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Aktuelle Termine

CEE IEH-ARCHIV

#261, März 2020
#262, August 2020
#263, Oktober 2020

Aktuelles Heft

INHALT #263

Titelbild
In Zeiten von Corona
• das erste: Deutschland tötet!
• das erste: GEGEN DEUTSCHLAND
Inseln der Freiheit? Zum Gebrauchswert von Jugendsubkultur
Materializing feminism: Lesung und Diskussion (von und mit der MONAliesA)
Offenes Antifa Treffen
PS#6 - Release: Das Prosadebüt
Lesung: Liebe, Körper, Wut, Nazis
Zeckenmatte Vortrags-Freitag
Zeckenmatte Vortrags-Samstag
flint*sessions Nr. 1
• position: Ist das Modell Lukaschenko am Ende?
• position: Schon wieder ein Einzeltäter - Der Anschlag in Halle als Fortsetzung deutscher Zustände
• doku: »Es war mein 21. Geburtstag, als ich am Telefon zu meiner Mutti gesagt habe: 21 Jahre und immer noch kein Kommunismus. Und da hat sie gesagt: Na was soll ich denn sagen, ich stand kurz davor und wurde dann einfach in die Vormoderne zurück gebombt.«
Das gute Viertel

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In Zeiten von Corona

Die politische Situation in der Stadt und im Allgemeinen scheint mehr und mehr von einem Wechsel zwischen pandemiebedingter Ohnmacht und Zurückstreben zu einer verschämten Form ›neuer Normalität‹ geprägt zu sein – Demos finden schon wieder eine Weile lang statt, von Gruppentreffen bis hin zu Vorträgen scheint aber alles noch unter dem Schleier von Abstand und Kontaktvermeidung zu stehen.

Es ist auch wenig verwunderlich, dass im vergangenen Monat nun der kleinstmögliche Anlass für eine mittelgroße Reaktion genutzt wurde, welche die Medien jedoch erwartungsgemäß aufbliesen. Ob es nun nach einer erzwungenen Sommerpause aller Aktivitäten den Leuten einfach wieder massiv in den Fingern juckte oder ob viele Menschen wirklich eine starke emotionale Bindung zu dem geräumten Haus in der Ludwigstraße aufgebaut hatten, ist dabei zweitrangig – die militanten Reaktionen (wobei ›militant‹ auch in diesem Kontext eine Übertreibung ist)(1) kamen dennoch.

Viel bleibt dazu eigentlich nicht zu sagen, außer dass die einstudierten Rituale auf allen Seiten des politischen Spektrums offenbar noch nicht verlernt worden sind, Pandemie hin oder her. Immerhin hab es keine neuen Skandale bei der Polizei, oh, was …

Es hat sich also wirklich nichts geändert.

Was auf viele Beobachter*innen befremdlich wirken sollte, es aber nicht tut, ist der Zweckoptimismus, mit der nicht nur die Veranstaltungsbranche und allerlei Fußballfans auf den kommenden Herbst und Winter blicken. In gewisser Weise lässt sich dieser dadurch nachvollziehen, dass es eben ökonomische Zwänge gibt, die zu einer optimistischen Planung zwingen anstatt präventiv die Veranstaltungen in den kalten Jahresmonaten abzusagen.

Mit Blick auf die pandemische Situation in der ganzen Welt und auch insbesondere in Europa ist dieser realitätsverweigernde Zweckoptimismus mit ›naiv‹ nur sehr freundlich umschrieben. Wer wirklich daran glaubt, die Bundesrepublik komme ohne weitere Einschränkungen und mit dem aktuellen Level der Infektionszahlen durch den Winter, glaubt auch daran, dass die bundesdeutsche Sparpolitik der EU geholfen hat, dass die AfD eine konservative Partei ist und die Grünen eine linke Partei sind.

Mit neuen Einschränkungen ist also zu rechnen, mit neuen Protesten dagegen auch. Die sogenannte radikale Linke tat sich im vergangenen Jahr zumindest in dieser Hinsicht überwiegend als mehr oder minder vernunftgeleitet hervor und stellte die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu SARS-CoV-2 und die gesundheitspolitischen Maßnahmen dagegen nicht grundsätzlich in Frage. Von allen größeren Akteur*innen ist dies auch für die Wintermonate zu erwarten – hoffentlich.

Zweifel an der Überzeugung dieser Akteur*innen sind allerdings angebracht. Während im Sommer Kontakt- und Veranstaltungseinschränkungen durch die Anwesenheit in der gut belüfteten ersten Natur gut ertragbar waren, trifft dies in Zukunft nicht mehr zu. Illegale Parties, in denen aller Wahrscheinlichkeit nach weder Abstand noch sonstige Hygienemaßnahmen eingehalten werden, bilden somit das Äquivalent zu den ebenfalls abstandslosen Demonstrationen der selbsternannten ›Coronarebell*innen‹ – nur dass sich hier die einen, die sonst auf ihre Distanz zum politischen Establishment einen großen Wert legen, weiterhin als staatstragend und auf der moralisch korrekten Seite inszenieren werden.

Achja, da gab es doch noch was. Kontroverse Persönlichkeiten mit einem Hang zur eigenen Bedeutungsüberschätzung und Einnahme ›unorthodoxer Positionen‹ können zwar festgefahrene Debatten aufrütteln, oftmals sind die genannten Phänomene erste Vorzeichen eines politischen Fahrplanes, der früher oder später an die wahnhaften Enden des theoretischen Spektrums führen wird. Einige mögen Thomas Maul schon immer für einen reaktionären Spinner gehalten haben, andere sind anscheinend über die Wandlung vom feminismusspektischen Ideologiekritiker zum klimawandelkritischen Pandemieskeptiker überrascht.

Haltet Abstand!

Die Redaktion

Anmerkungen

(1) Eine zutreffende Einschätzung gab der Leipziger Korrespondent des Deutschlandfunks ab: vergleichsweise kleiner Sach- und Personenschaden bei der Polizei, den meisten Schaden hat das Image der Stadt genommen.

13.07.2022
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