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RETRO - brand new we're

Some things will never change... nur so kann man die Frequentierung des GOD BULLIES-Gigs (1.4.) erklären.
Kurz, ca.100 Zuschauer geben einem schon zu denken. Aber nevermind (bitte zweideutig verstehen!)... Der gesamte Gig war von der kranken, extremen Bühnenshow des Frontmann Mike Hard gep rägt. Mit dem Charisma eines irren Evangelistenpredigers (o.s.ä.) schlüpfte er in die verschiedensten Rollen und ließ die Musik fast zum Beiwerk werden. (was sie bei den God Bullies zweifellos nicht ist)
Musikalisch bieten sie zweifellos nichts gravierend neues, was aber O.K. ist. Schliesslich befinden sie sich ähnlich wie JAMC (um endlich die England-Kurve zu kriegen), in dieser Epigonen-Situation.

5 Tage später waren wir aber dann (endlich) up to date. Der zweite Jungle-Abend mit den „shooting stars“ M-BEAT. (6.4.) Auch wenn die Besucherzahl dem Vorwochenende glich, war es eine wirklich geniale Party. Als warm-up lieferten die Leipzizer DJ’s MALCOM & BOOGA brilliante Sets (man sprach von einer „flotten Rille“). Zum Package gehörte neben der gesamten Posse noch Maxine und natürlich Nazlyn (vocals zu „sweet love“). Das der Auftritt (glücklicherweise) etwas anders abläuft als in gängigen Rock-Klischees ist zwar für so manchen gewöhnungsbedürftig, aber gerade das macht den Reiz aus. Insgesamt klappte auch das Rave-Konzept besser - sprich tanzen auch nach dem Gig (der an sich, im Gegensatz zum konventionellen Konzert, nur Teil ist). M-BEAT machten auch einen angenehmeren Eindruck als Levy, da weniger Hustler-Attitude.

Einen Tag später präsentierte sich mit ANARCHIST ACADEMY & ABSOLUTE BEGINNER (7.4.) die deutsche (fast schon renommierte) HipHop-Crowd. Anstatt der angekündigten READYKILL eröffneten die Erfurter REIMESKORDE. Die zwei Thüringer boten zwar eher durchschnittlichen HipHop - überraschten jedoch mit einer Ballade (jawoll!). AB, mittlerweile in klassischer Bandbesetzung (Gitarren, Drums,...), versuchen anscheinend zum Crossover-Party-Act zu avancieren. Aber egal, daß zahlreiche Publikum dankte es ihnen und sie selber fühlten sich auch dabei wohl. Nach längerer Umbauphase dann Anarchist Academy, der Headliner. Das ein Großteil ihretwegen da war, merkte man gleich bei den ersten Töne. Was folgte war das gewohnte Programm Agit-HipHop. Das es AA genau darauf ankommt, nimmt man ihnen voll ab, auch wenn allzuoft die musikalische Umsetzung etwas zu kurz kommt. Dieser Abend, dieses gemischte Publikum war einmal mehr der Beweis dafür, die HipHop-Culture funktioniert. (p.s.: Das Auge Gottes haben an diesem Abend vor 100 Leuten gespielt - das ist DISSEN!!!!) Respect!

Den obligatorischen Reggea-Part des Monats übernahmen die IRIE DARLINGS (8.4.) aus Norwegen. Entgegen der Ankündigung (sorry, aber das ist nicht immer so einfach, besonders wenn Bands nicht so geläufig sind) boten diese nahezu reinen Roots. Der mitgebrachte DJ G.BRAVO (original outa jamaica!) sowie der Selecter vom FAR EAST SOUND SYSTEM (L.E.) rundeten den Abend ab.

Am Dienstag darauf beehrten uns ‘mal wieder EXTREME NOISE TERROR. (11.4.) Als Support agierten PROVOCATION sowie W.C.NOISE. Die Portugiesen eröffneten mit klassischem Metal. Das Ganze war überraschender-weise ziemlich professionell und mutig zugleich. (wer traut sich heute noch ellenlange Soli zu spielen?) Ziemlich cool. Mit Provocation hatten wir endlich ‘mal wieder eine gestandene Langhaarherde (vermutlich Ruhrpott - You know!) auf den Brettern. Naja... Aber bei ENT war alles beim Alten. Diese rohen Burschen haben es einfach drauf - sie gaben der Meute was sie wollte! Das ist Punk, und nicht Green Day!

Nicht Green Day und nicht Punk, sondern SKA brachten Engine 54 und Mother’s Pride (am 14.4.). Da bleibt fast nichts weiter zu sagen. Party war angesagt, Glatzen und Langhaarige amüsierten sich köstlich beim Skanking.

Der nächste Tag sollte „Detroit’s Finest“ bringen, stand jedenfalls auf den Plakaten (Pittbull wollten übrigens von dieser Ankündigung nichts wissen - das Ganze war wohl ein Promo-Take der Agentur). Aber rollen wir diesen Abend von vorne auf. Die beiden Vorbands (Brigthside, den Namen der anderen habe ich leider vergessen) boten nur allzu Gewohntes - New York Style - ganz schön flach. Zu unserer Überraschung erwiesen sich die Jungs von Pittbull als Persönlichkeiten weitab aller Hardcore-Klischees als Love-Core bezeichneten sie selbst ihre Show und es wurden wahrlich alle Register gezogen. Selbst eingefleischte Dub-Reggae-Fans konnten beim wohlgefälligen mitwippen beobachtet werden. Hat mal wer auf den Drummer geachtet? (Kleiner Tip - Jazzkapelle) Damit haben sich Pittbull den zweiten Respect-Ruf des Monats verdient.

Das Osterwochenende ausklingen ließ der Easter-Bullshit-Rave mit Marcos Lopez als Hauptakt.
Wie immer war für liebvolle Deko gesorgt und es wurde geravet bis in die frühen Morgenstunden.

Am 18.4. waren dann die Ärtze bei uns zu Gast. Voll war’s, so das es schon fast unangenehm wurde. Ansonsten bewiesen die Ärtze, daß sie die Kids immer noch zu hysterischem Kreischen animieren können. (Näheres zu diesem Konzert in diesem Heft)

Am 22.4. ging dann der Sun Tribal-Techno-Rave über die Bühne. Auch hier brachte die Dekoration viel Feeling in unseren zur Zeit noch etwas kargen Saal (Selbst an Fackeln, nur draußen, und Räucherstäbchen war gedacht worden.) Den Höhepunkt des Ganzen bildeten zwei Drummer, die der Menge ganz schön einheizten. Wem’s gefällt...

Tags drauf gab’s ein paar schon ältere Herren zu bestaunen. 999 und die Guitar Gangsters. Judge Dread, der fü diesen Abend eigentlich auch vorgesehen war, konnte leider nicht antreten, da seine Backing-Band einigen Prüfungsstreß hatte. Für mich jedenfalls haben 999 den Saal auch alleine genügend zu Wallung gebracht. Das war feinster England-Punk mit 77er Wurzeln. Ein Freund sprach hernach mit glänzenden Augen von einer „Sternstunde“.

Bleibt zum Abschluß unseres Schnelldurchlaufes nur noch zu sagen:
Ganz schön Retro - oder was.

Am 18.04. waren bekanntlich DIE ÄRZTE im Rahmen einer kleinen Clubtour im Conne Island. Da das Konzert im Vorfeld nicht an die große Glocke gehangen werden sollte und auch einige kritische Stimmen gegen dieses Konzert laut geworden sind, ab dieser Stelle einige Nachbemerkungen.

„Unsere Plattenfirma darf nicht mal pupsen, ohne uns zu fragen.“ Sagte der ÄRZTE-Manager, als wir uns über den Unterschied zwischen der Gülle der PRINZEN und den ÄRZTE-Background unterhielten.
Ja, auch die PRINZEN machen eine Clubtour- FÜR DM 39,- das Ticket! Doch ihre stinkende Verlogenheit, geformt nach dem Geschmack der PR-und Labelbosse belegt nur einmal mehr die stockkonservative Bezuglosigkeit dieser Bilderbuch-Muttersöhnchen. Wer nur ein klein wenig in der Sozialisationskiste des Thomanerchores kramt, dem müßte von allein speiübel werden...die ÄRZTE sind und waren Punk. Sie haben sich nur für einen anderen Weg entschieden - einen viel subjektiveren als SLIME beispielsweise. Ähnlich, wie nur die TOTEN HOSEN in diesen Breiten, zählt bei ihnen die Kontrolle und der Community-Gedanke, der da besagt, seinen eigenen Freundinnen und Freunden durch die Institution ÄRZTE eine Existenzgrundlage zu sichern.

Allen Unkenrufen zum Trotz, wußte die ÄRZTE-Crew sehr bewußt das Conne Island zu schätzen: ja, sie hätte es nicht für möglich gehalten, daß es im Osten einen solchen Laden wie den unseren gibt.
An dieser Stelle nochmals aller herzlichsten Dank an alle, die an diesem Abend mitgeholfen haben. Und, trotz langer Diskussion und einiger verschreckter Teenies: kein Skinhead wird von uns dazu überredet, sich als Nicht-Fascho kennzeichnen zu müssen! Denn, ob ÄRZTE, Skinheads oder sonstwer:

Remember Your Roots!

Ralf

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last modified: 28.3.2007