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Tomorrow-Café, 1.5k

Das unverstandene Prinzip
Amerika

oder: wie die Linke verlernte, Amerika zu lieben

Der folgende Text ist eine sehr stark gekürzte Version von zwei Teilen eines Referats zum Thema „Antiamerikanismus“, das beim Tomorrow-Theorie-Café gehalten wurde. Im ersten Teil wird es um die Geschichte des Verhältnisses der Linken zu Amerika gehen, wobei der Fokus auf den revolutionären deutschen Emigranten um 1848 liegt. Im zweiten Teil werden Thesen zum Antiamerikanismus formuliert.
      „Amerika, du hast es besser“
      (Johann Wolfgang von Goethe)
Es ist mittlerweile bekannt, dass der Hass auf die bürgerliche Gesellschaft, die Errungenschaften des Westens und die Aufklärung, i.e. auf Amerika als Symbol all dessen, wie er sich heute im ganzen Spektrum der Linken von Attac bis zu den krisenhaft vor sich hin dümpelnden sektenhaften linksradikalen Kleingruppen findet, nicht immer das verbindende Moment der deutschen Linken war.
Weniger bekannt ist jedoch, dass es einen expliziten linken Pro-Amerikanismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts gab und etwas simplifizierend konstatiert werden kann: je radikaler, desto Amerika freundlicher.
Nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 und der folgenden Repressionskampagne emigrierte die Mehrzahl der deutschen Revolutionäre in die Vereinigten Staaten von Amerika, dem traditionellen Aufnahmeland für politische Flüchtlinge. Pars pro toto seien Friedrich Hecker, Gustav Struve, Joseph Weydemeyer und Carl Schurz genannt. Häufig engagierten sie sich in der amerikanischen Politik und erreichten den sozialen Aufstieg.
Joseph Weydemeyer etwa, ein enger Freund von Karl Marx und einer der Organisatoren der amerikanischen Arbeiterbewegung, kämpfte im Bürgerkrieg zwischen 1861 und 1865 in hoher militärischer Position auf Seite des Nordens gegen die sklavenhaltenden Südstaaten.
Carl Schurz, der wohl bekannteste Deutsch-Amerikaner und einer der militärischen Anführer des Aufstandes in Baden, dem eine spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis in Raststatt gelang, avancierte zum General der Nordstaatenarmee und später zum Innenminister der USA.
Es ist keineswegs Zufall, dass diejenigen, die in Europa politischer Verfolgung ausgesetzt waren, in das land of the free gingen.
Amerika ist die bürgerliche Gesellschaft par excellence oder wie John Locke es formulierte: „Im Anfang war alle Welt Amerika.“ Gegründet von religiösen Migranten als eine Gesellschaft ohne feudale Vergangenheit und Geschichte bildete sich ab ovo eine Toleranz und ein Pluralismus heraus, die ein Zusammenleben der verschiedenen Konfessionen ermöglichten, das in Europa unbekannt ist.
Amerika ist kein Territorialstaat im europäischen Sinne, weil es dort keine Konvergenz von Territorium und Staatsvolk gibt. Die amerikanische Staatsgründung, die erste antikoloniale Revolution der Weltgeschichte, war revolutionär und implizierte keinen Prozess der Homogenisierung, der typisch für andere Nationalstaaten ist und sehr häufig mit Schlächtereien und ethnisch begründeten Gemetzeln einhergeht. Die amerikanische Identität gründet nicht auf einer gemeinsamen Herkunft, einer mythologisch aufgeladenen Vergangenheit oder ethnischen Homogenität. Das verbindende Moment ist vielmehr der Bezug auf politische Institutionen und abstrakte Werte wie Freiheit und Streben nach Glück. Eine derartige Gesellschaft beruht auf dem Prinzip der Inklusivität und kommt in ihrer Abstraktheit den Prinzipien des Weltmarktes am nächsten. „So ist Amerika zwar weniger als die Menschheit, aber bei weitem mehr Menschheit als jedes andere national- wie territorialstaatlich formierte Gemeinwesen.“ (Diner)
Der revolutionäre Gehalt dieses demokratischen Universalismus war einigen deutschen Emigranten im 19. Jahrhundert klar. Viele ihrer Treffen fanden unter den stars-and-stripes statt und Friedrich Hecker beispielsweise verfügte in seinem Testament, dass sein Leichnam nach seinem Tode in die amerikanische Fahne gehüllt werden solle. Im Jahre 1852 veröffentlichten Theodor Poesche und Charles Goepp das Buch „The New Rome. The United States of the World“, welches als Höhepunkt dieser Entwicklung angesehen werden kann.
Darin heißt es: „The American Continent divides the Ocean as Italy the Mediterranean, and just as ancient Rome overlooked the circle of lands which skirted this island-sea, so the United States shall overlook the whole of the world. The Universal Empire of the Future belongs to them.“
Zunächst sollten die USA die westliche Hemisphäre unter ihre Kontrolle bringen, also Kuba und die Dominikanische Republik sich einverleiben, dann Kanada und Mexiko annektieren.
Viel wichtiger sei jedoch die militärische Intervention in Europa, um die dortigen feudalen Regimes auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern, allen voran Deutschland, denn:
„Germany is the heartstone of Europe, physically and morally. All the burdens of Europe are poured into its lap and it is constantly atoning by its suffering not only for its own sins, but for the sins of all other nations. Can we hope for a revolution in this unhappy Germany?“
Die Autoren verneinen dies und gehen nicht davon aus, dass es in Deutschland ohne äußeren Impuls zu einem Umsturz der Verhältnisse kommen werde. “The liberal leaders are all in exile and those who remain behind have lapsed into their former state of contended servitude. It remains therefore the task of the liberal Germans in America to propagate the American World State in Germany itself.“
Des weiteren müsse auf jeden Fall die Revolution im Russischen Reich, als Hort der Reaktion, angefacht und der Absolutismus zu Fall gebracht werden. Schließlich komme es zu einem Aufbau des Weltstaates und einer Vereinigung der Menschheit.
„Even language will be no hindrance. It may be true, that nations are based on a unity of speech. The American will replace it by a union based on the unity of thought. It is the office of America to vindicate individualism against nationality. When the dominion of nationality is crushed everywhere and everyhow in the world and the sovereignty of the individuals attained, the mission of the American revolution will be accomplished.“
Am 18. September 1852 fand in Wheeling, Virginia, ein Kongress statt, der diese Prinzipien nochmals bestätigen sollte. Allerdings nahmen lediglich 16 Delegierte daran teil, was deutlich macht, dass solche Positionen unter deutschen Revolutionären marginal waren. Dennoch ließen sich die Anwesenden nicht in ihrem revolutionären Eifer bremsen und postulierten: „We demand the extension of America freedom! A war to extend our institutions is not a war of conquest, for in as much as the spirit of our government is the principle of self-government, its expansion does not necessitate the introduction of violence, but rather the abolition of the latter. It is the purpose of our government to restore sovereignty of the individual by striking off the shackles against which he has striven in vain. An Empire, not of conquest and subjugation, not of inheritance, not of international frictions and hatreds, but of fraternity, of equality and of freedom. We implore it to fulfill its destiny and out of many worlds create one.“
Auch wenn dieser euphorische Rekurs auf die Vereinigten Staaten immer eine minoritäre Position war, lässt sich doch festhalten, dass sowohl bei Marx als auch bei der deutschen Sozialdemokratie und deren führenden Theoretikern bis zum 1. Weltkrieg grosso modo eine pro-amerikanische Position vorhanden war. Hierauf wird hier jedoch nicht eingegangen, da der Rest der Geschichte ohnehin mehr oder weniger bekannt und im CEE IEH ausführlich dargestellt worden ist.
Amerika wird im 20. Jhd. mehr und mehr zum Hort des Bösen in der Welt stilisiert. Die KPD wettert im Nazi-Jargon gegen die Macht der Wall Street und die Dollardemokratie, die DDR erklärt den amerikanischen „Imperialismus“ zum Hauptfeind der Menschheit. In der BRD kämpft die RAF im nachholenden „antifaschistischen“ Widerstand gegen die amerikanische „Besatzung“ und Horst Mahler forderte bereits damals als RAF-Aktivist das, was er heute in der NPD tut: die Befreiung des deutschen Volkes von der Fremdherrschaft. Die Friedens- und Antiatombewegung war getrieben von der Parole „Ami go home“ und im Golkrieg 1991 hatte die Linke ihr national-pazifistisches Erweckungserlebnis.
Das Elend dieser Geschichte perpetuiert sich bis heute und wurde beim Krieg gegen das Ba'ath-Regime deutlich. Entweder wurde die Linke zur Saddam-Hussein-Solidaritätsbewegung und agitierte gegen die Befreiung des Irak oder sie verweigerte sich jeder Positionierung und gefiel sich in einer pseudo-radikalen Äquidistanz („Gegen Krieg und deutschen Frieden“). Bisweilen schwafelte sie irgendwas von der Totalität der Wertvergesellschaftung und das Bagdad wie New York City und überhaupt doch alles gleich sei.
In einem anderen Kontext beschrieb Dan Diner diese linken Bewusstseinsformen wie folgt: „Die aktuell aufscheinende Weigerung, sich der neuen Wirklichkeit zu stellen, macht überdeutlich, auf welch dünnem Eis eigenen Selbstverständnisses sich die Linke hier stets bewegt hatte. Es scheint, als zöge sich alle Gewißheit auf eine einzige, enggeführte Verteidigungslinie zusammen. Bricht diese Linie, so scheint alles verloren. Dass solch prinzipialistisches Positionsdenken alle Wahrnehmung für politische Ausdifferenzierung und Entzerrung verstellt, liegt auf der Hand. Alles steht und fällt mit der Existenzfrage politischer Identität. Kein Wunder, dass für ein solch polarisiertes Denken pragmatisches Handeln leichthin zum Verrat verkommt. Prinzipialistitsches Denken erzeugt in der Praxis dramatische Kurzschlüsse. Jedenfalls steht es für ein Bewusstsein, das sich in polemisch anmutender Zuspitzung als kontraphobisch bezeichnen lässt. Unter kontraphobisch soll ein Phänomen radikalisierter psychischer Reaktionsbildung verstanden werden, das sich aller Wahrscheinlichkeit nach der Wirkungsgeschichte des Nationalsozialismus verdankt.“

Thesen zum Antiamerikanismus

1.) Der Standardvorwurf ist, dass durch den Verweis auf Antiamerikanismus jegliche Kritik an den USA tabuisiert werden solle. Das ist absurd und wird nicht dadurch richtiger, dass es ständig repetiert wird. Ich möchte hier, in Anlehnung an den ehemaligen israelischen Minister Nathan Sharansky, einen vagen und vorläufigen Vorschlag machen, wie legitime Kritik an den USA von antiamerikanischem Ressentiment unterschieden werden könnte:
Kritik an den USA ist antiamerikanisch, wenn sie dämonisiert, i.e. wenn beispielsweise die USA mit Nazideutschland in Verbindung gebracht werden oder Bush mit Hitler gleichgesetzt wird.
Kritik an den USA ist antiamerikanisch, wenn sie delegitimiert, i.e. die bloße Existenz der USA als Übel betrachtet und die USA als inhärent böse, als das Weltübel an sich sieht.
Kritik an den USA ist antiamerikanisch, wenn sie die USA mit doppelten Standards misst. So richtig eine Kritik an den Vorfällen von Abu Graib ist, so heuchlerisch wird sie doch, wenn nicht die Zustände in demselben Gefängnis unter der Ba'ath-Diktatur benannt werden. Die Friedensbewegung etwa schwieg sich vollkommen aus über die Folterkeller und Folterpraktiken im Irak unter Saddam.
Die Linke mokiert sich über jeden amerikanischen Militäreinsatz und hat zu den Massakern im Sudan nichts zu sagen (wenn sie überhaupt weiß, was sich dort abspielt), genauso wenig wie sie sich für das Vorgehen des russischen Militärs in Tschetschenien interessiert. Dagegen gab es keine Massendemos und auch Putin kann Deutschland besuchen, ohne dass es die Menschen auf die Straße treibt.
2.) Antiamerikanismus ist das Gegenteil von Gesellschaftskritik. Insofern geht es auch nicht um eine Kritik eines „verkürzten Antiamerikanismus“. Der Antiamerikanismus ist ein Ressentiment, dass dem Bedürfnis entspringt, komplexe globale Verhältnisse zu simplifizieren. Das Kapitalverhältnis wird nicht als abstraktes begriffen und kritisiert, sondern es werden die konkreten Akteure angegriffen. Alle Übel der Welt werden auf das Agieren eines Nationalstaats zurückgeführt. Diesem Denken ist die Verschwörungstheorie immanent und es ist nur noch ein kurzer Weg zur Suche nach den wahren Hintermännern. Dies ist die offene Flanke zum Antisemitismus.
3.) Der Antiamerikanismus ermöglicht den Linken wieder zurück ins Vaterland zu kommen. Ein bisschen stolz wird man auf seinen „Friedenskanzler“ doch wohl sein dürfen. Richard Herzinger und Hannes Stein formulierten dies vor einiger Zeit folgendermaßen: „Dass Amerika angeblich die gleichen Verbrechen verübte, die sie ihrer deutschen Elterngeneration vorhielten, gab den jungen Linken das gerade noch so vehement negierte Vaterland zurück. Im projektiven antifaschistischen Widerstand gegen die USA bügelten sie den nationalen Selbstverlust aus, den Deutschland durch die unvergleichliche Katastrophe des Nationalsozialismus erlitten hatte. Im Kampf gegen Nazi-Amerika konnte man jetzt endlich wieder ein guter Deutscher sein. Der Antiamerikanismus der Linken war die einzig zeitgemäße Möglichkeit, den nationalen Widerstandsgeist gegen die fremden Eroberer zu retten.“
4.) Der Antiamerikanismus wird als permanenter Tabubruch inszeniert. Als ob die USA nur hinter vorgehaltener Hand kritisieren werden dürften, als ob antiamerikanische Schundliteratur nicht eine Millionenauflage hätte und die Filme des Politclowns Michael Moore nicht Kassenschlager wären. Der Antiamerikanismus ist keineswegs minoritär, sondern hat die Mehrheitsmeinung hinter sich. Er ist keine Kritik, sondern eine konformistische Rebellion, die den kleinen Mann auf der Straße und den Kanzler, den Nazi und den Linken, den Anti-McDonalds Attac-Aktivisten und die deutsche akademische Intelligenz miteinander verbindet.
5.) Der Antiamerikanismus hat eine wichtige Funktion für die Konstituierung einer europäischen Identität. Der Philosoph Habermas hat in gewisser Weise recht, wenn er konstatiert, dass durch die Demonstrationen am 15. Februar 2003 die „europäische Öffentlichkeit“ geboren wurde. Der Antiamerikanismus ist das ideologische Schmiermittel für eine europäische Machtpolitik. Europa wird gerade von der Linken als irgendwie besserer Gegenhegemon zu den USA phantasiert und auch pazifistische Linke träumen dann gerne mal von einem militärisch starken Europa, das den USA Paroli bieten könne. Bereits in den 50er Jahren bemerkte Hannah Arendt über die Beziehung zwischen Antiamerikanismus und paneuropäischem Nationalismus: „In Europa ist diese Einstellung [Feindschaft gegen die USA; S. Steim] auf dem besten Wege, zu einem neuen Ismus zu werden. Der Antiamerikanismus droht ungeachtet der Tatsache, dass es sich dabei um eine leere Negation handelt, zum Inhalt einer europäischen Bewegung zu werden. Wenn es stimmt, dass am Beginn eines jeden Nationalismus ein wirklicher oder konstruierter gemeinsamer Feind steht, dann könnte das aktuelle Amerika-Bild in Europa sehr wohl den Beginn eines neuen pan-europäischen Nationalismus markieren.“
6.) Ein Teil der Linken ist durch den Antiamerikanismus so blind und durchgeknallt geworden, dass ein Bündnis mit Islamisten angestrebt wird. In anderen europäischen Ländern ist diese Zusammenarbeit bereits weiter fortgeschritten. Aber auch in Deutschland propagiert z.B. die Trotzkisten-Sekte „Linksruck“ den Pakt mit den Islamisten und bei Antiimperialisten wird die Hamas als Gesprächspartner akzeptiert.
In deren Charta, einem der schlimmsten antisemitischen Pamphlete seit Hitlers „Mein Kampf“ heißt es über die Juden: Sie „hecken schon seit langem raffinierte Pläne aus. Sie haben einen riesigen und einflussreichen materiellen Wohlstand angehäuft, der es ihnen erlaubt hat, die Weltmedien unter Kontrolle zu bringen. [...] Sie standen hinter der Französischen Revolution und den kommunistischen Revolutionen und hinter den meisten, von denen wir hier und da hören. [...] Sie standen hinter dem Ersten Weltkrieg. [...] Sie standen auch hinter dem Zweiten Weltkrieg, indem sie ungeheure Vorteile aus dem Handel mit Kriegsmaterial zogen und die Gründung eines Staates vorbereiteten. Sie regten zur Gründung der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrates an, um die Welt zu beherrschen. Es ist nirgends ein Krieg ausgebrochen, der nicht ihre Fingerabdrücke trägt [...].“
Das ist die Sprache eines nazi-ähnlichen, genozidalen Antisemitismus. Die Linke will davon nichts wissen. Sie ignoriert die ideologische Motivation der Mörder von Hamas und Al Quaida oder verklärt sie sich zu antiimperialistischen Widerstandskämpfern. Hauptsache es geht gegen die USA. Ich plädiere im Gegensatz dafür, einen Nazi einen Nazi, einen Faschisten einen Faschisten und einen Antisemiten einen Antisemiten zu nennen.
Der Historiker Omer Bartov drückt dies dergestalt aus: „Wenn die Anschläge auf die Zwillingstürme in NYC durch antisemitische Motive begründet waren, sollte man es sagen. [...] Wenn eine selbsternannte Befreiungsorganisation die Vernichtung des jüdischen Staates verlangt, darf man nicht so tun, als verlangte sie etwas anderes. Wo die Klarheit aufhört, da beginnt die Mittäterschaft.“ Die Linke macht sich heute nicht selten zum Mittäter.
7.) Die Linke verschließt die Augen vor der totalitären Bedrohung der bürgerlichen Gesellschaft. Sie verharmlost den Islamismus. Weit davon entfernt zu sein, eine Gesellschaftskritik auf dem Niveau der kritischen Theorie formulieren zu können, pflegt sie ihre Ressentiments. Sie wettert gegen ausländische Konzerne, gegen das böse Geld, gegen die Universalität der Vernunft und die Aufklärung sowie generell gegen den Westen. Dadurch artikuliert sie nur das regressive Bedürfnis nach überschaubaren, unentfremdeten Verhältnissen. Diesem Kollektivismus gilt es, das Individuum entgegen zu halten. Nur vom Individuum aus ist emanzipatorische Kritik möglich. Gerade in der heutigen Zeit ist es notwendig, die Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft hervorzuheben. Schließen möchte ich mit einem Zitat von Max Horkheimer: „Offen zu sagen, die fragwürdige Demokratie sei bei allen Mängeln immer noch besser als die Diktatur, die ein Umsturz heute bewirken müsste, scheint mir jedoch um der Wahrheit willen notwendig zu sein. Die begrenzte ephemere Freiheit des Einzelnen im Bewusstsein ihrer zunehmenden Bedrohung zu schützen, zu bewahren, womöglich auszudehnen, ist weit dringlicher als sie abstrakt zu negieren [...].“

In diesem Sinne.
Keep on rockin' in the free world

Sebastian Steim


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last modified: 28.3.2007