Ein Leitfaden, wie Du Dich draußen richtig verhalten solltest
Sicher wirst Du auch schon einmal in die Situation gekommen sein, einen netten
Abend außerhalb Deines verdreckten Ambientes und vielleicht sogar
außerhalb Deines Stadtviertel verbringen zu müssen. Vielleicht
möchtest Du ja auch einfach mal eine andere Jugendkultur austesten, um
dann hinterher in einem ausgiebigen Gespräch mit den Freunden die
eventuellen Vor- und Nachteile der getesteten Szene auszuwerten. Oder Du
probierst mal was ganz Wildes aus und steckst Dir eine Handvoll Fleisch in den
Mund?
Und da kommt Dir das neue Jahr gerade recht, Du hast gute Vorsätze, willst
in Deinem armen, erbärmlichen Leben etwas ändern und was liegt da
näher als das Auskundschaften von anderen Mitmenschen, die Dich vielleicht
zum Mitmachen bewegen könnten. Stell` Dir also vor, Du gehst nächstes
Wochenende, nach verrichteter Arbeit oder einfach nach einem schönen Tag
in eine ausgesuchte Disko der gehobenen Preisklasse.
Als erstes spielt dabei natürlich die Kleidung eine ungemein wichtige
Rolle. Lockere und legere Klamotten sind nie verkehrt also Markenjeans
und sauberes (!), weißes (!!) T-Shirt, welches Du, wenn Du möchtest,
tief in die Hose stecken kannst. Zum Haarstyling verwendest Du ausnahmsweise
keine Kernseife (!) und kein Bier (!!) sondern Du investiert in gut
duftendes Haar-Gel.
Nun hast Du Dich genügend vorbereitet, hast einen frischen
Pfefferminz-Kaugummi im Mund und stehst selbstsicher und mit erhobenem Kopf vor
der Disko. Bitte beachte unbedingt, dass die Gäste vor der Disko nicht auf
Kleingeld anzusprechen sind. Beim Einlass gibt es (Achtung: Beherrschung nicht
verlieren!) keine Diskussionen über die Höhe des Eintritts. Wenn Du
das alles ein wenig verinnerlichst, bist Du dann auch schon drin und hast das
Schicksal des Abends in Deiner Hand. Und das ist mehr, als Du sonst hast,
oder?
Als erstes gehst du leicht schlendernd an die überfüllte Bar und
bestellst wie immer ein Getränk: Bier her, aber los!! Nachdem Du
langsam festgestellt hast, dass wirklich keine Bekannten und Freunde anwesend
sind, welche die folgende Szene beobachten könnten, wirst Du sofort
höflicher. Ein großes Helles Bier im Glas bitte.
Danach bewegst Du Dich, immer noch und fortwährend locker schlendernd, zu
einer Wand und lehnst Dich lässig mit angewinkeltem, rechtem Bein dagegen.
Die Hände lässt du leicht baumeln, aber Vorsicht: in der einen Hand
ist Dein Bier also nicht zu wild und ungelenk baumeln lassen. Entgegen
Deinen Erfahrungen kommt das Verschütten von Getränken,
unabhängig ob gekauft oder mitgebracht, hier mit Sicherheit nicht gut an.
Nun kannst Du in Ruhe die restlichen Gäste studieren und bekommst so einen
Eindruck von der noch ungewohnten Szene. Beachte unbedingt: Mag die Musik auch
noch so angenehm sein außer einer gefühlvollen,
ausdrucksstarken Tanzweise auf der dafür vorgesehenen und entsprechend
gekennzeichneten Tanzfläche ist in solchen Diskotheken keinerlei
Selbstdarstellung erwünscht. Auch kein Pogo! Zurückhaltung ist
gefragt. Leichte Konversation. Blicke. Lass die neue Welt einfach auf Dich
wirken.
Nun trinkst Du noch 12-15 Bier tust es also den anderen gleich
und beobachtest die Gäste. Merke: In solchen Diskos kann man nicht
anschreiben lassen, also versuch es erst gar nicht!
Das dürfte für das Erste reichen und Du kannst nach Hause gehen.
Verabschiede Dich persönlich von jedem Gast und bring in einem kurzen
Gespräch unaufdringlich zum Ausdruck, dass einem Wiedersehen Deinerseits
nichts entgegensteht. Solltest Du übermäßig viel getrunken
haben, so warte, bis du draußen und außer Sichtweise bist und
exportiere Dich oral in ein entlegenes Blumenbeet.
Und wenn Du alle Hinweise befolgt hast, so steht einer Wiederholung des Abends
in einem weiteren Etablissement nichts mehr entgegen! Und Du hast später
mal was zu Erzählen, wie wild Deine Jugend wirklich war...
Falk
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