In der Plattenecke will ich mangels Entscheidungsfreude mal nicht den
Focus auf nur eine Scheibe legen, sondern euch einige relativ neue
Schmäckerchen regionaler Bands nahebringen. Ein absoluter Knaller
kommt somit für mich aus Dresden, dort haben Strongbow eine 7" an den
Start gebracht, die, international gesehen, keine Vergleiche mit Bands wie
Bonecrusher oder Discipline zu scheuen braucht. Sicher erfinden die Jungs aus
der Landeshauptstadt das Rad nicht neu, aber von allem, worauf es im Streetpunk
ankommt Tempo, Melodie und Härte haben die Vier eine
Extrakelle abbekommen. Ursympathisch bleibt die Tatsache, daß die Single
in 100% Eigenarbeit herausgekommen ist, genauso wie die beiden folgenden
Exemplare. Als da zum einen das Debüt der Motras wäre, ein wirkliches
Kleinod an 77er Schnodderpunk, und wäre die Platte Ende der
Siebziger erschienen, würden Idioten wie ich sicher übertriebene
Phantasiepreise für das Teil zahlen. Das Quartett aus Chemnitz nölt
sich irgendwo zwischen Sex Pistols und Devo hin und her, Authentik pur, und wer
denkt es gäbe nur die Briefs oder die Shocks, sollte eben auch mal den
Motras eine Chance geben. Produkt Nummer Drei ist die aufwendig gestaltete 10"
der Döbelner (!) Edelpunks The Shoemakers, deren Name nichts mit
unserem kinnlastigem Pistengott zu tun hat, sondern dem schrulligen
Ehepaar aus Dirty Dancing gewidmet ist. Man sucht sich seine
Vorbilder eindeutig in Übersee 1,2,3-Punkrock alter Ramones-Schule.
Auf eine ganze LP haben es sowohl die Torgauer Nietenkaiser Sperrzone, als auch
ihre Zöglinge The Starts gebracht. Zweitere metern sich in
kompromißloser Exploited-trifft-Deutschpunk-Manier durch die Scheibe,
während Sperrzone etwas ausgefeilter zu Werke gehen. Textlich gehts
übrigens hauptsächlich um persönliche Tragödien,
Szenebeobachtungen und klar, das Anpissen der Gesellschaft. Die
Nünchritzer Connection wartet mit der wirklich geilen The 4 Sivits/Tangled
Lines Split auf, und in Leipzig legen Skräck die Crustcore Latte ein
Stück höher. Es tut sich also Einiges, und abschließend kann
ich euch nur weiter ans Herz legen: Support your own Scene! So schlecht
ist die gar nicht.
Ecke
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