Deutschsprachiger HipHop bzw. Rap als musikalische Form bewegt sich zur Zeit
sehr oft im Kreis. Oft beschränkt sich das Verständnis entweder auf
das Repräsentieren des harten Straßenalltags, dem Geschäft mit
Drogen, „leichten Mädchen“ und Gewalt, oder auf das einfache Spiel
mit Worten und amüsanten Phrasen in Battletracks. Was allerdings die
Protagonisten im „Untergrund“ angeht, so sind deren musikalische
Zielrichtungen weitaus vielschichtiger. Sieht man jetzt mal von
Größen wie Curse, Dendemann oder Blumentopf ab,
hört man hier nur noch Rap, der an sich selbst inhaltlichen, vielleicht
sogar lyrischen Anspruch stellt. Leider scheint es so, als ob man mit dem Kauf
seiner ersten Baggy automatisch zum Rapper wird und somit es täglich
schwerer wird, aus der Flut an Releases noch das Beste zu picken.
Im Falle von Spoken View, Funkviertel und Snuffpro (letzteres in
Leipzig ansässig) haben es endlich Künstler geschafft, durch die
Kombination ihrer Label-Arbeit zumindest erstmal einen Fuß in die
Deutschrap-Tür zu bekommen. Die „Kuck Hear“-Tour ist dabei das erste
gemeinschaftliche Projekt und soll nicht das Letzte bleiben.
Spoken View schickt dabei mit Damion Davis, Sir Serch, Mr. Mick und
eigentlich auch DJ V.Reater gleich vier bühnenerfahrene Berliner
ins Rennen. Zur Zeit arbeitet man mächtig an der Promo für Damion und
Mr. Micks Alben, und zu sehen war bereits ein gemeinsames Video „Kuck
Hear“ bei MTV Urban, der zur Zeit einzigen HipHop-affinen Sendung im deutschen
Fernsehen. Dort bezeichnete man die Musik als eine Mischung aus Beasty Boys
und Blumentopf, was den Nagel nur knapp verfehlt. Damion Davis machte sich
aber nicht nur als Musiker einen Namen, sondern übernahm vergangenes Jahr
eine der beiden Hauptrollen im deutschen Graffitifilm „Wholetrain“.
Den etwas übersichtlicheren Block stellen das Berliner Label Funkviertel
und Snuffpro – deren Projekt allerdings ist nicht minder interessant:
Dilemma ist für die meisten Leipziger bereits ein Begriff und
konnte sich in der Juice mit „Demo des Monats“ und als
Top5-Newcomer in 2006 auch deutschlandweit einen Namen machen. V-Mann
hingegen blieb lange „unentdeckt“, bis über Umwege sein Tape
„Fragmente“ nach Leipzig schwappte und später dann mit neuen Songs
über HipHopVinyl neu aufgelegt wurde. Nun erliegen beide ihrem „Hang
zur Dramatik“ und steigen erstmals gemeinsam auf dem gleichnamigen Album in den
Ring. Viele erwarten damit nicht weniger als das beste Release der nahen
Vergangenheit und wenn man Dilemma`s und V-Mann`s Musik als Solokünstler
betrachtet, kann man dem wohl getrost zustimmen.
Für Fans deutscher Rapmusik, fernab von Bling, Dipset gebite und
belanglosen Phrasen sollte dieses Konzert ein Pflichttermin sein. Für alle
anderen ebenfalls, denn auch wenn die Kritik an deutschsprachigem Rap zur Zeit
sicher zum Teil gerechtfertigt ist, gehört es auch dazu, sich davon
überzeugen zu lassen, dass es auch hörbaren Output gibt. Und
überzeugt wird nach diesem Abend Jeder sein, spätestens dann, wenn er
nach zweistündigen Konzert und einer Aftershowparty mit DJ D-Fekt
und DJ V.Reater in den frühen Morgenstunden nur noch erschöpft nach
Hause schleichen kann. In diesem Sinne: Party on!
Scientist
„V-Mann aus Berlin Prenzlauer Berg und der Leipziger Morlockk Dilemma
rappen stakkatoartig und beeindruckend auf funklastige Beats. Beide heben
klassischen Battle-Rap auf ein intelligentes und professionelles Niveau“ (Kuck Hear-Tourflyer)
Spoken View, Funkviertel & Snuffpro pres.
„Kuck Hear“ Tour feat.
Damion Davis, V-Mann, Mr. Mick, Sir Serch,
Morlockk Dilemma, V.Reater & D-Fekt
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