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Wir dokumentieren im Folgenden den Aufruf des Anti-Olympischen Komitees (AOK-L) zur bundesweiten antiolympischen Demonstration am 15. Mai 2004 in Leipzig.
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Fatal error – the game is over


Anzeige zur Demo, 24.3k Wir sind ganz klar gegen Olympia. Doch gerade deswegen sind zu Beginn einige Klarstellungen nötig. Weder sind wir der Meinung, dass die olympischen Ideale durch den Kommerz verraten wurden, noch fordern wir "Volxsport statt Olympia". Auch halten wir es angesichts der uns wichtigen Kritikpunkte für relativ unerheblich, ob durch Olympia ein Feuchtbiotop vor der eigenen Haustür oder das "malerische Antlitz" einer Stadt zerstört wird. Die olympischen Ideale sind Ausdruck der kapitalistischen Verhältnisse und gleichzeitig eine reaktionäre Antwort auf die Moderne. Die olympischen Schlagworte "Internationalismus", "Fair Play", "Schönheit", "Chancengleichheit" und "Höchstleistung" wurden von Coubertin, dem Erfinder der neuzeitlichen Spiele, als Gegenmodelle zum Kosmopolitismus, zum vermeintlichen Werteverfall im Zuge des Materialismus, der angeblichen "rassischen Degeneration" und "Verweichlichung" entworfen. Die Olympischen Spiele waren darüber hinaus als ein Gegengift gegen Frauenbewegung, Pazifismus und Klassenkampf gedacht. Andererseits spiegelten sich schon zu Beginn in den Wettkämpfen kapitalistische Prinzipien wider, die einen gewissen historischen Fortschritt darstellen. Nicht ohne Grund konnte die olympische Bewegung jahrzehntelang in Deutschland nicht Fuß fassen, da schon die Idee des Wettstreits mit anderen Nationen den sich überlegen fühlenden Deutschen zuwider war. So entwickelte sich hierzulande – später auch in Abgrenzung zur internationalen olympischen Idee – eine völkische Turnbewegung, die sich auf Wehrsportübungen spezialisierte. Wenn also von einem Verrat der olympische Ideale die Rede sein sollte, dann kann dies nur im Zusammenhang mit der Berliner Olympiade 1936 – eine der größten nationalsozialistischen Propagandaveranstaltungen – geschehen. Inzwischen wurden mit der Kommerzialisierung der Spiele die olympischen Ideale zumindest teilweise in eine andere und positivere Richtung überwunden. Auf den ersten Blick gelten zwar noch die alten Werte – doch in Wirklichkeit wurde der Wettstreit der sich kriegerisch gegenüberstehenden Nationen und ihrer Eliten sukzessiv in ein kommerzielles Massenevent mit demokratischem Antlitz transformiert. Bei diesem werden weiterhin sozialdarwinistische, rassistische und sexistische Verhältnisse reproduziert – aber nicht mehr bewusst in Abgrenzung zur Moderne forciert.
Warum wir trotzdem sowohl die alten Ideale als auch die heutige olympische Ausprägung kategorisch ablehnen, begründet der folgende Aufruf.

Kapitalismus

Als weltweit größte und angesehenste Sportveranstaltung reproduziert Olympia jene scheußlichen Zumutungen der kapitalistischen Verhältnisse, für die wir nur Kritik übrig haben. Absolute Leistungsbereitschaft, menschenverachtende Konkurrenz und Rücksichtslosigkeit gegenüber individuellen Bedürfnissen sind die modernen "olympischen" Tugenden. Sie haben im Zuge der Durchsetzung des Kapitalismus von allen Regionen der Welt und allen Bereichen des Lebens Besitz ergriffen. Sie sind ein konkreter Ausdruck der kapitalistischen Verhältnisse.
In diesen Verhältnissen wird Gesellschaft nicht über direkte Absprache zwischen den Gesellschaftsmitgliedern, sondern vermittelt über den Tausch von Waren hergestellt. Unter den Bedingungen betriebswirtschaftlicher Rationalität werden menschliche Arbeitskraft und Produktionsmittel eingekauft, um Waren herzustellen, welche auf dem Markt gegen Geld getauscht werden, um am Ende mehr Geld in der Tasche zu haben, als man für die Warenproduktion aufwenden musste. Statt mit dem Geld in Luxus zu schwelgen, wird es wieder in die Produktion neuer Waren gesteckt. Bedürfnisse spielen nur dann eine Rolle, wenn sich ihre Befriedigung möglichst gewinnbringend verschleudern lässt. Kapital ist damit nicht die pure Anhäufung von Geld wie bei Dagobert Duck und seinem Geldspeicher, sondern ein Prozess, der, sobald er sein vermeintliches Ende mit dem Warentausch erreicht hat, wieder in der Produktion von neuen Waren mündet. Ein Selbstzweck, der zum Motor dieser Gesellschaft wurde, weil ihn die Menschen täglich aufs neue wiederholen, ohne sich über seine Bedeutung im Klaren zu sein. Produziert wird nur das, was sich am effizientesten zu Geld machen lässt. Keiner würde heute die Olympischen Spiele veranstalten, wenn sich damit nicht aus Geld mehr Geld machen ließe.
Doch auch die Spiele waren einem Wandel der Zeit unterworfen. Im 19. Jahrhundert war der alte "Olympische Gedanke" noch integraler Bestandteil der Veranstaltung. Dieser verlor aber zunehmend an Bedeutung. Als Rückbesinnung auf traditionelle Werte im Angesicht des sich durchsetzenden Kapitalismus gedacht, entlarvten sich diese Ideale bald vor der kapitalistischen Realität. Nach den zwei Weltkriegen war der Putz von den vermeintlich guten olympischen Tugenden fürs erste runter. Die von der Olympia-Bewegung geforderte Überwindung nationaler Egoismen, Frieden und internationale Völkerverständigung entpuppten sich im Angesicht der zwei Weltkriege als fromme Wünsche. Zu diesen Werten wurde anschließend in Zeiten der Blockkonfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion höchstens ein instrumentelles Verhältnis gepflegt. Mit den ökonomischen Umbrüchen der 90er Jahre ist Olympia zum Standortfaktor geworden. Die Spiele sind im Zeitalter der Globalisierung ein von Anfang bis Ende durchkommerzialisiertes Marketing-Event, das weltweit seinesgleichen sucht.
Die Stadt, die den Zuschlag für die Veranstaltung von Olympia erhält, bekommt zwei Wochen lang die Gelegenheit, sich der Weltöffentlichkeit, insbesondere ausländischen InvestorInnen, zu präsentieren und kann für diese Zeit mit Einnahmen aus den Geldbeuteln der vielen BesucherInnen rechnen. Zweifel aufgrund kaum kalkulierbarer Kosten der Olympiabewerbung weichen jedoch schnell der Hoffnung auf das schnelle Geld. Egal welche gewaltigen Geldbeträge für die gigantischen Erfordernisse an Infrastruktur und Marketing nötig sind, um die Auflagen einer vom IOC abgesegneten Bewerberstadt zu erfüllen, die Hoffnung auf sanierte Stadtkassen würde vermutlich den Leipziger OBM Tiefensee sogar dazu bringen, seine Großmutter zu verkaufen. Dabei ist es gleichgültig, was den Arenen, Hotels und Autobahnen weichen muss. Kein Stück Erde bleibt auf dem anderem, wenn das Projekt Olympia erst einmal in Gang kommt. Ob BettlerInnen von der Straße geräumt, ArbeitsmigrantInnen um ihren Lohn geprellt, Wälder abgeholzt oder Flüsse zubetoniert werden, die Zerstörung der Lebensgrundlagen ist immer im Preis mit inbegriffen. Ein System, welches keinen anderen Zweck außer dem Verschleiß menschlicher Arbeitskraft für die Anhäufung von Geld kennt, nimmt keine Rücksicht auf die Umwelt, am wenigsten jedoch auf die Beteiligten selbst. Wie am Fließband muss der Athlet pausenlos trainieren, um bei Olympia nicht zu versagen. Für ein paar Hundertstel Sekunden weniger oder ein paar Millimeter mehr ist jedes Mittel recht. Ob man dem eigenen Körper Schaden zufügt, ist nicht relevant, solange die Hungerkur und die Dopingmittel den gewünschten Erfolg versprechen. Das Ziel, wahnwitzige Rekorde aufzustellen, wird zum Götzen, dem jedeR SportlerIn huldigt. Die absolute Zurichtung des eigenen Körpers für irgendwelche abstrakten Zahlen ist so typisch für den Kapitalismus wie seine Veranstaltungen. Das "größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl" (Jeremy Bentham) ist es, was die Rekordjagd bestimmt.
Angesichts dieser Tatsachen ist es blanker Hohn, wenn die Verantwortlichen gebetsmühlenartig von "Freude am Spiel" und "dabei sein ist alles" schwadronieren. Dass der "friedliche Wettbewerb" überhaupt gar nicht friedlich ist, zeigt die kapitalistische Konkurrenz. Ob Arbeitskräfte, Unternehmen oder ganze Nationalökonomien – nicht das solidarische Miteinander, sondern das bedingungslose Ausstechen der KonkurrentInnen markiert die Messlatte für den Erfolg. Jobs, Marktanteile oder aber die beste Zeit bei Olympia, der Zweck heiligt die Mittel.
Aufgrund seines "umfassenden" Drangs nach Konkurrenz erfordert der Kapitalismus die Aufgabe jeglicher Autonomie; konkurrenzfähig zu sein, verlangt die vollständige Hingabe an seine Prinzipien. Die tägliche Erfahrung, nur nach kapitalistischen Kriterien seinen Nutzen für die Gesellschaft zu beweisen, zwingt den Beteiligten dazu, alle entgegengesetzte Momente seines Charakters zu kontrollieren.
Der Konkurrent stellt damit direkt eine Gefahr für die eigene Persönlichkeit dar, was ökonomisch ohnehin meistens für die individuelle Existenzgrundlage zutrifft. Die panische Angst vor der allumfassenden Konkurrenz, durch sie ins gesellschaftliche Abseits befördert zu werden und damit unnütz zu sein, bereitet die Grundlage für Projektion. Genügt man den Anforderungen nicht, so werden die individuellen Probleme als Schuld des Anderen externalisiert. Dies muss nicht zwingend in rassistischer oder antisemitischer Form passieren, sondern kann beim Mobbing auf Arbeit anfangen und bei Prügeleien im Sport enden. Die permanente Unterdrückung der eigenen Triebe, der es bedarf, um den kapitalistischen Kriterien gerecht zu werden, provoziert gewaltvolle Ausbrüche – diese können gegen sich selbst gerichtet sein oder aber dem direkten Kontrahenten gelten.

Nationalismus

Neben den Funktionen des Sportes als soziales Herrschaftselement zur Stabilisierung und Legitimierung der bestehenden Ordnung und deren repressiver Vermittlung im Einzelnen kommt dem Sport und im speziellen auch Olympia eine nicht unbeträchtliche gesellschaftliche Bedeutung zu.
Trotz der Einbettung des Sportes in ein transnationales soziales System der Kulturproduktion, welches in gewisser Hinsicht quer zu den Grenzen nationalstaatlich verfasster Gesellschaften verläuft, steht es diesen nicht entgegen. Ganz im Gegenteil verstärken internationale Wettkämpfe das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl, da die Wahrnehmung der anderen Nationen ausschließlich eine als Konkurrentin ist. Sportlichen Großevents kommt dabei neben der ihnen inhärenten Reproduktion des Geschlechterverhältnisses eine entscheidende Bedeutung bei der Aktualisierung des nationalen Zugehörigkeitsgefühles zu. Gerade der olympische Wettstreit der Nationen setzt bei den mitfiebernden ZuschauerInnen die Identifikation mit der "eigenen" Nation voraus. Die SportlerInnen fungieren dabei als RepräsentantInnen derjenigen Nation und Kultur, der sich die ZuschauerInnen zurechnen.
Häufig wird dabei die rassistische Vorstellung reproduziert, dem nationalen Kollektiv könnten spezielle, quasi natürliche Eigenschaften zugeordnet werden. So werden den südamerikanischen Mannschaften beispielsweise Kreativität und Verspieltheit zugerechnet und diesen die robuste, von unerschütterlicher Kampfstärke bestimmte deutsche Spielweise gegenübergestellt.
Dem nationalen Kollektiv ordnet sich bereitwillig alles Individuelle unter und die Gesellschaft kommt als nationale Gemeinschaft zu sich. Dieses positive Zugehörigkeitsgefühl beinhaltet unweigerlich die Zustimmung zum politisch-gesellschaftlichen System und stützt das identitäre nationalistische Massenbewusstsein. Derlei sozialpsychologische Mechanismen werden besonders effizient befördert vom sportlichen Spektakel. Was 1936 der Weltöffentlichkeit das deutsche Nazireich präsentierte und 1954 sowohl den Schmerz der deutschen Volksseele über den verlorenen Weltkrieg linderte als auch Kriegsheimkehrer und Vertriebene in den Schoß der Täternation zurückbrachte, ist Inbegriff deutsch-nationalistischer Identitätshuberei. Und auch die Weltmeisterschaft von 1990 integrierte die verlorenen – aber nicht minder deutschen – Söhne und Töchter aus dem Osten in den nationalen Jubel und damit in die wiedererwachende Nation. Die olympische Glorifizierung von Nationalhymnen, die Präsentation nationaler Symbole und die faschistische Ästhetik der Licht- und Fackelspiele entfaltet sich hier besonders ausgeprägt und trägt auch durch die mediale Fokussierung auf die Leistungen der SportlerInnen des "eigenen" Landes den nationalen Gedanken auch außerhalb der Stadien in Millionen Wohnzimmer.
Und obwohl die schon historisch enge Verbindung von Sport und Nationalismus eine kritische Auseinandersetzung nahe legen würde, bleibt gerade diese aus. So steht es auch für deutsche Tradition, dass die Stadt Leipzig Albert Speer, dessen gleichnamiger Vater als Nazigröße hauptverantwortlich für die architektonische Inszenierung des Nationalsozialismus und damit auch der Olympiade 1936 in Berlin war, für die architektonische Planung von Olympia 2012 ausgewählt hat. Angesichts der Tatsache, dass zwischen Junior und Senior durchaus ideologische Kontinuitäten bestehen, ist diese Wahl geradezu skandalös. Der ungebrochen positive Bezug des Sohnes auf seinen Vater ruft in Deutschland 2004 keinen Widerspruch hervor.

Sozialismus

Sport bietet über die Identifikation mit den Erfolgen der Nationalteams eine negative Kompensation des Verlustes an Selbstachtung, welcher den für die Warenproduktion überflüssig gewordenen oder zumindest ständig von dieser Überflüssigwerdung bedrohten Individuen tagtäglich abverlangt wird. Und so werden sich selbst von "zumutbaren Arbeitsangeboten" auch noch so drangsalierte Arbeitslose als Sieger fühlen können, wenn das Team ihrer Nation Weltmeister oder Olympiasieger wird. In Zeiten sich auch hierzulande verschärfender sozialer und wirtschaftlicher Bedingungen dürften diese Formen der Integration und die Ablenkung von gesellschaftlicher Realität durch Sportereignisse für die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens zunehmend bedeutsamer werden. Dass der Breitensport im lokalen Verein mit seinen Funktionen zur Absicherung der Reproduktion und der Beförderung der Verinnerlichung ideologischer Grundpfeiler der bestehenden Ordnung, wie Leistungs- und Konkurrenzdenken, Teil des Problems ist, dürfte ebenso unbestreitbar sein.
Auch ohne eine detaillierte Vorhersage der zu erwartenden Entwicklungen in Leipzig lässt sich doch ohne weiteres erkennen, dass zumindest für die sozial schwachen Mitglieder der Gesellschaft eine Verschärfung ihrer Lebenssituation zu prognostizieren ist. Von der Zerstörung von Erholungsgebieten oder dem Zusammenkürzen der Mittel kultureller Einrichtungen kann ausgegangen werden. Die durchaus richtige Entlarvung der hochgelobten olympischen Arbeitsplätze als schlecht bezahlte und vor allem nur temporäre taugt zu fundamentaler Kritik allerdings genauso wenig wie der Hinweis auf die finanziellen Belastungen des Breitensportes im Zuge von Olympia. Weder die Zumutungen der Arbeit, noch die breitensportliche Betätigung sind in Schutz zu nehmen und doch bedeutet ihr Wegfall eine reale Verschlechterung der Lebensbedingungen in dieser Gesellschaft. Um diesen Verzicht zu vermitteln, dürften die entsprechenden Legitimationsmodelle der deutschen IdeologInnen des "Gürtel enger Schnallens" und "Zusammenstehens für Deutschland und Olympia" bereits angedacht sein. Gesellschaftliches Resultat der Unterordnung des individuellen Interesses unter den Willen der Gemeinschaft ist im Allgemeinen die irreversible Selektion und Ausgrenzung von "Schwächeren", "Unterlegenen" und "Unbrauchbaren". Die faschistische Dimension dieses Denkens findet ihren Keim bereits im sportlichen Geschehen, wenn der ideale Körper mit dem idealen Menschen gleichgesetzt wird.

Repressionismus

Der Sport der bürgerlichen Massen hat sowohl integrative als auch diskriminierende Funktionen. Ist aus den großformatigen Plakaten des DSB und anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen auch noch so deutlich der Wille zur sportlichen Integration von MigrantInnen oder sozial Schwachen ablesbar, so ist ebendies doch in aller Regel zumindest für Erstere, als undeutsch angesehene, unmöglich. Solange die von der nationalen Gemeinschaft – ob im lokalen Sportverein oder an den Außengrenzen Deutschlands – ausgeschlossenen Menschen allerdings dem deutschen Medaillenspiegel dienen, spielt die halluzinierte Differenz kaum eine Rolle. Auch hier zeigt sich deutlich die unter rot/grün fortschreitende modernisierende Transformation der alten Blut-und-Boden-Rassismen hin zum Leistungsrassismus, ohne dass Erstere dabei völlig verschwinden würden.
Gehört rassistische und soziale Ausgrenzung auch zum kapitalistischen Normalbetrieb, so ist konkret in Leipzig schon im Rahmen der Olympiabewerbung, erst recht aber während der potentiellen Austragung der Spiele, von einer verstärkten Repression sozialer Randgruppen auszugehen und auch bereits heute zu konstatieren. Besonders die Präsentation einer sauberen Stadt hat die lokale SprayerInnenszene bereits ihre einzige legale Wand gekostet. Der sicher nicht stärker als üblich nach oben gefälschte Anteil von 92% der Leipziger Bevölkerung, die der Olympiabewerbung zustimmen, duldet keine "Schandflecken" und erst recht keinen Widerspruch. Es ist also vorhersehbar, dass Ausgrenzung, Diffamierung und Kriminalisierung nonkonformer, politischer und kultureller Szenen zur Tagesordnung während der Bewerbungsphase und der eventuellen Austragung der olympischen Spiele gehören werden. Demonstrations- und Veranstaltungsverbote, ähnlich denen anlässlich der EXPO in Hannover, werden unter Nutzung und Ausbau der bestehenden Videoüberwachungsstrukturen den öffentlichen Raum weiter einschränken und die repressive Durchsetzung der deutschen Vorstellung von Gesellschaft stützen.
Videoüberwachung öffentlicher Räume, obskure Auflagen bei Demonstrationen, zero-tolerance Politik bei Hausbesetzungen, finanzielle Angriffe auf kulturelle und politische Zentren und die Ankündigung des Verbots politischer Meinungsäußerung im Zuge der Spiele bieten bereits heute einen Vorgeschmack auf die zu erwartende Repressionswelle im Zuge der olympischen Leipziger Freiheit.

Fatalismus

Seine überregionale Bedeutung für die Linke erlangt die Kritik der olympischen Spiele nicht nur durch den universellen Charakter der zu Anfang vermittelten Kritik an Sport, Körperkult und Disziplin oder deren repressiver Vermittlung. Auch die innige Verknüpfung sportlicher Großereignisse mit nationalistischem Denken sowie faschistischer Traditionen des olympischen Spektakels sollten zum Widerspruch auffordern.
Es gilt, in Leipzig einem Ossinationalismus entgegenzutreten, der schon im Vorfeld der Bewerbung tausende Menschen, frenetisch Olympia herbeisehnend und dabei in wüste Verschwörungstheorien über die "westdeutsche Sabotage" verfallend, auf die Straße trieb.
Während von den direkten Folgen von Repression und Innenstadtpolitik vorerst nur Leipzig betroffen sein wird, so sind doch mit der Verhinderung subversiver Aktivität alle gemeint, deren erklärtes Ziel die Aufhebung der versteinerten Verhältnisse ist.


Demoplakat, 77.5k


Gegen den kapitalistischen Leistungswahn – bei Arbeit, Sport und Spiel!
Gegen Nationalismus und Internationalismus!
Gegen Repression und Innenstadtpolitik!
Nie wieder Olympia – und schon gar nicht in Deutschland!
Für freie, ungezwungene sportliche und unsportliche Betätigung – z.B. auf der NOlympia-Demo am 15. Mai 2004 in Leipzig.

Anti-Olympisches Komitee Leipzig (AOK-L)
www.nein-zu-olympia.de



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last modified: 28.3.2007