Lichtdurchflutet, transparent, offen die atmende Fabrik.
(BMW)
Die Architektin Zaha Hadid, die im Jahre 2004 den Nobelpreis der
Architektur, d.i. der Pritzker-Preis, erhalten hatte, setzt den
Jubel der Leipziger über die BMW-Werke architektonisch fort. Geschwungene,
zickzackige und schräge Formen bilden das Ambiente der Autoproduktion im
Leipziger Norden. Erhoben sich einst die Maschine und später der Chip zu
den Vorbildern moderner Architektur, womit Funktionalität und Effizienz
unverschleiert als Leitbild in Szene gesetzt worden, ist Zaha Hadid um mehr
Menschlichkeit bemüht. Sie hat das Zentralgebäude gestaltet, welches
als aktives Nervenzentrum und Drehscheibe der
produzierten Autos die drei Fabrikhallen miteinander verbindet. Zaha Hadid:
Das Zentralgebäude bündelt und verteilt alle wesentlichen
Bewegungsflüsse des Werkes. Dieses Projekt ist deshalb für uns eine
wunderbare Gelegenheit, Bewegung in Architektur umzusetzen. Es soll die
gesamte Belegschaft des riesigen Werks als Team konstituieren, das den
Arbeitsprozess in einem ständigen Kommunikationsprozess zu meistern hat.
Die Hierarchien innerhalb des Kommunikationsprozesses sind in der Architektur
elegant berücksichtigt. Terrassenartig schlängelt sich der
Officebereich über den Köpfen der Autobauer am Ufer des
Produktionsprozesses entlang. Von dort aus können Ingenieure und Manager
über den Produktionsprozess ohne technische Zwischengeräte wachen und
Instruktionen geben. Mittendrin und doch residierend über den Autobauern.
Zudem suggerieren die Terrassen der höhergestellten Mitarbeiter, dass die
Menschen über die Maschinerie und nicht die totgeschlagene
Materie (Karl Marx) respektive Kapital über die Menschen herrschen
würde.
Wie die gemeinsam am Endprodukt über diverse Hierarchiestufen hinweg
zusammenarbeitenden Menschen so sollen auch Mensch, Maschine und digitale
Information durch das fließende Arbeitsumfeld harmonisiert werden. Die
Förderbänder hängen von oben herab und sind überall frei
einzusehen. Die Autos schweben an ihnen entlang und drehen sich an einigen
Stellen auf überdimensionalen Plattenspielern einmal um die eigene Achse,
um sich, wie Models auf einem Laufsteg, begutachten zu lassen. Produktion
hautnah (BMW) . Nahtlos, sauber, balletreif werden die Teile zu einem
Ganzen gefügt. Wenn die Beschäftigten in der Cafeteria pausieren, so
können und müssen sie weiterhin zusehen, wie sich die
Produktionsstränge zur Endfertigung verdichten; auch beim Essen wird ihnen
der Sinn ihrer Präsenz vor Augen geführt.
Laut Selbstanspruch wollte dekonstruktivistische Architektur die reinen Formen
der gängigen Architektur aufbrechen und die Symptome einer
verdrängten Unreinheit [...] an die Oberfläche holen (Philip
Johnson u. Mark Wigley). Eine berühmte Protagonistin
dekonstruktivistischer Architektur, Zaha Hadid, hat nun unweit von Leipzig,
nachdem dort Planierrauben Tabula rasa gemacht hatten, reine Formen vermieden
das Grauen am Arbeitsprozess wurde dadurch jedoch in der Architektur
nicht sichtbar, sondern durch diese drapiert.
Hannes
|