home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[110][<<][>>]

das Erste, 0.9k

Ihr wollt den Tod,
wir wollen das Leben


Erinnert sich noch jemand an das Gezeter über das angeblich unzulässig vereinfachende Motto einer Thüringer Anti-Arbeit-Demonstration: „Gegen die Arbeit – für das Leben“? Wie wär’s, wenn diejenigen, die damals am lautesten blökten, angesichts des wiederholt vorgetragenen Credos islamistischer Massenmörder – „Ihr liebt das Leben und wir lieben den Tod.“ – ihre Meinung ganz im Stillen noch einmal überdächten? Denn die emanzipatorische Kraft des genannten Demomottos müsste sich auf diese Weise doch auch Leuten erschließen, die Sozialkritik sonst für Antisemitismus halten.

Die Wertvergesellschaftung nimmt auf sinnliche Bedürfnisse keine Rücksicht. Nützlichkeit, Schönheit und Genuss sind ihr notwendige Übel, das sperrige Material für den Tauschwert. So weit, so bekannt. Nicht schaden kann es, wenn man die marxologische Allerweltsweisheit mal auf ein einigermaßen vernachlässigtes Thema anwendet, auf den Raubbau an der natürlichen Umwelt.
Experten interpretieren eine im Februar bekannt gewordene Pentagon-Studie zur Klimaveränderung dahingehend, dass die aus diesem Wandel erwachsende Gefahr für die Menschheit schlimmer als die terroristische Bedrohung ist. (Das irreale Bündnis gegen Denken aus Leipzig fragt nach: Klima? War das nicht dieser deutsch dominierte, zivilgesellschaftliche Diskurs, der einer linksradikalen Praxis im Weg steht? Na ja ... nicht ganz. Aber ich will euch die Sache nicht mehr erklären.) Die globale Erwärmung führe zu regional sehr unterschiedlichen Entwicklungen, so könnte es bspw. in Deutschland sehr viel kälter werden.
Diesen Ergebnissen korrespondieren Untersuchungen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie, nach denen Extremereignisse (v. a. bei Niederschlägen) zunehmen werden. Die Sommer werden also heißer und trockener, die Winter kälter und niederschlagsreicher.
Bezüglich der durchschnittlichen Entwicklung in Deutschland kommt das Amt allerdings zu abweichenden Ergebnissen: Keine Abkühlung, sondern eine allgemeine Erwärmung sei die Auswirkung des Klimawandels. Wenn es zukünftig im Sommer regnet, dann kurz und heftig, so dass das Wasser nicht einsickern kann, sondern abfließt und der Boden kurz darauf wieder komplett austrocknet, so die Prognose.
„Statistische Untersuchungen zeigen, dass bei einem Anstieg der Mitteltemperatur um etwa 2 Grad mit einer Zunahme der Extremereignisse um etwa 50 bis 100 % gerechnet werden muss“ (Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie). „Na und – 2 Grad sind schließlich verdammt viel. So hoch wird das bei uns nicht.“ Dieselbe Behörde prognostiziert für das Sachsen der Jahre 2040 bis 2060 eine Erhöhung der mittleren Lufttemperaturen um 2,4 (Winter), 3,1 (Frühling), 1,5 (Sommer) und 2,6 Grad Celsius (Herbst).
Schon „heute gibt es Orte in Brandenburg, die zur Steppe geworden sind“. In heißen Sommern, die immer häufiger auftreten, trocknet die Oder aus. (vgl. FAZ, 14.07.03)
„In Nordsachsen sind in Anbetracht des Klimawandels alle vorhandenen Waldflächen sogar in ihrer Existenz bedroht.“ Alle.
Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) sagt klipp und klar: „Verstärkte Dürren und Flutkatastrophen, aber auch Verschiebungen ganzer Klimazonen sind zu erwarten.“
Und hinsichtlich Deutschlands resümiert das genannte Landesamt:
„Es muss ... langfristig mit gravierenden negativen Auswirkungen auf Land-, Wasser- und Forstwirtschaft (Stabilität der Waldökosysteme) gerechnet werden. So kann die auftretende Wasserknappheit zu erheblichen Konsequenzen für die Wasserhaltung in den Talsperren, zur Austrocknung von Gewässern, zur Abnahme der Grundwasserneubildung, zu Trockenheitsstress in den Ökosystemen, zu Anbauproblemen in der Land- und Forstwirtschaft etc. führen.“ (Zu den Daten des Landesamtes: http://www.umwelt.sachsen.de/de/wu/umwelt/lfug/lfug-internet/)

Die Pentagon-Studie passt einigermaßen gut zur neokonservativen Strategie der Vorneverteidigung (so wird bspw. erwähnt, dass einige Länder ihre natürlichen Ressourcen mittels einer Nuklearstrategie verteidigen würden) und mag also einige Gefahren überzeichnen. Möglich ist aber auch, dass dieses Übertreibungsmotiv durch die notorische Ignoranz der US-Administration gegenüber globalen Umweltproblemen – Stichwort: Kyoto-Protokoll – wieder aufgewogen werden könnte; zudem wird nach einer breiten wissenschaftlichen Debatte gerufen. (Nachfrage des Bündnisses für Faktenhuberei zum „Kyoto-Protokoll“: Strotzte es damals in der Linken nicht vor anti-amerikanischen Diskursen? Ja, durchaus. Hier aber geht es um den Fakt des Ausstiegs aus dem Protokoll und nicht um den Diskurs dazu. Außerdem ist die Linke nicht so wichtig.)

Festzuhalten bleibt: Die beiden Untersuchungen kommen darin überein, dass uns in den kommenden Jahrzehnten gewaltige klimatische Erschütterungen (s. o.: Extremereignisse) bevorstehen, die aus der globalen Erhitzung folgen – wenn die Einzelinterpretationen auch in entgegengesetzte Richtungen gehen. Die Wissenschaft bewältigt die angefallene Komplexität der Daten offensichtlich nicht mehr und muss sich auf das Registrieren der Abweichungen vom Normalverlauf beschränken.

Was sonst noch zu sagen ist:

Mieze von Mia, 24.3k Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört – wenn auch auf Ekelniveau. Mieze, das blonde Schneckchen von „Mia“, ein Verruchtheit darstellen sollendes Girl, sekundiert von ein paar nicht weniger unangenehm dreinschauenden Tröpfen ist dumm wie Brot, macht schlechte Musik, kann nicht singen, nur so knödelig vor sich hinwürgen, ist hässlich und zieht sich an, als wäre sie die Sekretärin von Karl Moik. Supported wird diese bandgewordene Schlammpfütze von Peter Plate, dem Musiksimulanten einer ähnlich abstoßenden Combo namens „Rosenstolz“. Leute mit einem Chip im Kopf und einem Batteriefach im Rücken sind sie alle. Kalt wie Hundeschnauze und voll von falscher Fröhlichkeit. Gegen Krieg und für die rot-grüne Kriegshetzerregierung. Sie sind so frisch und modern-unverkrampft deutsch, dass man über die Möglichkeit von Umerziehungslagern für diese nach Schlechtigkeit stinkenden Softcore-Popnazis nachsinnt.

Eine beliebte Form des Antisemitismus ist die „berechtigte Kritik an Israel“. Wie jedes grantelnde Ressentiment ist auch dieses auf Unlogik angewiesen. Man hätte nichts gegen Israel, sondern meine nur die sich augenblicklich an der Macht befindende Rechtsregierung. Okay, geschenkt – welcher emanzipatorische Linke ist schon ein Freund von Ariel Sharon oder gar von „Bibi“ Netanyahu, der brutalste neoliberale Krisenverwaltung betreibt? Doch die „Argumentationskette“ der Gegenpartei ist noch nicht zu Ende. Überhaupt sei ja Sharon, dieser Schlächter von Sabra und Shatila, ein Faschist. (Dass bei diesem Ereignis die Schuld der israelischen Armee und ihres damaligen Kommandeurs im Nicht-Eingreifen bestand, somit also schon der Augenschein den Unterschied zum begeistert mordenden Faschisten erweist, fällt bei unseren Differenzierern unter den Tisch.) Man schafft es noch, die Stirn zu runzeln und das Gegenüber aufzufordern, doch bitte genau zu definieren, was Faschismus ist, doch längst ist kein Halten mehr. Wenn man es sich recht überlege, so unser Diskutant weiter, seien nämlich die sog. Linken auch nicht besser. Bspw. Rabin, der gesagt haben soll, es gelte, die Palästinenser ins Meer zu treiben. Ganz genau haben sie nachgeforscht, haben alles gelesen, die letzten historischen Details nachvollzogen – und nichts verstanden. Sie müssen auch nichts verstehen, denn sie wissen schon alles. Von Rabin und Barak geht’s direkt zur „Kritik an Israel“, die möglich sein müsse, wahlweise, weil Israel kein besonderer, sondern ein normaler Staat wie jeder andere auch sei oder aber, gerade weil Israels Bewohner wissen müssten, wie Terror gegen ein Volk aussehe, weil ihr Land also eben gerade kein normales sei. Mit Auschwitz gegen Israel – diese Perfidie schaffen nur Deutsche. (Noch der unpolitischste Ekeldeutsche wirft sich ja in die weltpolitische Pose, wenn es gilt, das „Pulverfass Nahost“ zu untersuchen.) Manchmal kommen auch beide, einander ausschließende „Argumente“ zusammen vor – siehe oben: Ressentiment und Unlogik sind innig verbunden. Und so können auch all diejenigen, die noch vor einer Minute nichts gegen Israel, sondern nur etwas gegen dessen rechte Regierung hatten, in jeder Israelfahne ein Sharon-Bild erkennen. Alle kennen sie gute Juden (Felicia Langer, Uri Avnery). Alle verabscheuen sie Terror (auch Staatsterror!). Alle haben sie die „Lehren aus Auschwitz“ gezogen (nie wieder Krieg gegen ein schwaches Volk!). Und so verstehen auch alle die Verzweiflung der Palästinenser. Alle haben sie nichts gegen Israel (zumindest nichts Wirksames). Alle wollen sie Kritik üben (und zwar – ohne Marx je gelesen zu haben – diejenige im Marxschen Sinne: „Ihr Gegenstand ist ihr Feind, den sie nicht widerlegen, sondern vernichten will.“).
Kleine Hilfestellung für eine nützliche Diskursanalyse: Wer die Politik Sharons und Netanyahus real kritisiert, indem er Argumente gegen deren aktuelles Agieren beibringt, wer das „Existenzrecht“ Israels nicht betont, weil es sowieso selbstverständlich ist und – glücklicherweise – nicht ins Belieben von linken Deutschen gestellt, der kann durchaus ein angenehmer Mensch, möglicherweise sogar ein guter Kommunist sein.
Wer aber schon damit anhebt, dass er ein Freund der Juden sei und gerade deswegen darauf bestehe, Israel kritisieren zu können, dem muss man weiter nicht zuhören, der ist und bleibt ein Antisemit.

Die Marktwirtschaft, diese Todesreligion für Aufklärungsfetischisten, ist nicht das kleinere Übel im Vergleich zu den faschistischen Islamisten, sondern deren Nährboden. Immer gleich ist die Sabotage der Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse – ob nun im Namen einer ausgesprochenen oder unausgesprochenen höheren Idee, ob direkt oder pseudo-religiös. Immer aber fetischistisch und gegen das menschliche Leben gerichtet. Gegen diesen Wahnsinn gilt es nicht die bürgerliche Vernunft anzurufen (in der – wie die Aufklärungskritik der Gruppe „Krisis“ gezeigt hat – Selektion immer schon angelegt ist), sondern ganz hemdsärmligen Materialismus zu mobilisieren. Das heißt, den Leuten in kritischer Absicht aufzuzeigen, dass ihr eigenes Wohlergehen wichtig ist, dass sie wegen des Genusses von schönem Essen, feinen Getränken und fetzigem Sex das Leben geschenkt bekommen haben und nicht zur Geißelung, Zurichtung und Opferung. Denn Faschismus beginnt spätestens dort, wo man im Namen einer höheren Idee bewusst die eigenen Bedürfnisse durchstreicht, wo bspw. meine schwulen Bekannten, die sonst ihren Widerwillen gegen Kinder geradezu zur Schau tragen, unterdrückte palästinensische Kinder anführen und für sie einen eigenen Staat fordern, statt eines guten Lebens.

Kommunisten wollen somit das Leben und kämpfen gegen die Todesschwadronen der Wertvergesellschaftung. (Auch und gerade wenn das Leipziger Bündnis für die bewegungslose Bewegung immer noch nicht wissen will, was das eigentlich ist.)

Mausebär pausiert einen Monat und erholt sich von Leipziger in Tel Aviver Verhältnissen.

Mausebär

home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[110][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007