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Nachdem die Diskussionen um (Anti-)Sexismus im Montagsplenum eingeschlafen waren (bzw. nie richtig angefangen hatten), rief das Leipziger Bündnis gegen Rechts zu einem Antisexismusplenum auf. Ein erstes Treffen fand am Sonntag, den 14.06.1998 im Haus Steinstraße statt – Kay berichtet darüber.
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Antisexismusplenum

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Am Anfang war das Schweigen. Was eine ganze Zeit so anmutete, als würde auf weitere Interressierte gewartet, wurde nach einigen Versuchen, eine Diskussion in Gang zu setzen, noch einige Zeit fortgesetzt, es wurde sich angeschwiegen. Dafür würde ich einige Erklärungen anbieten. Zum ersten könnte der Rahmen für solch
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Die Bilder sind der Jungle World Nr. 27 vom 1. Juli 1998 entnommen.
eine Diskussion falsch gewesen sein (eigentlich war m.E. der Großteil der Anwesenden durchaus Plena-erfahren...), des weiteren könnte es sein, daß doch nicht so viel Klärungsbedarf zu diesem Themenkomplex besteht, wie allgemein angenommen (wieso kommen dann aber so viele Leute). Eine weitere Variante wäre es anzunehmen, daß, ob der Brisanz der Sache, alle soweit zurückgenommen agierten, daß gar nichts mehr verlautet wurde, um nicht eventuell als großes Rindvieh dazustehen. Oder eine allgemein zu beklagende Konsumentenhaltung, oder der Sonntagnachmittag oder die Fussball WM... Kennt jemand von euch Max Goldts Stück „Der Krieg der Mädchenschweigekreise“? (ja, ich weiß, etwas unpassend an dieser Stelle, aber mir kam das Ganze so vor).
Die Diskussion entspann sich schließlich an der Frage der Militanz, dem Thema also, bei dem Machismen und Männerbündelei am deutlichsten zum Tragen kommen. Es wurde viel darüber geredet, wer, wann und wie – und nicht zu vergessen mit wem – eine nonverbale Auseinandersetzung (in vulgo: auffe Fresse hauen) zu führen sich in der Lage fühlt. Es kam zu einigen bekannten geschlechtsspezifischen Zuschreibungen à la Mann erklärt, eine körperliche Ausseinandersetzung mit Faschos am liebsten mit ausgewiesenen Schlägertypen führen zu wollen oder Frau erklärt sich für sowieso körperlich unterlegen und ängstlich, ohne daß diese Rollenmodelle ernsthaft hinterfragt oder gar der Versuch unternommen wurde, diese zu dekonstruieren. Einwürfe, daß solche Art der Militanz im seltensten Falle Mann gegen Mann oder Mann gegen Frau oder Frau gegen Frau ablaufen, sondern eher Gruppe gegen Gruppe, wurden überhört. Und so drehte sich das Karussell noch eine Weile weiter...

Ich denke, sobald ich bestimmte Verhaltensweisen mit einer geschlechtsspezifischen Zuschreibung versehe, z.B. laute und forderende Diskussionsführung – maskulin, und als Gegensatz dazu leise und zurückweichend – feminin, ich eigentlich schon in der Falle sitze.
Genauso verfahren wird die Situation allerdings, wenn ich erwarte, daß die Sozialisation, die jede und jeder durchlaufen hat, mit einigen Diskussionen beiseite zu wischen ist. Einen Masterplan hat auch niemand. Bleibt also nur, den Finger immer wieder auf die Wunde zu legen und weiter zu diskutieren und das ganze auch und im besonderen in Projekten, die männerdominiert sind oder scheinen, wobei ein Rückzug aus Diskussionszusammenhängen zwar in jeder Weise nachzuvollziehen ist aber ansonsten nicht allzuviel Wirkung zeigt, da als eine der hervorstechensden menschlichen Eigenschaften die BEQUEMLICHKEIT und die Suche nach dem Weg des geringsten Widerstandes auch in unseren Kreisen weit verbreitet ist.
KAY



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last modified: 28.3.2007