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drum & bass against surrveillance!, 4.0kdrum & bass against surrveillance!, 4.0kdrum & bass against surrveillance!, 4.0kdrum & bass against surrveillance!, 4.0k

Trough the eyes.

drum & bass against surrveillance!

Kamera, 24.5k

Die Organisation der bundesweiten Demonstration gegen Überwachungsgesellschaft und Sicherheitswahn am 14. Oktober in Leipzig kostet viel Geld.
Tanzen für ‘ne gute Sache macht glücklich.
Also, wieso nicht das Nette mit dem Nützlichen Verbinden?

Videoüberwachung, nervende Polizeipräsenz, Vertreibung allgemein unbeliebter Minderheiten, Illegalisierung und Diskriminierung von Flüchtlingen... die Liste ließe sich noch um einiges fortsetzen. Nur die besten DJs und MCs an diesem Abend!, 5.9k Ansatzpunkte gibt’s gar viele, die Kausalität allerdings ist klar. Überwachung, Ordnungswahn und Innere Sicherheit stehen im engen Zusammenhang und avancieren im steten Miteinander zu traditionellen Sekundärtugenden zum Lieblingskind der Deutschen. Was dabei heraus kommt, liegt auf der Hand. Der exzessive Einsatz von Ausgrenzungsstrategien und die implizierte Darstellung von Gefahr bildet den Nährboden für vielfältige Bedrohungsszenarien, an deren Ende Repression und nochmals Repression steht, letztendlich eine instanzen- und ebenenübergreifende Kontrolle.
Eine realitätwerdende Zukunftsvision, die zugegebenermaßen nicht berauschend erscheint und die es anzugreifen gilt, auf vielen Ebenen, mit vielen Mitteln.
Was Drum & Bass mit Politik im allgemeinen und Überwachungsgesellschaft im konkreten zu tun hat? Per se ersteinmal nichts, da sollte man sich keine Illusionen machen. So schade wie es ist, bis auf den Überbau einer grundsätzlich positiv zu bewertenden kosmopolitischen Metropolenkultur und  wenigen marginalen Ausnahmen erweist sich auch Drum & Bass nicht als revolutionäre Basswalze, sondern als beliebig ansetzbarer Dünnbrettbohrer. Da helfen auch keine Source Direct, die explizit immer wieder Plattenindustrie und Konsumterror anpissen, da stehen Asian Dub Foundation mit ihrer Engagement für politische Gefangene genauso auf verlorenem Posten wie Goldie, der zum Rammstein-Boykott aufruft. Wenn die selben Tracks als authentische Ummalung für Videoclips der Polizei gegen Graffiti herhalten müssen oder e-commerce-Firmen mit futuristischen Soundscapes ihre Ware an den Konsumenten bringen, freut sich der Musikliebhaber und der Purist ärgert sich.
Drum & Bass – der Soundtrack für die Zukunft, wie man nicht müde wurde zu proklamieren, hat sich selbst ein Bein gestellt, ist sozusagen zur musikalischen shopping mall des technologischen Fortschritts geworden. Die beliebte Sci-Fi-Metapher, die einst für eine gerechtere Gesellschaft stand, ist aus den DJ- und Produzentenhänden geglitten und hat sich zur glücklichen Standortrepräsentation gewandelt. Ein kritischer Umgang mit der visuellen Umsetzung und der inhaltlichen Beladung, im Stile von Blade Runner Szenarien, wäre beispielsweise ein Schritt in die richtige Richtung. Ob das was bringt, ist eine andere Frage.
Ohne die Situation und die Aussichten künstlich überzubewerten, die Auseinandersetzung mit politischen und kulturellen Machtverhältnissen gehört auch zu Drum & Bass und die Ableitung eines praxisbezogen Exkurses darf trotz musikliebhaberischer Verfänglichkeit nicht aus den Augen verloren werden. Die Benefiz-Party der Leipziger Drum & Bass Community gegen Überwachungsgesellschaft und Sicherheitswahn könnte ein guter Anfang sein. Sebi


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last modified: 28.3.2007