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Die Ausstellung »Fanzines – Do It Yourself« macht am 11.06. im Conne Island Station und kann dort von 16-24 Uhr besucht werden. Ein Vortrag zum Thema findet am gleichen Tag um 20 Uhr statt. Mehr Infos findet Ihr unter www.fanzineausstellung.de.vu.
Kultur-Report, 1.7k

Fanzines – Do It Yourself!


Fanzines – Do It Yourself, 28.9k Brennende Fenster hieß das erste Fanzine, das ich in die Finger bekam. Das war vor über 12 Jahren. Kein anderer Name hätte vermutlich besser gepasst. Für mich war es tatsächlich wie ein Fenster zu einer anderen Welt. Einer Welt, die mir einerseits vollkommen surreal und fremd erschien, andererseits aber auch faszinierend grenzenlos und voll brennender Energie. Sie war anders als der Alltag in der oberbayerischen Kleinstadt, in der ich und meine FreundInnen aufgewachsen waren. Erdrückende Langeweile, miefiges Spießbürgertum und katholischer Konservatismus beherrschten unser Leben.
Keine Frage, das war zu beengend für Jugendliche wie uns, die nach mehr verlangten, als diesem trostlosen Dasein im Voralpenland. Wir wollten aus dem Alltag ausbrechen und waren auf der Suche nach einer anderen Welt. Brennende Fenster gab uns eine Vorstellung davon, wie sie aussehen könnte. Und in der Tat, mit diesem Fanzine hatte sich zwar nicht alles geändert, aber doch eine ganze Menge! Wir Jugendlichen nahmen die Sache selbst in die Hand. Wir gründeten Bands, drehten Kurzfilme, veröffentlichten Platten, veranstalteten Konzerte, Festivals und Partys und schließlich gaben wir eigene Fanzines heraus. Was mit einem Brennenden Fenster begonnen hatte, entwickelte sich bald zu einer regelrechten Feuersbrunst. Mit einem Mal brannte unsere Kleinstadt lichterloh...

Vom Versuch einer Definition...

Ja, ja... nette nostalgisch verklärte Geschichte! Aber was ist nun eigentlich ein Fanzine? Um es gleich vorweg zu nehmen: Eine klare Definition werde ich nicht geben können. Form und Inhalt von Fanzines sind zu vielfältig, als dass sie sich klar kategorisieren lassen könnten. Einige Ansätze wurden in der Vergangenheit unternommen, blieben aber immer defizitär. Fanzines sperren sich schlicht und einfach gegen jede eindeutige Definition. Deshalb darf auch mein Ansatz nur als Versuch verstanden werden, das Phänomen einigermaßen einzukreisen.
Der Begriff »Fanzine« setzt sich aus den englischen Wörtern »fan« und »magazine« zusammen. Häufig wird auch die Bezeichnung »Zine« benutzt, obwohl diese bereits eine etwas andere Konnotation besitzt, auf die ich später noch eingehen werde. Bei Fanzines handelt es sich vor allem um selbstverlegte Medien, die von Fans für Fans veröffentlicht werden.(1) Sie kursieren gewöhnlich nur innerhalb einer bestimmten Szene oder Gemeinschaft. Für Personen außerhalb dieser Zusammenhänge sind sie meist irrelevant und zum großen Teil schlichtweg unverständlich, da sie sich auf spezifische interne Diskurse beziehen und Spezial-Ausdrücke verwenden, die nur eingefleischte Fans bzw. Mitglieder der Community verstehen können. Das unterscheidet diese Veröffentlichungen auch von jenen der Alternativpresse, die vor allem ab den 1960er Jahren auftauchten, die in vielen Aspekten Fanzines ähneln, sich aber an eine möglichst breite Öffentlichkeit richteten. Der Wiener Kunsthistoriker Justin Hoffmann bezeichnet Fanzines aus diesem Grund auch im Gegensatz zu den »alternativen Medien« als »autonome Medien«.(2)
Fanzines können in allen denkbaren Formaten, Formen und Auflagen erscheinen. Als kopiertes oder gedrucktes Heft, als Website, als Magazin auf Video-/Audio-Kassette oder CD-Rom oder auch als Wandzeitung.(3) Sie kommen heraus in leeren Bierbüchsen oder Filmdosen, in selbstgenähten Stofftaschen oder eigens gebastelten Umschlägen. Jedes Cover kann individuell gestaltet sein, das Layout kann professionell oder auch unprofessionell sein. Ihre Auflage kann bei 5 Stück oder auch 20.000 Exemplaren liegen. Sie können von einer Person oder einer Gruppe veröffentlicht werden... Was Fanzines verbindet ist, dass sie zuallererst aus Leidenschaft und nicht aus kommerziellen Gründen produziert werden. Häufig deckt der Verkaufspreis nicht einmal die Materialkosten, geschweige denn den Arbeitsaufwand.
Fanzines gibt es für alle möglichen Szenen und Gemeinschaften und zu allen erdenklichen Themen: Von und für Fußballfans, LiebhaberInnen von alten Harley Davidson-Motorrädern, Fans von Fantasy- oder Science Fiction-Romanen, begeisterte BesucherInnen von Splatterfilmen und B-Movies, SexarbeiterInnen, Rucksack-TouristInnen, Riot Grrrls, Transsexuelle, Gothics, Punks, SkaterInnen, rechte Skinheads, linke Skinheads, schwule Skinheads, etc. Zum Teil lassen sich sogar Medien dieser Art finden, die mit einer Szene oder Community nichts mehr zu tun haben. Diese Ego- oder Perzines (für »personal fanzines«) drehen sich hauptsächlich um das Leben ihrer HerausgeberInnen: Die Probleme, mit denen sie im Alltag zu kämpfen haben und Dinge, die sie erleben oder eben gerade nicht. Teilweise ist ihr Nerd-Faktor dabei kaum zu überbieten. Exemplarisch sei hier das Heft Dishwasher erwähnt, das von einem Mann herausgegeben wird, der es sich selbst zur Aufgabe gemacht hat, in jedem Bundesstaat der USA mindestens einmal Tellerwäscher gewesen zu sein. In seinem Fanzine schreibt er über seine Erfahrungen und Erlebnisse in der »Spüler-Szene«. Eine Liebhaberei oder ein Thema kann als noch so abwegig erscheinen, eine Szene oder Community noch so marginalisiert oder isoliert sein, man kann sicher sein, dass es dafür ein selbstverlegtes, unkommerzielles und autonomes Medium gibt - man muss nur tief genug danach graben.
Die Unterschiede zwischen den Szenen und Gemeinschaften, die Fanzines hervorbringen, schlägt sich auch auf den Inhalt dieser Medien aus. Einen klaren Kanon von Beiträgen gibt es nicht. Während Musik-Fanzines vor allem aus Konzertberichten, Besprechungen von Tonträgern und Band-Interviews bestehen, dominieren in Science Fiction-Fanzines vor allem Kurzgeschichten, Buchbesprechungen und Berichte von Fantreffen. Die Ego- und Perzines sind inhaltlich schließlich vollkommen offen. In ihnen kann man Gedichte, Erzählungen, Anekdoten, Zeichnungen, Tagebuchauszüge, aber auch Artikel und Reportagen finden.

... zum Versuch einer Geschichtsschreibung

Die Geschichte dieser autonomen Medien läßt sich bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurückverfolgen. Der Begriff »Fanzine« tauchte das erste Mal in Zusammenhang mit US-amerikanischen Heften der Science Fiction-Szene auf.(4) LiebhaberInnen von fantastischen Romanen und Kurzgeschichten hatten sich im Science Correspondence Club organisiert und veröffentlichten im Mai 1930 eine eigene Zeitschrift namens The Comet. Dieses Heft diente den Fans als Medium für ihre selbstproduzierten Texte und zur internen Diskussion.(5) Bis in die 50er Jahre war die Bezeichnung Fanzines eng mit der Science Fiction-Szene verbunden. Das erste deutsche Heft dieser Art wurde 1955 vom neugegründeten Science Fiction Club Deutschland veröffentlicht. Es hieß Andromeda und erscheint bis heute in unregelmäßigen Abständen.(6)
In den 60er Jahren löste sich das Phänomen der selbstverlegten, nicht-kommerziellen Medien allmählich von seinem Science Fiction-Kontext. Der weltweite Siegeszug des Rock'n Roll führte dazu, dass sich in verschiedenen Ländern Fanclubs dieser neuen Musikrichtung gründeten. Auch sie brachten eigene Hefte heraus, die man als Pioniere der späteren Musik-Zines ansehen kann. Gerade unter Fans sogenannter »Kultbands« wie beispielsweise The Grateful Dead entstand in der Folge eine ausgeprägte Kultur selbstveröffentlichter Hefte außerhalb der Clubs.(7)
Einer der ersten HerausgeberInnen von Musikfanzines war Paul Williams. Die erste Ausgabe seines Rockmusik-Heftes Crawdaddy! erschien 1965 in Boston. Ein weiteres Fanzine dieser Art war Who put the bomb, dessen Debut-Nummer 1969 von Greg Shaw und John Ingham veröffentlicht wurde. Dieses Heft wurde so populär, dass es 1978 eine für Fanzines ungewöhnlich hohe Auflage von 25.000 Exemplaren erreichte. Ein Jahr später wurde das Heft jedoch aus mangelndem Enthusiasmus eingestellt.(8)
Im Kontext der Studentenbewegung setzte in der zweiten Hälfte der 60er Jahre eine enorme Ausdifferenzierung der Fanzine-Landschaft ein. Hefte mit künstlerischer, literarischer oder spirituell-esoterischer Ausrichtung entstanden und erste politische Artikel wurden in Musik-Zines abgedruckt.(9) Dennoch blieben Fanzines eine Randerscheinung innerhalb der Jugend- und Subkulturen dieser Zeit. Was damals dominierte waren vor allem alternative Medien, die ein neues politisches und kulturelles Bewusstsein in der breiten Öffentlichkeit schaffen wollten.
Erst mit Punk kam es zu einer tatsächlichen Explosion von Fanzines. Im Umfeld des New Yorker Clubs CBGB's hatte sich Mitte der 70er Jahre eine Rockmusik-Szene etabliert, die brachialere und kompromisslosere Musik hervorbrachte, als man sie bislang gehört hatte. John Holmstrom war davon begeistert und beschloss mit ein paar Freunden, ein eigenes Heft darüber zu machen. Im Dezember 1975 erschien die erste Ausgabe seines Fanzines Punk, das schließlich einer ganzen Jugendkultur ihren Namen gab. Zwar war diese Bezeichnung bereits Anfang der 70er Jahre innerhalb der US-amerikanischen Rockmusik-Szene für Bands wie The Stooges oder New York Dolls aufgekommen, John Holmstrom machte ihn jedoch zum Begriff für eine ganze Rock-Generation, die einen neuen Musik- und Lebensstil propagierte.(10)
Fast zur selben Zeit als Punk in New York erschien, begann es auch in London zu gären. Bands wie The Sex Pistols, The Damned oder Buzzcocks hatten sich gerade gegründet und allmählich bildeten sich eigene Szene-Strukturen innerhalb der traditionellen Rockmusik heraus. Ein Fanzine war dabei von besonderer Bedeutung. Es nannte sich Sniffin' Glue und erschien erstmals im Juli 1976 in einer Auflage von 60 Stück.(11) Der Herausgeber Mark Perry war beeindruckt von der Energie der neuen Bands und wollte ihnen eine Plattform geben. Fast monatlich brachte er eine neue Nummer heraus. Gleichzeitig wuchs die Szene und das Medieninteresse an dem »neuen Ding« Punkrock. In der 5. Ausgabe rief Mark Perry schließlich seine LeserInnenschaft auf, eigene Hefte zu machen und den Markt mit »punk writing« zu überschwemmen. In der Tat setzte danach eine wahre Flut an Fanzines ein.(12)
Das erste deutsche Heft, das sich mit der neuen Welle aus England befasste, nannte sich The Ostrich, erschien in Düsseldorf und wurde von Franz Bielmeier, dem späteren Sänger und Texter von Mittagspause gegründet. MitarbeiterInnen waren unter anderem Peter Hein von Fehlfarben und Gabi Delgado von DAF. Die erste Ausgabe erschien im März 1977 mit einer Auflage von 50 Exemplaren.(13) Wie das Sniffin' Glue löste auch The Ostrich einen wahren Boom an Fanzines aus. Paul Ott und Hollow Skai, zwei Punks der ersten Stunde, machten 305 verschiedene Hefte ausfindig, die zwischen 1977 und 1981 in der BRD, Österreich und der Schweiz erschienen waren. Sie verweisen allerdings darauf, dass es sich dabei nur um einen Ausschnitt der tatsächlich erschienen Punk-Fanzines dieser Zeit handelt. Da die meisten Hefte oft nicht über die ersten beiden Ausgaben hinauskamen, in extrem kleiner Auflage erschienen oder nur innerhalb lokaler Szenen kursierten, ist ihre genaue Zahl nicht mehr zu rekonstruieren.(14)
Die Idee, selbst ein Heft herauszubringen, griff in den nachfolgenden Jahrzehnten auf zahlreiche andere Szenen über. War die Fanzine-Landschaft schon zu den Anfangszeiten von Punk kaum zu überschauen, musste man nun vollkommen den Überblick verlieren. Die selbstgemachten, unkommerziellen Publikationen wucherten wie Unkraut in den popkulturellen Nischen der 80er und 90er Jahre. Mit Sicherheit kann man jedoch sagen: Je näher die nachrückenden Jugend- und Subkulturen den Ideen und Idealen von Punk standen, desto mehr Fanzines brachten sie hervor. So kam es vor allem in der Hardcore-Szene in der zweiten Hälfte der 80er Jahre zu einer erneuten Welle dieser Medien. Fanzines sind seit jeher, vor allem aber seit Punk, durch und durch subjektive Veröffentlichungen. Vom eigenen Standpunkt aus über Szenezusammenkünfte, Konzerte, Platten, Demonstrationen, Alltagserlebnisse, usw. zu schreiben ist die Besonderheit dieser Medien. Die persönliche Seite ist das bedeutendste Charakteristikum von Fanzines. Dennoch waren diese Hefte hauptsächlich an eine Szene gebunden.
Ende der 80er Jahre änderte sich diese Situation maßgeblich. In den USA erschienen immer mehr Veröffentlichungen, die als Fanzines angesehen werden konnten, die aber keinen klaren Bezug mehr zu einer Fankultur oder Szene hatten. Im Zentrum dieser neuen Hefte stand nicht mehr die Begeisterung ihrer HerausgeberInnen für einen Musikstil, eine Sportart oder eine Kunstrichtung, sondern ihr eigener Alltag.(15) Diese Veröffentlichungen, die in der Tradition der Fanzines entstanden waren, wurden als »Ego-« oder »Perzines«, vornehmlich aber als »Zines« bezeichnet. Der Wegfall der Vorsilbe deutet dabei die veränderte Bedeutung dieser neuen Hefte an.(16) Mit den Zines öffnete sich die Fanzine-Kultur damit gegenüber Personen, die bislang davon ausgeschlossen waren. Nicht nur Fans brachten nun eigene Magazine heraus, sondern auch Gruppen und Einzelpersonen, die sich in der herkömmlichen Medienlandschaft nicht oder falsch repräsentiert fühlten. Indem diese ihren Alltag, ihre Probleme und Erlebnisse in Zines thematisierten, konnten sie ihre gesellschaftliche Isolation überwinden und mit Gleichgesinnten bzw. ähnlich Marginalisierten in einen Erfahrungsaustausch treten.
Dies führte zu einem weiteren Anwachsen der Kultur der selbstverlegten und unkommerziellen Publikationen in den USA. Der Fanzine-Herausgeber und Buchautor Stephen Duncombe geht davon aus, dass 1997 mindestens 10.000 verschiedene (Fan)Zines in den Vereinigten Staaten kursierten.(17)
Die Idee der Zines verbreitete sich auch in anderen Ländern. Vor allem in Kanada, Großbritannien und Australien gibt es heute eine große Menge dieser Veröffentlichungen. In Deutschland wurden ab den 90er Jahren einige solcher Hefte herausgegeben. Allerdings stellen sie bis heute eher die Ausnahme dar. Der Großteil der hiesigen Magazine besteht auch weiterhin aus klassischen Fanzines mit eindeutigem Szene-Bezug.
Eine besondere Rolle für diese Medien spielte in den 90er Jahren die Popularisierung des Internet. Zahlreiche Fanzines erscheinen seitdem als HTML-Dokument im world wide web. Sie werden als »E-Zines« oder auch »Webzines« bezeichnet.(18) Die neueste Entwicklung in diesem Bereich sind sogenannte »Weblogs«, unabhängige und oft persönliche Nachrichtenseiten, die wie Tagebücher kontinuierlich aktualisiert werden.(19) Man kann sie als elektronische Form der Perzines betrachten. Im Gegensatz zum gedruckten oder kopierten Heft ermöglichen diese elektronischen Formate eine kostengünstigere, einfachere und schnellere Veröffentlichung. Das macht sie bei ihren HerausgeberInnen besonders beliebt. Trotz allem spielen Print-Hefte in Kleinauflagen von 200-500 Stück auch heute noch eine große Rolle in der (Fan)Zine-Landschaft.

Do It Yourself

DIY bezog sich auf eine Sichtweise, dass sich jede Person künstlerisch ausdrücken könne, egal ob sie ein Instrument oder ein Werkzeug perfekt beherrsche oder nicht. Wichtig war nur, dass man etwas zu sagen hatte. Dadurch verflüssigte sich zusehends die Grenze zwischen den ProduzentInnen und KonsumentInnen innerhalb der Popkultur. Mit einem Mal war es möglich, dass Fans selbst zu Stars wurden. »Do It Yourself« ermöglichte die Emanzipation jener ProtagonistInnen, die durch fehlendes Wissen und Können bislang von der Herstellung popkultureller Bedeutung ausgeschlossen waren. Fanzines entspringen seit ihren Anfangstagen aus dieser Idee.
Dabei können sie als Medium zur Selbstinszenierung und Selbstermächtigung ihrer HerausgeberInnen dienen. So nutzten die Riot Grrrls Anfang der 90er Jahre diese Hefte um eigene Formen der Repräsentation von Frauen und Mädchen hervorzubringen und gleichzeitig um sich über die Diskriminierungen auszutauschen, denen sie aufgrund ihres Geschlechts (sowie ihrer Hautfarbe und ihrer Sexualität) alltäglich ausgesetzt waren. In der Diskussion mit anderen Grrrls, die über diese Fanzines ausgetragen wurden, konnte sich so ein szeneinternes feministisches (und antirassistisches) Bewusstsein entwickeln.(20)
Mit dem Aufkommen von Zines, die sich von jeglicher Fankultur abgenabelt haben, hat die Bedeutung dieser Form von Selbstinszenierung und Selbstermächtigung zugenommen. Zahlreiche marginalisierte Gruppen eigneten sich dieses Medium an, um sich selbst eine Stimme zu verleihen, aus der individuell oftmals als ohnmächtig empfundenen Situation herauszutreten, sich mit Gleichgesinnten oder LeidensgenossInnen zusammen zu schließen und dadurch zu einem gesellschaftlich machtvollen Faktor zu werden.(21)

Krist

Fußnoten:
(1) vgl. Kleiber, Stefan: Fanzines. Eine der letzten Alternativen. In: Neumann, Jens (Hrsg.): Fanzines. Wissenschaftliche Betrachtungen zum Thema. Mainz 1997, S. 47
(2) Hoffmann, Justin: DO IT YOURSELF, in: Kunsthalle Düsseldorf (Hrsg.): Zurück zum Beton. Die Anfänge von Punk und New Wave in Deutschland 1977-'82, Köln 2002, S. 162
(3) siehe auch das Interview mit den MacherInnen des Wall Street Journals in der Broschüre zur Fanzineausstellung
(4) Kleiber 1997, S. 46; Neumann, Jens/ Weigoni, A.J.: Der Otto-Versand der Subkultur, 2000; http://www.vordenker.de/kollegen/neumann.htm
(5) Duncombe, Stephen: Notes from underground. Zines and the politics of alternative culture, London – New York 2001, S. 108
(6) Kleiber 1997, S. 52
(7) Neumann/Weigoni 2000
(8) Kleiber 1997. S. 53
(9) vgl. Herth, Alexandra: Sprachliche Analyse von Fanzines. In: Neumann 1997, S. 149
(10) Savage, Jon: England’s Dreaming. Anarchie, Sex Pistols, Punk Rock, Berlin 2003, S. 112, 119f
(11) Kleiber 1997. S. 54
(12) Perry, Mark: Sniffin' Glue. The essential punk accessory, London 2000, S. 30; Eine unvollständige Auflistung der Hefte, die in dieser Zeit erschienen, findet sich in zwei Ausgaben des englischen Musik-Magazins Sounds von 1977, die im Fanzine Defiant Pose #4 nachgedruckt wurden. Dort sind neben dem Sniffin’ Glue über 70 weitere Fanzines aus der Punk-Szene aufgeführt; vgl. Defiant Pose #4 (2001), S. 33-36
(13) Teipel, Jürgen: Verschwende deine Jugend. Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave, Frankfurt/Main 2001, S. 370
(14) Ott, Paul/ Skai Hollow (Hrsg.): Wir waren Helden für einen Tag. Aus deutschprachigen Punk-Fanzines 1977-1981, Reinbek bei Hamburg 1983, S. 239
(15) Dyer, Sarah: Action Girl. Zine-Kultur und wie’s gemacht wird, in: Baldauf/Weingartner 1998, S. 100
(16) Weitere Bezeichnungen sind »Perzines« oder vor allem im deutschprachigen Raum »Egozines«
(17) Duncombe 2001, S. 14
(18) wobei der Begriff »E-Zine« nicht ganz eindeutig ist. Er wird nicht nur für (Fan)Zines, sondern teilweise auch für kommerzielle Magazine verwendet
(19) vgl. Schoolmann, Gerhard: Weblogs, 2004; http://www.abseits.de/weblogs.html
(20) siehe dazu auch den Beitrag über (Riot) Grrrl (Fan)Zines in der Broschüre zur Fanzineausstellung
(21) Daß diese Selbstermächtigung nicht nur emanzipatorischen Charakter haben kann, zeigt der Beitrag von Jan Buschbom über rechtsextreme Fanzines in der Broschüre zur Fanzineausstellung


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last modified: 28.3.2007