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Aktuelles Heft

INHALT #176

Titelbild
Editorial
• das erste: Am Anfang war die Tat
Rockwell
The Chariot, I Wrestled A Bear Once, The Eyes of a Traitor
Im zweiten Anlauf…
TRASH – A never ending Story
Motorcitydubs
These Boots Are Made For Stomping...
Turbostaat
Die Welt ist sehr chaotisch geworden
Johnossi
la familia y amigos festival
Nichts Neues im Westen? Doch!
The Casting Out
Alkaline Trio
The Sonic Boom Foundation
The Bronx & Mariachi El Bronx
Veranstaltungsanzeigen
• doku: Mit der Rolle in der Wolle
• doku: In Bewegung – know your feminist history
• doku: And we're running down the backstreets – Oi! Oi! Oi!
• ABC: S wie Surrealismus
• review-corner film: Dreamworks statt teamWorx!!!
• kulturreport: Deutlich auf der Seite des Guten
Die verkürzte Deutschlandkritik
• doku: Eskalation in Sachsen
Anzeigen
• das letzte: Antirassismus

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Antirassismus

Leser dieser Rubrik! Als der Teil meines Kopfes, der letzten Monat Anita Hagg war, seinen Artikel zusammenklaubte wie andere ihr Heroin(1), war ihm nicht bewusst, dass eine Konvertierung in das plattformübergreifende RTF-Format mit einer völligen Entstellung des Geschriebenen einher gehen wird. Vor allem das völlig willkürliche (in Zeiten prädigitaler Intelligenz müsste es wohl „zufällige" heißen) Entfernen von kursiven Markierungen fällt schwer ins Gewicht, wenn man, so wie Anita damals, Zitate auf diese Weise kennzeichnet. So wird auf einmal das Fremde zum Eigenen und andersherum. All diejenigen, die es auch einen Monat später noch interessiert, welche Gedanken im Artikel den BAK Shalom denunzierten und welche der ihm angehörende Stefan Kunath zum eigenen Misskredit selbst verfasste, sei auf den Link in Fußnote 1 verwiesen. Denn im Internet ist wie immer alles besser.

***


Sehr geehrter Herr Moritz Pathé,

leider weiß ich nicht um Ihren Vitalzustand – ich weiß ja noch nicht einmal, ob Sie noch einen haben. Aber als mir im Buchgeschäft für ältere Werke Ihr Kinderbuch in die Hände fiel, musste ich mich einfach bei Ihnen melden. Sie haben es nicht nur selbst geschrieben, sondern auch noch selbst illustriert. Die Rede ist – natürlich – von Ihrer antirassistischen Streitschrift „Vier kleine Negerlein“ (2). Sie hat mein Bild von Afrika, ja sogar von der Menschheit im Allgemeinen zutiefst geprägt.
Ich finde es geradezu beispielhaft, wie Sie in ihren Geschichten mit Vorurteilen und primitiven Stereotypen aufräumen. Gleich zu Beginn, als das„ganze Negerdorf Mokora […] in der Mittagshitze“ schläft, wird ja der jungen Leserschaft eine individualistische Betrachtungsweise und keineswegs Kollektivismus vermittelt: „Neger, so denkt ihr womöglich, seien wilde Menschen, vielleicht gar Menschenfresser. Keine Bange! Die Neger von Liberia sind zwar kohlpechrabenschwarz und sehen genauso aus wie die Mohren in den Märchenbüchern“ – und die können Sie, Herr Pathé, ja beinahe so gut zeichnen, als hätten sie selbst schon mal ein Buch gelesen – „aber sie tun niemandem ein Leid. Sie leben in Städten und Dörfern, pflanzen Korn, Gemüse und Früchte und halten viele Haustiere. Wie wir – ganz recht.“

Einige geistige Barrieren hatte ich ja schon zu überwinden, um das zu glauben. Aber tatsächlich: Auch Menschen anderer Hautfarbe sind nicht zwingend wilde Menschenfresser. Es eint uns alle die Landwirtschaft und die allgemein menschliche Abscheu vor Schmutzigem. „Auch Negermütter wollen nicht daß ihre Kinder schmutzig werden. ,Mach dich nicht so weiß`, schimpfen sie.“
Aber trotz Ihrer lehrreichen Geschichte, nach der ich endlich wusste, wie „Negermarzipan“ hergestellt wird, und lernte, dass die Liberianer nach einem Schreck „ganz blaß [werden] – nicht richtig weiß natürlich –, sondern dunkelgrau, wie eben Neger werden, wenn sie erschrocken sind.“ hatte ich am Ende der Geschichte auch ein wenig Bedenken, ob das, was hier vermittelt werden soll, nun wirklich alles politisch korrekt ist. Mir geht es natürlich um die Charakterisierung der „vier Negerlein […] Bimbo, Momolo, Soho und Saha“. Die ersten beiden seien nämlich „echte Lausbuben wie der Fritz und der Heinz in eurer Schule“ und letztere, die „beiden Mädchen, sind […] etwas schüchtern, sehr neugierig und ein bißchen eitel wie die Hilde und die Ilse aus eurer Nachbarschaft.“

Finden Sie das nicht ein wenig sexistisch?
Mit freundlichen Grüßen

Sean Stein

Buchcover

Anmerkungen

(1) http://www.conne-island.de/nf/175/31.html

(2) Franz Schneider Verlag, o.J.; alle folgenden Zitate aus dem Buch.

25.04.2010
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