home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt | [114][<<][>>] |
Ein Lichtblick? |
Eine kurze Bestandsaufnahme für VON SPAR und PITCHTUNERMIAuUber MIA zu reden, ist mittlerweile überflüssig. Mieze bleibt Mieze, da helfen tausend gute Bemühungen und ernsthafte Erklärungen kaum. Wo das Problem bei MIAs Hymne auf Deutschland liegt, wird somit bis heute nicht verstanden.Doch es geht weiter. HEPPNER und PAUL VAN DYK mit ihrem gemeinsamen wir sind wir als eine von jedem Zweifel erhabene Ode an das deutsche Volk tagtäglich im Musikfernsehen zu sehen, fördert den Reiz des Brechens zwar, verwundert auf den zweiten Blick dennoch nicht. Was kommt also noch? Die größten deutschen Leni Riefenstahlfans RAMMSTEIN lassen wiederum in klassischer Manier ihren Ressentiments endgültig freien Lauf und halluzinieren sich via deutschen Liedgutes namens Amerika als Alternative zur amerikanischen Kulturinvasion schlussfolgernd aus der rammsteinischen Analyse der Welt. WIR SIND HELDEN, ROSENSTOLZ, 2RAUMWOHNUNG... oh Gott, ich hör aufWo sich bisher meist aus ästhetischen Gründen ein Verbot deutschsprachiger Musik erträumt werden durfte, klingelt der Wecker der deutschen popkulturellen Realität derzeit umso lauter. Von einem Ende dieses flottem und vor allem alternativ daher kommenden bewusst deutschen Trends im Pop kann noch lange keine Rede sein. Ich prognostiziere doch eher jene popkulturellen Nationalisierungsprodukte und Projekte leider als populäre Spitze des Eisberges. Wo das alles noch hinführen wird, kann somit ungefähr eingeschätzt werden.Ein stetiger, sich national emanzipierender Hype ist die Tendenz bei deutschen Künstlern, die dem entkrampften Verhältnis zur eigenen Nationalität zuliebe ihre Lieder krampfhaft und abstrakt der Heimat widmen. Ob dieses schwarz rot goldene Modebewusstsein ganz bewusst als Marktsegment und Wahlkampf der täglichen Bundesliedgutwahl im Plattenladen oder doch eher einer jungen neudeutschen Ideologie geschuldet ist, soll dennoch hier nicht weiter analysiert werden. Denn es ging und geht ja auch bekanntlich anders. Lang lang ists herWie war das gleich mit dem Geschissen auf Staat, Identität und Nation?Was vor Jahren noch zum guten Ton einer Bewegung, die kein Teil einer Bewegung sein wollte, die Grundlage für kreatives Schaffen zu gelten schien, kommt derzeit nicht mal mehr als unausgesprochenes Selbstverständnis überzeugend zur Geltung. Vergangen sind die Zeiten, als von Punk bis Pop zwar wenige, aber dennoch eindeutige Standards den Ton angaben. Was die Ausnahmen auch immer bestätigen mögen, sie gibt es dennoch und sollten hier eigentlich der Gewichtung Gewinner sein. Und so melden sich wenigstens alt Bekannte wieder. Wie aus unserem Schaffen und Verhalten klar erkennbar sein sollte, haben wir es stets abgelehnt, uns in die heimatduselige Front all derer einzureihen, die es für angebracht halten, sich in ihrem Denken, Fühlen, Singen und Handeln positiv auf Deutschland (als Kulturnation und Heimat) zu beziehen. So heißt es in einer aktuellen Stellungnahme auf der Homepage der Band BLUMFELD zum neuen deutschen Trend. Und weiter geht es: Wenn Deutschlands Mauern fallen, möchte ich dabei sein, tönt es zu den pumpenden Bässen von DAS BIERBEBEN. Vom müden Musikjournalisten als lustige selbstironische Parole abgetan, steht in Wirklichkeit jenes Popzitat als derzeit wohl aussagekräftigste Ansage allein auf weiter Flur. Denn in Zeiten eines sich neu verordnenden kollektiven Selbstbewusstseins samt schwachsinnigen kulturellen Ausbrüchen scheint derartig Klares jeder sonstigen deutschsprachigen Strophe analytisch weitaus überlegen. SCHON WIEDER ?Wenn amerikanische Bands ein Unbehagen gegenüber ihrer Gesellschaft äußern, ist das völlig legitim,.., merkwürdig ist aber, dass man hier in Deutschland die Amerikaner zum neuen Feindbild erklärt, aber keine Kritik mehr am eigenen Land äußert. Nein, hier wird nicht schon wieder das Conne Island Plenum zitiert, sondern die eigentlichen Hauptakteure dieses Texte, die Musiker namens VON SPAR in der INTRO.Eine Band, die sich hier ebenfalls klar positioniert gegen Ressentiments und volksgemeinschaftliche Stimmungsmache, könnte vom Conne Island auch gut und gerne ungehört gebucht werden. Doch so einfach wollen wir es uns auch wieder nicht machen, schließlich geht es hier nur um Pop. Das wissen auch VON SPAR genau und versuchen sich klar zu verorten. Und so passt ein Sound, der auch musikalisch lieber in die Welt schaut, als sich der eigenen scheinkreativen deutschen Identität zu widmen, wie die Faust aufs engstirnige Ohr. Es geht um einen Sound, der zwar ganz klar auf vergangene achtziger Jahreszeiten Bezug nimmt und sich offen der Liebe zu Bands wie GANG OF FOUR oder THE POP GROUP bekennt, dieses Bekenntnis sich aber in Gegensatz zu viel zu vielen Revivalveranstaltungen in sonstiger Gestalt von Bands und Indieverrückten gekonnt der Gegenwart widmet und genau jene freischwimmende musikalischen Absichten und Töne der besagten Bands eben auf das Heute und Jetzt überträgt. |
|
Ein Sound also, der sich somit scheinbar ständig hinterfragt und dazu noch
groovt wie Sau. Assoziationen wie Entertainment, New York, Postpunk, DFA etc.
kommen dabei eher gelegen, als dass sie den Eigensinn von SPAR schmälern.
Und genauso beruhigend kann VON SPAR dem interessierten Laien vergleichend als
Goldene Zitronen im glamourösen Discogewand erklärt werden. Wie das
gehen kann, lässt sich abschliessend mit wenigen Worten beantworten: Mit
Rhythmus, Style, Zweifel und dem zum Selbsterhalt notwendigen Fünkchen
Hoffnung übertragen auf Musik. Diese Eigenschaften sind auch dem umtriebigen Dresdner Label DOXA Records zu bescheinigen, die uns dazu passend ihrer verdienten Labellieblinge PITCHTUNER verpflichtet haben, die an diesem Abend mit neuer Platte und Vorliebe für anspruchsvollen electropopuläre Klänge nirgends besser aufgehoben wären als im CONNE ISLAND. Dass sich am Ende alle Beteiligten für ein paar Stunden wie in einer Großstadt fühlen können, wird bis zum Morgengrauen eine große universelle Discokugel sicher stellen, MAPACHE inklusive. Jeremy |
|