Mit der Veranstaltung Visual Island wird ein explizit auf live visuals (live
Projektions-, Videokunst) fokussiertes Forum geboten. An einem Abend werden
sieben lokale und regionale VJs und Crews ihre Klasse beweisen und den
minimal-elektronischen Hörgenuss von apparat (live/ Shitkatapult Berlin)
und den DJs Them Sisters, OneTake und Repeatbeat visualisieren bzw.
gehörig in den Schatten stellen.
Projektionskunst, Filme und Animationen sind in den Clubs gegenüber DJs
oder Liveacts noch immer deutlich unterrepräsentiert. Als erweiterte
Lightshow spielen Visuals gegenüber der Musik eine zumeist untergeordnete
Rolle. Dabei können VJs getrost als neue Künstlerfigur gelten, die
analog zum DJ visuelle Versatzstücke, Samples und Animationen für ihr
Set benutzen. Die Spanne der VJ-Sets reicht dabei von den symbolisch geladenen
Erzählungen á la Coldcut, bis hin zum Versuch der Visualisierung
von musikalischen Strukturen.
Diese Kunstform steht in der langen Tradition des gegenstandlosen, formalen
Films, der schon immer durch eine enge Verbindung zur Musik geprägt ist.
Dessen Entstehung geht auf die Avantgardkünstler/innen der Weimaer
Republik zurück, die sich der visuellen Darstellung musikalischer
Strukturen widmeten. Damit legten Künstler und Künstlerinnen wie
Viking Eggeling, Hans Richter oder Walter Ruttmann den Grundstein des sog.
non-narrativen und non-naturalistischen Filmes, in dessen Tradition eine ganze
Generation von Filmemachern/innen insbesondere an der amerikanischen
Westküste ihre Werke stellten. Unter dem Schlagwort visual music
fand diese Kunstform eine weite Verbreitung.
Im Europa der 60iger und 70iger Jahre fand die sog. visual music
über den strukturellen Film verstärkt unter gesellschaftskritischem,
medienreflexivem Blickwinkel Einzug. Diesen Denk- und Produktionsweisen
verhaftet brach sich zu Beginn der 90er Jahre, parallel zur rasanten
technischen Entwicklung der Produktionsmittel, eine neue visual
music-Bewegung Bahn. Mit mehr als zufälligen Überschneidungen hin
zur Produktion des Musikfernsehens, steht diese Bewegung für eine neue
Kunstform, die sich unter Einsatz von Computern und zeitgemäßen
Projektortechniken neue Präsentationsformen erschloss.
Um diese Kunstform über die reine Untermalung von Musik hinaus als
eigenständig und ebenbürtig zu präsentieren, wird Visual
Island vor allem lokal und regional tätigen VJs und Crews die
Möglichkeit bieten, sich mit einer Arbeit vorzustellen. Im Gegensatz zu
sonstigen Veranstaltungen, die sich elektronischer Clubculture widmen, werden
am 10.12.2005 im Conne Island VJs und DJs gleichberechtigt das Publikum zu
verzücken wissen. Beginn des Vjing ist 21:00 Uhr (strictly!).
VJ-Infos:
transforma (shitkatapult, CTM / Berlin)
The Berlin video group Transforma was founded in 2001. Since then we`ve been
exploring interferences between music and image. We are now working in the
context of vjing, music videos and live cinema. Our visual language combines
early cinema approaches with current computer based filmmaking techniques, to
create fragmented visions and micro stories, which invite the viewer into a
world with its own internal logic. We collaborate closely with musicians and
sound artists, to generate a dense interplay and synergy of sound and image.
sMIG (Leipzig / Dresden)
Seit Ende 2003 experimentiert sMIG mit diversen Linuxtools, dem Anspruch
folgend, ausschließlich mit digitaler Information zu arbeiten, die jedem
Anwender frei zugänglich ist. Selbstproduzierte Clips werden mit
Live-Kamerabildern und skalierbaren Effekten in Echtzeit gemixt, gesteurt per
Joystick und Mouse. Neben Auftritten in Dresden und sMIG`s homebase Leipzig
dehnt sMIG jetzt seinen Wirkungskreis gen Westen aus.
SOPA
SOPA ist eine Collage aus eigenen Fotos, Zeichnungen, Filmsequenzen und
zusammengesammelten Videomitschnitten. Das vorhandene Material wird immer
wieder neu zusammengewürfelt. Dabei geht es mehr um die dadurch
entstehenden Geschichten als um reine Form- und Lichtspielereien, wobei auf
grafische Mittel nicht verzichtet wird. Das alles geschieht grundsätzlich
live.
MFO (mifop.de / Leipzig)
MFO ist ein Leipziger Video-Künstler, der seit über vier Jahren
Visuals in Clubs, auf Festivals und Konzerten live arrangiert. Er begann 2001
Visual Island
Visuals & electronic Music
10.12.2005 / 8 p.m.
(VJ Sets strictly 9 p.m.) /
Conne Island
VJs:
transforma (shitkatapult, CTM)
sMIG (Leipzig / Dresden)
SOPA (Leipzig)
Videogruppe (Leipzig)
MFO (mifop.de / Leipzig)
Monoskope (Leipzig)
Comandante Visuale
music
live:
apparat (shitkatapult)
DJs:
OneTake (Royal Juice)
Them Sisters
Repeatbeat (bleeb hop)
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mit abstrakten, synthetischen, in Echtzeit ständig neu gebildeten
Vektorgrafiken. Fließend entwickelte er daraus die heutige Form seines
fragmentarischen, spielerischen Umgangs mit Bildern. Ausgangsmaterial ist, was
die Welt hergibt. Angegraute Architektur, tumbe Menschenströme,
aufgestylte Grafikwelten alles wird in Stücke gerissen, in seine
elementarsten Bausteine zerborsten. In beständiger Bewegung formen diese
Splitter ein neues Ganzes, zeigen eine andere Perspektive, eröffnen
ungeahnte Tiefenschärfe. Mit visuellem Flüstern oder optischer
Brachialgewalt werden Leinwand und Augen gebranntmarkt und der Musik drei
Dimensionen hinzugefügt. MFO video-unterstützte bereits ein ganzes
Spalier an bekannten Namen der elektronischen Musik: mit Paradox, Photek,
Calibre, A Guy Called Gerald und Rainer Trüby seinen hier einige wenige
genannt. Regelmäßige Videoshows gab und gibt es für die
Leipziger Labels Phantomnoise (MFO begleitete die Tour 2003) und Alphacut,
ferner für die Jenaer von Freude-Am-Tanzen Recordings und für Moon
Harbour. Seit 2004 arbeitet MFO auch an audio-visuellen Livesets in direkter
Zusammenarbeit mit Musikern. Da wäre zum einen Mimaku Spldat zu nennen,
ein Berliner Musiker des Phantomnoise Labels, und zum anderen Con.struct, ein
Leipziger Produzent, der auf dem englischen Label Outsider Rec.
veröffentlicht.
Comandante Visuale
Die Idee hinter Comandante Visuale ist eine gegenseitige Befruchtung technisch
verschiedener Arbeitsweisen. Ausgangspunkt ist ein Kampf der Welten:
Synthetisierte Echtzeit-3D-Grafik vs. Loop-basiertes Clip Mixing. Zwei
systematisch konträre VJ-Techniken werden gegeneinander angesetzt. Ziel
dabei ist, die beiden Welten im visuellen Output wieder zu einer homogenen
Verschmelzung zusammen zu führen.
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