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New way of lookin’


HIM (fat cat records) & MELOMANE … ein New Yorker Abend


HIM, 23.2k Die Möglichkeit, dass Fans der schlimmen skandinavischen Gothic-Metal-Schülerrockband HIM bereits nach den ersten Tönen verstört per SMS ihre Eltern zum Abholen verdonnern und gleichzeitig um die Rückerstattung des Eintrittsgeldes buhlen, ist groß. Bestenfalls werden sie aber nach Ende des Konzertes verstehen, warum die eigentlichen New Yorker Urheber des Namens HIM nicht ihr Recht einfordern.
Denn zum Glück hat das einstige Soloprojekt um DOUGHLAS SHARIN mit den Finnen musikalisch rein gar nix am Hut, dafür spricht allein schon die musikalisch sozialisierte Vergangenheit des Masterminds SHARIN samt die um das ehemalige Einzelprojekt gescharrten Musiker. Als ausgemachter Superschlagzeuger von CODEINE, REX und JUNE OF 44 – alles Bands, die das Indieherz immer noch bis zum Anschlag pochen lassen – entschied er sich, musikalisch als „His Infernal Majesty“ definiert, auf einem vorerst eigenen musikalischen Weg zu wandeln, der bereits mit der ersten Veröffentlichung klar machen sollte, worum es ihm geht – weg vom fehlinterpretierten Postrock hin zu einem Projekt, das musikalische Grenzbestimmungen nicht anerkennen will und konsequenter als TORTOISE samt bekannte Chicago Familie stets den Weg zum neuen Hören sucht. Was klar als Postrock mit intelligenten Dub-Einflüssen begann, entwickelte sich bis heute über viele Jahre hinweg zu einem einzigartigen musikalischen Gemisch aus Jazz, Dub, Funk, Rock über Afro Beat ohne ethnologische Verklärung. Offenheit, was sowohl die personelle Besetzung des Projektes im Studio und live als auch das Aufsaugen sämtlicher Stile betrifft, heißt das Konzept von HIM. Die neueste Veröffentlichung „Many in high places are not well“ bringt 17 verschiedene Musiker auf einen Nenner und setzt dabei auf Referenzen, die vielseitiger nicht ausgewählt sein können. (Members of MICE PARADE, SWANS, THE SORTS, CHICAGO UNDERGROUND DUO, ISOTOPE 217, MUM, DYLAN GROUP u.a.)
Ganze sechs Mitglieder als feste Bestandteile von HIM setzen live auf außergewöhnlichste Art und Weise das um, was die Band ausmacht. Was bei einem ersten sorglosen Zuhören als plumpe Weltmusik und elitärer Jazz missverstanden werden kann, entpuppt sich nämlich spätestens live als Pop der besten Art und Weise. Denn nicht das Beharren auf tief verwurzelte musikalische Traditionen lässt die Beats seltsam südamerikanisch oder afrikanisch klingen, sondern vermittelt vielmehr einen universellen Blick auf die Welt, die es aus genügenden Gründen neu zu bestimmen gilt. Der Soundtrack dafür ist geschrieben, der im positiven Sinne moderner nicht sein kann.

Melomane, 15.4k Um konsequent bei New York zu bleiben, seien hier nun Melomane als zweites Zuckerstück des Abends vorgestellt, die ebenfalls entgegen jeglicher Genre-Schubladen ihre Musikbesessenheit voll und ganz ausleben. Da wird musikalisch von Country, Indie und klassischem Songwriting, Pop und was weiß ich nicht alles gesprochen, um sich in schönster Art und Weise illusorisch von der Welt frei zu spielen. Alles in allem ein Abend ohne viel Getue und Gehabe, keine falschen Parolen und selbstgefällige Styles – zuhören und einlassen.

Jeremy



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last modified: 28.3.2007