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Die Zensurabteilung des Conne Island

Die Kunst ist frei?, 9.7k Die Kunst ist frei?, 9.7k
Die ZAC hat ihren Sitz im Keller des Conne Island. Wenn man das Glück hat, die Räume betreten zu dürfen, fallen als erstes die angestrahlten übergroßen Konterfeis von finster und wichtig schauenden betagten Männern auf, die an der gegenüberliegenden Stirnseite des länglichen Raumes hängen, in den man durch eine schwere und knarrende Tür hereingelassen wurde; die aus Balken und dicken Brettern gezimmerten Bücherregale tragen lange verstaubte graue Bücherreihen, die wie fette Linien den Raum durchziehen und den Blick immer wieder zu den mahnenden Konterfeis zwingen. Auf den Schreibtischen, die sich paarweise und schwer gegenüberstehen, liegen stapelweise Akten, die Namen tragen und mit grünen oder roten Stempeln versehen sind; die Papierkörbe, die wie brachliegende Müllhalden hier und da aus dem Fußboden ragen, sind überfüllt mit Aschenbecherinhalten, Café-Filtern und CD-Booklets. Man bekommt schwer Luft. In den Räumen ist eine unangenehm schwere arbeitsame Stimmung, es hängen dicke Rauchschwaden in der Luft, die nur dann aufgewirbelt werden, wenn ein Mitarbeiter der ZAC plötzlich aus seiner Schreibtischhaltung emporschießt und mit ausgestrecktem Zeigefinger wild gestikulierend eine Passage einer Band zitiert und dieser, als könnte sie ihm antworten, noch ein paar auswendig gelernt klingende Paraphrasen hinterherschickt, in die die anderen Mitarbeiter murmelnd und beistehend einstimmen.
Das neuste Propaganda-Machwerk der Abteilung befindet sich übrigens in diesem Heft – unter dem Titel: Endlich nicht mehr fremd im eigenen Land.

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last modified: 28.3.2007