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review-corner, 3.7k

Die Anderen da drüben

Oder „Ich glaube eh nicht alles, was in der Bibel steht“ (O-Ton Film)
, 0.0k
Filmplakat, Ausschnitt, 15.7k

The Others
[USA: 2001]

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Nachdem ich letztens irgendeine beliebige sneak preview-Filmvorführung in irgendeinem beliebigen Kino meiner Wahl besuchte, konnte ich nach dem Verlassen des Kinosaals drei Dinge konstatieren.

1. Der Versuch, sich ernsthaft einen Film inmitten eines kaffeesüchtigen Publikums (Durchschnittsalter 23) anzusehen, gleicht in etwa dem Zitieren aus „Wendekreis des Steinbocks“ (Henry Miller) vor Erstklässlern.
2. Nicole Kidman sollte sich lieber gänzlich dem Genre Popmusik widmen.
3. Für einen Euro bekommt man keine kleine Tüte Popcorn.
Der ach so beliebige Film welcher gezeigt wurde, trug den klangvollen Namen „The Others“.

Schon beim Lesen des Titels erschauderte ich bis ins Mark, bin ich doch, als regelmäßiger Kinogänger und Filmfreund, kreative Übersetzungen der Titel ins Deutsche gewohnt. Aber „Die von der anderen Seite“ klingt irgendwie nach Ost-West Konflikt und das möchte man wohl, gerade in diesen Zeiten, vermeiden. Der „Horrorschocker“ (Bild) der sich mir darbieten sollte ist schnell erzählt. N. Kidman lebt mit ihren zwei Blagen allein in einer großen herrschaftlichen Villa und Papi ist an der Front, um den Nazis den Arsch aufzureißen. „Die süßen Kleinen“ (O-Ton Film) dürfen nicht dem Tageslicht ausgesetzt werden, weil sie sonst „Ausschlag bekommen und ersticken“ (O-Ton Film). Plötzlich tauchen drei mysteriöse Putzen (eine davon männlich) auf und scheinen eine ebenso mysteriöse Verschwörung zu inszenieren. In dem Haus passieren ganz komische Sachen, Mutter und Anhang hören Stimmen, anscheinend also Geister, die die olle Kidman vertreiben wollen. Papi hat noch einen kurzen Gastauftritt, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Am Ende stellt sich heraus, dass sie selbst tot und die vermeintlichen Geister die Lebenden, also die Anderen da drüben, sind. Die Putzen sind auch Geister die, anstatt Intrigen zu spinnen, ihnen helfen wollten, im Jenseits zurecht zukommen. Ha, was für ein Plot, welch’ Überraschung, Film zu Ende. Ich hoffe ich habe jetzt einigen die Überraschung verdorben, auf dass sie diesen „beklemmenden Schocker“ (Player) nicht sehen mögen. Das einzig gruselige an diesem Film sind die Klamotten und die Bibelsprüche. Aber was will der Drehbuchautor uns mit diesem „gruseligsten und spannendsten Geisterfilm der letzten 10 Jahre“ (Fritz) wohl sagen. Katholizismus ist scheiße (wer hätte das gedacht), Krieg sowieso und selbst im vermeintlichen Jenseits gibt es kein Entrinnen aus der Totalität. Vielleicht dies, oder auch etwas anderes, oder gar nichts, doch wer weiß das schon. Dennoch musste ich einmal schmunzeln. Nein, nicht etwa als N. Kidman sagt: „Im Krieg gibt es nur gut und böse und jetzt sei ruhig und iß“, sondern während der einzigen Szene, die die offenbar zart beseiteten Zuschauer erschreckte. Ein Raunen und Quietschen ging durch die Menge, als irgend eine blinde Oma plötzlich und völlig erwartet eine Schranktür aufreißt und die zwei Bälger erschreckt. Ich kann Ihnen nur empfehlen, die „drei Euro und fünfzig Cent“ (Kartenverkäuferin) für diesen „Film des Monats“ (Fritz) zu sparen, um sie in einer beliebigen Videothek Ihrer Wahl zu investieren. Wer sich einmal richtig gruseln will, dem sei „Spice Girls – Der Film“ empfohlen, denn da sind nicht nur die Klamotten grauenhaft sondern auch die Darsteller. In diesem Sinne: „Leichte Kunst...ist das gesellschaftlich schlechte Gewissen der ernsteren.“ (Horkheimer/Adorno)
Schlaubi


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last modified: 28.3.2007