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review corner Film, 1.4k

Indianer sind sexy

Film-Homepage-Ausschnitt, 1.6k

Die Filmabteilung schießt zurück

Über „Pakt der Wölfe“, Zitatklauberei und für die kunterbunte Kulturindustrie, ohne die der locker-flockige Kulturpessimismus nicht derselbe wäre.

Zur Einleitung ein paar Schmankerl über den Autor, geschuldet der Sichtung des vorangegangenen Newsflyers, speziell des Textes „Unterlassene Hilfeleistung“ von N.Assel. Der Autor möchte mit folgender Filmrezension keinen „Akt gegen die Kulturindustrie“ (N.Assel) begehen, schaut er doch selber voll gerne Kino und meint zu wissen, daß Kritik ohne Gegenstand so gar nicht fetzt, ist deshalb glühender Bewunderer verschiedenster kulturindustrieller Erzeugnisse. Dem Text eingefügte Zitate, sollten sie im speziellen auch von Adorno oder seiner (der des Autors) „empfindsame(n) Großmutter“ (N.Assel) stammen, dienen nur zur Überspielung der völlig kaputten und wirren Geistesbeschaffenheit des Autors, welche wahrscheinlich dem vielen „Alk“ und den wilden „Partys“ (N.Assel.) zuzuschreiben ist. Der Autor entschuldigt sich bei allen LeserInnen, welche sich den Freuden des AbstinenzlerInnentums verschrieben haben, jedoch gibt er offen zu, den „Verlockungen...des Lebens“ (N.Assel) erlegen zu sein, trägt weiterhin lieber Carhartt statt Second Hand Pullis und hält in seiner ganzen Verwirrtheit daran fest, „daß die ganzen Abstinenzler eh die schlimmsten sind.“ (Die Toten Hosen) Desweiteren ist er von Haus aus mit einer gesunden „Arroganz statt Toleranz“ (Rocko Schamoni) gesegnet, was ihn scheinbar in die Nähe eines N.Assels rücken läßt. Jedoch soll nun „Schluß mit dem Geheul“ (Die Aeronauten) sein, denn der Autor möchte noch diesen Abend seinem „Lieblingsbrauereilokal“ (Tocotronic) einen Besuch abstatten.

Nachdem ich meine Scham (Achtung, Seitenhieb!) über den zuletzt gesehenen Film überwunden glaubte, entschied ich mich gegen die allerorts beliebte Sneak Preview Vorstellung und wählte bewußt einen Film, über welchen ich bis dato nur gutes hörte. Der Regisseur des fulminanten „Crying Freeman“ und einer der besten Cutter in der Geschichte des Eastern (Das sind so Filme, meist aus den eher östlichen Gebieten unserer schönen Mutter Erde, in denen sich, zumindest in den qualitativ besseren Machwerken des Genres, immer alle unglaublich ästhetisch auf’s Maul hauen.) wirkten an ein und demselben Film mit, der zu allem Überfluß auch noch eine französische Produktion ist und die sind bekanntlich nicht erst seit „Die fabelhafte Welt der Amelie“ ganz vorn mit dabei. Na, wenn das nix is’, geh ich voll beschädigt, du. Aber da bekanntlich nicht alles Gold ist, was glänzt und die Minima Moralia von Adorno (Ich hab’s schon wieder getan, man möge verzeihen.) nicht umsonst den Untertitel „Reflexionen aus dem beschädigten Leben“ trägt, war wiedermal alles für’n Arsch. Um mein persönliches Leid noch zu steigern, ging ich als einer der letzten in den Saal und fand mich in der zweiten Reihe rechts außen wieder, Nackenschmerzen und eingeschränktes Blickfeld sollten die Folge sein. Ach ja, der Film. Frankreich mitten in der Aufklärung, in irgendeinem Kaff tötet eine ominöse Bestie Frauen und Kinder, niemand kann sie zur Strecke bringen und der König schickt einen Naturforscher samt Begleiter los, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Der Forscher ist unglaublich cool, macht ständig Witze über die abergläubische Bevölkerung und beim Baggern ist er echt ein „Großer“ (Fettes Brot; Hoffentlich hat die hier vor mir niemand zitiert, sonst gerate ich wieder in Verdacht „besinnungslos das Zeug des Vordenkers wiederzukäuen“ (N.Assel)). Sein Begleiter, ein Irokese vom Stamm der Mohawks, hat eine unglaublich düstere Ausstrahlung und ist wahnsinnig sexy, was mir durch meine Kinobegleiterin bestätigt wurde. Der Film lohnt schon allein, um ihn (den Indianer) auf sein Äußeres zu reduzieren und im Lendenschurz kämpfen zu sehen. Beide sind „krasse Kampfsportatzen“ (Antifa-Jargon) und für Action ist somit gesorgt. Das Geheimnis, wo und wie sie das alles gelernt haben, wird wohl auf ewig die Menschheit beschäftigen und mir noch so einige schlaflose Nächte bereiten. Der Film kommt an manchen Stellen verworren daher und ist storytechnisch nicht gerade ein Meisterwerk. Die beiden Drachentöter wursteln sich durch die verschiedenen Schauplätze, inklusive mehrerer Bordellbesuche, und kommen gaaanz langsam einer Verschwörung der Kirche auf die Spur. Die findet die Aufklärung nämlich voll doof und will nicht, daß die Bevölkerung auf so Ideen kommt wie daß das „Leben ...Gott selbst ist“ (Langsam glaube ich, daß der Ralf mir ins Gehirn geschissen hat, diesmal ist’s von Hegel). Also soll dem König mit Hilfe der Bestie mal gezeigt werden, daß er gefälligst den „Labernasen“ (beliebtes Schlagwort bei Teilen der Linken) von Philosophen in den Arsch zu treten hat. Am Ende wird aber alles gut, bis auf den aufgebrachten Mob, welcher dann so rumrevoluzzert und einen äußerst symphatischen Adligen guillotiniert. Ja, ja, die „Collateral Damage“ (neuer Supiefilm mit olle Arnie) eben. Der Film besitzt an manchen Stellen durchaus Humor und richtig lustig wird es immer, wenn der „Wilde“ (O-Ton Film), also der sexy Indianer, für Konfliktstoff mit den örtlichen Dumpfnasen sorgt. Gutgemeinte Seitenhiebe gegen Kirche, Pöbel und den damaligen Adel machen aber leider noch keinen guten Film, gute Martial Arts Einlagen schon. Da kommen wir auch schon zum besseren Teil des Films. Die Kameraführung ist in den meisten Sequenzen, nicht nur während der Hauerei, schlichtweg genial und die Schnitte sind sowieso outstanding. Wenn der eher besonnen und ruhig wirkende Mohawk erstmal loslegt, gibt’s kein Halten mehr. Zwar sind die Kampfszenen oft sehr hektisch und teilweise wirr in das Geschehen eingefügt, jedoch ist das visuelle Erlebnis für Martial Arts FreundInnen nahezu perfekt, dennoch sind diese Szenen zu spärlich gestreut, um den Film als Eastern anmuten zu lassen. Schade, aber ausleihen kann man das „gruselige Drama“ (Cinema) schon mal und sei es nur, um sich den schmucken Indianer reinzuziehen. Um noch mal richtig „nen Dicken“ zu „machen“ (Antifa-Jargon) noch ein Zitat von olle Bert Brecht, weil den alten Schmusebär kann doch echt jeder leiden, bestimmt auch jene, die nicht so auf Brillenträger aus Frankfurt stehen: „In Wirklichkeit ist die bürgerliche Welt nur unter Aufgabe der bürgerlichen Kultur zu retten.“ Was wird er wohl damit gemeint haben? Die literarischen Ergüsse von Benjamin Stuckrad-Barre etwa, oder vielleicht doch eher so Krisenerscheinung (Verdammt, das böse Wort, bloß noch mit was hinten dran.) und so? Na ja, nachlesen macht Spaß und Kino gucken auch.
Schlaubi


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last modified: 28.3.2007