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Folgende Stellungnahme des Conne Island-Plenums zu einem umstrittenen Vorfall ist selbst umstritten – soll aber trotzdem dokumentiert werden, da sie einen Zwischenstand der bisherigen Diskussion wiedergibt.

Rechtmäßige Publikumsbeschimpfung?

Wiedergabe der Ereignisse zum „27 Years of Hardcore“ am 30.09.2000 im Conne Island, dem Verhalten eines Conne Island-Mitarbeiters und den anschließenden Reaktionen und Diskussionen innerhalb des Conne Island Plenums.

Seit einigen Jahren wird im Conne Island zum Anfang der Herbstsession ein Konzert unter dem Motto: „... Years of Hardcore“ organisiert, das sich von Seiten des Publikums meist größter Beliebtheit erfreut. Somit war uns auch dieses Jahr klar, daß mit dem Package Rykers, Cold As Life, Full Speed Ahead, No Redeeming Social Value und Lenght Of Time ein unter Umständen ausverkauftes Konzert bevorsteht. Daß sich dieses Bewahrheiten würde, war bereits Anfang des Abends absehbar. Während der Band „No Redeeming Social Value“ kam es dann zu folgender Situation: im Saal wurde auf einer über die Maßen großen Fläche von ca. 30 Besuchern gepogt, so dass am Einlaß niemand mehr in den Saal kam und das Konzert zu dem Zeitpunkt bereits für ausverkauft erklärt wurde, obwohl rein von den Besucherzahlen her noch Kapazitäten vorhanden gewesen wären. Dies hatte zur Folge, daß Stammgäste und Leute mit vorbestellten Karten nicht mehr in den Saal kamen. Andererseits befand sich ein nicht unerheblicher Anteil von Idioten im Saal, die mit unserem Anspruch (und dem der meisten Besucher) an Hardcore augenscheinlich nichts gemein hatten. Hirnloses, dörfliches und sexistisches Rumgeprolle wurde mehrmals an diesem Abend beobachtet. Das hatte bei einem Mitarbeiter des Conne Islands so viel Unmut hervorgerufen, daß er nach dem Konzert von N.R.S.V. auf die Bühne ging um dem Publikum mitzuteilen, das der Tanzstil, welcher von einer Minderheit ausgeübt und der Mehrheit des Publikums toleriert wird, dem eines Nazikonzerts gleichkommen würde und hier im Conne Island nichts zu suchen hätte. O-Ton: „...das war nicht Hardcore, das ist nicht Hardcore und das wird nie Hardcore sein...“; weiterhin wurde in seinem Namen versprochen, daß „...es eine Diskussion darum geben wird, ob dies hier das letzte HC-Konzert sein wird“, „...wer sich kloppen möchte, kann gern zu mir auf die Bühne kommen...“ usw. Ein Konzertbesucher, der die aufgebrachte Situation beruhigen wollte, betrat daraufhin die Bühne, um folgendes Statement zum Besten zu geben: „...ist doch scheißegal, ob links oder rechts – Hauptsache Mugge und Spaß! Oder?...“. Daß dies dann unkommentiert im Raum stehen blieb, ist bezeichnend für den an diesem Abend anwesenden Metal/Dorfprollanteil, der nach Einschätzung aller durch die Band Rykers hervorgerufen wurde. Im weiteren Verlauf des Abends wurden keine weiteren harten Tanzpogos beobachtet, es waren eher die seit jeher bekannten fetten HC-Partys im Gange – und das zur Freude aller.
Nun kam es aber logischerweise im Nachhinein zu diversen Diskussionen über diesen Abend. Hierbei wurde zwischen dem Verhalten des Conne Island-Mitarbeiters und der Frage nach der Tragbarkeit des Publikums getrennt. Festgestellt wurde hier mehrheitlich, daß sich der betroffene Mitarbeiter mit seinen Aussagen auf der Bühne, seinem Tonfall und dem Fakt, daß er sich über den lokalen Promoter des Abends und die Hardcore-Fraktion an sich hinweggesetzt hat, verantwortungslos in Bezug auf die Sicherheit, unangebracht aggressiv und – wie einige zumindest meinen – selbstgefällig verhalten hat. Eine Entscheidung über mögliche Konsequenzen von Seiten des C.I.-Plenums steht hier noch aus.
Die Frage nach dem Publikum ist ebenfalls ungeklärt, da es die verschiedensten Ansichten darüber gibt. Diese wären beispielsweise:
  • Anwesende Idioten (geringer Anteil) wurden auf Grund des Auftritts der Rykers ins C.I. gelockt und haben mit dem sonst hier üblichen HC-Publikums nichts zu tun, sind nicht zwingend die selben, die sehr hart Pogo tanzen, Rykers sind mehr Metal als Hardcore, da klare Statements fehlen; hart getanzt wird schon seit Jahren und gehört zum Hardcore dazu, so lange keine intolerante Prügelei daraus wird.
  • Anwesende Idioten (großer Anteil) sind die selben, die hart tanzen und haben sich ihren Tanzstil bei Nazikonzerten abgeguckt; so hart ist im C.I. noch nie getanzt worden; Anteil von „schlimmen“ Publikum größer als bei anderen Sparten.
  • Problematik bezieht sich ausschließlich auf deutsche Bands, da hier eine andere Sozialisierung und Politisierung stattfand ... usw.
Dies war eine Zusammenfassung der am häufigsten geäußerten Einschätzungen und ist demzufolge auch nicht vollständig.
Fest steht, daß es offensichtlich einen Diskussionsbedarf im Conne Island über diese Problematik gibt und die nächsten Wochen hoffentlich greifbarere Statements unsererseits bringen werden, obwohl wir uns darüber im klaren sind, daß es schwer ist, sich einzig und allein ein Lieblingspublikum ins Haus zu holen – die Zeiten sind vorbei. Aber Fakt ist, daß die Hardcore-Szene im Vergleich zu manch anderer kulturellen Richtung wachsamer und „formbarer“ ist. Demzufolge muß sich auch das Publikum den Schuh mit anziehen, daß an diesem Abend (genauer: während der letzten drei Lieder von N.R.S.V.) etwas verkehrt lief: wild boxende Leute und Weichbirnen haben beim Hardcore nichts verloren und sollten an Ort und Stelle von allen auf ihr Verhalten aufmerksam gemacht werden. Das Publikum hat beim Hardcore Augen und Ohren offen zu halten, damit Nazischeiße und Intoleranz draußen beiben.
so long, Eurer Conne Island-Team


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last modified: 28.3.2007