Offene Springquellen des Reichtums
Open Source ist not communism because it doesnt force people.
Eric S. Raymond
Es dürfte jedem intuitiv klar sein, dass mit der Entwicklung und globalen
Ausdehnung des Internets sich nicht unwesentliche Veränderungen in den
Verkehrsformen des Kapitalismus ergeben haben. Mit der
Digitalisierung
der Welt ergab sich, nach der sog. Ursprünglichen Akkumulation
(Marx), ein erneuter Kampf um die Frage des Eigentums, präziser: des so
genannten geistigen Eigentums. Patent- und Urheberrechte, die ihren Ursprung
bereits im Vierzehnten Jahrhundert hatten
(1), gewannen Ende des Zwanzigsten
Jahrhundert eine neue Qualität, da diese im Verteilungskampf der New
Economy nun auch auf Software, ja sogar auf Algorithmen
(2) angewendet wurden.
Wie wesentlich die Digitalisierung für basale Kategorien des Kapitalismus
Eigentum, Produktionsmittel, Ware, Arbeit, etc. tatsächlich
sind, soll an dem vermeintlich antikapitalistischen Gegenpol der kommerziellen
Software, der FOSS, analysiert werden.
Ein kurzer Exkurs zur Unterscheidung von Open Source und Freier Software
Das Akronym FOSS steht für Free and Open-Source Software und wird von den
meisten Anhängern dieser community
(3) als Hilfsbegriff genutzt, um
das zusammenzufassen, was streng genommen nicht zusammen gehört. Wie es
vielen Bewegungslinken nur um eine starke oder vereinigte Linke geht (ob nun
Marxist oder Anarchist, dieser Nebenwiderspruch steht hinten an) , ist
auch den meisten Computer-Nerds diese Unterscheidung egal, den
Theoretikern
(4) dieser Gemeinschaft hingegen gar nicht.
Frei in Freie Software bedeutet per Definition nicht, dass sie gratis
ist, sondern spezifische Freiheiten in ihr respektive ihrer Lizenzierung
liegen.
(5)
Das beinhaltet die Freiheiten, (1) das Programm für jeden Zweck zu nutzen,
(2) so viele Kopien anzufertigen, wie man will (und diese auch zu verteilen,
wie man will), (3) es an seine Zwecke nach Belieben anzupassen sowie (4) es zu
verbessern und es mit diesen Verbesserungen erneut zu veröffentlichen. Die
letzten beiden Freiheiten sind an die Bedingung geknüpft, dass der
Quellcode des Programms offen liegt (
Open Source), d.h. nicht nur in
Maschinensprache (kompiliert) vorliegt, sondern auch in Programmiersprache zur
Verfügung steht, da ein kompiliertes Programm nicht mehr verändert
werden kann.
Diese Freiheiten sollen durch das so genannte Copyleft, als Antipode zum
Copyright, gewährleistet werden. Letzteres wird auf dessen eigener
Grundlage außer Kraft gesetzt. Denn das Copyleft ist formell nichts
anderes als eine Art des Copyrights, das besagt, dass jedes Programm (oder
weiter gefasst: jedes Wissen), welches unter dem Copyleft steht, bei dessen
Benutzung und Weiterverbreitung keinen Restriktionen unterliegen darf, die die
oben genannten Freiheiten beschneiden. Explizit wird allerdings erwähnt,
daß es ebenso die Freiheit beinhaltet, dafür Geld zu verlangen. Was
im englischen Original euphemistisch
fee im Sinne von Gebühr
genannt wird aber ironischerweise auch für ein vererbbares Recht an
Eigentum stehen kann. Worin danach der beschworene Unterschied ums Ganze
bestehen soll, der Copyleft von Copyright unterscheidet, bleibt unklar (zur
Eigentumsproblematik weiter unten).
Es wird behauptet, die spezifische Unterscheidung zwischen Freier Software (FS)
und Open Source (OS) sei eigentlich nur eine terminologische bzw. semantische.
Sie zog dennoch zahlreiche Debatten, Änderungen und Spaltungen der
Szene nach sich und scheidet sich implizit am Verständnis von
Kapitalismus und Staat. Geht es der FS tendenziell um eine Wirtschaftsethik,
steht OS für ein Maximum an (ökonomischer) Freiheit. Eric S. Raymond,
ein Pionier der Linux-Szene, schlug die Änderung in den Begriff Open
Source 1998 mit der Begründung vor, dass Free in Free Software, wie
oben erwähnt, doppeldeutig sei. Dies würde die Wirtschaft verprellen,
denen das Label gratis unheimlich sein müsse. Auf diese Weise
hindere die Terminologie die Bewegung daran, Mainstream zu werden.
(6)
Diese Forderungen forcierten die Trennung der Szene. Richard Stallmann, der
Erfinder der General Public License (GPL), der ersten Copyleft-Lizenz, lehnte
die Namensänderung ab, weil damit der Bezug zu dem Wert Freiheit und
letztendlich zur dessen ethischen Zielen der Bewegung verlorengehe.
(7)
Hierbei verstricken sich beide in die typischen Widersprüche liberaler
politischer Theorie: Der Markt regelt alles. Tut er es nicht, ist er entweder
nicht frei genug (OS) oder muß durch eine Prise Etatismus Regeln
unterworfen werden, die Freiheit von oben verordnen, um so das Copyleft zu
gewähren (FS).
Während die FS im Verlaufe der Jahre eine
authentische
Splittergruppe blieb und marginal wie eh und je dasteht, ist OS
state of the
art unter bewussten Computernutzern und findet auch weite Verbreitung
jenseits der Nerds: Open Office und Firefox sind mittlerweile jedem ein
Begriff.
Wo sich FS und OS dann doch wieder treffen ähnlich verfeindeten
linken Gruppierungen, die sich immer auf den Anti-Nazi-Nullkonsens einigen
können ist die Verdammung proprietärer Software.
(8)
Open Source vs. Kapitalismus
Die Form des kooperierenden, freien und selbstbestimmten Arbeitens, aus
der Open-Source Software entsteht, hat auch viele Linke angezogen liegt
die Verknüpfung zu einer freien Assoziation von Menschen doch nahe.
(9)
Zumeist aber leider aus einem ressentimentgeladenen Antikapitalismus heraus. So
wird z.B. aus reiner Opposition zu Microsoft, halluziniert als virtuelle
Inkarnation des Bösen, das offene Betriebssystem Linux gewählt.
Natürlich gibt es ebenso viele vernünftige Gründe für diese
Wahl nicht zuletzt, kein Geld für etwas ausgeben zu wollen, was man
auch umsonst haben kann. Aber wenn man sich die Quantität und
Qualität des Hasses betrachtet, die Microsoft resp. Bill Gates, als die
Personifikation Microsofts, entgegenschlägt, liegt die Vermutung nahe,
dass es sich allzu oft bei der Begründung für die Nutzung eines
alternativen Betriebssystems eher um Rationalisierung denn um Ratio handelt.
Wie antikapitalistisch ist Open Source also wirklich?
(10)
Kapitalistische Verwertung benötigt Knappheit und einen Tauschwert. Beides
ist bei OS Software der Form und dem Zweck nach nicht gegeben; das meint, sie
kann und darf so oft kopiert werden, wie es beliebt und ist zumeist gratis
erhältlich sie wird lediglich weitergegeben, nicht getauscht.
Auf der Seite der Programmierer sieht es also so aus, als würden sie durch
ihre Tätigkeit reinen Gebrauchswert produzieren. Sie orientieren sich nur
an den tatsächlichen Bedürfnissen, seien es ihre eigenen (um ein
Programm für eines ihrer Probleme zu produzieren bzw. ein vorhandenes
anzupassen), oder, aus Spaß am Programmieren, die der anderen
somit wäre es keine Arbeit im eigentlichen bzw. marxschen Sinne. So
zumindest die landläufige Vorstellung.
Dabei lässt sich das Gegenteil Behaupten: Der Programmierer ist
mustergültig für die moderne Entgrenzung der Arbeit. Nirgendwo
wird selbstmotivierter die Trennung von Arbeit und Freizeit negativ aufgehoben.
Die meisten Programmierer des OS gehen dieser Tätigkeit nicht nur in ihrer
Freizeit als Hobby nach oder in ihrer Arbeitszeit als Beruf, sondern
beides.
(11)
Zum einen sind die Haupt-Programmierer großer OS-Projekte (z.B.
großer Linux-Distributionen wie SuSE oder Ubuntu) hauptsächlich von
ihren Firmen dazu abgestellt; entweder, da die Firmen eigene Zwecke
berücksichtigt wissen wollen, oder schlicht um den Monopolcharakter von
Microsoft durch eine Alternative zu schwächen. Zum anderen gehen dieselben
Programmierer der Tätigkeit auch jenseits ihrer Arbeitszeit unbezahlt
nach.
Gerade durch die als Vorteil angepriesene, spezifische Eigenschaft des
digitalen Gutes, nämlich die beliebige Replizierbarkeit, kann OS Software
mit einem unlimitierten Rohstoff (wie Luft oder Sonne) verglichen werden, und
in dieser Form wird sie auch in vielen Firmen als Produktionsmittel eingesetzt.
Dies erhöht nun im Vergleich zu Firmen, die für die gleichen Zwecke
proprietäre Software einsetzen, die Profitrate.
(12) Obschon also an sich die
gesamte moderne Informationstechnologie menschliche Tätigkeit ungleich
erleichtert, greift hier die Dynamik, die Marx bereits 1867 im Kapital
beschrieben hat:
Da also die Maschinerie an sich betrachtet die Arbeitszeit verkürzt,
während sie kapitalistisch angewandt den Arbeitstag verlängert, an
sich die Arbeit erleichtert, kapitalistisch angewandt ihre Intensität
steigert, an sich ein Sieg des Menschen über die Naturkraft ist,
kapitalistisch angewandt den Menschen durch die Naturkraft unterjocht, an sich
den Reichtum des Produzenten vermehrt, kapitalistisch angewandt ihn
verpaupert...(13)
Nicht genug, dass Open Source als eine Art Rohstoff der Verwertung auf die
Sprünge hilft, sie selbst kann man durch die massenweise unentlohnte
Arbeit, die in ihr steckt, auch als Objekt der Verwertung bezeichnen
ohne dass vorher Kapital für sie aufgewendet werden musste. Völlig im
Einverständnis mit den liberalen Pionieren der Open-Source-Bewegung, ist
sie, für sich genommen, auch ein riesiger Markt und damit alles andere als
antikapitalistisch. Wie oben bereits erwähnt, wird die Software
selbst üblicherweise umsonst angeboten, aber es finden sich Unmengen an
direkt angegliederten Verwertungsformen und -möglichkeiten:
Proprietäre Software, die die freie
besser laufen lässt
(14),
Support, Schulungen, Beratung und Wartung der Systeme, Datenträger (auf
denen sich genau das befindet, was man auch kostenlos herunterladen kann), die
herkömmlich im Handel vertrieben werden, ergänzt um
(Hand-)Bücher usw. usf.
Virtuelle Materie
Denoch stellt OS für bürgerliche Wissenschaft eine Art
Anomalie
(15) dar und hat somit zumindest einen Doppelcharakter: Wegen der
oben erläuterten Sachverhalte fügt es sich allzu gut in
kapitalistische Verkehrsformen ein, aber die Art der kooperativen
Tätigkeit und Distribution passt nicht in gängige, bürgerliche
Vorstellungen bzw. Theorien von produktiver Arbeit und Eigentum.
Es springt einem geradezu ins Auge, dass die
virtuellen
Eigentumsverhältnisse mit denen der
materiellen Welt kollidieren.
Weil digitales Eigentum der Bestimmung nach nur Wissen/Information sein kann,
entspricht das der Debatte um öffentliche und private Güter, die bei
digitalen Gütern seit der globalen Ausdehnung der Computernetzwerke in
einer neuen Qualität vorliegt. Offensichtlich ist, dass diese beiden
Sphären kollidieren müssen, weil sie so getrennt nicht sind.
(16) Nicht
ganz so offensichtlich ist, dass sie auch kollidieren, weil bürgerliche
Eigentumskonstruktionen und -legitimationen, wie sie ideologisch lange
funktionierten, bei immateriellen Gütern im Allgemeinen und beim Internet
im Speziellen an ihre Grenzen stoßen. Das herkömmliche Prinzip der
Eigentumssicherung wird angewandt, aber ist nur schwer durchzusetzen:
Mit verschiedenen Maßnahmen auf der Ebene der Legislative, der
Technik und der Ideologie sollen Datenströme als geistiges Eigentum
funktional gemacht werden (d.h. geschützt, abgrenzbar, anerkannt).(17)
Auf Ebene der Legislative wäre z.B. die Urheberrechtsrichtlinie der
EU zu nennen, die 2001 verabschiedet wurde. Technisch versucht man der Lage
Herr zu werden, indem verschiedene Kopierschutzmechanismen auf
Datenträgern wie CDs und DVDs zum Einsatz kommen.
(18) Und ideologisch wird
daran gearbeitet, ein Unrechtsbewusstsein für das Raubkopieren
herzustellen.
(19)
In der bürgerlichen Vorstellung wird Eigentum als Naturgesetz doppelt
fetischisiert: Auf Ebene des Staates als vor- bzw. überstaatliches
Recht
(20), bzw. ist es als Allgemeines Menschenrecht kodifiziert.
(21) Auf Ebene
des Kapitals, bzw. der von seinen theoretischen Agenten, BWL und VWL, ist es
eine Grundbedingung, will man miteinander tauschen, resp. will man
überhaupt produzieren. Gemäß der Anthropologie der beiden
Fächer bedarf es nämlich Anreize, denn Fleiß, Kreativität
und Innovation gibt es dementsprechend nur mit privater Verfügungsgewalt,
da der Mensch ja ein nutzenmaximierendes Tier sei. D.h. seine Selbstsucht
treibe ihn nachgerade dazu, Sachen nur zu produzieren, wenn er sie danach auch
behalten darf. Dass diese Vorstellungen, die auf John Locke als Theoretiker des
Eigentums zurückgehen, sich mit den Praktiken der FOSS-Bewegung nicht
decken, ist offensichtlich.
Wie kommen die Ergebnisse und Produkte der FOSS-Bewegung (die immerhin so
kreativ und innovativ sind, dass sie sich für diverse kapitalistische
Zwecke eignen) überhaupt zustande, wenn doch kein Anreiz im Sinne der
Theorie vorlag?
Aus der Keimform der Commonismus
Ob die moderne Technik der Menscheit schließlich zum Heil oder
Unheil gereicht, das liegt nicht an den Technikern, nicht einmal an der Technik
selber, sondern an dem Gebrauch, den die Gesellschaft von ihr macht. Dieser
Gebrauch ist keine Sache des guten oder bösen Willens, sondern hängt
ab von der objektiven gesamtgesellschaftlichen Struktur.(22)
Da sich hinsichtlich der Verwertung von FOSS zumindest an der Oberfläche
Widersprüche ergeben und, wie gezeigt, Eigentumsverhältnisse durch
das Copyleft zum Teil ausgehebelt sind und bürgerlichen Vorstellungen von
Eigentum widersprechen, sehen einige Theoretiker in dieser Art der Produktion
nicht nur einen Vorschein, nein, sogar eine Keimform
(23) des Kommunismus.
Im Programmierer bzw. in der sich selbst beweihräuchernden
community wird das neue revolutionäre Subjekt erkannt. Hier
verkehrt sich wiederum ein angepriesener Vorteil in einen Nachteil: Für
den offenen Quellcode interessieren sich nur eine Handvoll Menschen. Wer
besitzt schon Motivation und Kenntnis, sich Software seinen Zwecken
entsprechend umzuprogrammieren?
Entgegen der Intention der ursprünglichen Entwickler die sich trotz
der Spaltung nicht nur in ihrer Ablehnung der proprietären Software einig
sind, sondern auch in ihrem Antikommunismus soll die vorbildhaft
kooperative Produktionsweise von FOSS dennoch dazu geeignet sein, auch aus sich
selbst heraus, wie eine Art revolutionärer Motor, in den Kommunismus zu
führen. Es handelt sich dabei im Kern um eine weitere
causa
sui-Theorie der Produktivkräfte, wie Marx sie noch im Vorwort
Zur Kritik der politischen Ökonomie beschreibt:
Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen
Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen
Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck
dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich
bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen
diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche
sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen
Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder
rascher um.(24)
Notwendig mitgeschleppt wird dabei das Basis-Überbau-Theorem, demzufolge
nach der Veränderung der ökonomischen Basis, sich nach und nach auch
alle anderen gesellschaftlichen Bereiche (Jurisprudenz, Politik, Religion)
verändern werden.
(25) Dabei werden verschiedene Dinge völlig
ausgeblendet: Die gesellschaftliche Verwobenheit der neu entdeckten
revolutionären Subjekte, als auch die Verwobenheit des Motors an sich, der
FOSS, im Kapitalismus. Bis auf den utopistischen Hinweis wovon in es in
dieser Theorie genug gibt, da sie im Kern utopistische Sozialtechnik ist
(26)
, dass das alles im
commonismus(27) verschwinden werde, fehlt in
diesen theoretischen Vorstellungen sämtliche Analyse der Geltung von
Ideologie und Fetisch.
Auch wird das Verhältnis von Immateriellen und Materiellen
Produktionsgütern nur unzureichend reflektiert. Man tut so, als
könnte Ubuntu nun ganz Afrika aus seinem Elend helfen. Aber auf welchen
PCs soll das Betriebssystem denn installiert werden? Und mit welchem
Internetanschluss heruntergeladen? Wer hier hauptsächlich miteinander
kooperiert, sind weiße, männliche
(28) Informatiker in den
Industrienationen, die nur die Möglichkeit dazu haben, da sie ihren
Lebensunterhalt durch eben diese Kooperation von Firmen bezahlt bekommen im
Rahmen ihrer Lohnarbeit als Programmierer, ihn anderweitig sichern können
oder als Studenten alimentiert werden, und deshalb Zeit haben, es als
Selbstzweck und aus Spaß zu betreiben.
Das ist zwar sympathisch und kann auch als Beispiel dienen, wozu der angeblich
so selbstsüchtige Mensch fähig ist, wenn er von unmittelbarer
Überlebensnot halbwegs emanzipiert ist
(29), aber auch nicht mehr.
Abe
Literatur:
- Adorno, Theodor W. (1997): Humanismus und Technik, in: Gesammelte Schriften
20.1, 310 - 317.
- Gröndahl, Boris (2002): Die Tragedy of the Anti-Commons. Kapitalistische
Eigentumskritik im Patentwesen, in:
Prokla 126, 32. Jg., 89-101.
- Kuhn, Thomas (1962): Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen,
Frankfurt/M.
- Marx, Karl (1858): Zur Kritik der politischen Ökonomie, in: MEW 13.
Berlin 1961.
- Marx, Karl (1867): Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster
Band, in: MEW 23. Berlin 1989.
- Nuss, Sabine, 2002: Download ist Diebstahl? Eigentum in einer digitalen Welt,
in:
Prokla 126, 32. Jg., 11-36.
- Nuss, Sabine/Heinrich, Michael (2001): Warum Freie Software dem Kapitalismus
nichts anhaben kann, in:
Streifzüge 1/2002, S.39-43.
- Paschukanis, Eugen (2003): Allgemeine Rechtslehre und Marxismus. Versuch
einer Kritik der juristischen Grundbegriffe.
- Winzerling, Werner (2002): Linux und die Freie Software. Eine
Entmystifizierung, in:
Prokla 126, 32. Jg., 37-55.
Anmerkungen
(1) Als erste Patente/Urheberrechte werden die Praxis von Königen,
Landherren etc. gewertet, Handwerkern das Monopol über die Benutzung ihrer
Erfindungen zu erteilen. Für einen Abriss der Geschichte des Patents vgl.
Gröhndahl (2002)
(2) Ein Algorithmus ist in der Erstellung von Software ein genau definierter
Handlungsschritt oder ein genau definiertes Lösungsverfahren. Bei der
Programmierung des Quellcodes verwendet jedes noch so kleine Programm
Algorithmen.
(3) community ist eine gängige Bezeichnung einer
Internetgemeinschaft, wie z.B. für die Gesamtheit der Nutzer eines Forums.
Im Falle der FOSS wird der Begriff ideologischer, als Eigenbezeichnung im Sinne
eines homogenen Kollektivs, verwendet.
(4) Die theoretischen Werke rund um FOSS-Protagonisten sind kaum als solche zu
bezeichnen. Vgl. z.B. die Abhandlung Why I Am An Anarchist von Eric
Raymond, in der auf zwei Seiten die Notwendigkeit des Anarchismus (im Sinne
eines Anarcho-Kapitalismus, ergo Libertarismus als pure Variante des
Liberalismus) aus dem NS abgeleitet wird:
http://catb.org/~esr/writings/anarchist.html. Obschon man dazu geneigt ist,
anzunehmen, die Texte der Protagonisten seien auf ihrem
Terrain, der
Informationstechnologie, elaborierter, irrt man. Sie sind zumeist als FAQs oder
HOWTOs verfasst. Ganz ihrer Profession verschrieben, bieten sie Wissen so
verdinglicht wie nur möglich dar.
(5) ...think of free as in free speech, not as in free
beer., aus der
Free Software Definition,
http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.html;
de facto ist aber die meiste Freie
Software im doppelten Sinne frei, ergo auch kosten
frei.
(6) Vgl. Raymond, E.S.: Goodbye, free software; hello open
source, online unter
http://catb.org/~esr/open-source.html
(7) Vgl. Stallmann, R.: Why free software is better than open
source, online unter
http://www.gnu.org/philosophy/free-software-for-freedom.html
(8) Proprietäre Software ist sozusagen das Gegenstück zur FOSS, also
geschlossene, unfreie Software.
(9) Als Schlagwort sei hier nur
Commonismus genannt, dazu mehr weiter
unten.
(10) Die folgenden Überlegungen sind hauptsächlich dem acht Jahre
alten Text Freie Software und Kapitalismus von Nuss/Heinrich (2001)
entnommen, der aber, trotz der Schnelllebigkeit der Computerindustrie, nichts
an Aktualität verloren hat.
(11) Vgl. Nuss (2002): S. 27.
(12) Das soll nur kapital-logisch darlegen, dass sich OS nicht prinzipiell der
Verwertung entzieht. Denn eigentlich sollte diese Eigenschaft dazu führen,
dass jeder diesen Rohstoff gleichermaßen verwendet und er somit keine
Rolle für das Verhältnis von Wert und Profit spielt. In Realität
verhält es sich komplexer, aber nicht weniger kapitalistisch. Vgl. dazu
die Ausführungen von Winzerling (2002).
(13) Marx (1867), S. 465.
(14) Am Beispiel Linux: Da es aus Sicht eines durchschnittlichen
Windows-Wechslers nicht intuitiv zugänglich erscheint, wurde viel
proprietäre Software zur Behebung dieses Mangels entwickelt, wie
z.B. die Druckertreiber Turboprint, Vgl.:
http://www.turboprint.de
(15) Vgl. Kuhn (1962).
(16) Software und digitale Informationen benötigen natürlich auch immer
Hardware, über die sie laufen. Somit schweben erstere nicht einfach im
leeren Raum, sondern haben eine materielle Entsprechung.
(17) Nuss (2002): Download ist Diebstahl? Eigentum in einer digitalen Welt.
(18) Als simpelste, aber auch erfolgreichste Maßnahme könnte man die
Codierung von DVDs nach ihrem Herkunftsland bezeichnen. So ist es nicht ohne
Weiteres möglich, eine amerikanische DVD auf einem deutschen Player bzw.
Laufwerk abzuspielen.
(19) Vgl. die betroffene Angela Merkel:
http://www.youtube.com/watch?v=ajlggEjlUk8
(zuletzt aufgerufen: 16.11.09).
(20) Vgl. die Begründung zum Urteil zum Art. 14 GG, BGHZ 6: Eigentum wird
... von staatlicher Rechtssetzung unabhängige Geltung...
zugeschrieben.
(21) Was wiederum mit dem Menschenrecht auf freien Zugang zu Wissen und
Information kollidiert. Zur Kritik des bürgerlichen Eigentums vgl. Marx
(1867): 22. Kapitel.
(22) Adorno (1997), S. 316.
(23) Vgl. z.B. die Texte auf
http://www.oekonux.de
(24) Marx (1859), S. 8.
(25) Gegen das Basis-Überbau-Theorem vgl. Paschukanis (2003).
(26) Zu Revolution und Sozialtechnik vgl. das Interview mit Gerhard Stapelfeldt
in diesem Heft.
(27) commonismus ist ein Synonym für Kommunismus, nur bereinigt um
die Vergangenheit dieses Begriffs und gleichzeitig erweitert um die moderne
community als Peer-Ökonomie, vgl. Sieben Thesen zum
commonismus, online unter
http://www.oekonux.de/liste/archive/msg12751.html
(zuletzt aufgerufen: 16.11.09).
(28) Vgl. Meyer, S.: Reclaim Linux!, online unter:
http://www.reflect-online.org/index.php?id=316
(29) Und nicht umgekehrt, wie es gerne im Marxismus-Leninismus behauptet wird,
das Elend Auslöser und Antrieb zur Emanzipation sein soll.