl. dazu auch meine Rezension von Willy Huhns Buch „Der Etatismus der Sozialdemokratie“ in CEE IEH #161. (http://www.conne-island.de/nf/161/17.html)

(6) „Dieser beständige Kauf und Verkauf von Arbeitsvermögen (…) erscheint nur als vermittelnde Form seiner Unterjochung unter das Kapital(…). Es ist dies eine dieser Produktionsweise immanente Form der Vermittlung (…); aber es ist eine Form, die sich nur der Form nach von andern mehr direkten Formen der Knechtung der Arbeit (…) unterscheidet.“ (Marx: Resultate usw., S. 87).

(7) Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass es sich hierbei nicht um den alten Honoratiorennationalismus des 19. Jahrhunderts handelte, der es etwa auf den französischen Erbfeind abgesehen hat; so will es aber wiederum die beliebte linke Analogisierung von WK1 & WK2, Preußen & Nationalsozialismus mittels Begriffen wie „Imperialismus“, „Militarismus“ etc.. Vgl. dazu jetzt Jan Gerber/Anja Worm: Die Legende vom „anderen Deutschland“. Vorwort. In: Curt Geyer u.a.: Fight for Freedom. Die Legende vom „anderen Deutschland“. Freiburg 2009.

(8) Vgl. Klaus Holz` Überlegungen zum „Juden“ als Figur des „Dritten“. Vgl. ders.: Gemeinschaft und Identität. Über den Zusammenhang nationaler und antisemitischer Semantiken. In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 23, 1998.

(9) Vgl. Stefan Breuer: Nationalismus und Faschismus. Frankreich, Italien und Deutschland im Vergleich. Darmstadt 2005, S. 178ff. Von Hitler ist ganz in diesem Sinne folgender Ausspruch überliefert: „Eine Rasse sind wir nicht, eine Rasse müssen wir erst werden“.

(10) Hier wäre es interessant, analog dazu der Frage nach einer veränderten Rolle der bürgerlichen Kleinfamilie im NS nachzugehen und die Bedeutung der Theorie/Praxis der Eugenik sowohl hinsichtlich der Nation, als auch hinsichtlich der Familie zu diskutieren, was ich aber nicht leisten kann.

(11) Sinistra!: Ich kann die Auschwitzscheiße nicht mehr hören…Wie Autonome Antinationalisten den Schlussstrich unter die deutsche Geschichte ziehen wollen. Online unter: http://sinistra.copyriot.com/?p=547

(12) Hannes Gießler: 20 Jahre antideutsch-antifaschistischer Widerstandskampf. Zu „Still not lovin` Germany“. In: CEE IEH #169. (http://www.conne-island.de/nf/169/29.html)

(13) Ich werde im Folgenden aus Texten von INEX (http://inex.blogsport.de) zitieren, vor allem, weil diese Gruppe mit Abstand am meisten veröffentlicht hat. Der Demoaufruf ist aber in vielen Aspekten sehr ähnlich.

(14) Die folgenden kursiven Zitate im Text stammen alle aus der INEX-Broschüre „Nie wieder Revolution für Deutschland“. Sie ist hier zum Download erhältlich: http://inex.blogsport.de/2009/10/03/nie-wieder-revolution-fuer-deutschland-unserstatement-zum-gedenkjahr/

(15) INEX: Deutschland lieben. In: Jungle World 44/2009 (http://jungle-world.com/artikel/2009/44/39686.html).

(16) Damit ist nicht in Abrede gestellt, dass dies a) ein Problem ist, das praktisches Engagement unbedingt notwendig macht, b) ein Zusammenhang zwischen ideologisch motivierter Gewalt und den Wendeereignissen besteht, c) quantitative Studien Deutschland möglicherweise als Extrembeispiel, mit Sicherheit jedoch nicht als inkommensurable Einzigartigkeit in Sachen gewalttätiger Fremdenhass ausweist.

(17) Dokumentiert in CEE IEH #166. (http://www.conne-island.de/nf/166/20.html)

(18) In CEE IEH # 96 (http://www.conne-island.de/nf/96/19.html) & #169 (http://www.conne-island.de/nf/169/29.html). Auch Bruno hat den Flyer in CEE IEH #169 kritisiert (http://www.conne-island.de/nf/169/28.html).

(19) Vgl. dazu den Text des – seinerzeit noch antideutschen? – Hannes Gießler in CEE IEH #133 (http://www.conne-island.de/nf/133/3.html).

(20) Vgl. programmatisch: Sinistra!:„Der Hauptfeind ist Deutschland“ in Phase 2.26 (http://phase2.nadir.org/index.php?artikel=521).

(21) Clemens Nachtmann: Krisenbewältigung ohne Ende. Über die negative Aufhebung des Kapitals. In: Stefan Grigat (Hg.): Transformation des Postnazismus. Freiburg 2003, S. 42.

(22) Ebd., S. 44.

(23) Ebd., S. 65.

(24) Zum Zusammenhang des antisemitischen Antikapitalismus, der als Leitideologie dieser „negativen Aufhebung“ – in den Begriffen der Revolutionstheorie ausgedrückt – den „subjektiven Faktor“ gibt, mit den verschiedenen Fetischformen vgl. folgende konzise Skizze: „Welchen Beitrag kann die ‚Kritik der politischen Ökonomie` zur Erklärung des NS-Antikapitalismus leisten?“ Online unter: http://theoriepraxislokal.org/NS/akph_kdpoe.php

(25) Vgl. z.B. für Gemeinsamkeiten und Unterschiede Gerhard Scheit: Der Wahn vom Weltsouverän. Freiburg 2009, S. 207ff. Noch einfacher: man lese die ausführliche Rezension zu Matthias Küntzels aktuellem Iran-Buch in dieser Ausgabe (http://www.conne-island.de/nf/172/16.html).

(26) Z.B. jüngst von Doris Akrap in der taz vom 9.12.2009 (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/wie-halten-wirs-mit-israel-genossen/). Da verschlägt es auch nicht, dass die Bahamas sich vor einigen Monate ohne nennenswerte Begründung selbst vom Label „antideutsch“ verabschiedet hat, was natürlich an ihrer Wahrnehmung als „antideutsch“ nichts ändern wird.

(27) Verschiedene Personen aus dem Umfeld der Leipziger Gruppe in Gründung (GiG), meinen, einen speziellen Habitus „des Antideutschen“ herausgearbeitet haben, den sie mit dem Ausdruck des „einsamen Theoretikers/Kritikers“ fassen wollen. So schreibt etwa Sebastian Voigt, dass die so genannte antideutsche Ideologiekritik „doch nur einen Manichäismus [reproduziert], der für abwägende, differenzierende Reflexionen keinen Platz lässt“ (Sebastian Voigt u.a.: Immer nur dagegen. In: Jungle World 17/2009; http://jungle-world.com/artikel/2009/17/34189.html). Anscheinend geht das auch mit anti-antideutschen Positionen.

(28) Dr. Benwey: Mit Schaum vorm Mund. In: CEE IEH #170 (http://www.conne-island.de/nf/170/34.html); AG no tears for krauts/AG antifa halle: 20 Jahre Antifa – Still not loving reality. Online unter: http://nokrauts.antifa.net/

(29) Hannes Gießler: Umgebessert, Eingetaktet. In: Jungle World 47/2007 (http://jungle-world.com/artikel/2007/47/20755.html). Das Zitat im Zitat stammt aus Lenins Schrift „Staat und Revolution“.

(30) Es geht mir hier natürlich nicht um Hannes Gießlers persönliche Erwerbssituation, sondern um die allgemeine Stellung des Proletariats in der kapitalistischen Gesellschaft.

21.12.2009
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