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Tomorrow-Café, 1.5k

Die Marxsche Kritik der Religion

Verschriftlichung eines Referats, welches im Tomorrow-Theorie-Café im Rahmen der Reihe „Einführung in die Marxsche Theorie“ gehalten wurde

Sensu proprio genommen wird hier das Dogma empörend. Denn nicht nur läßt es, vermöge seiner ewigen Höllenstrafen, die Fehltritte, oder sogar den Unglauben, eines oft kaum zwanzigjährigen Lebens durch endlose Qualen büßen, sondern es kommt hinzu, daß diese fast allgemeine Verdammnis eigentlich Wirkung der Erbsünde und also notwendige Folge des ersten Sündenfalles ist. Diesen nun aber hätte jedenfalls Der vorhersehn müssen, welcher die Menschen erstlich nicht besser, als sie sind, geschaffen, dann aber ihnen eine Falle gestellt hatte, in die er wissen mußte, daß sie gehn würden, da alles miteinander sein Werk war und ihm nichts verborgen bleibt. Demnach hätte er ein schwaches, der Sünde unterworfenes Geschlecht aus dem Nichts ins Dasein gerufen, um es sodann endloser Qual zu übergeben. Endlich kommt noch hinzu, daß der Gott, welcher Nachsicht und Vergebung jeder Schuld, bis zur Feindesliebe vorschreibt, keine übt, sondern vielmehr in das Gegenteil verfällt: da eine Strafe, welche am Ende der Dinge eintritt, wann alles vorüber und auf immer am Ende ist, weder Besserung noch Abschreckung bezwecken kann, also bloße Rache ist. Sogar aber erscheint, so betrachtet, in der Tat das ganze Geschlecht als zur ewigen Qual und Verdammnis geradezu bestimmt und ausdrücklich geschaffen, - bis auf jene wenigen Ausnahmen, welche, durch die Gnadenwahl, man weiß nicht warum, gerettet werden. Diese aber bei Seite gesetzt, kommt es heraus, als hätte der liebe Gott die Welt geschaffen, damit der Teufel sie holen solle; wonach er denn viel besser getan haben würde, es zu unterlassen.“
(A. Schopenhauer)

Karl Marx schreibt in seiner „Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“, dass für Deutschland „die Kritik der Religion im wesentlichen beendigt [ist]“(1). Er als Atheist setzte also eine Ablehnung religiöser Welterklärungen bereits voraus und bezog sich damit auf die Religionskritik Feuerbachs. Diese Ablehnung soll hier aber nicht voraus gesetzt werden, weswegen das Referat in seinem einführenden Charakter zunächst in zwei Teile gegliedert sein wird, von welchen der erste die Entwicklung der Religionskritik bis hin zum Feuerbachschen Standpunkt sein soll und der zweite, warum es nach Marx noch lange nicht genug sein kann, Religionen als bloßen Humbug einfach nur abzulehnen.
Warum ein so unvorstellbar allmächtiges, ideelles und absolutes Wesen, wie bspw. der christliche Gott, in den Sumpf der Materie hinabsteigen sollte, nur um seinen Spaß daran zu haben, Milliarden von mangelhaften Lebewesen trotz seiner Allmacht und Allwissenheit leiden, verhungern, verdursten, an Krankheiten sterben oder sich gegenseitig umbringen zu lassen, ist mir als Atheist auch zunächst einfach nur unverständlich. Wenn es einen Gott gibt, dann steht wohl wenigstens eindeutig fest, dass er angesichts unserer heutigen Wirklichkeit nur niederträchtig und sadistisch sein kann. Wer vernünftig denkt, muss zwar nicht glauben, allerdings ändert diese individuelle Entscheidung nichts daran, dass Religionen trotz alledem in gewisser Weise wirklich, d.h. von Menschen real praktiziert werden. Göttern werden immer noch Opfer dargebracht (auch wenn es nur die Zeit für den Gottesdienst oder die Kirchensteuer sein sollte), mit ihnen werden Morde gerechtfertigt und auch heute dienen religiöse Vorstellungen auch in den doch sehr weltlichen Parlamenten des Abendlandes teilweise noch der Rechtfertigung von Regeln, Normen und Gesetzen. Das bloße Verurteilen, Verdammen oder gar Ignorieren von Religionen reicht also nicht aus. Um sie ihrer Grundlage zu berauben, müsste man zunächst wenigstens ihre Entstehung und den Grund ihrer Existenz beschreiben. Dazu jedoch muss weiter ausgeholt werden.
Zu Lebzeiten von Karl Marx, im 19. Jahrhundert, diente die christliche Religion noch der Rechtfertigung blutiger Herrschaft. Die Notwendigkeit absolutistischer Monarchien, die Bekämpfung demokratischer Bestrebungen ebenso wie koloniale Ausbeutung und Unterdrückung wurden mit ihr begründet. Religionskritik war damit auch eine politische und für ihre Betreiber nicht ungefährliche Angelegenheit. Auch wenn die Geschichte des Christentums mit Blut geschrieben wurde, in der Gegenwart immer noch Kinder von Bischöfen missbraucht werden und in weiten Teilen der Welt die islamische Rechtssprechung der Sharia brutalst durchgesetzt wird, so ist Religion doch wenigstens im heutigen Europa weitgehend Privatsache geworden. Sie ist zudem sogar eine der wenigen Bereiche, in welchen die Idee eines versöhnten Zustands noch formuliert wird. Im Christentum bspw. geschieht dies zwar mit dem Verweis darauf, dass einer Minderheit von Menschen das Paradies nach dem Tod gegönnt ist, jedoch beinhaltet diese Vorstellung bereits den Gedanken, dass dem bürgerlichen Materialismus nicht das letzte Wort gebührt. Wer auf einen friedvollen Zustand im Jenseits hofft, der spricht klar aus, dass die heutige Welt schlecht ist, dass in ihr Menschen leiden und diese Form des Zusammenlebens nicht das Ende der Geschichte sein kann. Dies könnte man zwar als ein Zugeständnis an die Kritik bestehender Verhältnisse betrachten, jedoch wird sich im Folgenden zeigen, dass genau jener religiöse Versuch der Versöhnung letztlich zur Verewigung menschlichen Leids führt und damit nach wie vor nichts anderes ist als die Stabilisierung blutiger Herrschaft.
Egal ob im Christentum, im Judentum oder dem Pantheismus, Grundlage einer jeden Religion ist die Trennung der Welt in eine materielle und eine geistige Sphäre. Es spielt keine Rolle, ob man sich Gott als Mann mit langem Bart oder als wirkendes Prinzip vorstellt, da jegliche religiöse Welterklärung behauptet, dass jener „Gott“ nicht konkret erfahrbar, nicht direkt zu sehen, zu fühlen oder zu riechen ist. Gott als Schöpfer, als diffus wirksamer Geist oder als was auch immer ist stets nur die Ursache des Lebens und der Bewegung. „Gott steckt in allem“ heißt dabei soviel wie „Gott IST alles“. Die Dinge unserer Lebenswelt sind nur durch ihn so, wie sie sind. Deswegen besagt diese Trennung der Welt in verschiedene Sphären nicht einfach nur, dass es zwei von ihnen gibt, sondern die geistige klar den Vorrang hat.
Jene religiöse Zweiteilung der Welt ist damit der Versuch, ihr einen Sinn zu geben; der Versuch, das Leid dieser Welt nicht kalt als das was es ist zu begreifen, sondern zu hoffen, dass es mit ihm etwas auf sich haben muss, was wir als beschränkt materielle, als nicht absolute Wesen unsere Lebzeit lang weder begreifen noch erfahren können. Als wesentlicher Charakter jeder Religion muss diese Sinngebung zwar nicht böswilliger Intention sein, jedoch hat sie logisch zu Ende gedacht fatale Folgen für die Bedeutung der Menschen. Denn wenn die geistige Sphäre schöpferisch und wirkend sein sollte, dann ist jene der Materialität gelenkt, öde und allein bedeutungslos. Wenn Gott alles ist, dann sind die wirkliche Welt und die Menschen nichts mehr und Wenn Gott für die Wahrheit, die Gerechtigkeit, das Gute, das Schöne, die Macht und das Leben steht, dann steht die Menschheit für die Lüge, das Schlechte, das Übel, die Hässlichkeit, die Ohnmacht und den Tod.
Es gilt, dass wer A sagt, auch B sagen muss: ob Verfechter der Religion wollen oder nicht, ihr Gedanke zieht unweigerlich nach sich, dass, wenn Gott existiert, der Mensch gelenkt, ohnmächtig und für immer unfreier Sklave eines absoluten Prinzips oder Wesens sein wird. Der Mensch kann und soll aber frei sein, also existiert Gott nicht. Jeglicher Gottesgedanke, ob lieb gemeint oder nicht, steht somit der Idee einer menschlichen und bewusst eingerichteten Gesellschaft und der Forderung nach ihr diametral entgegen. Die Ablehnung jeder religiösen Welterklärung ist somit Grundvoraussetzung einer Kritik bestehender Verhältnisse, welche auf die Befreiung der Menschen von gesellschaftlichen Zwängen hinauslaufen will.
Der Gedanke, die Welt nicht durch Gott zu erklären, ist allerdings geschichtlich betrachtet noch relativ jung. Religion als Versuch, seine Umwelt zu beschreiben und ihr einen Sinn zu geben, war also das erste Aufblitzen menschlicher Vernunft, die Geschichte des Aufstiegs und Verfalls der Götter, ihre Entwicklungsgeschichte. In diesem Sinne sollte man allerdings jene religiöse Form der Reflexion als verkehrte Bewusstseinsform beschreiben, da die Menschen immer, wenn sie in sich oder in der Natur eine Fähigkeit, eine Kraft o.ä. entdeckten, diese maßlos übertrieben mit den Göttern identifizierten. Als Beispiele seien hier nur erwähnt, dass eine gelungene Bearbeitung der Natur, bspw. eine reiche Ernte o.ä., als Gnade oder Wohlwollen der Götter betrachtet und eigene gesellschaftliche Leistungen noch zusätzlich mit Opfern oder Gebeten honoriert wurden. Auch die Vorstellung, dass der Mensch bspw. durch seine Triebe dem Tierreich und durch seine Vernunft dem der Götter nahe komme, kann man dieser falschen Bewusstseinsform anrechnen, da die Vernunft ja gerade charakterisierend für die Einzigartigkeit des Menschen und nicht die irgendeines Gottes ist.
Der Gedanke, Religionen nicht nur als Hirngespinst und naiven Gedankengang, sondern als verkehrte Formen des Bewusstseins zu beschreiben, geht historisch auf Ludwig Feuerbach zurück, welcher erstmals die Idee formulierte, dass das, was die Menschen in Gott vergegenständlichen, die Art, wie sie sein Wesen charakterisieren und ansehen, eigentlich ihrem eigenen Wesen entspricht. Der Grund, diesen Prozess als Verkehrung zu beschreiben ist, dass etwas ureigenst dem Menschen Angehöriges wie bspw. die Fähigkeit, auf seine Umwelt bewusst einzuwirken, in Gott personalisiert wird und dadurch schließlich eine Schöpfung der Menschen so erscheint, als ob sie überhaupt erst Schöpfer der Menschen wäre. Die Gedankenleistung ist dabei eine doppelte: zunächst die Entäußerung eigener Fähigkeiten in eine göttliche Gestalt und daraufhin die Verkehrung, eben das Produkt des Geistes so anzusehen und anzubeten, als ob man selbst nur durch jenes geschaffen und bestimmt wurde. Nach Feuerbach sind Religionen somit eine Entfremdung des menschlichen Wesens von sich selbst, weil man zu ihm in verkehrter Form aufschaut.
Meines Erachtens ist diese Position zwar ein enormer Fortschritt in der Kritik der Religion gewesen, jedoch stellen sich bei ihr ebenfalls einige konzeptionelle Probleme. Zum Beispiel setzt ein so ausgelegter Begriff der Entfremdung zwangsweise den Begriff eines menschlichen Wesens „wie es wirklich ist“ voraus. Diese Wesensbestimmung des Menschen im Sinne einer positiven Anthropologie findet sich dann auch eindeutig bei Feuerbach:
„Aber was ist denn das Wesen des Menschen, dessen er sich bewußt ist, oder was macht die Gattung, die eigentliche Menschheit, im Menschen aus? Die Vernunft, der Wille, das Herz [...] Die göttliche Dreieinigkeit im Menschen über dem individuellen Menschen ist die Einheit von Vernunft, Liebe, Wille [...].
[Diese] sind keine Kräfte, welche der Mensch hat – denn er ist nichts ohne sie, er ist, was er ist, nur durch sie – sie sind, als die sein Wesen [...] begründenden Elemente, die ihn beseelenden, bestimmenden, beherrschenden Mächte – göttliche, absolute Mächte, denen er keinen Widerstand entgegensetzen kann.“(2)
Abgesehen davon, wie wenig Platz diese Konzeption für die Individualität des Menschen lässt, ist es ein sehr kleiner Schritt von der Bestimmung des menschlichen Wesens hin zu der Anmaßung, eine Gesellschaftsordnung entwerfen zu können, welche dann angeblich diesem Wesen gerecht würde. Auch diesen Schritt geht Feuerbach in seinen Forderungen:
„Wo es Ernst mit dem Recht ist, bedürfen wir keiner Anfeuerung und Unterstützung von oben her. Wir brauchen kein christliches Staatsrecht: wir brauchen nur ein vernünftiges, ein rechtliches, ein menschliches Staatsrecht.“(3)
Und nicht nur dass die Feuerbachsche Konzeption der Religionskritik auf einen bürgerlichen Staat hinausläuft, in dessen abstrakter Bestimmung des Gesetzes immer von den konkreten Eigenschaften des Individuums abgesehen werden muss, auch kann er mit der Darstellung eines verkehrten Bewusstseins die Gedankenform von Religion zwar beschreiben, jedoch ist es auch ihm nicht möglich, die Existenz von Religionen zu begründen in dem Sinne, dass er fähig wäre, die Notwendigkeit und den Vorgang ihrer Herausbildung zu entschlüsseln.
Genau an diesen Problemen im Feuerbachschen Denken setzt Karl Marx u.a. in seinen „11 Thesen zu Feuerbach“ oder der „Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ an. Die Diskussionen, welche mit der marxschen Feuerbach-Kritik verbunden sind, würden in Gänze ausgeführt wohl diesen Rahmen um einiges sprengen, weswegen sich im Folgenden nur mit den die Religionskritik betreffenden Standpunkten beschäftigt werden soll.
Die Ansicht, das religiöse Denken als Verkehrungsform menschlichen Bewusstseins zu begreifen, teilt Marx zwar, doch kritisiert er den Feuerbachschen Materialismus als eine Methode, welche sozusagen nicht bereit ist, die letzten Schritte zu gehen. Zwar löst Feuerbach durch seine Entfremdungstheorie die religiösen Hirngespinste in ihre weltlichen Grundlagen auf, aber „daß die weltliche Grundlage sich von sich selbst abhebt und sich ein selbstständiges Reich in den Wolken fixiert, ist nur aus der Selbstzerrissenheit und dem Sichselbstwidersprechen dieser weltlichen Grundlage zu erklären. Diese selbst muß also erstens in ihrem Widerspruch verstanden und sodann durch Beseitigung des Widerspruchs praktisch revolutioniert werden.“(4)
Die Hauptaufgabe besteht nach Marx also zum Einen in der Kritik eines gesellschaftlichen Zustandes, in dem es Menschen nötig haben, die Verwirklichung ihrer Bedürfnisse und Träume von ihren realen Handlungen und Möglichkeiten getrennt, als Erlösung nach dem Tod zu betrachten. Und zum Anderen, als direkte Kritik an den konkreten Menschen, welche religiösen Denkmustern verfallen sind. Als „Opium des Volks“(5) erfüllt Religion nämlich den Zweck, einen eigentlich unzumutbaren, schmerzvollen Zustand, durch Täuschung oder, im Sinne dieser Metapher, durch Betäubung erträglich zu machen. Zunächst nur im Bezug auf das in Europa vorherrschende Christentum bedeutet dies, dass mit der religiösen Bürde, im Diesseits ein Jammertal zu durchschreiten ist, um nach dem Tod das Paradies zu erfahren, gewissermaßen die Möglichkeit eines „Paradies auf Erden“, ebenso wie seine praktische Einrichtung als gesellschaftlicher Zustand, schon von vornherein verneint und als unmöglich abgetan wird. Und eben in dieser Funktion, untätig und hingebungsvoll die Unzumutbarkeit kapitalistischer Vergesellschaftung zu akzeptieren, ist Religion auch heute noch eine wichtige Stütze zur Stabilisierung moderner Herrschaft (womit keineswegs die irgendwelcher Personen gemeint ist, sondern der strukturelle Zwang, an der selbstzweckhaften Vermehrung von Geld teilzuhaben, um das eigene Überleben sichern zu können).
Die Kritik der Religion kann also keineswegs nur bedeuten, der grausamen Wirklichkeit nüchtern und rational ins Gesicht zu sehen, bloß um an ihr zu leiden, sondern, „Die Forderung, die Illusion über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusion bedarf.“(6) Die marxsche Kritik hat also auch eindeutig das Anliegen, die Menschen im doppelten Sinn des Wortes zu enttäuschen(7). Zum Einen indem sie selbstverständlich die Hoffnung religiöser Menschen zerstört, die kalte Wahrheit ausspricht, dass es nach dem Tod gar nichts mehr, weder Freude, noch Leid, noch Erlösung gibt und zum Anderen indem sie will, dass die Menschen nicht mehr einer Täuschung verfallen sind, sondern real um die Verwirklichung ihres Glücks kämpfen.
Nur in dieser Konsequenz kann man die Kritik der Religion als „Vorraussetzung aller Kritik“(8) beschreiben – in der Konsequenz, dem Leiden der Menschen in der Realität ein Ende zu machen und nicht in der ideellen Hingebung an ein göttliches Versprechen. Es ist somit „zunächst die Aufgabe der Philosophie [...], nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.(9)
Die eigentliche Aufgabe einer Gesellschaftskritik in der Tradition von Marx beginnt sozusagen erst an diesem Punkt. Mit der Fixierung auf das konkrete Leid der Individuen in der kapitalistischen Gesellschaft kann überhaupt erst die Intention einer unerbittlichen Analyse des Bestehenden begründet werden. Diese Intention kann niemals eine der abstrakt wissenschaftlichen Untersuchung sein, weswegen eine Religionskritik nur vor folgenden letzten Sätzen Sinn macht, welche sozusagen die Basis ebenso wie der Antrieb für das Lebenswerk von Karl Marx waren:
„Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“(10)

Fußnoten

(1) MEW Bd.1; S. 378
(2) Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums, in sämtl. Werke, neu herausgegeben; Stuttgart 1960, Bd.6, S.3 f
(3) ebenda, S. 330
(4) MEW Bd. 3, S. 6
(5) MEW Bd. 1, S. 378
(6) ebd. S. 379
(7) „Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte, wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege.“ a.a.O.
(8) siehe Fußnote 1
(9) siehe Fußnote 6
(10) ebd. S. 385


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last modified: 28.3.2007