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sports, 1.2k

Verschwörung gegen
"Olympia in Leipzig"


    »Das Bundesamt für Verfassungsschutz befürchtet militante Aktionen gewaltbereiter Linksextremisten gegen die Olympiabewerberstädte für 2012. In einer Broschüre des Bundesamtes über die Sicherheitslage in Deutschland wird auf die extremistische Szenezeitschrift „Incipito“ hingewiesen, in der es heiße: „Leipzig will sich bis 2012 als Standort für die Olympischen Spiele etablieren. Olympia in den Sand setzen heißt die sportliche Herausforderung und Imageschädigung das Zauberwort.“« (dpa)

Wir sind uns alle mit der MDR-Info-Kommentatorin einig, die darauf hinwies, dass „Olympia die letzte Hoffnung für viele Ostdeutsche Bürger“ ist und unbedingt vor gefährlichen Machenschaften bis aufs Messer verteidigt werden muss. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat dementsprechend zwar völlig richtig auf die Gefahr hingewiesen, die von den Elementen einer Anti-Olympia-Bewegung ausgeht, deren mögliche Aktionsformen aber bisher völlig falsch eingeschätzt. Nicht linksextremistisch und militant, sondern wesentlich gewiefter und verschwörerischer verläuft die Kampagne gegen Olympia. Ob das Incipito dabei das Kommando hat, ein öffentliches Organ der heimtückischen Verschwörung gegen Olympia ist oder Ideengeber für eifrige Leser, kann bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mit absoluter Sicherheit ausgemacht werden. Vorerst kommt es auf eine glasklare Interpretation der Zeilen dieses Heftes an, dessen Urheber im Verborgenen arbeiten. Nur so kann derzeit eine erste klare Vorstellung von der Strategie der Verschwörer gewonnen werden. In der Textpassage steht erst mal gar nichts von Gewalt und Linksextremismus, sondern klipp und klar: „Olympia in den Sand setzen“ und (bzw. durch) „Imageschädigung“.
Wie weit der Kreis im Moment aufgedeckt und geschwächt ist, kann kaum eingeschätzt werden, dass der Kreis teilweise aufgedeckt und geschwächt wurde, macht Hoffnung. Einerseits besteht/bestand der Kreis aus ehemaligen Stasileuten, andererseits aus einer Reihe von betriebsamen und fiesen Wirtschaftsmagnaten und Politprofis. Fangen wir mit den Stasileuten an, die in den letzten Monaten enttarnt wurden.
Die Akte Thärichen: Dirk Thärichen war bis zu seiner Enttarnung Geschäftsführer der Leipziger Olympia-Bewerber-GmbH. Zu DDR-Zeiten war er (wie jetzt offenkundig ist) Angehöriger des Ministeriums für Staatssicherheit. Genauer: Er gehörte als Gefreiter einer Wach- und Sicherheitseinheit (WSE) an, die als bewaffnetes Organ der Stasi für die Bewachung von Stasi- und SED-Gebäuden zuständig war. Die Akte „Kay Birkhoff“: Hinter diesem Geheimagentennamen verbirgt sich Harald Lochotzke, der bis zu seiner Enttarnung Präsident des Förderverein „Rostock Olymp“ war. Dieser Verein organisiert die Bewerbung Rostocks als Austragungsort der Segelwettbewerbe und ist damit Teil der Bewerbung Leipzigs. Die Akte „Regisseur“: Hinter diesem Namen verbarg sich Jochen Lohse, als er der Stasi als Inoffizieller Führungsoffizier (IFM) gedient hatte. Vor seiner Enttarnung hatte er den „Verein Wirtschaft Leipzig 2012“ mitgegründet und maßgeblich gestaltet – ein Verein, der die Olympiabewerbung fördert und wirtschaftliche Konzepte entwickelt. Die Akte „IM Lift“: Gemeint ist Jens Fuge, der als Geschäftsführer der PR-Agentur Westend, die für die Olympia-GmbH die Pressearbeit leistete, zurückgetreten ist, weil herauskam, dass er Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit war. Man kann nur hoffen, dass nicht noch mehr Agenten im Dienst für Olympia sind, die in ihrem tief verankerten Hass gegen die freiheitliche Grundordnung die Hoffnung für Ostdeutschland zerstören wollen. Doch sie haben auch Partner in der Wirtschaft und der Politik, die die Leipziger Olympia-Bewerbung in den Dreck ziehen und sich dabei eine goldene Nase verdienen. Letztlich ist ihnen Ostdeutschland dabei scheißegal. Der Sachverhalt, wie sie sich eine goldene Nase verdienen wollen, ist schnell geschildert. Politiker unterschreiben im Zusammenhang mit der Olympia-Bewerbung Verträge, in denen Provisionen für Firmen festgelegt sind. Von den Finanzierungsgeldern für Olympia – u.a. unsere Steuergelder – sollten durch Klüngelwirtschaft Gelder „in der Größenordnung von 500.000 Euro“ (Die Welt) unrechtmäßig an Firmen abgezweigt werden. Zu den politischen Akteuren gehörten: Burkhard Jung – der Olympiabeauftragte der Stadt Leipzig; Wolfram Köhler – Vater der Olympia-Bewerbung, ehemaliger Bürgermeister von Riesa und sächsischer Olympia-Staatssekretär; Hermann Winkler – ein Mann im Kontrollgremium der Olympia GmbH. Als kriminelle Profiteure der Wirtschaft konnten bisher Franziska Köhler (Verbundnetz Gas), Jens Abold (Marketing-Fima), Henner Ziegfeld und Ivan Radosevic (beide: Sport Consulting International) aufgedeckt werden. Zu den wirtschaftlichen Profiteuren gehörte auch wiederum Thärichen, der wohl der Verbindungsmann zwischen den ehemaligen Stasileuten, den Politikern und den wirtschaftlichen Profiteuren gewesen ist.
Der Zusammenhang zwischen Incipito und den Verschwörern, von denen nun insgesamt 11 aufgedeckt sind, ist noch nicht erhellt – nicht zuletzt wohl, weil es Incipito bisher erfolgreich gelang, seine Herkunft zu verschleiern. Ein Hinweis könnte der geheimnisvolle Namen bieten: Incipito. Verfolgt man den Namen und seine Bedeutung ins tiefe Mittelalter zurück, so stand „Incipit“ immer im Namen von geheimbündlerischen Organisationen, die – im Namen Christi und durch die Erschleichung von entscheidenden Ämtern – bestimmte Großereignisse verhindern wollten, welche Glück auf Erden bringen würden. Das „o“ am Ende von Incipito könnte für Olympia stehen. Insgesamt würde Incipito dann ausgesprochen lauten: In nominae christi, ipso patrocinio, interioris tollent olympiam.
Wir haben es insgesamt wohl mit einer extrem fundamentalistischen, weitverzweigten und durchorganisierten Machenschaft gegen Olympia zu tun. Vielleicht muss man aus der Not eine Tugend machen. Einige Feinde, die enttarnt sind, könnte man doch umerziehen und dann sinnvoll einsetzen. Einerseits sollte versucht werden, aus ihnen weitere Informationen über das verfeindete Netzwerk herauszubekommen, andererseits sollten die Stasi-Leute wegen ihrer hervorragenden Ausbildung die Sicherheit der Stadt organisieren. Und bestimmte Werte haben doch in Deutschland – ob sozialistisch oder demokratisch – immer Tradition: Ruhe, Ordnung, Sicherheit. Man denke an den „größten Schandfleck von Leipzig“ (Bürgermeister Holger Tschense), die Wall of Fame. Diese Wand in Plagwitz war auf einer gewaltigen Länge von rabiaten Schmierfinken immer wieder beschmutzt worden und könnte doch nun ausgezeichnet von Dirk Thärichen bewacht werden, der schließlich Gefreiter einer Wach- und Sicherheitseinheit (WSE) war, die als bewaffnetes Organ der Stasi für die Sicherung von Stasi- und SED-Gebäuden zuständig war. Es dürfte doch nicht so schwer für ihn sein, ein paar Chaoten durch ein paar gezielte Schüsse von dieser Wand abzuhalten? – der Schandfleck würde sich wieder in eine anschauliche deutsche Wand verwandeln und Thärichen wäre in den Augen vieler Leipziger rehabilitiert.
Als krönendes Fazit dieses Textes muss wieder ein passendes Sportlerzitat herhalten: „Ich habe nur immer meine Finger in Wunden gelegt, die sonst unter den Tisch gekehrt worden wären.“ (Paul Breitner)

Euer Olympiabeauftragter Hannes



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last modified: 28.3.2007