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Tomorrow-Café, 1.5k

Schools out

Anstelle der sonst üblichen Vortragsverschriftlichungen werden hier diesen Monat die Redebeiträge dokumentiert, welche von der Gruppe Tomorrow auf der Kundgebung „75 Schulen sind nicht genug. Alle Schulen schließen!“ gehalten wurden. Der zweite Teil der Einführung in den Anarchismus folgt im nächsten Heft.

Der Wecker gibt ein lautes, schreckliches Geräusch von sich. Du fühlst dich so, als ob man dir mit einem Stahlträger die Kopfhaut streichelt. Von Innen.
Glücklicherweise ist die Sonne noch nicht aufgegangen, schließlich ist im Dunkeln aufstehen ja noch schöner. Falls es doch schon hell sein sollte, kannst du dich schon darauf freuen, im stinkenden Klassenzimmer an die Freiheit eines simplen Badeausflugs zu denken. Aufgestanden wird allerdings trotzdem, weil bei weiteren Fehlstunden die – pädagogisch selbstverständlich gut gemeinte – Schulversetzung ansteht. Man kümmert und sorgt sich sehr um deine Zukunft.
Ein neuer Tag in deiner Lieblingsschule beginnt. Frohsinn! Jubel! Heiterkeit!
Der Physiklehrer hat unglaublichen Mundgeruch. Einige andere „Lehrkörper“ schreien dich ständig an. Andere demütigen dich, sagen dir, dass du es zu nichts bringen wirst. Irgendein autoritärer Vollidiot im Trainingsanzug verlangt auf Befehl körperliche Anstrengungen von dir. In Sachsen wird irgendwann im 19. Jahrhundert eine Webmaschine benutzt, nicht schlecht! Blödsinnige Themen und noch lächerlichere Fragestellungen sind Anlass, um 1500 Wörter deiner wertvollen Sprache zu vergeuden. Drei Stunden lang. Auch die Quadratwurzel von 73 hat sicherlich enorme Bedeutung für dein späteres Leben. Es ist besser, wenn du sie im Kopf ausrechnen kannst.
Regst du dich auf, wirst du mal von Schülern, mal von Lehrern als pubertär belächelt. Immerhin bist du ja freiwillig hier! Jeder Mensch darf freundlicherweise die Schule nach gerade mal neun Jahren beenden, um ohne die Waffe des Bildungsabschluss auf dem Schlachtfeld Arbeitsmarkt anzutreten.
Zur Abwechslung gibt es neben der guten alten autoritären Gewalt und dem Zwang zu lernen ja außerdem noch diese schreckliche, zähflüssige Langeweile. In der Stunde erdrückt dich die plättende Stille des eintönigen Unterrichtsgeschehens, in der Pause entladen alle ihre aufgestaute Energie, was für dich nicht Erholung und Ausgleich beinhaltet, sondern ohrenbetäubenden Lärm und die penetrante Aufdringlichkeit deiner verhassten Klassenkameraden.
Zum Glück existieren heutzutage wenigstens noch die verantwortungsvollen Schülervertretungen. Es gibt nichts besseres als aktive Mitbestimmung. In Zukunft dürfen sich die Schüler selber um die Aufsicht auf dem Schulhof kümmern und sich angemessene Strafen ausdenken, damit die armen gestressten Lehrer mal Pause machen können. Sich selbst verprügeln ist ja sowieso viel schöner. Und auch die letzte Idee der Klassensprecher, das Schulhaus von straffällig gewordenen Insassen putzen zu lassen, ist beispiellos. Schön, wenn die Gewalttätigkeit äußerer Zustände zur engagierten Selbstbestimmung wird.
Was ist da noch schlimmer? Die linksliberale und stets zum Kotzen freundliche Deutschlehrerin, welche dir ja allzu gütig freistellt, auch ohne gute Hefterführung bei der nächsten, verdammt schweren Arbeit mitzuschreiben. Oder die scheiß engagierten Mitschüler, welche durch lächerliche Farbpinseleien an den Wänden diesem ganzen Horror noch einen kreativen Beigeschmack verleihen wollen? Die Tische stehen jetzt im Kreis, man fühlt sich gleich viel wohler – auch wenn man angebrüllt wird.
Freue dich deiner Schulzeit! Sie ist die schönste des Lebens! Genieße diese einmalige Möglichkeit, unter Androhung von Strafen stundenlang mit Hunderten Menschen die selbe Luft zu atmen. Und falls irgendwann einmal diese kleine Frage nach dem Warum, die Frage nach dem Sinn dieser ganzen Zumutungen in dir aufkommen sollte, kannst du ja immer noch schnell ein paar freiwillige Aufgaben machen, deine Hefter ordnen usw. Komm schon, jeder muss doch mal Dinge tun, auf die er keine Lust hat....

***


Mit dem Eintritt in die Grundschule wird ein für jedes Kind aussichts- und erbarmungsloser Kampf fortgeführt. Es ist das zwecklose Einfordern einer selbstbestimmten Lebensweise. Auch wenn es uns so erscheinen mag – frei über unser Handeln können wir nur in seltenen Momenten entscheiden. Vielmehr gleicht es dem Backen von kleinen Pefferkuchenmännern. Der weiche Teig wird eiligst in die eingefettete Form gepresst, um dann im Backofen seine Gestalt zu bekommen. Gewisse Ähnlichkeiten sind dunkel erkennbar: Wie der Pfefferkuchmannteig haben wir keine Wahl. Die radikale Zwangseinrichtung Schule, praktisch Muttis Backofen, beeilt sich von den Eltern Angefangenes zu Ende zu bringen. Wir werden zu kleinen Männlein oder Weiblein gebacken. Und hier liegt der Hase begraben. Die Institution Schule lässt nichts unversucht, uns auf ein glückliches Leben in trauter Familienidylle in ferner Zukunft vorzubereiten. Dass damit eine Rollenverteilung einhergeht, ist vielen klar. Schlimmer noch: ... sie verteidigen es mit jeglichen Mitteln.
Allen voran die Lehrer. – Wer sonst? ...Wie die vor Schweiß triefenden Bäcker nehmen sie dich durch die Mangel. Hier wirst du fürs Leben geprägt! Auf immer und ewig.

Gehst du als Mädchen in die Schule? – Unser tiefstes Mitgefühl! Nicht nur, dass du gezwungen wirst, im adretten Kleidchen die Brave zu spielen, immer auf die Sauberkeit deiner Lackschühchen bedacht und den Sitz deines meterlangen Pferdeschwanzes. Und damit deinen innersten Wünschen nach Herumtollen, im Dreck baden, Raufen und Toben widersprichst. Nein!... nicht einmal deine Wut über die viel zu unbequemen Stühle kannst du durch einen gezielten Wurf auf den nervigen Klassenkameraden rauslassen.
Der ewige Druck, streb- und sittsam zu sein, dem du als Mädchen natürlich liebend gern nachgibst, beschert dir wunderbar lange mondbeschienene Nächte – allein in deinem 3m[[twosuperior]]-Zimmer, das du mit deinem Bruder teilst, der aber sowieso immer beim Kumpel pennt – zum Lernen natürlich. Sollten deine Leistung aus Versehen nur dem allgemeinen Klassendurchschnitt entsprechen, wird fassungslos mit dem Kopf geschüttelt, dir fast schon die Denkfähigkeit abgesprochen, mal ganz davon abgesehen, wie das erst auf die Kolleginnen deiner Mutter wirken muss.
Dein Bruderherz währenddessen kommt mit einer entsprechend schlechteren Note nach Hause. Und? Steht jetzt auch der Familienausschluss an? Ach, Schwamm drüber, der kleine Wilde kommt eben ganz nach dem Vater. Und wenn er sich nur anstrengen würde, die kleine Intelligenzbestie, dann wäre er morgen schon Präsident. Solcherlei Allmachtsphantasien werden auch gerne von männlichen Mathelehrern vermittelt. Es gibt wohl wenige, die dich nicht honigsüß über den immensen Unterschied eines weiblichen und eines männlichen Hirns samt Funktion aufklären würden. Abstraktes Denken haben anscheinend die Herren der Schöpfung gepachtet. Mädchen neigen eher zum Auswendiglernen, stundenlang am besten, ohne Pause, sonst lernt frau es nimmermehr. Was ihnen psychisch fehlt, ist uns physisch offensichtlich ganz abhanden gekommen. Oder wie erklärt man sich sonst, dass wir in engen Turnleibchen dämliche Gymnastikübungen vor aller Kollegen Augen unter dem geifernden Lechzen des Sportlehrers darbieten müssen, bis zum Genickbruch über Balken schweben und bis zum Erbrechen Hula-Hoop-Reifen um unsere ach so zarten Körperchen schleudern sollen? Du willst dein schlummerndes Fußballtalent erwecken, dein Geschick im Kugelstoßen beweisen? – Träum weiter, Kleines. Dein Platz ist am Rand – als Footballchica, sozusagen der Ansporn für aufstrebende Fußballprofis.
Davon mal abgesehen: Am Ende könnten sich – Oh Schreck! – tatsächlich Muskeln entwickeln. Du könntest stark und kräftig werden. Und das wollen wir doch alle nicht. Oder?

Doch schleppst du dich als Kerl in die Schule, verdienst du nicht minder Beileid. Einmal mit der Diddl-Maus erwischt, nimmt dich so schnell niemand mehr ernst. Und Klassenclown spielen, ist zwar ganz nett, aber ewig der Idiot sein? Als Macker immer der Arsch? Ständiges Abschlachten soll ja für Freunde sorgen, ist aber – und wir sprechen hier mal für die Schwächeren unter uns – nicht zwingend ein Lebenssinn. Es soll ja tatsächlich beim bekanntermaßen starken Geschlecht auch solche geben, die es bevorzugen, anstatt blutend mit einer gebrochenen Nase, lieber mit einem Buch im Gras zu liegen. Das wird selbstverständlich auch honoriert: Schwuchtel, Schlappschwanz, Schwächling sind nur wenige der liebkosenden Ehrungen. Den Erwartungen an dich wirst auch du spielend gerecht: Schon bevor du Laufen kannst, musst du sie an ihren Auspuffgeräuschen erkennen, die Automarken. Dass du dich lieber noch ein wenig an Muttis Busen kuscheln würdest, wird gekonnt ignoriert, immerhin geht’s jetzt raus, die große Welt erkunden, und das bist du doch, oder? Ein großer Abenteurer? Beinhart im Nehmen, ohne Ängste; Emotionen kennst du nicht, ein Ruf nach Zärtlichkeit verwandelt sich in barbarisches Kriegergebrüll. Deine schmächtigen Finger ballen sich zur Faust, immer auf der Suche nach dem nächsten Erzfeind. Zeichnen wäre die sehnsüchtige Erfüllung deiner geheimen Phantasien? Pustekuchen, schlag dir das aus dem überhitzten Kopf, dein Posten ist links außen.
So kommt es, wie es kommen muss: Das Desaster der Rollenverteilung nimmt seinen Lauf, kaltblütige Männer beherrschen das Bild der Politikerbühne, Frauen rotten sich in Dritte-Welt-Läden zusammen. Daran ändert leider keine Angela Merkel und erst recht nicht der Hausmann deiner Nachbarin was. So vehement man sich gegen die von der Gesellschaft und somit von uns ALLEN aufgezwungenen Geschlechteridentitäten wehren mag, sowenig einen die Intoleranz der Umgebung stören mag: Solange man nicht die Ursachen erkennt, ist es ein Kampf gegen Windmühlen. Und das würde ich selbst Don Quichotte und Sancho Pansa nicht zutrauen wollen.

***


Endlich ist die scheiß Schule vorbei: Schluss mit frühem Aufstehen, Stress und dem unmenschlichen Druck, gute Noten zu bringen. Ach ja und noch was: Endlich muss man sich nicht mehr von Lehrern und Lehrerinnen den ganzen Tag lang zutexten lassen mit irgendwelchem stumpfsinnigem Zeug. Alle kennen das: Man ist gezwungen zuzuhören und wenn man das nicht macht, sagt einem die Autorität als Lehrer/Lehrerin: „Du musst, sonst...“ – ja, was sonst? Sonst folgt der Ausschluss vom Unterricht, die Androhung, bald beim Direx mit den Eltern vorzusprechen oder einen Verweis von der Schule zu erhalten. Wenn du dich der Autorität im Klassenzimmer nicht so fügst, wie sie es nach allen Regeln der Schulordnung von dir verlangt, kann sie dir auch – aus ihrer persönlichen Entscheidung heraus – schlechtere Noten geben. Oder bessere, wenn man weiß, wie man sich einzuschleimen hat. Dass die Autorität im Klassenzimmer bzw. in der Schule Leistungsdruck durchsetzt, macht diese von fast allen gehasste Institution nicht zu einem lustigen Ort der Freude und des sozialen Miteinanders, sondern eher zu einem Zuchthaus für ferngesteuerte Roboter, die ihren Willen nur im Rahmen der vorgegebenen Ordnung durchsetzen können.
Bei allem Rumgekotze über die Schule und allem täglichen Ertragen der innerschulischen, ekelerregenden Atmosphäre drängt sich mir eine brennende Frage schon mal unweigerlich auf: Haben wir uns aus freien Stücken dazu entschieden, von Lehrern und Lehrerinnen den Trichter des Wissens eingeführt zu bekommen und mit ihnen zusammen in einem kleinen Klassenzimmer zu verharren, bis die Stoffvermittlung ausreichend erfolgt ist und danach endlich die langersehnte Pause anbricht? Hat man uns gefragt, ob wir in einem miefigen Gebäude unsere Jugend verschwenden wollen, in welchem wir dann von Zeit zu Zeit an längere Unterrichtszeiten, größere Arbeiten und mehr Leistungsdruck durch autoritär auftretende Menschen gewöhnt werden? Nein, das haben wir nicht! Und wozu das Ganze? – Diese Frage muss erlaubt sein. Um später „wenn man mal groß“ und zu arbeiten gezwungen ist – denn der Arbeitswahn der Gesellschaft wird nicht erst mit Hartz IV offenbar –, der Chefautorität ebenso zuzuhören, sich nach seinen Anweisungen zu richten und, wenn man das nicht macht, – richtig, das hat man dann schon gelernt – kann ein Rausschmiss die Folge sein!
Das System will von uns, dass wir eine Herrschaft anerkennen, die sich u.a. in der Person des Lehrers oder der Lehrerin ausdrückt. Aber warum muss das Verhältnis zwischen Menschen auf Herrschaft basieren, um Bildung zu vermitteln? Können wir nicht einfach auf Autoritäten scheißen und in die Menschheit in einer freien Assoziation organisieren? „Aber das würde ja Freiheit bedeuten, die sowieso eine Utopie ist!“ Aha! Nur weil man nicht weiß, wie es werden kann, ist es so wie es ist natürlicherweise am Besten. „Denn sonst würde ein Hauen und Stechen anstehen!“ Aber geschieht das nicht jeden Tag in Kriegen und während Hungersnöten? Ist die bestehende Gesellschaft denn nicht gegen den Menschen gerichtet?
Eines ist auf jeden Fall ganz klar: Uns kann der Kapitalismus wirkliche Freiheit nicht ermöglichen, denn dieses System basiert uneingeschränkt auf Zwängen, die teilweise auch von bestimmten Personen durchgesetzt werden müssen. Die Abschaffung des kapitalistischen Systems und die Erstrebung einer befreiten Gesellschaft möchten wir als Mitglieder der Gruppe Tomorrow erreichen!

***


Die Schule bereitet aufs Leben vor, heißt es.
Der Schulbesuch ist notwendig, um in der Zukunft gut klar zu kommen, sagen nicht nur die Lehrer. Ohne Schule keinen Arbeitsplatz, das klingt doch schon ganz anders!
Angesichts der Quälereien, die Schüler und Schülerinnen heutzutage über sich ergehen lassen müssen, ist wohl klar, dass die Vorbereitung in der Schule den Zweck hat, junge Menschen auf ein Leben vorzubereiten, das sich nicht auf der Sonnenseite abspielen wird. Oder was soll das denn bitte für eine Zukunft sein, auf die man mit Leistungsstress, Autoritäten, Überwachung, Erniedrigung, Zensierung und frühem Aufstehen vorbereitet werden soll?
Der ständige Drill in den staatlichen Erziehungsanstalten dient jedenfalls nicht dem Zweck, den Menschen kostenlos Bildung zur Verfügung zu stellen. Wenn dies die Aufgabe der Schule wäre, warum bräuchte man dann soviel Gewalt, um den Insassen die Flucht unmöglich zu machen? Schulverweise, Geldstrafen, Schulhaus putzen, Strafarbeiten, Elterngespräche, schlechte Zensuren und so weiter und so fort. Der Staat schreibt diese Bestrafungen vor; sadistische, autoritäre Idioten führen sie willig aus. Wahrscheinlich sind viele Lehrer einfach nur bei der Polizei nicht angenommen worden. Ihre Möglichkeiten der Bestrafung, wenn gewisse Personen mal nicht so viel vom öden Schulalltag halten, haben den Zweck, Druck auszuüben. Wenn man auf einen Menschen Druck ausübt, ihn zu Sachen zwingt, die er nicht tun möchte, dann ist das nichts anderes als pure Gewalt.
Spätestens vom 7. Lebensjahr an, erfährt man in der Schule den halben Tag lang (oder länger) eine schwerst gewalttätige Erziehung. Die Rede von einer gutmenschlichen Bildungseinrichtung ist also nichts weiter als eine verharmlosende Lüge, welche in einer unglaublichen Dreistigkeit das Leid aller Schüler leugnet. Wenn man in der Schule Wissen vermittelt bekommen soll, warum folgt dann auf wiederholtes Durchfallen bei Prüfungen der völlige Ausschluss von weiterer Bildung? Warum wird nach einer schlechten Note nicht der Stoff noch einmal verständnisvoller erklärt? Dies würde doch dem Anspruch, Bildung zu vermitteln, gerecht werden.
Stattdessen wird man bei schlechten Noten zuerst unter Druck gesetzt oder als nutzlos, dumm und faul beschimpft. Wenn diese Erniedrigungen überraschenderweise nicht der Leistungsverbesserung dienen, dann folgt zuerst die Wiederholung des Schuljahrs in völlig neuer sozialer Umgebung und später der Rausschmiss. Deine Zukunftsperspektiven sind dann BVJ und ALGII. Schule sei Dank!

Mal ehrlich. Der Stoff im Lehrplan ist doch nur insoweit von Bedeutung, wie er für eine gute Note zu gebrauchen ist. Tausende von Spickzetteln beweisen das. Und wer kennt nicht das Gefühl der Erleichterung, wenn man nach einer blödsinnigen Arbeit endlich den ganzen Schund wieder vergessen kann.
Allerdings ist dieser Notendrill ja auch logisch. Man investiert viel Geld in deine Zukunft. Man investiert es dafür, dich langsam an ein schreckliches Arbeitsleben zu gewöhnen, in dem du mindestens Acht Stunden am Tag zu schuften hast. Stunde und Pause, Arbeit und Freizeit, klingelt da was?

Wenn du schon gewalttätig darauf eingetrimmt wirst, auf Befehle zu gehorchen, deine eigenen Bedürfnisse in begrenzten Zeiträumen zu befriedigen und bloß nicht dagegen zu rebellieren, dann will man auch wissen, wie gut du dich gemacht hast. Nicht nur deine Noten in den Schulfächern, sondern auch die Einschätzung deiner Persönlichkeit in den Kopfnoten soll widerspiegeln, inwieweit du für eine geregelte Produktion zu gebrauchen bist. Sie drücken dir lebenslänglich einen Stempel auf und legen fest, wie teuer oder billig du dich verkaufen darfst, bzw. wie teuer du dich verkaufen musst, wenn du nicht wegen Geldarmut verhungern willst.

Die Schule bereitet dich aufs Leben vor? Auf was für ein Leben denn überhaupt?
Auf ein Leben als williger Arbeitskraftbehälter, auf ein Leben mit trister 40-Stunden-Woche, mit nervigen Chefs, Elendjobs und schlechter Bezahlung?
Oder auf ein Leben als Arbeitsloser. Auf ein Leben, in dem du als Einer von 6 Millionen Menschen immer als nutzlos und schmarotzend beschimpft wirst. Redet man in den Medien von dem großen Problem Jugendarbeitslosigkeit, so drängt sich einem schnell der Gedanke auf, dass man selbst als vom Arbeitsamt Gehetzter nicht etwa eines hat, sondern eines ist.
Wir haben nicht vor, dem Götzen der Arbeit unser Leben, unsere Interessen, unsere Individualität und unseren Lebensstandard zu opfern. Wir wollen weder für irgendeinen Staat, noch für den sogenannten Bildungsstandort Deutschland auch nur einen Finger krumm machen. An einer Gesellschaft, in der sich die Leute nicht lachend in die Arme fallen, wenn es keine Arbeit mehr gibt, muss einiges faul sein.

Also:

Gegen Arbeit als fremdbestimmte Tätigkeit mit den Zwängen einer kapitalistischen Produktion!
Gegen Schule als staatliche Zurichtungsanstalt, welche aus Kindern Arbeitskraftbehälter schmiedet!

Alle Schulen schließen!
Kapitalismus abschaffen!

TOMORROW

***


Tomorrow Theorie-Café: Sommerpause bis September.
Nächster Termin: 2. September 2005
Themen für September noch nicht festgelegt.
Termine, dokumentierte Referate und weitere Infos siehe: tomorrow.de.ms


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last modified: 28.3.2007